106 Fahrzeuge und einige Automobilia, darunter auch ein Coventry Climax Motor, versteigerte RM/Sotheby’s vom 19. bis 28. Februar 2021. Das wäre ja an und für sich noch nicht ungewöhnlich. Speziell war sicher, dass die Versteigerung nur online stattfand und die Fahrzeuge über den halben Erdball verteilt waren. Entsprechend bot man als Interessent auf Autos, die in den USA, in Europa, aber auch in Abu Dhabi abzuholen waren. Die ersten etwa 50 Lots stammten aus Europa, dann folgten rund 60 USA-Lots und schliesslich noch eine Schweizer Porsche-Neoklassiker-Sammlung.
Die 106 Fahrzeuge sind im Schnitt gut 41 Jahre alt, es hatte auch ein paar Traktoren und ein Motorrad darunter. Das grösste Markenkontingent stammte von Porsche, gefolgt von Chevrolet, Mercedes-Benz, Ferrari, Ford, Alfa Romeo und Rolls-Royce. Auch daran konnte man erkennen, dass hier eine ungewöhnliche Zusammenstellung von Einlieferungen vorlag.
Das Spektrum war denn auch gross und reichte vom Superklassiker bis zum Gebrauchtwagen, ein Fiat Coupé 2.0 16V Turbo von 1995 war genauso dabei wie ein Aston Martin Vantage Le Mans V600 von 2000 oder ein Packard 2-25 Twin Six Runabout von 1917.
Rolls-Royce-Klassiker als Überflieger und Taucher der Versteigerung
Es ist nicht immer einfach, das Käuferinteresse für Autos abzuschätzen. Bei zwei Rolls-Royce jedenfalls lagen die Spezialisten von RM/Sotheby’s doch einigermassen daneben.
Ein Rolls-Royce Camargue von 1983 wurde statt für EUR 50’000 bis 80’000 für immerhin EUR 101’200 (CHF 111’209) verkauft, ein sicherlich gutes Ergebnis für das von Pininfarina gestaltete Coupé.
Am anderen Ende des Spektrums wurden dann aber für einen Rolls-Royce Silver Shadow LWB von 1971 nur gerade USD 7259 geboten, was zu einem Verkaufspreis von gerade einmal EUR 6620 führte und die Erwartung von EUR 20’500 bis 24’600 doch deutlich verfehlte.
Viel Interesse an SL73
Begeistert reagierten die Bieter dafür für einen Mercedes-Benz SL 73 AMG der Baureihe R129.
Schon lange vor Auktionsende war der Estimate übertroffen und am Schluss kostete das dunkle Cabriolet immerhin EUR 170’500 oder CHF 187’363.
Hot-Rod-Ferrari 250 GTE findet neuen Besitzer
Ungewöhnlich war der angebotene Ferrari 250 GTE mit Chassisnummer 3723 GT aus dem Jahr 1962. Das schwarze Coupé gehörte u.a. Jay Kay, dem Gründer der Musikformation Jamiroquai, und es wurde viel Geld investiert. Dabei machte man den Wagen mit einem 320 PS starken Colombo-V12 schneller, so dass der Wagen wohl zurecht den Zusatz “Hot Rod” trug.
Optisch sah man ihm die Leistungsfähigkeit nicht an, der Schätzpreis wurde mit USD 675’000 bis 725’000 angegeben. Immerhin war da auch der Originalmotor mit dabei.
Ganz erreicht wurde der Estimate zwar nicht, aber mit EUR 566’060 oder CHF 622’044 zog sich der Ferrari ganz leidlich aus der Affäre.
Hochgejubelter Lamborghini Countach
Deutlich mehr brillieren konnte aber ein Lamborghini Countach LP5000 S von 1984, angeboten zu einem moderaten Schätzwert. Der Wagen befand sich seit 1984 in derselben Familie in den USA und hatte (als deutsche Erstauslieferung 48’005 km auf dem Tacho).
Mit einem Verkaufspreis von EUR 232’815 (CHF 255’841) wurde der route Countach praktisch für das Doppelte des Schätzwerts verkauft.
Alfa-Raritäten mit gemischtem Ergebnis
Wenn man an Alfa-Klassiker an Auktionen denkt, dann fallen einem der Montreal, der Bertone oder vielleicht die Zagato-Spezialitäten RZ/SZ ein. Das Angebot bei RM sah aber komplett anders aus, denn es wurden ein Alfasud, ein Alfa 33 und ein Alfa Romeo 147 angeboten, ergänzt um einen GTV6 2.5 von 1984. Bei letzterem handelt es sich um eine Gruppe-A-Version von Autodelta, vorbereitet für die Einsätze im Rallye-Sport.
