An zwei Abenden lud RM/Sotheby’s am 18. und 19. Januar 2018 ihre zahlungskräftigen Kunden ins Arizona Bitmore Resort & Spa ein, um 126 Autos, einen Traktor und ein Boot an den Mann oder die Frau zu bringen. Die Interessenten und Bieter kamen in Strömen, schliesslich gab es ja auch eine interessante Auswahl an Fahrzeugen und Automobilia zu kaufen. An Geld mangelte es auch nicht, was sich schon darin zeigte, dass für einen Kotflügel eines Ferrari 250 GTO immerhin USD 28’800 bezahlt wurden, deutlich über dem Schätzwert von etwa USD 15’000.
Enttäuschung?
USD 65 Millionen wurden als Gesamterlös erwartet, da enttäuschten die tatsächlich erzielten USD 36 Millionen auf den ersten Blick. Tatsächlich aber lag die Verkaufsquote bei guten 87%, was sicherlich auch am hohen Anteil von gegen 70 Prozent Lots ohne Mindestpreis lag. Dass der durchschnittliche Verkaufspreis bei USD 325’000 anstatt 500’000 lag, war darauf zurückzuführen, dass unter den 11 nicht verkauften Autos einige der teuersten waren.
Jaguar D-Type nicht verkauft
Auf USD 12 bis 15 Millionen war der Jaguar D-Type von 1954 geschätzt. Unrealistisch war dies nicht, schliesslich hatte “OKV 2” als einer von fünf Werkswagen des Jahres 1954 mehrfach in Le Mans teilgenommen. Am Lenkrad wechselten sich damals Rennfahrerlegenden wie Stirling Moss und Mike Hawthorn ab. Eine weitgehend lückenlose Geschichte und eine geglückte Restaurierung schraubten die Erwartungen nach oben.
Doch die Bieter wollten nicht über USD 9,8 Millionen gehen, was dem Einlieferer, sicherlich beeinflusst durch den bei Gooding für fast ähnlich viel Geld angebotene Privatfahrer-D-Type, nicht genügte. Nicht verkauft!
Amerikanische Überflieger
Unter den deutlich über dem Schätzwert verkauften Autos, ein gutes Drittel der Lots wurden teurer veräussert als erwartet, fanden sich überraschend viele amerikanische Autos.
Ein International Scout II Traveler Custom von 1977 wurde für USD 128’800 (161% des Schätzwerts) ersteigert, der Meyers Manx DualSport S by Mendeola Motors von 1967 löste USD 75’600 (144%).
Die Shelby 427 Cobra ‘Semi-Competition’ von 1968 war dem Käufer USD 2,95 Millionen (EUR 2,42 Millionen, CHF 2,83 Millionen) wert, während der Schätzwert “nur” USD 2 bis 2,4 Millionen gelautet hatte.
Der Tucker 48, einst im Besitz des Firmengründers selbst und im Coppola-Film im schönsten Lichte gezeigt, fand für USD 1,8 Millionen (Estimate USD 1,25 bis 1,5 Millionen) in neue Hände.
Es gab aber auch europäische Autos, die ihren Schätzwert überflügelten, etwa das Taxi Austin Heavy 12-4 von 1934, das zum 2,3-fachen Estimate verkauft wurde oder der Rolls-Royce Silver Ghost Tilbury Sedan von 1926, das mit USD 131’600, also dem 1,65-fachen des Estimates überraschte.
Auch ein Austin-Healey 100 M “Le Mans” von 1956 bewies mit USD 218’400 (EUR 179’016, CHF 210’000), dass es beim klassischen Vierzylinder-Healey noch Luft nach oben gibt.
Ein BMW 2002 Turbo von 1974 wurde für imposante USD 145’600 (EUR 119’344, CHF 140’000) verkauft, ein Bugatti EB110 GT von 1993 für USD 967’500 (EUR 793’033, CHF 930’288).
Wenig gefragte Packard
Mit elf Vorkriegs-Packard zeigte RM einen interessanten Querschnitt dieser eleganten amerikanischen Luxusfahrzeuge. Allerdings konnten nur deren neun verkauft werden und sie lösten auch nur 85 Prozent des mittleren Schätzwerts, mit Ausschlägen zwischen 75 und 95 Prozent.
Der Graber-karossierte Packard Eight von 1933 und der teuerste offene Packard Twelve Touring mit Brunn-Karosserie von 1932 konnten nicht verkauft werden, die übrigen wurden für Preise zwischen USD 33’600 und 445’000 veräussert.
Enttäuschende Ferrari Sportwagen
20 Ferrari-Sportwagen (inklusive zwei Dino) kamen im Arizona Bitmore unter den Hammer, fast ein Drittel davon (das 250 GT Boano Coupé von 1957, ein 330 GTC von 1966, ein 330 GTS von 1967, ein 430 Scuderia von 2008, ein 512 TR von 1992 und ein 550 Barchetta von 2001) konnten nicht zugeschlagen werden.
Auch die Preise der verkauften Ferrari erreichten im Schnitt die Erwartungen nicht, 84 Prozent des mittleren Schätzwerts wurden durchschnittlich (selbst nach Aufrechnen der Kommission) bezahlt.
