Die Versteigerungen rund um den Concours d’Elégance von Pebble Beach gehören alljährlich zu den hochdotiertesten des Jahres. Wie jedes Jahr warteten auf die Bieter der Versteigerung von Gooding & Co am 16. und 17. August 2019 einige Leckerbissen.
Insgesamt repräsentierten die 139 Fahrzeuge einen Wert von fast USD 140 Millionen, was pro Lot einen Durchschnittswert von USD 996’000 bedeutete.
138 Automobile und ein Motorrad
Im Schnitt waren die Fahrzeuge, darunter ein Motorrad, 56 Jahre alt, das Altersspektrum reichte aber von 1910 bis 2019. 39 Prozent der Lots wurden ohne Mindestpreis angeboten.
107 Fahrzeuge (77 Prozent) konnten verkauft werden, im Schnitt wurde nicht ganz 73 Prozent des mittleren Schätzwerts geboten, so dass schliesslich etwa USD 77 Millionen (USD 717’653 pro Fahrzeug) zusammenkamen.
Ferrari, Porsche und Aston Martin
Die drei Sportwagenmarken Ferrari (29 Lots), Porsche (16) und Aston Martin (11) stellten die grössten Kontingente, gefolgt von Jaguar (9), Mercedes-Benz (8) und Alfa Romeo (6). Die europäischen Hersteller dominierten klar, die Amerikaner waren mit ihren Marken und in kleiner Anzahl vertreten.
Bei den angebotenen Ferrari fiel das junge Durchschnittsalter von nur 35 Jahren auf, während die Porsche-Delegation im Schnitt 41 alt war. Beide Marken erzielten im Schnitt ein Durchschnittsgebot bei 77 Prozent des mittleren Schätzwerts. Bei beiden Marken stach ein Auto heraus, bei Porsche der 356 B Super 90 Twin Grille Roadster von 1962, der für USD 610’000 über dem Schätzwert verkauft wurde, und bei Ferrari ein offener 365 GTC von 1969, der dem neuen Besitzer USD 852’000 wert war (Estimate USD 675’000 bis 750’000).
Der einmalige Super Flow blieb unverkauft
Der Alfa Romeo 6C 3000 CM Superflow IV von 1953 gehört sicherlich zu den prominentesten Showcars aller Zeiten. Nicht nur wurde er mehrfach umgebaut, er wurde auch an vielen Autosalons der Fünfziger- und Sechzigerjahre in immer neuer Form gezeigt. Eingekleidet wurde er als Superflow von Pininfarina und heute präsentiert er sich in der Version, die 1960 in Genf präsentiert wurde.
Chassis 0128 wurde auf USD 6 bis 8 Millionen eingeschätzt, mehr als USD 4,3 Millionen wollte aber kein Interessent bieten. Der Wagen wurde nicht verkauft.
Die Ferrari-Parade
Nur gerade der bereits beschriebene Superflow IV, ein Aston Martin DB4 GT von 1961 und ein Isotta Fraschini Tipo IM von 1913 (USD 3 bis 4 Millionen) schaffetn es, in die Ferrari-Phalanx der elf am teuersten eingeschätzten Automobile bei der Gooding-Versteigerung einzubrechen.
Am höchsten bewertet war der Ferrari 250 GT LWB California Spider von 1958 (Lot 044), der auf USD 11 bis 13 Millionen kommen sollte. Mehr als USD 9 Millionen wollte aber niemand bieten, trotzdem wurde der Spider für USD 9,905 Millionen verkauft.
Der zweitteuerste Wagen war ein Ferrari 250 GT Series I Cabriolet von 1958 und wurde mit USD 7 bis 8 Millionen bewertet. USD 6,8 Millionen reichten für den Kauf.
Auf Platz 5 folgte Niki Laudas Sieger-Grand-Prix-Monoposto 312 T von 1975, der ebenfalls 6 bis 8 Millionen kosten sollte und schliesslich für USD 6 Millionen in eine neue Boxe fand.
Amerikanische Rennwagen
Sie sind sicherlich nicht alltäglich, die amerikanischen Rennwagen der Vorkriegszeit. So zählt etwa der Chalmers Record Speedster von 1917 zu den grossen Raritäten, vor allem, da es sich beim angebotenen Exemplar mit Chassisnummer 111019 um ein ehemaligen Rekordjäger handelte.
Entsprechend hoch war denn der Wagen mit USD 350’000 bis 450’000 auch eingeschätzt. Mit USD 375’000 als Verkaufspreis schlug er sich knapp unter den Erwartungen.
Besser erging es dem Studebaker Special Indy Car von 1931, der auf drei Starts beim 500-Meilen-Rennen von Indianapolis und einen Sieg beim Pikes Peak Bergrennen im Jahr 1931 zurückschauen kann. USD 500’000 bis 750’000 waren für den Rennwagen geschätzt, geboten wurde exakt eine Dollar-Million. Inklusive Aufpreis kostete der Renner also USD 1,105 Millionen.
Und auch der Stutz Series S Bearcat von 1918 passte gut in diese Gruppe, stammt er doch vom selben Verkäufer (Robert W. Valpey Collection). USD 350’000 bis 425’000 waren für den Wagen mit Chassisnummer S-1743 angesetzt, USD 275’600 wurden bezahlt.
Gruppe-B-Festival mit Abstrichen
Noch deutlich sportlicher ging es bei den Strassenversionen der Achtzigerjahre-Gruppe-B-Rallye-Fahrzeugen zu. Gleich vier dieser raren Versionen, es wurden meist deutlich weniger als die geforderten 200 Exemplare gebaut, kamem bei Gooding in Pebble Beach unter den Hammer.
Der wertvollste der vier war ein Lancia Delta S4 Stradale S4 von 1985 mit weniger als 2500 km auf dem Tacho. Nun sollten dafür USD 600’000 bis 700’000 den Besitzer wechseln, mehr als USD 440’000 wollte aber kein Bieter einsetzen. Unverkauft.
Deutlich günstiger waren die Gruppe-B-Strassenversionen des Peugeot 205 T16 von 1984 (12’000 km, USD 200’000 bis 250’000) und des MG Metro 6R4 von 1986 (2100 Meilen, USD 175’000 bis 225’000) angesetzt.
Die Bieter kamen aber noch preiswerten zu ihrem Auto, der Peugeot kostete nur gerade USD 162’400, der MG USD 140’000, zwei echte Schnäppchen.
Noch preisgünstiger ging es allerdings mit dem Citroën BX 4TC von 1986, wer zu einem Gruppe-B-Auto kommen wollte. Hier reichten USD 61’600 (Estimate USD 80’000 bis 110’000) für den Kauf, obwohl auch dieser Wagen weniger als 16’000 km zurückgelegt hatte.
Kein guter Tag für Gruppe-B-Autos!
Gefragter Vorkriegs-Tatra
Ein interessantes Beispiel europäischen Vorkriegs-Automobilbaus ist der Tatra T77A von 1938. Die aerodynamische Limousine mit Chassisnummer 35719 wurde in Polen über fünf Jahre restauriert und fand für USD 412’000 einen neuen Besitzer.