Noch spezieller war allerdings der zweimotorige Alfasud von 1974, dem Tuner Wainer 1977 einen zweiten Motor über die Hinterachse gab und die Leistung und die Anzahl angetriebener Räder damit verdoppelte. EUR 80’000 bis 120’000 waren allerdings ein deftiger Schätzwert für dieses Experimentalauto und die wollte dann auch niemand bieten. Bei EUR 68’000 war Schluss, nicht genug für einen Verkauf.
Da war der 147 GTA von 2003 deutlich erfolgreicher, denn mit einem Verkaufspreis von EUR 26’950 landete der Fronttriebler mit dem schönen Busso-V6 ziemlich genau in der Mitte des Schätzwerts.
Noch etwas günstiger war ein gut erhaltener Alfa 33 1.5 4x4 Sport Wagon von 1988. Hier reichten EUR 9350 für den erfolgreichen Kauf, während für den GTV6 von 1984 EUR 66’000 eingesetzt werden mussten.
Verschmähte italienische Exoten
Die Alfas waren zwar aussergewöhnlich, aber die Liste der italienischen Exoten war deutlich länger. So kam ein Cisitalia 202 SC Cabriolet unter den Hammer. Dabei handelte es sich um das Chassis 118 SC aus dem Jahr 1950, eines von etwa 60 gebauten Exemplaren. Der angebotene Wagen wurde vermutlich bei Vignale eingekleidet, hatte den 1,1 Liter grossen 60-PS-Motor mit Fiat-Wurzeln unter der Haube und fuhr unter anderem schon in Uruguay, Italien, Österreich und Deutschland.
Der Einlieferer erwartete EUR 400’000 bis 450’000 für diese Rarität, das Höchstgebot von EUR 320’000 reichte für einen Zuschlag nicht aus.
Etwas günstiger eingeschätzt, aber kaum weniger exotisch war einer der seltenen Lancia Hyena Zagato von 1994. Der grüne Wagen mit Chassisnummer ZLA831AB000579320 wurde auf EUR 160’000 bis 200’000 geschätzt, kam aber nicht über EUR 145’000.
Gemischtes Interesse für Vorkriegsautos
Die Vorkriegsfraktion war rein amerikanisch, zwei Packard, ein Pierce-Arrow und ein Oldsmobile Two Door Travel Sedan von 1938 kamen unter den Hammel, letzterer blieb als einziger stehen.
Für den Packard 2-25 Twin Six Runabout von 1917 wurden EUR 95’865 (CHF 105’346) bezahlt, für den Packard Eight Sedan von 1936 (EUR 14’608 (CHF 16’053) und für den Pierce-Arrow Eight Enclosed Drive Limousine von 1936 EUR 40’172 (CHF 44’145). Nur dieser Pierce-Arrow lag über den Ewartungen, die anderen drei deutlich darunter.
Fast gesamte Porsche-Sammlung aus der Schweiz mit neuen Besitzern
Bei den letzten sieben Lots handelte es sich allesamt um Porsche-Neoklassiker aus einer Schweizer Sammlung. Es war eigentlich fast alles dabei, was sich ein Porsche-Sammler, der lieber moderne Autos hat, erträumen könnte, so z.B. ein gelber Porsche Carrera GT von 2005, ein 918 Spyder von 2015 oder ein 911 Sport Classic von 2010. Gefahren waren sie alle nicht viel, vor allem die neueren Typen blieben im vierstelligen Kilometerrahmen.
Nur der 911 GT2 RS von 2011 (Maximalgebot EUR 358’800) wurde nicht verkauft, die anderen Sportwagen konnte alle mit einer Ausnahme bei etwa 77 bis 92 % des mittleren Schätzwerts zugeschlagen werden.
Am besten schlug sich der 911 R von 2016 für den EUR 379’500 und damit mehr als erwartet bezahlt wurden.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | EUR Est von | EUR Est bis | EUR HG | EUR VP | CHF VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
107 | Fiat 900T "Garage Francorchamps" Service Van | 1978 | 20'000 | 25'000 | 25'000 | 27'500 | 30'250 | +22.22%
|
V |
108 | BMW M Coupé | 1998 | 45'000 | 55'000 | 42'000 | N | |||
109 | Chevrolet Corvair 95 Rampside | 1962 | 35'000 | 40'000 | 28'000 | N | |||
110 | Maserati Biturbo Si Black | 1987 | 20'000 | 30'000 | 11'500 | 12'650 | 13'915 | -49.4%
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V |
111 | De Sanctis Formula Junior | 1958 | 45'000 | 55'000 | 42'000 | N | |||
112 | Porsche 911 T 2.2 Targa | 1971 | 75'000 | 90'000 | 69'000 | 75'900 | 83'490 | -8%
|
V |
113 | Jaguar XJS V-12 Le Mans Special Edition | 1988 | 25'000 | 30'000 | 17'000 | 18'700 | 20'570 | -32%
|
V |
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