Dies lag allerdings auch an den sehr hohen Estimates. So hätte der Dino 206 GT von 1969 USD 625’000 bis 825’000 bringen sollen, verkauft wurde er für USD 423’000 (EUR 346’721, CHF 406’731), also 58 Prozent des Schätzwerts.
Das schöne Ferrari 212 Inter Ghia Coupé von 1952 war auf USD 1,6 bis 2 Millionen bewertet worden, USD 1,19 Millionen (EUR 973’361, CHF 1,14 Millionen) musste der neue Besitzer bezahlen.
Dies sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch die Sportwagen aus Maranello stolze Preise erzielten, ein Ferrari 250 GT Lusso von 1964 etwa kostete USD 1,68 Millionen (EUR 1,38 Millionen, CHF 1,62 Millionen), ein Ferrari 330 GTC von 1967 fand für USD 555’000 (EUR 454’918, CHF 533’564) in einen neue Garage.
Solide Ergebnisse bei den Superklassikern
Natürlich konnte RM/Sotheby’s neben den Ferrari-Sportwagen eine ganze Reihe weiterer Superklassiker anbieten, die im Schnitt durchaus auf solide Ergebnisse kamen.
Der Mercedes-Benz 300 SL Roadster von 1957 etwa wurde für USD 1,08 Millionen (EUR 887’705, CHF 1,04 Millionen) verkauft, die drei Jaguar E-Type Roadster der Serie 1 mit Jahrgängen zwischen 1962 und 1966 erzielten USD 193’200 bis 224’000.
Der Toyota 2000 GT von 1967 machte den Käufer um USD 665’000 (EUR 545’082, CHF 639’423) ärmer, der Porsche 959 “Komfort” von 1987 wurde vom Markt mit USD 1,16 Millionen (EUR 950’820, CHF 1,12 Millionen) bewertet.
Da kann man insgesamt nicht klagen, auch wenn nicht jeder Wagen einen neuen Auktionsrekord erzielt. Das Preis- und Bietniveau im Arizona Bitmore mag nicht ganz an die Exzesse vor zwei oder drei Jahren herangekommen sein, die Unterschiede aber waren gering und das Interesse vor Ort sicherlich gross.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen Fahrzeuge mit Schätzpreisen in USD sowie Verkaufspreisen in USD, EUR und CHF. Die Umrechnung erfolgte zum Tageskurs (1 EUR = 1.22 USD, 1 CHF = 1.04 USD). Die Spalte “NoR” kennzeichnet ohne Mindestpreis angebotene Fahrzeuge mit “ja”. In der Spalte “% Est” wird der Verkaufspreis mit dem mittleren Schätzwert verglichen. Alle Angaben ohne Gewähr.
Die Liste kann durch Klicken auf die Spaltenüberschriften nach Belieben sortiert werden.
| Lot | Fahrzeug | Jahr | USD Est von | USD Est bis | USD VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 115 | Austin Heavy 12-4 Low-Loading Taxi by Strachan | 1934 | 15'000 | 20'000 | 40'320 | 38'707 | 33'062 | +130.4%
|
V |
| 116 | Buick Special Convertible Coupe Custom | 1937 | 30'000 | 35'000 | 45'920 | 44'083 | 37'654 | +41.29%
|
V |
| 117 | Buick Series 24-Six Touring | 1924 | 20'000 | 25'000 | 20'160 | 19'353 | 16'531 | -10.4%
|
V |
| 118 | Ford Roadster Street Rod | 1932 | 30'000 | 40'000 | 28'000 | 26'880 | 22'960 | -20%
|
V |
| 119 | Ford Super DeLuxe Station Wagon | 1946 | 50'000 | 60'000 | 62'720 | 60'211 | 51'430 | +14.04%
|
V |
| 120 | Ford Model T Center-Door Sedan | 1919 | 15'000 | 18'000 | Z | ||||
| 121 | Rolls-Royce Silver Wraith Saloon by Park Ward | 1950 | 40'000 | 60'000 | 56'000 | 53'760 | 45'920 | +12%
|
V |
Alle Angaben ohne Gewähr
Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis






































































































































































































































































































































































































































































































































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