Bereits zum neunten Mal fand die Swiss Classic World vom 2. bis 4. Juni 2023 in Luzern statt. Die beliebte Oldtimermesse gehört inzwischen zur Saisoneröffnung wie das Abholen der Kennzeichen im Frühling.
An der Ausgangslage hat sich nichts geändert, vier Hallen und das Freigelände der Messe Luzern in der Allmend bieten die Basis für die grösste Oldtimermesse der Deutschschweiz, organisiert vom umtriebigen Bernd Link und seinem Team.
Fast zu perfekte Bedingungen
Hatte in vergangenen Jahren ab und zu das Wetter nicht mitgespielt, schien anfangs Juni 2023 fast durchwegs die Sonne. Die Temperaturen pendelten sich zwischen 15 und 25 Grad ein, perfektes Oldtimerwetter. Und tatsächlich war dann der Ansturm auf die Parkplätze so gross, dass sich riesige Schlagen und veritable Staus entwickelten. Wer zur falschen Zeit ankam, musste sich seinen Parkplatz zuerst mal suchen und auch einen längeren Fussweg in Kauf nehmen.
Das gute Wetter führte auch dazu, dass viele Besucher gerne auch draussen herumpilgerten, sei es beim privaten Marktplatz zwischen den Hallen 2 und 3 oder vor den Hallen, wo sich die Oldtimer trafen. Daher wirkten die Hallen manchem etwas weniger bevölkert, als man es von den Besucherzahlen – gemeldet wurden über 15'000 (eneuer Rekord) – eigentlich erwarten konnte.
Für die Aussteller war dies kein Problem, sie bevorzugten einen steten Strom von Interessenten, da dies einfacher zu verarbeiten ist als eine Traube um den Stand.
Das schöne Wetter bewirkte allerdings auch, dass die Besucher früher abzogen, um wohl am Abend noch ein Stück Fleisch auf den Grill zu legen.
Eine Branche gibt sich die Ehre
Die grossen Anbieter der Schweizer Klassikerszene waren fast komplett in Luzern angetreten, um ihre Fähigkeiten zu zeigen und Exponate zu präsentieren.
Bis auf den letzten Platz waren die Hallen gefüllt und mancher Anbieter hätte wohl gerne noch mehr Quadratmeter gemietet.
Rund 700 Autos
Insgesamt dürften rund 700 Autos aus 13 Jahrzehnten bereitgestanden haben, um von den Besuchern bewundert zu werden.
Franks Originale etwa zeigten einen Opel Manta, einen Spyker C8 und einen Mercedes-Benz 300 SL Roadster, bei Porsche Classic Zürich gab’s diverse Varianten von Porsche 911 und 356 zu kaufen, Lutziger Classic Cars stellten zwei berühmte Sauber Rennwagen, aber auch eine Ginetta G12, einen Bugatti EB110 und einen Porsche 911 Carrera RS 2.7 auf den Stand.
Gezeigt wurde ein sehr umfangreiches Spektrum an Fahrzeugen, vom Popp von 1898 bis zu Neoklassikern. Natürlich fanden sich viele Edelklassiker in den Hallen, aber es wurden auch Brot-und-Butter-Autos verschiedener Epochen gezeigt. Opel Rekord Olympia, Ford Popular oder Saab 99, es fehlte kaum etwas, wenn man breit interessiert ist.
Sogar Exoten wie den TVR Griffith oder einen Graham-Paige von 1929 konnte man anschauen und teilweise sogar anhören.
Projekte und Hochglanzklassiker
Und es waren keineswegs nur auf Hochglanz polierte Klassiker, die gezeigt wurden. Gerade die Restaurierungsspezialisten zeigten auch Autos am Anfang oder in der Mitte des Restaurierungsprozesses.
So konnte man bei Charles Menetrey die Rohkarosserie eines noch praktisch unrestaurierten Porsche 356 im Detail inspizieren, ein paar Meter weiter sah man einen halb aufgebauten Lancia Flaminia Sport Zagato oder die Überreste eines Fiat 2100.
Die VW-Spezialisten Brunner und Bachmann zeigten einen VW Käfer vor und nach der Restaurierung. An Anschauungsobjekte, um ins Gespräch zu kommen fehlte es auf jeden Fall nicht.
Alternativer Treibstoff in der Prüfung
AMAG Classic konnte dieses Jahr nicht mit einem Scheunenfund aufwarten, zeigte aber immerhin den in der Schweiz letzt-zugelassenen VW Käfer. Und daneben stand ein VW Golf GLS der ersten Serie, der heute als Forschungsobjekt mit Synfuel im Alltag gefahren wird, um die Auswirkungen von der EMPA und anderen Spezialisten wie Motorex überprüfen zu können.
Man geht davon aus, dass auch ein 50-jähriges Auto problemlos mit den neuen CO2-neutralen Treibstoffen betankt werden können, aber in diesem Falle will man es genauer wissen. Gut für die Branche!
Vielfalt auf dem Privatmarkt zwischen den Hallen
Gut besucht und ausgestattet war auch im Jahr 2023 wieder der Privatfahrzeugmarkt zwischen den Hallen 2 und 3.
Das Angebotsspektrum war auch hier breit, es reichte vom exotischen Puma oder MVS Venturi über den Hudson der Fünfzigerjahre bis zum Porsche 997.
Auch Autos von Ferrari, BMW und Mercedes-Benz waren natürlich zu finden, Vorkriegsklassiker genauso wie jüngste Youngtimer.
Versteigerung am Samstag Abend
Wer bis Samstag 17:00 noch kein Auto nach seinem Geschmack hatte kaufen können, für den war die Versteigerung der Oldtimer Galerie Toffen die nächste Chance. 43 Autos und zwei Motorräder kamen unter den Hammer.
Auch denen, die nicht mitbieten wollten oder konnten, dürfte die lebendige Auktion in der Halle 2 ein interessantes Erlebnis geboten haben.
Die Sieger der Youngtimerwahl
Youngtimer sind en vogue und sie sprechen ein jüngeres Publikum. Sie lassen sich oft mit geringeren Kosten kaufen und betreiben und sind zudem weitgehend alltagstauglich. Kein Wunder sind sie gerade bei Einsteigern beliebt. Welches die beliebtesten jungen Klassiker sind, dies wurde in einer grossen Umfrage, getragen von Swiss Classic World, zwischengas.com, AMAG und TMS, eruiert. Sechs Youngtimer in sechs Klassen wurden von über 3000 online abstimmenden Leuten ausgewählt.
Peugeot 205, Jaguar XJ, BMW Z3, BMW 850i, Lamborghini Diablo und Range Rover waren die Bestplatzierten. Sie alle wurden durch ein Leserauto von zwischengas.com auf dem gemeinsamen Stand von Zwischengas und der SwissClassics Revue gezeigt.
Und dass das Interesse an diesen Youngtimern gross war, das zeigte der grosse Ansturm auf den Stand in der Halle 1.
Am Sonntag Abend konnten zudem noch die Gewinner des Publikumswettbewerbs bekannt gegeben werden, die Glücklichen der ersten drei Preise wurden auf der Bühne in Halle 2 gleich öffentlich gefeiert.
Das grosse Youngtimer-Treffen mit Rundfahrt
Mit der Youngtimerwahl war das Thema aber noch nicht “gegessen”, für den Sonntag organisierten die Swiss Classic World zusammen mit dem Verkehrshaus und zwischengas.com auch noch eine Youngtimerfahrt, die in der Mall of Switzerland in Ebikon ihren Anfang nahm.
Bereits eine Stunde vor offiziellem Beginn fuhren die ersten Fahrzeuge ein und weitere 130+ Autos der Baujahre nach 1990 folgten. Interessant war die starke Beteiligung von Jaguar-, BMW- und Porsche-Fahrzeugen, während etwa ein Fiat Multipla oder ein Peugeot 206 eher zu den Exoten zählten.
Nach der Besammlung in der Mall of Switzerland zogen die Autos zunächst zum Verkehrshaus weiter, um schliesslich bei der Messe vorzufahren.
Leider trübte der bereits erwähnte Parkplatzstau die Anfahrt, zudem konnten die schönen Youngtimer leider nicht direkt vor den Hallen gezeigt werden, wo sie sicher noch für zusätzliche Aufmerksamkeit gesorgt hätten.
Taxifahrten und rollendes Museum vor den Messehallen
Während eine Oldtimermesse ja üblicherweise eine ruhende Veranstaltung ist, gab es vor den Hallen auch viele rollende Autos zu sehen. Besucher durften ihren Klassiker nämlich direkt vor der Messe parkieren und was sich hier an Fahrzeugen zeigte, hätte auch in den Hallen eine gute Falle gemacht.
Zu sehen waren unter anderem ein Lancia Stratos, ein Audi Quattro, ein BMW 507, Shelby Cobras oder ein Mercedes-Benz 300 SL.
Und wenn man zum richtigen Moment da war, dann konnte man die Abfahrt eines Bugatti 35 B mitverfolgen, vor 95 Jahren sorgten diese Wagen für Grand-Prix-Siege!
Auch einige Clubs trafen sich vor den Hallen und Kiwanis organisierte Taxifahrten mit spendewilligen Mitfahrern.
Zufriedene Gesichter
Nach drei Messetagen jedenfalls sah man vorwiegend zufriedene, wenn auch teilweise müde Gesichter. Ab 17:00 Uhr folgte der Abbau und begann das Warten auf die 10. Swiss Classic World, die in ungefähr einem Jahr wieder stattfinden wird.
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