Am 4. November 2018 hielt Artcurial die bereits zur Tradition gewordene Versteigerung in der Nähe der Avenue des Champs-Élysées in Paris bereits zum 14. Mal ab. 78 Fahrzeuge waren gemeldet, 74 kamen unter den Hammer, darunter drei Motorräder.
73 Prozent der Lots (54 Fahrzeuge) wurden erfolgreich verkauft, was in Summe einen Umsatz von EUR 4,7 Millionen (CHF 5,4 Millionen) bedeutete. EUR 87’548 oder CHF 99’805 wurden im Schnitt bezahlt, die Höchstgebote erreichten im Durchschnitt 81 Prozent des mittleren Schätzwerts.
Zum Auftakt das Käfer Cabriolet von Sylvie Vartan
Mit einigen Minuten Verzögerung begann die Versteigerung, wie immer mit einem gut gelaunten Hervé Poulain als Auktionator. Als erstes Fahrzeug wurde ein schwarzes VW Käfer 1302 LS Cabriolet von 1972 angeboten, das einst der Sängerin Sylvia Vartan gehörte. Die Künstlerin war mit Johnny Hallyday verheiratet und füllte in den Sechziger- und Siebzigerjahren auch grosse Stadien.
Der Promibonus wirkte zumindest teilweise, das Cabriolet wurde für EUR 29'000 (CHF 33’060) verkauft, womit der mittlere Schätzpreis um rund 45 Prozent übertroffen wurde.
Der Ford Mustang aus dem Lelouch-Film “Un homme et une femme”
Im Jahr 1966 machte Claude Lelouch den Mustang in Frankreich mit dem Film “Un homme et une femme” berühmt. 20 Jahre später drehte der Regisseur einen Nachfolgerfilm mit dem Titel ““Un homme et une femme - 20 ans déjà” und darin trat ein weisses Mustang Cabriolets mit Chassisnummer 6T08K218776 aus dem Jahr 1966 auf.
Der Mustang wurde nun für EUR 40’000 bis 50’000 angeboten. Ganz soviel war dann für einen Zuschlag nicht nötig, die glückliche Käuferin bezahlte schliesslich EUR 37’120 (CHF 42’316).
Relativ junge Autos
Mit einem durchschnittlichen Alter von 46 Jahren waren die angebotenen Fahrzeuge vergleichsweise jung. Der älteste Wagen war ein Delaunay-Belleville von 1911, der jüngste ein Aston Martin Rapide von 2010.
Beide schlugen sich gut, der Delaunay-Belleville wurde für EUR 87’000 (CHF 99’179) verkauft, der Aston Martin für EUR 88’160 (CHF 100’502).
Autos der Sechziger- und Siebzigerjahre waren besonders zahlreich vorhanden.
Breites Markenangebot
31 Marken umfasst das Spektrum in Paris am 4. November 2018. Ferrari war mit sechs Wagen vertreten, dazu kam noch ein Dino 208 GT4, der sehr günstig an einen neuen Besitzer ging.
Ein Testarossa und ein 365 GT 2+2 blieben stehen, während der angebotene 348 TB deutlich über dem Schätzwert in neue Hände fand.
Mercedes-Benz, Alfa Romeo und Bentley waren mit je fünf Autos vertreten, BMW, Maserati und Porsche mit vier. Nur jeweils ein Auto trug das Markenzeichen von Buick, De Tomaso, Fiat, Peugeot oder VW.
Sechs Facel Vega
Mit sechs ihrer legendären Luxus-GTs war die Marke Facel Vega besonders stark vertreten.
Sie schnitten sehr unterschiedlich ab. Während die mit Volvo-Motoren ausgerüsteten Facel III Versionen (ein Coupé und ein Cabriolet) die Schätzwerte deutlich übertrafen, fanden sich für den FV4 mit amerikanischem V8-Motor und das Facellia Cabriolet 1960 mit dem selbstentwickelten Vierzylinder keine Käufer.
Gut liess sich das Facel II Coupé von 1962 verkaufen, es erzielte EUR 266’800 (CHF 304’152) und lag damit rund 16 Prozent über dem mittleren Estimate.
Auch der rare HK500 (HK1) von 1961 wurde veräussert, mit EUR 104’400 (CHF 119’015) lag der Verkaufspreis knapp unter den Erwartungen.
Französische Spezialitäten
Zu den Facels kamen noch weitere Spezialitäten französischer Herstellers. Insbesondere der Ligier JS2 von 1974 mit dem Maserati-V6-Motor stiess, angestachelt durch Poulain, auf einiges Interesse und wurde schliesslich für EUR 78’880 (CHF 89’923) verkauft.
Eine andere französische Rarität war der Salmson 13 CV S-4 E von 1950. Das Nachkriegscabriolet mit Cotal-Getriebe wurde vor einigen Jahren restauriert und präsentierte sich in gutem Allgemeinzustand. EUR 60’000 bis 80’000 erschienen daher durchaus realistisch.
Geboten wurden aber nur EUR 50’000, was aber trotzdem zum Zuschlag und einem Verkaufspreis von EUR 58’000 (CHF 66’120) reichte.
Von gänzlich anderem Naturell war der Renault Spider aus dem Jahr 1997, der ohne die meist montierte Frontscheibe und in der rarsten roten Lackierung angeboten wird.
EUR 35’000 bis 50’000 waren für den Wagen mit bisher zwei Besitzern und 17’000 km auf dem Tacho angesetzt. Geboten wurden schliesslich EUR 32’000, womit der Spider für EUR 37’120 oder CHF 42’316 in neue Hände überging.
