Für gewöhnlich hat das Museum Autovision mit der seit 2002 bestehenden weltweit ersten Wankel-Dauerausstellung alles andere als den Ruf, "halbe Sachen" zu zeigen. In diesem Fall war es aber pure Absicht: Unter der Leitung von Museumsgründer Horst Schultz wurde das nie in Serie gegangene Wankel-Konzeptfahrzeug Mercedes-Benz C 111 aus dem Jahr 1969 in Originalgröße als Demonstrationsfahrzeug aufgebaut. Initialzündung war die Tatsache, dass dieses Fahrzeug zwar schon für einige Jahre als Original in der Wankelausstellung der Autovision gezeigt werden konnte, eine Verlängerung des Leihvertrages mit Mercedes Benz jedoch nicht mehr zustande gekommen ist.
Da dieses Fahrzeug einen sehr wichtigen Meilenstein in der Automobil- und Wankelgeschichte darstellt, entschloss sich der Stiftungsvorstand des im badischen Altlussheim gelegenen Museums mit Technologie-Arena kurzerhand, den C 111 mit Dreischeiben-Wankelmotor nachzubauen. Doch sollte es nicht einfach eine 1:1-Replik werden. Stiftungsvorstand Horst Schultz erläuterte dazu: "Unsere Stiftung hat sich bereits bei der Gründung im Jahr 2002 verpflichtet, besonders viel Technik rund um die Automobilität in den Ausstellungen zu zeigen. Daher genügte es uns auch in diesem Fall nicht, einfach einen spektakulären Flügeltürer nachzukonstruieren. Durch den Bau eines halbseitig geöffneten Demo-Fahrzeuges, wie man es etwa von internationalen Automobilmessen kennt, können unsere Museumsbesucher fortan technische Details aus vergangener Zeit betrachten, die bisher immer verborgen blieben."
Flügeltürer sollte damals "beflügeln"
In Sachen Technik hat dieses immerhin schon über 50 Jahre alte Fahrzeugkonzept schliesslich allerhand zu bieten! Die Entwicklung des C 111/1 sorgte aufgrund der gleich drei elementaren Neuheiten bei einem Fahrzeug der Marke mit dem Stern bereits 1969 für große Aufmerksamkeit: Der neu entwickelte, PS-starke Wankelmotor, ein völlig neuer Stil der Designlinie und eine Kunststoff-Karosserie.
Unter der Leitung des Ingenieurs und damaligen PKW-Entwicklungschefs Rudolf Uhlenhaut hat man mit der Vorgabe, einen spektakulären Flügeltürer zu konstruieren, schliesslich den ersten Mercedes C 111 auf den Weg gebracht. Er sollte eine Art Ablösung für den ohnehin schon seit zehn Jahren nicht mehr gebauten Mercedes-Benz 300 SL werden. Die Kunden in diesem Oberklassensektor wünschten sich schon seit einiger Zeit, dass bei Mercedes-Benz bald wieder ein solches Fahrzeug zum Kauf stünde. Daher gab die Daimler-Benz-Unternehmensleitung auch allen beteiligten Entwicklungsabteilungen, sei es der Motoren-, Design- oder Fahrwerksbereich, grünes Licht und "freien Lau"“ zur Erprobung neuer Ideen.
Diese Devise war natürlich ein besonderer Ansporn, der zu einem regelrechten Marathon in allen Entwicklungsabteilungen führte - wenngleich einige neue Ansätze auch immer wieder zu Technikproblemen führte, die es zu überwinden galt. Doch sollten alle Strapazen der Entwicklungszeit im September 1969 belohnt werden. Bei der Präsentations-Premiere des Mercedes-Benz C 111 auf der IAA in Frankfurt wurde dieser mit großer Begeisterung von der Fachwelt, nicht zuletzt wegen seines spektakulären Designs, regelrecht gefeiert.
Museum feiert doppelte Wankelpremiere
Fast parallel zum Bau des besonderen C-111-Wankel-Demofahrzeuges für die Museumsausstellung verfasste Horst Schultz zudem ein Buch, das in bisher noch nie dagewesenem Umfang alles Wissenswerte rund um Felix Wankels Rotationsmaschinen-Idee zeigt. Auf 520 Seiten mit über 1200 Fotos, Zeichnungen und Grafiken behandelt der Autor sowohl die Geschichte, Gegenwart als auch die mögliche Zukunft der Kreiskolbentechnik. Das Buch mit dem Titel "Das große Wankelbuch – Chronologie einer Entwicklung" (ISBN 978-3-00-073511-0) kann ab sofort direkt beim Museum Autovision zum Preis von € 59,90 bestellt oder zu den geregelten Öffnungszeiten vor Ort erworben werden.
Weitere Informationen über die Ausstellung oder das Buch finden Sie auf der Website des Autovision-Museums.