Sie war für 1,5 bis 2 Stunden angesetzt gewesen, die Versteigerung von RM Auction in Cernobbio. Doch sie dauerte über drei Stunden und die Bieter lieferten sich teilweise erbitterte Kämpfe um die angebotenen Raritäten, die grossteils selbständig, teilweise aber auch mit Schiebehilfe von BMW-Classic-Mitarbeitern vor dem Publikum auffuhren.
Die Verantwortlichen von RM Auction durften denn auch zufrieden sein. Über 27 Millionen Euro oder 30 Millionen CHF beliefen sich die Verkäufe (inkl. Bieteraufpreis), da schenken die 12% Bieterkommissionen schon tüchtig ein. 80 % der Lots wurden verkauft, acht der insgesamt 40 angebotenen Raritäten fanden keinen neuen Besitzer, darunter auch die beiden schönen Riva-Boote. 38% der zugeschlagenen Fahrzeuge gingen an Telefonbieter.
714’000 Euro oder 886’000 CHF betrug im Schnitt der Hammerpreis, über alles lagen die gebotenen Beträge klar über dem unteren Schätzpreis, in vielen Fällen wurde sogar der obere Estimate überboten. Vor allem die Ferrari-Sportwagen sorgten für dieses Resultat. Die räumliche und zeitliche Nähe zum Concorso d’Eleganza Villa d’Este dürfte sich also gelohnt haben und auch das Publikumsaufkommen mit über 600 Leuten, die grossteils tapfer in der Kälte (unter 10 Grad Celsius) ausharrten, zeugte von der sorgfältigen Vorbereitungsarbeit, die RM geleistet hatte.
Die Schlacht um den Ferrari 340/375 MM
Publicity hatte der Ferrari 340/375 MM Berlinetta Competitione von 1953 ja genug erhalten, schon in Paris an der Rétromobile zog er die Massen magisch an und auch an der Techno Classica in Essen war er stets umlagert.
Der Wagen war einer von drei Werks-375-MM, die 1953 an den 24 Stunden von Le Mans teilnahmen. Das Schwesterfahrzeug mit Ascari am Lenkrad fuhr dabei die schnellste Runde, doch nur die Berlinetta der Marzottos erreichte das Ziel, während das in der Versteigerung angebotene Auto, pilotiert von Hawthorn und Farina zwar auf den zweiten Platz vorrückte, dann aber wegen Nachfüllen von Bremsflüssigkeit disqualifiziert wurde. Später gewann derselbe Wagen dann mit Hawthorn und Magioli am Steuer die 12 Stunden von Pescara.
An “Race Pedigree” fehlte es dem Ferrari also nicht, am Aussehen schon gar nicht, denn Pininfarina hatte ganze Arbeit geleistet. Man konnte also gespannt sein, wieviel die Rarität einem Sammler wert war.
Doch die Beobachter wurden auf die Folter gespannt, denn erst sah es so aus, als ob bei rund sechs Millionen die Decke erreicht sein würde, das Limit war allerdings bereits erreicht. Doch noch immer gab es zwei Bieter im Raum und einen am Telefonapparat, die nicht aufgeben wollten. In Fünfzig- und Hundertausender-Schritten ging es langsam nach oben,
Auktionator Marc Girardo zählte den Wagen mehrfach herunter, doch erst bei 8,8 Millionen Euro (immerhin fast 11 Millionen CHF) senkte sich der Hammer endgültig.
Im Vergleich zu einem 250 GTO erscheint dies immer noch günstig, vor allem wenn man die Seltenheit des 340/375 MM berücksichtigt.
300 SL Roadster auf Rekordniveau
Der Schätzpreis hatte auf 650’000 bis 800’000 Euro gelautet, ein guter Preis für einen 300 SL. Doch offensichtlich hatten die Bieter tiefere Taschen. Über mehr als 15 Minuten stritten sich die potentiellen Käufer, bis bei 995’000 Euro der Hammer fiel. Damit bewegte sich der Zuschlagspreis in der Höhe der besten Abschlüsse bei Flügeltürern.
Dies dürfte unter anderem an der von Sammlern begehrten Konfiguration mit Scheibenbremsen, Hardtop, aber ohne Leichtmetallmotorblock gelegen haben. Zudem war der Wagen, der ursprünglich einem Schweizer gehört hatte, nur durch wenige Hände gegangen und hatte gerade einmal 34’000 km auf dem Tacho und war komplett restauriert worden. Das Publikum jedenfalls bejubelte den rekordhohen Preis.
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Günstiger MG K3
Einen hohen Preis hatte man auch beim MG K3 erwartet, denn allzu oft gibt es einen Werkwagen mit Mille-Miglia-Geschichte nicht zu kaufen und die K3 sind mit 33 gebauten Exemplaren besonders selten. Der Schätzpreis von 580’000 bis 700’000 Euro hatte die Renngeschichte und die Seltenheit von K3001 denn auch entsprechend berücksichtigt.
Doch offensichtlich liessen sich die Bieter nicht begeistern. Bei 250’000 Euro setzten die Gebote ein, doch schon bei 300’000 begannen sie zu stocken. Bei 360’000 Euro wollte Girardo den Wagen zurückziehen, doch ein Bieter setzten nochmals 5’000 Euro drauf und erhielt prompt den Zuschlag für den K3, bei gerade einmal 57% des durchschnittlichen Schätzpreises. Wahrlich ein guter Kauf und eine weise Investition!
Cisitalias zu exotisch?
Während die Ferraris allesamt gute Preise erreichten und teilweise die Erwartungen klar übertrafen, konnten sich die zwei Cisitalia - ein 202 SMM ‘Nuvolari’ Spyder und ein 33DF Voloradente - weniger gut in Szene setzen. Am Aussehen und am Zustand lag dies sicher nicht.