Zum ersten Mal war Bonhams im Museum Autoworld Brüssel zu Gast, um am 6. September 2020 61 Automobile von 28 Marken zu versteigern.
Der Gesamtwert der Autos, es waren auch noch ein paar Motorräder und Automobilia in Angebot, war im Vorfeld auf EUR 6,54 Millionen geschätzt worden.
Die Kauflust der Bieter, einige wenige durften vor Ort teilnehmen, hielt sich allerdings etwas in Grenzen, nur 52 Prozent der Autos konnten verkauft werden. Und im Schnitt wurde nur 66 Prozent des mittleren Schätzwerts geboten.
Immerhin konnten Autos für insgesamt knapp EUR 2 Millionen an neue Besitzer übergeben werden, aber von den zehn am höchsten bewerteten Klassiker blieben deren sieben stehen, drunter die beiden Vorkriegs-Mercedes-Benz 380K Cabriolet B von 1934 (Höchstgebot EUR 480’000) und 630K Sports Tourer von 1928 (Höchstgebot EUR 530’000) sowie der Jaguar XK SS als Recreation (Höchstgebot EUR 200’000).
Breites Markenangebot
28 Automarken waren vertreten in Brüssel, am stärksten Jaguar mit zehn Fahrzeugen, gefolgt von Mercedes-Benz mit deren sechs und Porsche mit fünf. Unter den repräsentierten Autoherstellern hatte es einige, die man kaum mehr je sieht, so etwa Delaunay-Belleville, Berliet, Peerless oder auch Simca.
Am teuersten verkauft wurde schliesslich ein Mercedes-Benz 300 Adenauer Cabriolet von 1952. EUR 270’250 zahlte der Meistbietende.
Peugeot mit gutem Ergebnis
Originale Darl’Mat-Roadster auf der Basis des Peugeot 402 sind heute fast unerschwinglich. Der angebotene Peugeot 402 Légère “Darl’Mat" Roadster von 1938 war kein Original, sondern entstand durch Nachbau der von Georges Paulin gestalteten Form in der Neuzeit. Mit EUR 170’000 bis 200’000 war er deutlich günstiger eingeschätzt als ein Original und deckte vermutlich nicht einmal die Kosten des Neuaufbaus.
Die Bieter jedenfalls zeigten sich interessiert und gingen bis EUR 175’000, womit der Wagen für EUR 201’250 auf Ebene des Schätzwerts verkauft wurde.
Damit setzte sich der Peugeot besser in Szene als die Hälfte seiner Vorkriegs-Kameraden, denn neben den beiden bereits erwähnten Mercedes-Benz fanden auch der Jaguar SS1 Tourer von 1935, der Delaunay-Belleville P4B Drophead Coupé von 1924 und der Riley 1 1/2 Sports Special von 1937 keinen neuen Besitzer.
Verkauft wurde dagegen der MG J2 von 1933 mit Kompressor, der für EUR 56’350 in eine neue Garage fand.
Ebenfalls einen neuen Besitzer erhielten der Berliet von 1912 und der Fiat 12/15hp Tipo 1a Torpedo von 1913, die beide ohne Mindestpreis versteigert wurden, allerdings deutlich unter den Schätzwerten abgegeben werden mussten.
Einige Superklassiker
Natürlich fehlten auch die Superklassiker nicht. Gleich sechs Jaguar E-Types, davon drei der Serie 1, kamen in Brüssel unter den Hammer, die Schätzwerte liegen zwischen EUR 70’000 und 180’000.
Vier der sechs E-Types wurden verkauft, aber auch hier lagen die Gebote unter den Erwartungen.
Weder der Maserati Mistral von 1966 (Höchstgebot EUR 90’000), noch der Mazda Cosmo Sport Series 2 von 1968 (EUR 48’000) wechselten den Besitzer.
Dafür fand sich ein Käufer für den BMW Z8 von 2001, der allerdings nur EUR 138’000 auslegen musste.
Auch zwei Ferrari figurierten auf der Lotliste, es handelte sich je um einen 365 GT4 2+2 von 1975 und einen F355 Spider. Beide blieben wegen niedriger Gebote unverkauft.
Einige Raritäten
Nur 325 Peerless GT Sportwagen wurden vor rund 60 Jahren gebaut. Chassis GT2-00198 ist eines von nur 70 linksgelenkten Exemplaren. Diese Sportwagen tragen eine Kunststoff-Karosserie und nutzen einen Triumph-TR3-Motor. Sogar in Goodwood oder Le Mans kann man damit an den Start gehen, so gesehen tönten EUR 40’000 bis 60’000 für das sich gemäss Beschrieb in gutem Zustand befindlichen 2+2Coupé sicherlich interessant. Ein Gebot auf Höhe des unteren Schätzwerts reichten für den Kauf.
Damit lief es für den Peerless besser als für den Simca Aronde Plein Ciel von 1957. Für das Coupé fand sich, wie bei zwei anderen Angeboten, kein vernünftiges Gebot, weshalb der Wagen trotz “No Reserve” nicht verkauft werden konnte.
So richtig happy dürfte man bei Bonhams am Sonntag nicht gewesen sein, offensichtlich fehlten bei der Autoworld-Versteigerung einfach die richtigen Bieter zum kritischen Zeitpunkt, Corona und die damit zusammenhängenden Entwicklungen in Europa dürfte ebenfalls nicht förderlich gewesen sein. Aber so ist’s halt im Jahr 2020.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | EUR Est von | EUR Est bis | EUR HG | EUR VP | CHF VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
07 | MG 1600 Mark I Roadster | 1961 | 20'000 | 30'000 | 15'000 | 17'250 | 18'630 | -31%
|
V |
08 | Autobianchi Bianchina Trasformabile Convertible | 1961 | 10'000 | 15'000 | 7000 | 8050 | 8694 | -35.6%
|
V |
09 | Autobianchi Giardiniera Estate Car | 1971 | 15'000 | 25'000 | N | ||||
10 | Fiat 600 Multipla | 1959 | 30'000 | 50'000 | 15'000 | 17'250 | 18'630 | -56.88%
|
V |
11 | Fiat 500 TV Giannini (Jg. Ca.) | 1968 | 25'000 | 35'000 | 16'000 | N | |||
12 | Autobianchi A112 Abarth | 1978 | 12'000 | 17'000 | 12'000 | 13'800 | 14'904 | -4.83%
|
V |
13 | Rover Mini Saloon | 1997 | 20'000 | 30'000 | 13'000 | 14'950 | 16'146 | -40.2%
|
V |
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