Am 9. März 2018 versteigerte Gooding & Co auf der Omni Amelia Island Plantation 86 Autos und eine Motor-Getriebeeinheit. Insgesamt wurden über USD 50 Millionen an Geboten erwartet, im Schnitt mehr als USD 616’000 pro Fahrzeug. Soviel wurde es dann doch nicht, obschon 94 Prozent der Lots verkauft werden konnte. Im Schnitt boten die Interessenten aber “nur” USD 499’580 und tatsächlich bezahlt wurde für die 82 verkauften Lots im Schnitt USD 435’210 (EUR 352’520, CHF 413’450). Im Durchschnitt wurde 82 Prozent des Schätzwerts geboten, aber es gab grosse Ausreisser nach unten und nach oben.
Mehr Youngtimer als Vorkriegsfahrzeuge
Gerade einmal zwei Autos, ein Bugatti und ein Peugeot, aus den Jahren vor dem zweiten Weltkrieg konnte Gooding anbieten, dafür aber 21 Youngtimer und Neoklassiker mit Baujahren nach 1989. Kein Wunder lag das Durchschnittsalter bei rund 46 Jahren.
Die Vorkriegsautos schlugen sich sehr unterschiedlich. Während der Peugeot V2Y2 von 1910 deutlich über dem Estimate für USD 220’000 (EUR 178’200, CHF 209’000) verkauft werden konnte, war der Bugatti Type 57 Stelvio von 1936 zumindest im Vergleich zum Schätzwert von USD 450’000 bis 600’000 mit USD 198’000 (EUR 160’380, CHF 188’100) ein veritables Schnäppchen. Dabei war er noch nicht einmal ohne Mindestpreis angeboten werden, wie 54 andere Lots.
Die jungen schlugen sich gar nicht so schlecht, erreichten als Höchstgebot m Schnitt 87 Prozent des Estimates. Ein Porsche 964 Carrera 4 Targa von 1993 wurde für USD 132’000 (EUR 106’920, CHF 125’400) verkauft, fast 50 Prozent über dem Schätzwert. Nur zwei Wagen enttäuschten beim Höchstgebot, es waren ein BMW 635 CSi von 1989 und ein Ferrari 575M von 2002, die bei 59 respektive 60 Prozent der Erwartungen landeten, während alle weiteren Youngtimer und Neoklassiker auf mindestens 72 Prozent kamen.
Ein Porsche 993 GT2 von 1996 wurde für USD 1,485 Millionen (EUR 1,203 Millionen, CHF 1,411 Millionen) verkauft, ein Ferrari Enzo landete bei USD 2,365 Millionen (EUR 1.916 Millionen, CHF 2,247 Millionen).
26 vertretene Autohersteller
Gerade einmal 26 Automarken teilten sich in die 87 Lots, fast die Hälfte davon stammten aus dem Hause Porsche. Dazu kamen neun Ferrari und sieben Mercedes-Benz. Die übrigen Hersteller waren mit maximal drei Wagen vertreten, viele wie Alpine, Autobianchi, Fiat, Nash oder Triumph allerdings nur mit einem.
- Automobile als Erlebnis
- Automobil-Erlebniszentren
- Ersatzteile
- Autohandel (Oldtimer & Youngtimer)
- Veranstalter (ohne Reisen)
- Vermietung Oldtimer & Youngtimer
Der Nash als Überflieger
Der Nash Airflyte 600 Sedan sah nicht nur aerodynamisch und beinahe flugtauglich aus, er erwies sich als Lot 6 der Gooding-Versteigerung auch als veritabler Überflieger. Anstatt der geschätzten USD 35’000 bis 45’000 ging der Höchstbietende bis auf USD 80’000, was einen Verkaufspreis (inkl. Käuferpremium) von USD 88’000 (EUR 71’280, CHF 83’600) bedeutete. Dies freute natürlich alle Limousinenfreunde.
Generell schnitten die amerikanischen Autos zumindest im Vergleich zu den Schätzwerten besser ab als die Europäer, sie erreichten im Schnitt 94 Prozent des Estimates, während die Europäer sich mit 81 Prozent bescheiden mussten. Zudem wurden alle Amerikaner verkauft, bei den Europäern waren es nur 93 Prozent.
Der Ferrari 275 GTB aus der “Scheune”
Eine Scheune war es zwar nicht, in die im Jahr 1991 ein Ferrari 275 GTB zusammen mit einer Shelby Cobra gefahren wurde. Es handelte sich um eine damals neue Garage. Das Besondere aber ist, dass die Autos nie mehr aus ihrem neuen Lager herauskamen bis 2017.
26 Jahre also soll der Ferrari 275 GTB mit Chassisnummer 08125 dort auf seinen nächsten Auftritt gewartet haben, unberührt, aber gut aufbewahrt. 2017 dann beschloss der Besitzer den Wagen, der ihm damals wegen seiner Schönheit so gefallen hatte, zu verkaufen. Nach einem geringfügigen Mechanikereingriff lief das gute Stück wieder und wurde anlässlich der Palm Beach Cavallino Classic im Januar 2018 vorgeführt, immer noch in den Staub gehüllt, der in einem Vierteljahrhundert seinen Niederschlag auf dem Auto gefunden hatte.
Nun wurde der Wagen mit Aluminium-Karosserie und langer Nase für USD 2,53 Millionen (EUR 2,049 Millionen, CHF 2,404 Millionen) verkauft, etwas unter den Erwartungen zwar, aber immer noch für einen stolzen Preis.
Und eine Shelby Cobra 427 dazu
1980 kaufte derselbe Sammler die Cobra mit Chassisnummer CSX3278 mit gerade einmal 13’000 Meilen auf dem Tacho. Es handelte sich dabei um eine von 260 gebauten Strassenversionen des superschnellen Sportwagens. Nach 6000 weiteren Meilen parkte der Besitzer im Jahr 1991 die Cobra aus dem Jahr 1967 neben seinen 275 GTB und liess ihn für die nächsten 26 Jahre stehen. Unrestauriert, aber im Originalzustand, wurde sie nun für USD 1,045 Millionen (EUR 846’450, CHF 992’750) in neue Hände übergeben.
Noch besser liess sich eine zweite Shelby Cobra 427 mit Jahrgang 1966 verkaufen. CSX 3283 erreichte inklusive Aufpreis den stolzen Verkaufspreis von USD 1,458 Millionen (EUR 1,18 Millionen, CHF 1,385 Millionen).
Eine frühe Berlinette
Zwar werden immer wieder Alpine A110 an Versteigerungen angeboten, aber eine derartig frühe Version von 1963, also kurz nach der Lancierung in Paris im Jahr 1962 gebaut, kommt selten unter den Hammer. Chassis A1081554 hat zwar einen Title von 1965, scheint aber wirklich eine frühere Alpine mit Gordini 1,1-Liter Motor zu sein, die damals an prestigeträchtigen Rennen in den USA teilgenommen hat, nämlich bei den 12 Hours of Sebring, den Bahamas Speed Week, in Lime Rock Park und Marlboro.
Jetzt sollte die in den Achtzigerjahren restaurierte gelbe Berlinette für USD 120’000 bis 140’000 versteigert werden, allerdings ohne Mindestpreis. Offenbar fanden die Amerikaner weniger Gefallen am raren Kunststoffauto als erwartet, mit USD 82’500 (EUR 66’825, CHF 78’375) kam der Käufer sicherlich günstig zum Auto.
Die Alpine teilte ihr Schicksal mit einigen anderen Wagen, die deutlich unter den Erwartungen weggingen, etwa einem Mercedes-Benzk 380 SL von 1982 (Verkaufspreis USD 26’400), einem Fiat-Abarth 1000 TC Berlina von 1962 (USD55’000) oder einen Porsche 930 von 1977 (USD 104’500).
Porsche-Übermacht
An besonderen Porsche fehlte es bei Gooding nicht. Sie bestimmten fast die Hälfte des Angebots. Unter diesen gab es seltene Porsche 356, z.B. ein 356 B 1600 GS/GT Carrera Coupé von 1960, das auf USD 1,2 bis 1,5 Millionen eingeschätzt wurde, aber nach einem Höchstgebot von USD 900’000 nicht verkauft werden konnte.
Ebenfalls ohne neuen Besitzer mussten zwei 911 vom Platz gehen, ein 2.7 RS Touring von 1973 (Höchstgebot USD 600’000) und der legendäre Carrera RSR 2.1 Turbo von 1974 (Höchstgebot USD 5,4 Millionen, Estimate USD 6 bis 8 Millionen).
Dass der RSR ein wertvolles Auto ist, ist angesichts seiner Geschichte nachvollziehbar. Schliesslich erreichte Chassis 911 460 9102 (R13) in Le Mans im Jahr 1974 den zweiten Gesamtrang mit Herbert Müller und Gijs van Lennep am Steuer. Einen zweiten Platz gab es auch in Watkins Glen zu feiern, weitere Platzierungen wurden in Le Castellet und in Brands Hatch notiert, während der Wagen in Daytona im Februar 1977 ausfiel, nun gefahren von Ognais, Follmer und Field.
Ebenfalls auf eine Le-Mans-Geschichte zurückblicken konnte der Porsche 962C von 1990 mit Chassisnummer 962-160, einst eingesetzt vom Brun Motorsport Team. Allerdings fielen Walter Brun , Larrauri und Pareja im Jahr 1990 genauso aus, wie Huysman, Santal und Stirling im Jahr darauf. So richtig erfolgreich war dieses Exemplar also nicht, was sich auch im Schätzwert von USD 1,5 bis 2 Millionen ausdrückte, der aber mit einem Verkaufspreis von USD 1,595 Millionen (ERU 1,292 Millionen, CHF 1,515 Millionen) nicht ganz erreicht werden konnte.
Die restlichen Porsche fanden alle neue Besitzer, wenn auch nicht immer ganz auf Höhe der Erwartungen.
Der letzte Ford GT40
Für die 24 Stunden von Le Mans 1967 baute Ford einen neuen Ford GT40, der mit seinem Vorgängern kaum etwas gemeinsam hatte. 12 Chassis gemäss Appendix J (bis 7 Liter Hubraum) wurden gefertigt, eines davon siegte erwartungsgemäss beim Langstreckenklassiker in der Sarthe mit Dan Gurney und A.J. Foyt am Lenkrad.
Beim angebotenen Wagen handelte es sich um den letzten gefertigten GT40, der gemäss Gooding damals als Ersatzwagen nach Le Mans mitgenommen wurde.
USD 2 bis 2,5 Millionen wurden von den Gooding-Experten geschätzt, bezahlt wurden schliesslich USD 1,925 Millionen (EUR 1,56 Millionen, CHF 1,829 Millionen).
Seltene Ferrari Sportwagen der Frühzeit
Zwei Ferrari Sportwagen aus den Fünfzigerjahren gehörten zu den teuersten Wagen der Versteigerung. Da war einmal ein früher 212 Europa mit Ghia-Cabriolet-Karosserie von 1952. Chassis 0233 EU wurde 1952 in Genf und in Turin gezeigt und kam vor einigen Jahren als Scheunenfund wieder zum Vorschein.
Über sechs Jahre wurde der Wagen dann komplett restauriert. USD 1,8 bis 2,2 Millionen waren für den sicherlich nicht alltäglichen Ferrari geschätzt. Bezahlt wurden dann USD 1,6 Millionen (EUR 1,296 Millionen, CHF 1,52 Millionen).
Damit war der 212 noch erfolgreicher als der Ferrari 410 Superamerica der ersten Serie von 1956 mit ebenfalls nicht alltäglicher Geschichte. In seinem ganzen Leben hatte der Wagen nur drei Besitzer und wurden gerade einmal 12’000 km weit gefahren. Chassis 0491 SA sollte nun für USD 5 bis 6 Millionen in eine neue Garage finden, das Höchstgebot von USD 3,9 Millionen reichte dem Einlieferer aber nicht.
Die beiden teuersten Wagen konnte Gooding nicht verkaufen, somit fehlten bereits rund 10 Millionen zum erwarteten Ergebnis, insgesamt aber lief die Versteigerung durchaus passabel, wenn auch die Preise teilweise arg unter den Schätzwerten landeten, was natürlich auch eine Folge der vielen “No Reserve”-Angebote war. Da dürfte sich der eine oder andere Einlieferer nachträglich ziemlich geärgert und dafür der eine oder andere Käufer ziemlich gefreut haben.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen Fahrzeuge mit Schätzpreisen (Est) und Höchstgeboten (HG) in USD sowie Verkaufspreisen (VP) in USD, EUR und CHF. Die Umrechnung erfolgte zum Tageskurs von 1 USD = 0.81 EUR, respektive 1 USD = 0.95 CHF. Die Spalte “% Est” vergleicht die Höchstgebote mit dem mittleren Schätzwert. Die Höchstgebote wurden bei den verkauften Lots zurückgerechnet. Alle Angaben ohne Gewähr.
Die Liste kann durch Klicken auf die Spaltenüberschriften nach Belieben sortiert werden.
Lot | Fahrzeug | Jahr | USD Est von | USD Est bis | USD HG | USD VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
001 | Ferrari Tipo 128F Engine and Tipo 508E Gearbox | 1962 | 100'000 | 125'000 | 130'000 | 143'000 | 135'850 | 115'830 | +27.11%
|
V |
002 | Triumph TR3 | 1957 | 55'000 | 70'000 | 52'000 | 57'200 | 54'340 | 46'332 | -8.48%
|
V |
003 | Porsche 356 1500 Super Coupe | 1953 | 70'000 | 90'000 | 80'000 | 88'000 | 83'600 | 71'280 | +10%
|
V |
004 | Datsun 1600 Roadster | 1967 | 45'000 | 55'000 | 37'000 | 40'700 | 38'665 | 32'967 | -18.6%
|
V |
005 | Mercedes-Benz 280 SL | 1971 | 90'000 | 110'000 | 60'000 | 66'000 | 62'700 | 53'460 | -34%
|
V |
006 | Nash Airflyte 600 Sedan | 1949 | 35'000 | 45'000 | 80'000 | 88'000 | 83'600 | 71'280 | +120%
|
V |
007 | Porsche 944 | 1986 | 35'000 | 45'000 | 38'000 | 41'800 | 39'710 | 33'858 | +4.5%
|
V |
Spalte S = Status:
V = Verkauft, N = Nicht verkauft
Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt