Vom 26. Oktober bis 30 Oktober 2020 organisierte Gooding & Co zum zweiten Mal im Corona-Jahr 2020 eine reine Online-Versteigerung. Neben 17 Automobilia-Lots kamen über die fünf Tage auch 49 Autos unter den virtuellen Hammer.
Der Gesamtwert der Autos wurde auf über USD 13,5 Millionen geschätzt. Neun Autos (18 Prozent) wurden ohne Mindestpreis angeboten.
Zwei Drittel verkauft
32 der 49 Autos konnten erfolgreich verkauft werden, der Gesamtumsatz betrug USD 8,916 Millionen, womit man auf ziemlich genau 2/3 des erwarteten Umsatzes kam. Im Schnitt wurde USD 223’000 pro Wagen geboten, was etwa 81 % der durchschnittlichen Erwartung war. Die einzelnen Geboten kamen auf 35 bis 188 Prozent des gemittelten Schätzwerts.
20 Marken
Zwanzig Autohersteller waren bei Gooding Ende Oktober 2020 vertreten, Porsche mit 10, Ferrari mit acht, Rolls-Royce mit fünf, Mercedes-Benz mit vier Autos. Weniger bekannte Marken waren u.a. Continental und Muntz. Im Schnitt kamen die Autos auf ein Alter von fast 49 Jahren.
Die Vorkriegsfraktion war mit drei Wagen im tieferen Preisniveau vertreten, einem Ford V8 Station Wagon von 1934 (USD 90’000 bis 120’000), einem Rolls-Royce 25/30 Saloon von 1937 (USD 25’000 bis 45’000) und einem Ford DeLuxe Cabriolet von 1937 (USD 45’000 bis 65’000). Die Gebote lagen in allen drei Fällen deutlich unter den Erwartungen, nur der Rolls konnte verkauft werden.
Am anderen Ende des Altersspektrum gab es fünf Wagen aus dem neuen Jahrtausend, darunter ein Alfa Romeo 8C Competizione von 2008 (geschätzt auf USD 275’000 bis 325’000). Er blieb bei einem Höchstgebot von USD 230’000 genauso unverkauft wie ein Mercedes-Benz SLS AMG GT von 2013 oder ein Ferrari 488 Spider von 2019. Nur der Porsche 991 GT3 RS von 2016 und der Ferrari 575M von 2005 konnten von den neueren Autos für USD 137’500 und 275’000 in neue Hände übergeben werden.
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Ford, Jaguar, Renault, und weitere
Der erste Maserati A6G/54-Frua Spider
Gemäss Frua-Spezialist Stefan Dierkes wurden zehn Maserati A6G/54 mit dem von Pietro Frua gestalteten Spideraufbau versehen. Der erste, Chassis 2180, wurde von Mai bis August 1956 gebaut und nach Paris ausgeliefert. Schon bald gelangte der Spider in die Staaten, wo er seither mehreren Marken-Enthusiasten gehörte.
Jetzt sollte der schöne Maserati für USD 2 bis 2,75 Millionen einen neuen Besitzer finden. Ganz gelang dies nicht, doch die erzielten USD 1’892'000 waren auch ein ganz erklecklicher Batzen.
Zwei besondere Mercedes-Benz mit neuen Besitzern
Gleich zwei wertvolle Mercedes-Klassiker mit dem berühmten Dreiliter-Sechszylindermotor der Fünfzigerjahre kommen bei Geared Online Ende Oktober auf den Markt. Der 300 SL Fügeltürer von 1957 mit Chassisnummer 198.040.7500027 gehörte rund zwei Dutzend Jahre demselben Besitzer. In dieser Zeit wurde er komplett restauriert und gewann in Folge den Le Cercle Concours in Kalifornien.
Erwartet wurden USD 1 bis 1,3 Millionen, bezahlt USD 1,25 Millionen.
Nur wenig günstiger war ein Mercedes-Benz 300 Sc Cabriolet von 1956 mit Chassisnummer 188.013.5500007 eingeschätzt. Das braune Cabriolet war eines von nur 49 durch die Fabrik gebauten Exemplare und wurde aufwändig restauriert. Der Estimate betrug USD 750’000 bis 950’000, das Höchstgebot USD 680’000. Trotzdem wurde der Wagen für USD 748’000 inkl. Aufpreis an einen neuen Besitzer übergeben.
Zwei von drei 914 mit Fortüne
Gleich für drei (VW-) Porsche 914 konnte Gooding neue Besitzer suchen. Bei zwei der drei Wagen handelte es sich um Sechszylinder-Versionen aus den Jahren 1971 und 1972. Einer ist mit der begehrten M471-Option ausgerüstet, hat also breite Kotflügel und das Aussehen des GT. Mit USD 125’000 bis 175’000 will dies aber auch entsprechend teuer bezahlt werden.
Die Bieter folgten der Schätzung, das Höchstgebot kam auf USD 145’000, der Verkaufspreis auf USD 159’500.
Der “normale” 914/6 von 1971 sollte (ohne Mindestgebot) für USD 50’000 bis 75’000 in eine neue Garage finden. Hier steigerte sich die Bieter aber auf USD 89’000 hinauf, womit der 914/6 für USD 97’900 in eine neue Garage fand, ein eigentlich fairer Preis.
Auf weniger Interesse stiess der 914 2.0 von 1976 mit Vierzylindermotor. Statt erwarteten USD 45’000 bis 65’000 wurden nur USD 40’000 geboten, der Wagen blieb unverkauft.
Ein günstiger Dino
Deutlich unter den Erwartungen lagen auch die Gebote beim Dino 246 GT von 1972. Das Coupé mit Chassisnummer 03392 war einst in “Marrone” (braun-metallic) ausgeliefert worden und legte bisher nur gerade 39’000 Meilen zurück. Ausser einem Farbwechsel zum obligaten Ferrarirot wurde kaum etwas am Wagen verändert, womit er sich in weitgehendem Originalzustand befand.
Verkauft wurde der Wagen für günstige USD 275’000.
Früher Countach ohne Erfolg
Die frühen Versionen des Lamborghini Countach LP 400 gelten als besonders beliebt. Das angebotene Modell von 1975 war als eines von 158 Exemplaren mit den berühmten Lufteinlässen (“Periscopica”) ausgerüstet und zudem in der Farbe “Blu Metallizzato” lackiert, eine der schönsten Farben für den Countach.
Mit USD 900’000 bis 1,1 Millionen lag der Schätzwert von Chassis 1120064 allerdings auf Miura-Niveau, zu hoch für die Bieter, wie sich herausstellte. Mehr als USD 750’000 wollte niemand aufrufen, der Wagen blieb stehen.
Vor allem Superklassiker …
Ob Lancia Stratos HF, Ferrari 250 GT Lusso oder Jaguar E-Type, mindestens das halbe Angebot von Geared Online gehörte in die Superklassiker-Kategorie.
Dazwischen hatte es allerdings auch ganz besondere Exoten, etwa eine Alpine A110 1600 S Gruppe 4 von 1970 (trotz Gebot von USD 170’000 nicht verkauft) oder einen BMW M3 von 1995, der weit unter den Erwartungen für USD 11’550 (Schätzwert USD 25’000 bis 35’000) an einen sicherlich glücklichen neuen Eigner übergeben werden konnte.
Auch ein BMW 1600-2 Cabriolet von 1971 (Höchstgebot USD 40’000, nicht verkauft) trifft man nicht auf jeder amerikanischen Versteigerung, genauso wenig wie einen Mercedes-Benz 230 CE (W123) von 1984, der für USD 36’300 in eine neue Garage kam.
… und zwei Restaurierungsobjekte
USD 250’000 bis 350’000 sollte ein Alfa Romeo 1900 C Pinin Farina Cabriolet mit Chassis-Nummer AR1900C*01063 kosten. Es verbrachte offensichtlich die letzten dreissig Jahre in einer (vermutlich nicht ganz trockenen) Garage in New Hampshire. Entsprechend handelt es sich hier um ein Restaurierungsobjekt, für das einiges an Fingerspitzengefühl nötig sein wird, um es wieder wie damals auferstehen zu lassen.
Dies sahen die Bieter wohl auch so, denn über USD 175’000 wollten sie nicht gehen. Das Auto blieb stehen.
Offenbar deutlich mehr Potential sahen die handwerklich begabten Interessenten in einem zu restaurierenden Jaguar XK120 Roadster von 1954. Geschätzt wurde er im Vorfeld auf USD 25’000 bis 40’000. Das Höchstgebot lag deutlich höher, nämlich bei USD 61’000. Damit kostete das Restaurierungsprojekt USD 67’100.
… und ein Käfer
Beim ersten Auto-Lot handelt es sich um einen VW Käfer von 1955. Chassis 10822325 war einer der beliebten Ovali-Käfer mit Faltdach und wurde in fünf Jahren nach den höchsten Standards restauriert. Der Schätzwert lag mit USD 45’000 bis 65’000 entsprechend hoch. Er ging dann etwas günstiger über die virtuelle Auktionsbühne, USD 46’200 reichten für den Kauf.
Noch deutlich günstiger ging ein VW 1303 Cabriolet als Champagner-Edition von 1978 in neue Hände, USD 18’700 reichten hier.
Insgesamt lief die Online-Only-Versteigerung also ziemlich gut, auch wenn sicherlich gerade die Gooding-Stammkunden den klassischen Ansatz deutlich vorziehen dürften. Die Preise lagen grossteils im Bereich des Erwarteten.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | USD Est von | USD Est bis | USD HG | USD VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
18 | Volkswagen Beetle | 1955 | 45'000 | 65'000 | 42'000 | 46'200 | 42'504 | 39'732 | -16%
|
V |
19 | Chrysler Town and Country Sedan | 1948 | 60'000 | 80'000 | 40'000 | N | ||||
20 | Porsche 911 Carrera 3.2 | 1986 | 50'000 | 60'000 | 42'000 | 46'200 | 42'504 | 39'732 | -16%
|
V |
21 | Mercedes-Benz 230 CE | 1984 | 35'000 | 45'000 | 33'000 | 36'300 | 33'396 | 31'218 | -9.25%
|
V |
22 | Dino 246 GT | 1972 | 275'000 | 325'000 | 250'000 | 275'000 | 253'000 | 236'500 | -8.33%
|
V |
23 | Porsche 911 Carrera Speedster | 1989 | 130'000 | 160'000 | 135'000 | 148'500 | 136'620 | 127'710 | +2.41%
|
V |
24 | Alfa Romeo 8C Competizione | 2008 | 275'000 | 325'000 | 230'000 | N |
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