Das Auktionshaus Gooding & Co wollte am 1. April 2020 zum ersten Mal über den Atlantik, um in Europa eine Versteigerung durchzuführen. Bisher waren David Gooding und Charlie Ross, der britisch-stämmige Auktionator, immer in den USA tätig und zwar jeweils in Scottsdale, Amelia Island und Pebble Beach. Ihre Versteigerungen gehören zu den exklusivsten Veranstaltungen der Sammlerszene und unzählige Rekorde konnten in den 'zig Jahren zusammen.
Covid-19 allerdings erzwang eine Aufschiebung der Pläne. Nach den Lockerungen soll die Auktion nun am 4. September 2020 anlässlich des Concours d'Elégance Hampton Court Palace durchgeführt werden.
Die Sammlung eines Connaisseurs
16 Automobile des Sammlers Hubert Fabri kommen am 4. September 2020 in London unter den Hammer. Alleine die Marken – Aston Martin, Bentley, Bugatti, Lamborghini, Lancia, Vauxhall und Rolls-Royce (Durchschnittsalter 77 Jahre) – lassen schon einiges erwarten, die einzelnen Fahrzeuge tun es aber noch viel mehr. Kein Wunder erwartet Gooding & Co einen Umsatz jenseits von £ 45 Millionen, pro Wagen wurden im Vorfeld im Schnitt also rund EUR 3,5 Millionen oder CHF 3,7 Millionen geschätzt.
Wichtig zu wissen ist, dass sieben der 16 Autos in der Schweiz, der Rest in Grossbritannien registriert sind. Für den einen oder anderen Interessenten könnte dies die Wahl vereinfachen …
Drei Aston Martin
Wenn man sich drei Autos aus der langen Geschichte von Aston Martin aussuchen müsste, stünden die drei Wagen, die Gooding anbieten kann, sicherlich auf der Shortlist.
Der seltenste dürfte der DB3S von 1955 sein, der in Australien Rennen fuhr. £ 3 bis 4 Millionen sind geschätzt.
Der teuerste Wagen der gesamten Versteigerung könnte der Aston Martin DB4 GT Zagato von 1961 werden, einer von nur 19 Originalen und einer der wenigen, die in “Peony Red” lackiert wurden.
Für Vorkriegs-Anhänger repräsentiert sicher der Aston Martin Ulster von 1935 jene Epoche hervorragend, zumal der Wagen 1935 in der Tourist Trophy teilnahm.
Drei Bentley
Weniger rennsportlich, dafür umso eleganter sind die drei Bentleys der Sammlung.
Der Bentley R-Type Contintental Fastback von 1952 war der ultimative GT jener Zeit und soll nun £ 1,5 bis 2 Millionen wert sein.
Vanvooren baute 1939 ein wunderschönes Cabriolet auf der Basis eines Bentley 4 1/4 Litre Fahrgestells. Mit £ 450’000 bis 600’000 ist dieser Wagen einer der günstigeren an der Auktion.
Noch etwas preiswerter geht es mit dem Bentley 3 Litre Speed Model Sports Tourer mit Vanden Plas Karosserie von 1927. £ 350’000 bis 450’000 sollten für den komplett restaurierten Wagen reichen.
Drei Bugatti
In einer ganz anderen Liga spielen die drei Bugattis.
Da wäre einmal der Type 59 Sports von 1934, der mindestens £ 10 Millionen wert sein soll. Der Wagen wurde 1934 und 1935 von René Dreyfus gefahren, wurde aber mit modifizierter Karosserie auch danach noch häufig eingesetzt, notabene mit einigen der berühmtesten Rennfahrern jener Zeit (Benoist, Chrion, Taruffi, Varzi, Wimille). Das Auto wurde seither nie restauriert, eine einmalige Gelegenheit.
Fast noch mehr Patina als der Type 59 weist der Type 35 C von 1928 auf. Auch dieser Wagen hat Renngeschichte und wurde in seinem ganzen Leben nie restauriert. £ 3 Mllionen werden als Eintrittsticket gesehen.
Mehr auf der Concours-Seite wanderte im Gegensatz dazu der Type 37S Atalante von 1937, für den auch ein Preis von mindestens £ 7 Millionen erwartet wird.
Zwei Lamborghini
Gehen wir von der Vorkriegszeit zur den Sechzigerjahren und zu Lamborghini. Die zwei Sportwagen sind perfekte Vertreter der frühen Karriere des jungen Sportwagenherstellers aus Sant’Agata.
Der Lamborghini 350 GT von 1965 war der erste in Serie gebaute Wagen und soll nun £ 400’000 bis 550’000 kosten.
Der Lamborghini Miura P400 SV von 1971 ist einer der nur gebauten 150 SVs, sozusagen der Höhepunkt der Miura-Baureihe. Mit Trockensumpf und ZF-Sperrdifferential wurde er auf ganz speziellen Wunsch so gebaut. £ 1,6 bis 2 Millionen werden erwartet.
Drei Lancia
Dass gleich drei Lancia in der Sammlung Platz hatten, beweist den Stellenwert der Turiner Automarke in der Autogeschichte.
Angeboten in London werden ein Aurelia B24S Spider America von 1955 (£ 700’000 bis 900’000), ein Flaminia 2500 Sport von 1959 (£ 400’000 bis 500’000) und ein Lambda 3rd Series Torpédo von 1924 (£ 320’000 bis 400’000).
Ein Rolls-Royce
Mit dem Rolls-Royce 40/50 HP Silver Ghost Alpine Eagler Tourer von 1919 bewies die britische Marke, dass ein RR auch sportlich sein kann.
Jetzt werden £ 1 bis 1,4 Millionen fällig für den Kauf des schönen Autos
Ein Vauxhall
Etwas aus der Reihe zu fallen scheint der Vauxhall 30-98 OE-Type Wensum von 1924. Allerdings war dieses Modell damals als einer der besten Sportwagen jener Zeit bekannt und damit eine würdige Ergänzung von Bugatti, Bentley und Co in der Sammlung.
Mit £ 800’000 bis 1,2 Millionen ist er zudem nicht der günstigste Wagen, sondern hat einen zu seiner Seltenheit passenden Schätzwert erhalten.
16 Autos also kommen in London unter den Hammer, jeder einzelne von ihnen wäre eine Sünde wert …
Mehr zu den einzelnen Fahrzeugen ist, samt vielen Bildern, auf der Website von Gooding & Co dokumentiert.