Gemischte Ergebnisse für Superklassiker
Natürlich konnte Artcurial in Paris auch einige Superklassiker anbieten angeführt von einem Mercedes-Benz 300 SL Roadster von 1957 stehen. Der sehr frühe offene SL (Chassis 198.042.7500093 ) wurde einst an den späteren König Hasan den Zweiten von Marokko ausgeliefert. Juan Manuel Fangio fuhr ihn einst in Tanger an einer Veranstaltung.
Geschätzt auf EUR 900’000 bis 1,1 Millionen reichte schliesslich ein Höchstgebot von EUR 800’000 für den Kauf, was mit Kommission/Aufpreis EUR 928’000 oder CHF 1,06 Millionen bedeutete.
Ebenfalls zu den Superklassikern gehört der BMW 328. Das Exemplar mit Chassisnummer 85105 aus dem Jahr 1937 lief ursprünglich in Deutschland und nahm auch an diversen Wettbewerben teil. Jetzt sollte der Roadster für EUR 550’000 bis 750’000 einen neuen Besitzer finden.
Ganz so viel wurde nicht geboten, aber der 328 wurde schliesslich für EUR 580’000 oder CHF 661’200 veräussert.
Trotz seinem noch jugendlichen Alter darf sich auch der in nur 500 Exemplaren produzierte Mercedes-Benz 190E 2.5-16 Evo II von 1990 einen Superklassiker nennen. EUR 130’000 bis 180’000 liess der Schätzpreis noch Luft für Phantasie, zumal der Kilometerstand noch unter 100’000 lag.
Geboten wurde schliesslich aber nur EUR 110’000, was für einen Verkauf nicht reichte.
Etwas Besonderes war der blaue Porsche 911 S 2.4 von 1972. Ein derartiges Auto sei heute fast unmöglich zu finden, schliesslich befand er sich bis heute in erster Hand und war komplett original.
Trotzdem wollten die Bieter nicht über EUR 135’000 gehen, was dem Einlieferer offenbar nicht genug war.
Besser lief es für die beiden Jaguar E-Type. Während der späte S1 als Coupé von 1967 für EUR 81’200 verkauft werden konnte, bezahlte der neue Besitzer des S3 V12 Cabriolets von 1972 EUR 61’480.
Auch alle XK-Modelle konnten, wenn auch zu vergleichsweise günstigen Preisen, in neue Hände übergeführt werden.
Die beiden Maserati-Modelle Indy und Ghibli waren noch vor Versteigerungsbeginn zurückgezogen worden.
Französische Heckklappen-Sportler
Für eine gänzlich andere Klientel waren sicherlich die beiden Beiträge Frankreichs zum Thema sportliche Heckklappen-Kompaktwagen der Achtziger- und Neunzigerjahre gedacht. Sowohl der Peugeot 205 GTI von 1985 als auch der Renault Super 5 GT Turbo von 1989 wurden vom Zustand her als sehr gut beschrieben und wiesen Kilometerstände nur knapp jenseits von 100’000 auf.
Schliesslich wurden für den Peugeot EUR 16’240 (CHF 18’513) und für den Renault EUR 14’500 (CHF 16’530) bezahlt, nicht ganz soviel wie erhofft.
Drei No-Reserve-Lots nicht verkauft
Normalerweise würde man erwarten, dass Fahrzeuge ohne Mindestpreis, und von diesen gab es immerhin 19 Stück und damit einen Viertel des Angebots, auch verkauft werden können. Doch gleich in mehreren Fällen wollten die Bieter dem aufgerufenen Startpreis nicht folgen.
Weder das Fiat 124 A Coupé Eveline von Vignale aus dem Jahr 1969, das als Restaurierungsbasis angeboten wurde (Startpreis EUR 12’000), noch der Buick Estate Wagon von 1974 sowie der Porsche 914/6 von 1970 (Startpreis 30’000) fanden das Interesse der Bieter.
Beim Porsche erstaunte dies ganz besonders, gelten doch die Sechszylinder-Modelle als gute Investitionen und attraktive Sportwagen. Als letztes Lot hatte der Wagen aber damit zu kämpfen, dass wohl ein Teil der Bieter bereits den Raum verlassen hatte.
Die ganze Veranstaltung dauerte ziemlich genau 2,5 Stunden und in Summe dürften die Organisatoren mit dem Ergebnis zufrieden gewesen sein, auch wenn doch immerhin 20 Fahrzeuge, darunter etwa die rare Alfa Romeo 1900 TI Super Limousine von 1955, der Ford Capri 2600 RS von 1972 oder der Hummer H1 von 2002, nicht verkauft werden konnten.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | EUR Est von | EUR Est bis | EUR HG | EUR VP | CHF VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
01 | VW Käfer 1302 LS Cabriolet (ex Sylvie Vartan) | 1972 | 15'000 | 25'000 | 25'000 | 29'000 | 33'060 | +45%
|
V |
02 | Bentley Type R | 1953 | 20'000 | 30'000 | 21'000 | 24'360 | 27'770 | -2.56%
|
V |
03 | Kawasaki 1000 Z1R | 1978 | 8000 | 12'000 | 9000 | 10'440 | 11'901 | +4.4%
|
V |
04 | Kawasaki Z650B | 1977 | 4000 | 6000 | 4000 | 4640 | 5289 | -7.2%
|
V |
05 | Honda S800 Racing MKII | 1968 | 75'000 | 95'000 | 62'000 | 71'920 | 81'988 | -15.39%
|
V |
06 | Facel Vega Facel III Cabriolet | 1964 | 35'000 | 50'000 | 68'000 | 78'880 | 89'923 | +85.6%
|
V |
07 | Facel Vega Facel II | 1962 | 180'000 | 280'000 | 230'000 | 266'800 | 304'152 | +16%
|
V |
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