Ferrari war für lange Zeit kein grosser Freund des “Heimatschutzes” und der Nostalgiepflege. Die Firma zeigte bis in die späten Neunzigerjahre nur ein sehr geringes Interesse an der eigenen Historie. Auf der ganzen Welt aber fanden sich private Sammler mit zum Teil unglaublichen Ferrari-Sammlungen.
Kein Sinn für Geschichte bei Enzo
Einzig Ferrari selbst konnte seine Firmengeschichte nie richtig in einem Museum zeigen. Praktisch alle Autos wurden damals verkauft oder gar verschrottet. Nicht mal von den Rennwagen wurde je ein Stück auf die Seite geschoben. Oft wurden die Vorjahresautos auch weiterentwickelt, umgebaut und weiter verwendet.
So fehlen einige Raritäten bis heute komplett. Als Musterbeispiel gilt da der 1961 eingesetzte 6 Zylinder F1 156, unter dem Namen "Shark Nose" besser bekannt. Man weiss, dass alle diese 1,5 Liter Autos verschwunden waren und erst heute wieder zwei Repliken existieren. Ein Auto liess Chris Rea für seinen Film "La Passione" bauen, ein weiteres entstand in England (wir haben darüber berichtet).
Im Geburtsgebäude Enzo Ferraris
Als sich in den Neunzigerjahren die Begeisterung für Ferrari mit Michael Schumachers Hilfe beinahe ins Unermessliche steigerte, musste endlich ein Museum her.
Die Galleria Ferrari in Maranello war Ferraris erstes Hausmuseum. Dieses zeigte sich meist mässig gefüllt mit Exponaten aus privaten Sammlungen.
Mittlerweile lernte man in Italien von den deutschen Artgenossen/Konkurrenten Porsche, BMW, Audi/Horch sowie Mercedes und man renovierte das Geburtsgebäude von Enzo Ferrari in Modena.
Das komplette ehemalige Büro des Commendatore, sowie die persönlichen Gegenstände wie Sonnenbrille, Füllfeder, Agenden des grossen Meisters sind nun in Vitrinen ausgestellt und mit Hilfe von Grossbildschirmen in futuristischer Aufmachung sind historische Filme seines Schaffens und seiner Erfolge zu sehen.
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Audi, Seat, Skoda
Modernes Museumsgebäude
Neben dem historischen Gebäude wurde ein Musterbeispiel moderner Architektur realisiert. Aus der Vogelperspektive sieht man eine riesige, gelbe Motorhaube mit den markanten Kühlschlitzen auf dem Boden liegen. Unter dieser Haube in der Via Paolo Ferrari 85 verbirgt sich das neue "Museo Casa Enzo Ferrari".
Dieses Gebäude ist so innovativ, wie es die Autos in der Ausstellung auch mal waren. Das doppelt gewölbte Aluminiumdach ist 3000m2 gross und wirkt wie eine dreidimensionale Skulptur.
Das britische Architekturbüro "Future System" unter der Leitung von Jan Kaplicky mit Andrea Morgante zeigt sich für den imposanten Bau verantwortlich.
Kein Ferrari im Ferrari-Museum?
Allein schon die Architektur ist beeindruckend, noch mehr aber dessen Inhalt. Man erwartet Fahrzeuge der Marke Ferrari, doch schon am Eingang wird man von einer Alfetta überrascht und das nächste Fahrzeug ist der Stromlinien-Mercedes W196 aus dem Jahr 1955.
Ein Ferrari-Museum ohne Ferrari? Die Erklärung ist schon bald gegeben. Es wird nicht eine permanente Ferrari-Ausstellung, wie es wohl von jedem erwartet wird, gezeigt, sondern es gibt Wechselausstellungen.
Im Moment werden Grand-Prix Rennwagen von 1938-1994 gezeigt. So also ist das Rätsel der Empfangsdame Alfa Romeo 158 von 1938 gelöst. Das geniale Auto aus dem Alfa Museum zeigt sich wie eine Skulptur in der modernen Galerie. Der Mercedes Benz W196, wie auch der Maserati 250F, der Lancia-Ferrari D50 und der Porsche 804 wirken wie Kunstwerke der Superlative in der weissen, organischen Umgebung.
Man kennt fast alle ausgestellten Autos, doch in dieser modernen Umgebung ist das Form-Empfinden wieder ganz anders.
Ein besonderer Tecno und ein einzigartiger Cooper
Ein ganz interessantes Einzelstück ist der Tecno Goral E731. Die kleine Firma Tecno baute für die Saison 73 gleich zwei verschiedene Autos. Das schnellere der beiden war das Auto für McCall. Der E731 von Gordon Fowell, absolut erfolglos, kam nur bei ein oder zwei Grand Prix zum Einsatz. Dieses Auto fand dann den Weg nach Paris ins Hauptquartier von Martini Racing, wo es jahrelang die Empfangshalle dekorierte.
Ein weiteres weniger bekanntes Auto ist der Cooper-Maserati T81 von 1967. Dieses letzte Werks-Auto von 1966 mit der Chassis-Nummer 9005 wurde an die Scuderia Filipinetti verkauft. 9005 bekam aber die Chassis Nummer 4/66 und den V12 Motor eines Vorgängers um die im Carnet eingetragenen Zollbestimmungen des Vorbesitzers Guy Ligier zu erfüllen.
Doch noch Ferrari-Monoposti
Aber dann kommen sie doch noch, die roten Ferraris: Das Weltmeister-Auto von Jody Scheckter, der 312 T3 von 1979 und von Niki Lauda der 312T von 1975. Regazzonis 312 und Berger`s "Entenschnabel" der F1-89 von John Barnard.
Dazu gesellen sich noch zwei Autos des unvergesslichen Brasilianers Ayrton Senna. Der McLaren-Honda MP4-4 von 1988 und der Williams FW15D 1994 - zwei extrem geschichtsträchtige Fahrzeuge.
McLaren gewann mit dem MP4-4 alle Rennen der Saison, bis auf den Einen, den GP Italien in Monza. Auch dieses Rennen war eigentlich schon lange gewonnen, als Senna beim Überrunden von Schlesser abgeschossen wurde und so dem Ferrari von Gerhard Berger den Sieg übergab. Der Williams beendete am 1. Mai 1994 die grandiose Karriere des beliebten Brasilianers.
Da die Formel 1 nächstes Jahr ein Wiedersehen mit den Turbomuseum feiert, darf auch der erste aufgeladene Grand-Prix-Siegerwagen nicht fehlen: Jean-Pierre Jabouilles Renault RS10 von 1979.
Zwei Alfa-Romeo F1 aus der Fast-Neuzeit
Zum 60-Jahr Jubiläum von Autodelta fanden auch noch zwei Alfa Romeo den Weg von Milano nach Modena. Der 1983er 183T von Andrea de Cesaris sowie Carlos Paces Brabham-Alfa Romeo BT45 von 1976.
Lohnenswerter Besuch
Ein Stopp in Modena auf dem Weg in die Toskana oder an die Adria wird sich in Zukunft wohl öfter einmal lohnen.
Und auch ohne grosse Vororientierung, kann man sich jederzeit im "Museo Casa Enzo Ferrari" von der jeweiligen Ausstellung überraschen lassen.
Und wer sich trotzdem vorbereiten will, sei auf die Website des Museums verwiesen.
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Ich war im August in diesem Museum
Ein Gebäude wie ein Fussballstadion
Und der Inhalt Traumhaft verschiedene alte F1 Wagen
Helme von verschiedenen Fahrern
Da bleibt einem die Luft weg
Ich begreife nicht ,dass das Museum in Arese von
Alfa Romeo so vergammelt wird und immer noch
geschlossen ist