Anlässlich der Rétromobile in Paris anfangs Februar 2024 trafen wir auch auf David Gooding, der auf seinem Stand “Gooding & Company” einen Mercedes Simplex und einen 300 SL zeigte.
Gooding & Company ist seit vielen Jahren für aufsehenerregende Versteigerungen verantwortlich, hat unzählige Auktionsweltrekorde gebrochen und über die 21 Jahre des Bestehens locker die Umsatz-Milliardengrenze überschritten. Alleine an der zweitägigen Pebble-Beach-Versteigerung 2023 wurden Fahrzeuge im Wert von über USD 93 Millionen vermittelt. Und damit gehört Gooding & Company zur “Premiere League” der Auktionshäuser. Für viele ist die Firma sogar die führende Kraft im internationalen Versteigerungsgeschäft.
So überrascht es auch niemanden, dass Gooding & Company Autos aus der inzwischen aufgelösten “Mullin Automotive Collection” versteigern wird in Amelia Island .
Benzin im Blut
Dass David Gooding heute klassische Autos versteigert ist kein Zufall, es wurde ihm sogar fast schon in die Wiege gelegt. Sein Vater war Kurator der auch international bekannten “Harrah's Automobile Collection” in Reno. Und er erlernte das Autofahren im Mercer Raceabout aus dem Jahr 1913. Dies prägt.
Zunächst aber erhielt der junge David eine vernünftige Ausbildung und studierte Philosophie und Wirtschaft am Skidmore College in Saratoga Springs. Doch das Automobil zog ihn magisch an und bald schon machte er Karriere bei Christie’s, wo er für für die Versteigerungen in den USA und Europa verantwortlich war. Für drei Jahre wechselte er als Präsident zu RM Auctions, um sich dann schliesslich 2003 selbständig zu machen als Mitgründer von Gooding & Company.
Liebt alte Autos
Den Mercer besitzt David Gooding immer noch, er hat auch einen Rolls-Royce Silver Ghost von 1914, den er gerne und viel fährt. Insgesamt gehören ihm heute fast ein Dutzend Autos, aber einer seiner absoluten Lieblinge ist der 300 SL aus dem Jahr 1958. Noch lieber hätte er wohl das Uhlenhaut Coupé 300 SLR gehabt, das vor zwei Jahren (nicht von ihm) versteigert wurde. Er bezeichnete diesen Wagen vor vielen Jahren einst als “Mona Lisa” unter den Automobilen.
Obwohl er auch restaurierte Autos schätzt, fühlt es sich stets zu original erhaltenen Wagen hingezogen. “Ich wuchs mit alten Autos auf, entsprechend liebe ich eine original erhaltene Lackierung und den Geschmack der gealterten Interieure”, lächelt Gooding im Gespräch.
Kein Wunder ist er vom Mercedes Simplex begeistert, den er anlässlich der Versteigerung in Amelia Island versteigern darf. Es ist für ihn eine Ehre, zumal er den Wagen seit Jahrzehnten kennt. Jenseits von zehn Millionen amerikanischen Dollars soll der Wagen bringen, wenn im Ende Februar 2024 der Hammer fällt.
- Batterien
Viele Veränderungen
“Als wir im Jahr 2003 mit Gooding & Company loslegten, war ich der einzige Verkäufer. Wir hatten nicht einmal eine Website. Und trotzdem schafften wir es, bei unserer ersten grossen Versteigerung anlässlich des Pebble Beach Concours Autos für 12 Millionen USD zu verkaufen und einen neuen Auktionsweltrekord für einen Duesenberg zu erzielen”, führt David Gooding zurückblickend aus.
Seither hat sich vieles verändert, nicht zuletzt auch mit der Covid-Phase. Auch Gooding & Co versteigert heute online (“geared online”). Und die Geschmäcker haben sich verändert.
“Vor 20 Jahren verkauften wir viele Packard, heute aber steht das ‘P’ eindeutig für Porsche”, analysiert Gooding das moderne Angebot. Zudem sei das Geschäft viel globaler geworden. Wenn ein wichtiges Auto unter den Hammer komme, dann bieten die Sammler rund um die Welt mit.
Gooding mag nicht alle neue Entwicklungen, so lehnt er etwa Auktionen im Geheimen (ein Konkurrent nennt sie “sealed bids”) eher ab, da er lieber auf Transparenz setzt.
Junge folgen
Gooding macht sich um die Zukunft des klassischen Automobils (und wohl auch um sein Geschäft) keine Sorgen. Er beobachtet den stetigen Generationenwechsel aufmerksam. Auch junge Leute würden von historischen Fahrzeugen angezogen. Und je mehr das moderne Automobil einem fahrenden Computer gleiche, umso stärker stechen die Qualitäten des alten Autos hervor. In den letzten Jahren begannen viele jüngere Leute, alte Autos zu sammeln. Sie seien mit viel Geld ausgestattet und strebten nach den besten Klassikern (“going for the best”).
Daher ist Gooding davon überzeugt, dass besondere historische Automobile ihren Wert immer behalten würden oder sogar weiterhin steigern könnten. Eher wertmässig leiden könnten in den nächsten Jahren dafür jene Autos, die in grossen Zahlen gebaut wurden und keine besondere Geschichte aufweisen würden.
Gute Einstiegsklassiker
Auf der Frage, welche Autos er denn heute als ideale Einstiegsoldtimer empfehlen könnte, verweist Gooding zunächst auf Porsche-Modelle wie den 911 oder 356. Er findet aber auch die britischen Klassiker der Sechzigerjahre attraktiv, von denen ja immer viele und zu vertretbaren Preisen auf dem Markt sind. Es müsse ja nicht unbedingt ein Aston Martin DB4 sein, wie er selber einen besitzt.
Savoir vivre
Dass man David Gooding in Paris antrifft, passt eigentlich sehr gut zu seinem Lebensstil und seinen persönlichen Präferenzen. Neben Autos interessiert er sich auch für Kunst und Musik (z.B. Beatles, Rolling Stones, Jazz und Blues) und er trinkt gerne guten Wein, obwohl er eigentlich ein “Beer Drinker” sei, wie er einst in einem Interview verriet.
Er kennt auch die Kronenhalle in Zürich gut, ein Restaurant, das für ihn seine Liebe für gutes Essen und Kunst in fast perfekter Weise verbindet.
Expansion nach Europa
Seit wenigen Jahren organisiert Gooding & Company auch Versteigerungen in Europa, fokussiert momentan aber noch auf Grossbritannien. Im Jahr 2024 findet die “Hampton Court Palace” Versteigerung am 1. September statt.
Eine Auktion in Paris könnte er sich zwar auch vorstellen, aber mit den heute bereits stattfindenden Veranstaltungen rund um die Rétromobile sei das Feld eigentlich bereits gut besetzt.
Man darf gespannt sein, welche automobilen Schätze David Gooding für die offizielle Pebble-Beach-Versteigerung im Sommer 2024 zusammentragen kann. Immerhin sei Pebble Beach und seine Versteigerungen so etwas wie der “Super Bowl” der Branche.





































































































Kommentare