Seit Jahren gehören Dorotheum und die Versteigerung klassischer Fahrzeuge zur Tradition der Classic Expo Salzburg, am Nachmittag des Samstags, den 21. Oktober 2023 war es wieder soweit sein. 76 Lots, darunter 71 Automobile sowie drei Traktoren, ein Motorrad und ein Motorenschnittmodell im Wert von EUR 3,8 Millionen kamen unter den Hammer.
Insgesamt 15 Fahrzeuge (20 %) wurden ohne Mindestpreis angeboten.
Zwei Wagen, der Innocenti Mini Cooper von 1974, der einst Rainhard Fendrich gehört hatte, und ein Mercedes-Benz 600 von 1969 waren bereits vor der Versteigerung zurückgezogen worden.
Angebot eher im unteren Preisrahmen
Im Vergleich zu früheren Dorotheum-Salzburg-Expo-Versteigerungen fehlten die ganz teuren Autos. Gemittelt wurden pro Lot EUR 5’434 erwartet.
63 Fahrzeuge (83 %) konnten direkt verkauft werden, im Schnitt für EUR 37’870 (CHF 35’976).
Im Schnitt gingen die Bieter bis 71 % des mittleren Schätzwerts mit, Internetbieter, vor allem aber auch schriftliche Vorgebote waren entscheidend für den Verkaufserfolg.
Wenig Überflieger
Nur gerade zwei Fahrzeuge konnten knapp über den Erwartungen vermittelt werden.
Dabei handelte es sich um einen Volvo 123 GT von 1967, der für EUR 26’450 (CHF 25’128) einen neuen Besitzer fand, und einen Volkswagen T3 Pritsche von 1985, der für EUR 17’250 (CHF 16’388) in neue Hände überging.
Bei weiteren 22 Fahrzeugen lag der Verkaufspreis zumindest über dem unteren Schätzwertbereich.
Günstige Autos
Man konnte in Salzburg günstig zu seinem Traumklassiker kommen.
Für einen Mercedes-Benz 170 S von 1950 etwa musste man nur EUR 36’800 (CHF 34’960) bezahlen, ein heute seltener Fiat 1100 Familiare von 1955 wechselte für gerade einmal EUR 5980 (CHF 5681) die Hand.
Einen Triumph TR3 von 1959 gab’s bereits für EUR 21’850 (CHF 20’758) und für etwa den doppelten Betrag (EUR 49’450, CHF 46’978) konnte man bereits in einem Maserati Mexico 4200 von 1970 einsteigen.
Selbst Besitzer eines VW Käfers, üblicherweise bei Dorotheum zu recht hohen Preisen gehandelt, konnte man für weniger Geld als erwartet werden. Ein VW 1200L von 1976 mit rarem 50-PS-Motor wurde für EUR 9430 (CHF 8959) verkauft, ein VW Typ 11 Standard von 1958 sogar für nur EUR 9775 (CHF 9286).
Vier Autos sechsstellig
Nur gerade vier Autos konnten für über EUR 100’000 vermittelt werden.
Am teuersten war ein Maserati 3500 GTI von 1962, der für sehr viel Geld auf Basis eines Scheunenfunds restauriert worden war und bei dem es sich immerhin um das Ausstellungsfahrzeug des Pariser Autosalons von 1962 handelte. Anstelle der geschätzten EUR 210’000 bis 280’000 musste der neue Besitzer nur EUR 210’450 (CHF 199’928) bezahlen.
Ein ebenfalls aufwändig restauriertes BMW 327 Coupé von 1940, das bereits vor einem Jahr bei Dorotheum für deutlich mehr Geld versteigert worden war, wechselte in Salzburg nun für EUR 121’900 (CHF 115’805) den Besitzer.
Lange dauerte der Bieterkampf um einen Mercedes-Benz 190 SL, schliesslich wurde er für EUR 111’550 (CHF 105’973) in neue Hände übergeben.
Weniger als erwartet mussten für einen Porsche 930 Turbo 3.3 von 1980 bezahlt werden. Statt der geschätzten EUR 110’000 bis 140’000 zahlte der Käufer EUR 105’800 (CHF 100’510) für den einst in der Schweiz ausgelieferten minervablauen Turbo.
Viele preiswerte Superklassiker
Neben den bereits genannten Autos versteigerte Dorotheum während der rund 3,5 Stunden dauernden Auktion eine Vielzahl von Superklassikern.
Alleine ein Dutzend Mercedes-Benz war darunter, für einen 230 SL von 1966 etwa musste man EUR 73’600 (CHF 69’920) bezahlen, für einen 280 SL von 1976 EUR 23’000 (CHF 21’850).
Auch die Porsche-Auswahl war beträchtlich. Ein 911 SC Targa von 1978 kostete EUR 41’400 (CHF 39’330), ein i11 T 2.0 Sportomatic von 1968 EUR 73’600 (CHF 69’920).
Für EUR 47’150 (CHF 44’793) konnte man Besitzer eines Maserati Merak SS von 1980 werden, für CHF 50’600 (EUR 48’070) durfte man einen BMW 1600 GT von 1968 nachhause nehmen.
Ein Alfa Romeo 2600 Sprint von 1966 wurde für EUR 42’550 (CHF 40’423) vermittelt, zwei Jaguar E-Type der ersten Serie von 1964 und 1967 für EUR 66’700 und EUR 64’400.
Ein Ferrari 328 GTS von 1986 wechselte für EUR 62’100 (CHF 58’995) den Besitzer.
Exoten unter den Erwartungen
Im umfangreichen Angebot von Dorotheum gab’s auch einige Exoten, die in allen Fällen günstiger verkauft wurden als erhofft.
So konnte man für EUR 59’800 (CHF 56’810) einen Abarth 750 GT Zagato von 1961 erwarben, für EUR 25’300 (CHF 24’035) einen weitgehend rennfertigen Ginetta G4 von 1965.
Nur EUR 24’725 (CHF 23’489) kostete der Alfa Romeo 1600 Junior Zagato von 1972, während man für EUR 9430 (CHF 8959) bereits in einen frühen Trabant P60 von 1963 einsteigen konnte.
13 Fahrzeuge blieben stehen
Unter den nicht verkauften Wagen waren zwei Lamborghini Traktoren, aber auch der Interclassic Cinco Z von 2001, der kaum weitherum bekannt sein dürfte. Das ist auch kein Wunder, denn aus dem 1991 begonnen Projekt mit Serienherstellungszielsetzung entstand nur ein fahrfähiger und strassenzugelassener Prototyp mit Audi-Fünfzylindermotor und selbstkonstruiertem Gitterrohrrahmen.
Der Sportwagen im Stile der Sechzigerjahre-Le-Mans-Rennwagen erreichte mit EUR 40’000 die erhofften EUR 60’000 bis 90’000 bei weitem nicht.
Auch für den sportlichen Vorkriegs-Riley 9HP Brooklands Special von 1933 wollten die Bieter nicht so hoch gehen wie erwartet, bei EUR 52’000 war Schluss.
Ahnlich erging es weiteren Autos. Ein Bentley R-Type, ein Jaguar XK 120 OTS, ein Lancia Aurelia B20 GT, ein Mercedes-Benz 250 SL und ein Morgan Aero8 von 2005 verfehlten die Mindestpreise deutlich, um ein paar Beispiele zu nennen.
Und das interessante und aufwändig gebaute Schnittmodelle eines Jaguar Reihensechszylindermotors konnte trotz einem Gebot von EUR 63’000 nicht verkauft werden.
Die vergleichsweise hohe Verkaufsquote von 83 % täuschte ein bisschen über die im Schnitt doch eher unterdurchschnittlichen Gebote hinweg, es fehlte auch ein wenig an Zugpferden an der Dorotheum-Versteigerung. Publikum hingegen war zur Genüge vorhanden, es wollte einfach nicht beliebig tief in die Tasche greifen.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | EUR Est von | EUR Est bis | EUR HG | EUR VP | CHF VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
01 | Citroën Ami 8 | 1973 | 4000 | 8000 | 5800 | 6670 | 6336 | +11.17%
|
V |
02 | Fiat 1100 Familiare | 1955 | 8000 | 12'000 | 5200 | 5980 | 5681 | -40.2%
|
V |
03 | Steyr Puch 500 | 1972 | 14'000 | 18'000 | 12'500 | 14'375 | 13'656 | -10.16%
|
V |
04 | Citroën 2CV | 1987 | 8000 | 12'000 | 9200 | 10'580 | 10'051 | +5.8%
|
V |
05 | Volkswagen 1200L 50PS | 1976 | 12'000 | 16'000 | 8200 | 9430 | 8958 | -32.64%
|
V |
06 | Honda CBX | 1979 | 10'000 | 14'000 | 8600 | 9890 | 9395 | -17.58%
|
V |
07 | Volkswagen Golf Cabriolet | 1988 | 14'000 | 18'000 | 10'500 | 12'075 | 11'471 | -24.53%
|
V |
Alle Angaben ohne Gewähr
Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis