Am 3. März 2022 versteigerte Bonhams anlässlich des Amelia Island Concours d’Elégance in Fernandina Beach/Florida (USA) neben 84 Autos auch eine beträchtliche Auswahl an Motorrädern und diverse Automobilia. Insgesamt wurde eine Verkaufsquote von 95 Prozent erreicht, die 84 Automobile schnitten etwas weniger gut ab, denn hier liessen sich nur 82 % der Fahrzeuge, die insgesamt auf USD 21,5 Millionen eingeschätzt waren, verkaufen.
Im Schnitt wurden 82 Prozent des mittleren Schätzwerts geboten, mit 57 Prozent Lots ohne Mindestpreis wurden einige Autos auch deutlich unter den Erwartungen zugeschlagen.
Bezahlt wurde pro Auto im Schnitt USD 192’782 (EUR 173’504, CHF 177’360).
Grosser Vorkriegsanteil
Mit einem Durchschnittsalter von über 71 Jahren fielen die angebotenen Autos deutlich älter aus als an anderen kürzlichen Versteigerungen. Tatsächlich waren mit 30 vor 1940 gebauten Autos viele Vorkriegsfahrzeuge im Angebot, nämlich mehr als ein Drittel.
Vergleichsweise gering war dagegen der Anteil der jungen Autos, nur gerade ein Youngtimer, ein Porsche 993 von 1996, hatte es in die Auswahl geschafft. Mit USD 87’360 (EUR 78’624, CHF 80’371) schlug sich dieser aber durchaus erfolgreich.
Bugatti 57C Stelvio Convertible nicht verkauft
Der wertvollste Vorkriegswagen stammte von der französischen Marke Bugatti. Der Type 57C als Gangloff Stelvio Cabriolet von 1938 war auf USD 1,3 bis 1,7 Millionen geschätzt und kam mit umfangreicher Geschichte und komplett restauriert an die Versteigerung.
Mehr als USD 1,225 Millionen wollte aber niemand bieten und offenbar bestand der Einlieferer auf einen höheren Mindestpreis, womit der Wagen nicht verkauft werden konnte.
Die Ehre als teuerster Vorkriegswagen erbte daher ein Duesenberg Model J als Convertible Victoria von 1929. Der neue Besitzer zahlte USD 1,067 Millionen (EUR 959’850, CHF 981’180) für den Klassiker.
«An- und Verkauf von klassischen Fahrzeugen, Servicearbeiten, Reparaturen und komplette Restaurationen. Mit unserem Know how, den entsprechenden Partnern und den vorhandenen Ressourcen decken wir die gesamte Wertschöpfungs-Kette im Bereich der klassischen Fahrzeuge ab.»
6010 Kriens LU, Schweiz
- Wartung & Reparatur
- Autohandel (Oldtimer & Youngtimer)
- Sachverständiger & Gutachter
- Restaurierung & Projekte
Fiat, Lancia, Alfa Romeo, und weitere
Rolls-Royce dominierend
Gut vertreten bei der Vorkriegsauswahl, aber auch generell in der Versteigerung, war die Marke Rolls-Royce, die mit 16 Fahrzeugen das deutlich britisch geprägte Programm anführten.
Alle Rolls-Royce wurden verkauft, teilweise allerdings deutlich unter, aber auch über den Erwartungen.
So erzielte ein Rolls-Royce Phantom II Town Car von 1931 mehr als das Doppelte des Estimates, während eine Silver Wraith Limousine von 1953 für gut die Hälfte der Erwartungen zugeschlagen wurde und dies trotz prominentem Vorbesitz (Yves Saint-Laurents Partner Pierre Bergé).
Gut schlug sich auch ein Phantom II als Open Two Seater von 1935, während der jüngste Rolls, ein Camargue Coupé von 1980 für USD 35’840 (EUR 32’256, CHF 32’973) eher günstig verkauft wurde.
Besonderes von Bentley, Jaguar und Riley
Drei Wagen sorgten für besonders viel Interesse. Da war einmal der erste in Serie hergestellte Derby-Bentley, ein 3 1/2 Liter Sports Tourer von 1933 mit Vanden Plas Karosserie und Chassisnummer B1AE. Der Wagen wurde nie komplett restauriert und tauchte damals in der Firmenliteratur und Testberichten auf. Seit 1996 wurde er nicht mehr öffentlich gezeigt.
Jetzt sollte er für USD 400’000 bis 600’000 zu einem neuen Enthusiasten finden. Das gelang nur knapp, aber immerhin zahlte der neue Besitzer USD 428’500 (EUR 385’650, CHF 394’220).
Mindestens ebenso schillernd ist die Geschichte eines Jaguars XK 120 SE von 1954. Immerhin handelt es sich hier um den einzigen XK 120, den die Carrozzeria Pinin Farina eingekleidet hat. Und das Ergebnis überzeugte damals wie heute mit Eleganz und Eigenständigkeit. Das Coupé wurde 1955 auf dem Genfer Automobilsalon gezeigt.
Der Wagen wurde kürzlich sehr aufwändig restauriert und gewann 2017 ein Pebble Beach einen Concours Award. Jetzt sollte Chassis 675360 für USD 900’000 bis 1,3 Millionen in eine neue Garage finden. Das Höchstgebot ging bei USD 850’000 ein, womit der Jaguar also USD 940’000 (EUR 846’000, CHF 864’800) kostete.
Und dann war da noch der Riley 12/4 Sprite Two Seater Sports von 1937, der damals mit Werksunterstützung den 3. Platz in seiner Klasse am Rallye Monte Carlo erringen konnte. Auch dieser Wagen war umfangreich dokumentiert und komplett restauriert.
USD 475’000 bis 625’000 waren für “CDU 63” angesetzt, der siegreiche Bieter zahlte schliesslich USD 491’750 (EUR 442’375, CHF 452’410) für den raren und attraktiven Riley.
Viele amerikanische Fahrzeuge
Das zweitgrösste Landeskontingent an der Auktion von Bonhams stellten weder die Italiener, noch die Franzosen oder Deutschen. Es waren die amerikanischen Hersteller, die mit 27 Autos vertreten waren. Packard alleine war mit neun Wagen repräsentiert, es folgten Ford (7) und eine ganze Reihe von anderen mehr oder weniger bekannten Hersteller, darunter GMC, Allard, Auburn, Continental oder Lincoln.
So richtig überzeugen konnten diese Autos allerdings nicht, zumindest wenn man die Höchstgebote mit den Schätzwerten vergleicht. Bei Packard beispielsweise wurde im Schnitt 67 % geboten und bei Ford 70 %. Trotzdem konnten sieben der neun Packard verkauft werden, bei Ford waren es sechs der sieben Wagen.
Einer der sicherlich rarsten und wertvollsten Wagen amerikanischer Prominenz aber war der Allard J2X Two Seater Sports von 1952, der für USD 400’000 bis 450’000 einen neuen Halter suchte, aber mit einem Höchstgebot von USD 350’000 stehen blieb.
Der Porsche 550 Spyder
Aushängeschild der Versteigerung war berechtigterweise ein Porsche 550 aus dem Jahr 1955 mit Chassisnummer 550-0036. Der Wagen wurde einst bei Wendler eingekleidet und in vielen Wettbewerben auf dem Nürburgring, der Avus und in Hockenheim eingesetzt. Umfangreiches Bildmaterial zeigte das Auto in vielen Rennen. Der erste Besitzer war Theo Helfrich aus Frankfurt. Um die Jahrtausendwende wurde der Spyder aufwändig restauriert, seit 50 Jahren befand er sich im gleichen Besitz.
Um den sicherlich interessanten Spyder entwickelte sich ein heftiger Bieterkampf, der erst bei USD 3,8 Millionen endete. Damit wurde zwar der Schätzwert von USD 4,5 bis 5,5 Millionen verfehlt, aber der erfolgreiche Telefonbieter zahlte schliesslich inkl. Aufpreis/Kommission USD 4,185 Millionen (umgerechnet EUR 3,77 Millionen, CHF 3,85 Millionen)
Umfangreiche SL-Auswahl
Fünf Mercedes-Benz der SL-Baureihen buhlen bei Bonhams in Amelia Island um die Gunst der Bieter. Der auffälligste des Quintetts war sicherlich ein gelber Mercedes-Benz 300 SL Roadster von 1960, der für immerhin USD 1,9 bis 2,3 Millionen verkauft werden sollte. Überraschend an diesem Wagen waren neben der damals tatsächlich auf Sonderwunsch aufgetragenen Farbe der falsche Motor unter der Haube. Aber auch jener wurde bereits in der Zeit nach einem Motorschaden eingebaut und es handelte sich um einen Alu-Motor, der den Wagen damals sicherlich aufwertete. Dazu kommen königlicher Vorbesitz und eben die Farbe.
Offenbar war dies zusammen nicht überzeugend genug, um den Bietern mehr als USD 1,8 Millionen zu entlocken und so blieb der Roadster unverkauft.
Bei den übrigen vier SL handelt es sich um zwei Pagoden und zwei 107ner, die im Schnitt etwas unter den Erwartungen verkauft werden konnten.
Superklassiker am laufenden Band
An Superklassikern der Fünfziger- und Sechzigerjahren fehlte es bei Bonhams natürlich nicht. Da war etwa ein auf die Restaurierung wartender Aston Martin DB4 von 1958, der für USD 173’600 (EUR 165’240, CHF 159’712) in eine neue Garage fand.
Eine frühe Chevrolet Corvette C1 von 1956 fand über dem Estimate zum Preis von USD 80’640 (EUR 72’576, CHF 74’189) einen neuen Besitzer.
Eine ganze Reihe von Jaguar XK und E-Types wurden angeboten, sie konnten alle veräussert werden, wenn auch teilweise zu enttäuschend niedrigen Preisen.
Für einen Porsche 356 A 1600 Speedster von 1957 zahlte der neue Eigentümer USD 302’000 (EUR 271’800, CHF 277’840), während es einen frühen 911 2.0 Targa von 1967 für USD 123’200 (EUR 110’880, CHF 113’344) gab.
Einen Maserati Mexico als 4,2-Liter Coupé von 1967 konnte man für USD 52’080 erstehen, während ein Lamborghini 400 GT 2+2 von 1968 USD 318’500 und ein Espada Series III von 1974 USD 42’560 kosteten.
Für den Facel Vega Facel II von 1964 zahlte ein Enthusiast USD 184’800, während ein Ferrari Testarossa von 1991 USD 95’200 (EUR 85’680, CHF 87’582) und damit sogar mehr als erwartet kostete. Ein Ferrari 365 GTC/ç von 1972 fand hingegen keinen neuen Besitzer, USD 260’000 reichten nicht für einen erfolgreichen Zuschlag.
Mit einer Verkaufsquote von 88 % konnte Bonhams sicherlich zufrieden sein, zumal sich die Gebotshöhen zwischen den verkauften und nicht verkauften Lots mit 81,5 % und 79,1 % vom mittleren Schätzwert eigentlich nur marginal unterschieden. Weil aber doch einige teuere Autos keinen neuen Besitzer fanden, pendelte sich der Gesamtumsatz für die Autos anstatt bei erhofften USD 21,5 lediglich bei USD 17,6 Millionen ein.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | USD Est von | USD Est bis | USD HG | USD VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
201 | Ford Model A Tudor Sedan | 1931 | 10'000 | 20'000 | 6000 | 6720 | 6182 | 6048 | -55.2%
|
V |
202 | Ford Super Deluxe Tudor Sedan | 1942 | 10'000 | 20'000 | 7500 | 8400 | 7728 | 7560 | -44%
|
V |
203 | Ford Model 40 V8 Coupe | 1933 | 20'000 | 40'000 | 29'000 | 32'480 | 29'881 | 29'232 | +8.27%
|
V |
204 | Packard Model 633 Standard Eight Sedan | 1929 | 20'000 | 40'000 | 9000 | 10'080 | 9273 | 9072 | -66.4%
|
V |
205 | Packard Model 1101 Eight Club Sedan | 1934 | 70'000 | 90'000 | 32'000 | 35'840 | 32'972 | 32'256 | -55.2%
|
V |
206 | Ford Model A Coupe | 1931 | 10'000 | 20'000 | 10'000 | 11'200 | 10'304 | 10'080 | -25.33%
|
V |
207 | GMC T14 Up Pick Truck (Jg. Ca.) | 1937 | 20'000 | 30'000 | 15'000 | 16'800 | 15'456 | 15'120 | -32.8%
|
V |
Möchten Sie alle Auktions-Ergebnisse sehen?
Sie haben Benutzername und Passwort?
Sie können sich auch mit Ihrem Social Login anmelden
Ansonsten erstellen Sie ein neues Login:
Alle Angaben ohne Gewähr
Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis