Angepasst an die Regeln des “Social Distancing” organisierte Bonhams die Versteigerung vom 30. Mai 2020 in Bicester ohne Live-Publikum, dafür aber gleich mit mehreren Online-Partnern. Zudem konnten die Bieter natürlich auch telefonisch oder per Vorgebot kaufen. Fast fünf Stunden dauerte die Versteigerung der etwa 120 Lots. 99 Autos wurden durch einige Motorräder, Nummernschilder und einen Motor ergänzt.
Den Hammer schwangen die beiden Bonhams-Auktionatoren Rob Hubbard und Malcolm Barber vor der Kamera, ihnen gegenüber sassen die Mitarbeiter, die mit den Telefonbietern sprachen. Online-Gebote konnten über verschiedene Plattformen abgesetzt werden und für viele der Autos gab es auch Vorgebote (absentee bids).
Im Schnitt ein halbes Jahrhundert alt
Die angebotenen Automobile sind im Schnitt rund 50 Jahre alt. Der Gesamtwert wurde mit £ 4,3 Millionen festgelegt, pro Lot entfallen also im Durchschnitt rund £ 42’000. Ein guter Viertel (26 %) der Lots werden ohne Mindestpreis angeboten.
Heterogenes Angebot
Bieten konnten die vor dem Computer versammelten oder über die Telefonleitung verbundenen Interessenten auf ein ziemlich breites Spektrum an Automobilen und zudem auch auf einige Motorräder, die teilweise überraschend hohe Preise erzielten, und Nummernschilder.
Nicht alle der angebotenen Fahrzeugen gehörten zu den echten Klassikern. So meinte Auktionator Malcolm Barber: “Vor einigen Jahren versteigerte ich einen Ferrari 250 GTO von 1962, heute freue ich mich, einen Honda Accord von 1988 zu verkaufen. Ob er wohl einen Rekordpreis erreichen wird? Dem GTO jedenfalls gelang es.”
Nun, einen Verkaufsrekord erzielte die Honda-Limousine trotz der lobenden Worte von Barber (zuverlässig, gutes Design) nicht, beim £ 950 war Schluss mit dem “spirited bidding”.
Einige Sportwagen von Aston Martin
Die am stärksten vertretene Marke war Aston Martin. Angeboten wurde fast aus jeder Nachkriegsepoche mindestens ein Sportwagen. Allerdings mussten sich die Bieter fast vier Stunden gedulden, bis das ganze Bündel von 11 Astons an die Reihe kamen.
Positiv fiel dabei ein DB2/4 von 1954 auf, der auf £ 50’000 bis 80’000 geschätzt war. Der Wagen eigne sich sowohl für die “Preservation Class” als auch für eine Restaurierung, erklärte Barber und meinte damit wohl, dass noch etwas Arbeit zu tun sei. Die Interessent liessen sich nicht abschrecken und gingen bis auf £ 80’000, was einen Verkaufspreis von EUR 99’900 oder CHF 107’100 (inkl. Aufpreis/Kommission) bedeute.
Auch der DB6 von 1966 wurde verkauft, allerdings unter den Erwartungen. Für EUR 162’338 oder CHF 174’038 hätte man jedenfalls vor ein oder zwei Jahren noch kaum einen gut erhaltenen DB6 kaufen können.
Die ganze Horde an V8-Astons blieb genauso unverkauft wie zwei DB7, nur ein DB9 und ein DB7 V12 Vantage als Coupé schafften die Mindestpreishürde.
Verkaufserfolg bei den Vorkriegsautos
Mit 21 Wagen war die Vorkriegsgeneration gut vertreten. Das älteste Auto ist ein Wolseley 16/20 Booth Brothers von 1912 , das prominenteste vielleicht der Frazer Nash Boulogne Super Sport von 1927 (Schätzwert £ 140’000 bis 180’000).
Letzterer war der einzige Vorkriegswagen, der nicht verkauft werden konnte (Höchstgebot £ 110’000).
Alle anderen Autos der Jahre bis 1939 fanden neue Besitzer. Preisliche Höhenflüge gab es zwar nicht und die EUR 16’858 oder CHF 18’073, die für den Kauf eines Riley 9 Monaco Saloon von 1933 reichten, waren sicherlich bescheiden.
Günstig war auch der hübsche Alvis SA 16.95 Saloon von 1933, der für EUR 28’721 oder CHF 30’791 in neue Hände überging.
Der teuerste Vorkriegswagen war ein Talbot AV105 als Three Position Drohpead Copué von 1934, der EUR 68’681 oder CHF 73’631 kostete.
Überraschungen bei den Autos der Fünfzigerjahre
Fast auf Ebene der Schätzwerte wurde im Schnitt bei den Fahrzeugen der Nachkriegsjahre bis 1960 geboten, bei einigen sogar deutlich mehr. So wurde ein Peugeot 403 von 1958 fast für das Doppelte des Estimates verkauft, ein Austin Mini Seven Deluxe von 1960 erzielte einen Verkaufspreis von EUR 14’985 oder CHF 16’065 bei geschätzten £ 6000 bis 8000.
Auch ein Riley RMB Saloon von 1952 wurde fast doppelt so teuer verkauft als erwartet, allerdings lag der Schätzwert sehr tief.
Über den (tiefen) Erwartungen schnitt auch ein MG TC von 1949 ab, bezahlt wurden (inkl. Kommission) EUR 24’975 oder CHF 26’775.
Weniger erfolgreiche Youngtimer
Freunde jüngerer Autos kamen sicherlich auf die Rechnung, wenn auch in einigen Fällen nicht zum Zuschlag. Der Ford Sierra RS Cosworth von 1987 etwa blieb beim Höchstgebot von £ 45’000 stehen, ein Mazda MX5 von 1996 aus Damenbesitz beim £ 2800 genauso. Wer unter die Haube geschaut hat, konnte allerdings verstehen wieso.
Immerhin fand der BMW Z3 Roadster 2.0 aus dem Jahr 2000 einen neuen Besitzer, wenn auch für bescheidene EUR 4370 oder CHF 4685. Ein Westfield “Seven” von 1992kostete nur EUR 7992 oder CHF 8568.
Superklassiker fehlten weitgehend abgesehen von den Aston-Martin-Sportwagen und einigen Jaguar E-Type und XK-Varianten, die sich mittelprächtig schlugen. Auch für beiden BMW 6-er Coupés war die Nachfrage überschaubar, die Gebote blieben vierstellig.
Interessant aus Käufersicht waren sicherlich der Lamborghini Urraco P300 und der Ferrari 208 GTB, die beide in ansehnlichem Zustand für günstiges Geld in neue Hände übergingen.
Insgesamt konnte Bonhams 68 Autos (69%) verkaufen, 31 Wagen blieben stehen. Das Durchschnittsgebot kam auf 82 % des mittleren Schätzwerts zu stehen, der Durchschnittspreis pro verkauftes Auto pendelte sich beim £ 25’600 ein, erwartet wurden im Schnitt £ 42’113, ein klares Indiz dafür, dass vor allem die teureren Autos litten. Trotzdem kann die “Online-Only”-Versteigerung sicherlich als erfolgreich betrachtet werden, Bonhams wird auch die nächsten Auktionen nach einem ähnlichen Modus durchführen.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | £ Est von | £ Est bis | £ HG | £ VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
012 | Austin Seven | 1933 | 5000 | 7000 | 7000 | 7875 | 9371 | 8741 | +31.25%
|
V |
014 | Riley 9 Monaco Saloon | 1933 | 10'000 | 15'000 | 13'500 | 15'187 | 18'072 | 16'857 | +21.5%
|
V |
015 | Austin APD Seven (Military Tourer) | 1934 | 7000 | 10'000 | 8000 | 9000 | 10'710 | 9990 | +5.88%
|
V |
016 | Austin 7 Box Saloon | 1934 | 5000 | 7000 | 6500 | 7312 | 8701 | 8116 | +21.87%
|
V |
017 | Morris Oxford Flatnose | 1927 | 10'000 | 15'000 | 9000 | 10'125 | 12'048 | 11'238 | -19%
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V |
018 | Morris Oxford 'Bullnose' Doctor's Coupé with Dickey Seat | 1926 | 14'000 | 18'000 | 11'500 | 12'937 | 15'395 | 14'360 | -19.14%
|
V |
019 | Sunbeam 16HP Doctors Coupé with Dickey | 1931 | 15'000 | 20'000 | 12'500 | 14'062 | 16'733 | 15'608 | -19.65%
|
V |
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Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis