Die Versteigerung von Artcurial ist die dritte und letzte der drei grossen Auktionshäuser auf der kommenden Rétromobile in Paris. Am 3. und 4. Februar 2023 werden in Halle 7.2 insgesamt 227 Fahrzeuge versteigert: 221 Automobile, drei Motorräder, zwei Boote und eine Kutsche. Gut die Hälfte (52 Prozent) wird ohne Mindestpreis angeboten. Ausgehend vom mittleren Schätzwert der einzelnen Lose beläuft sich der Gesamtwert auf 67,5 Millionen Euro, woraus sich ein Durchschnittspreis von 299'000 Euro pro Los ergibt.
Zwei teure Ferrari
Allerdings wurde in diese Rechnung das voraussichtlich teuerste Auto noch gar nicht miteinbezogen. Denn für den 1964er Ferrari 250 LM mit der Losnummer 89 wurde kein Schätzpreis öffentlich bekanntgegeben. Wir von Zwischengas gehen von etwa 10'000'000 Euro aus, wohlwissend, dass man bei Rennwagen dieser Art auch weit danebenliegen kann. Denn einerseits besitzt der Wagen mit der Fahrgestellnummer 5901 so gut wie keine Rennhistorie, die sich normalerweise wertsteigernd auswirkt.
Andererseits ist der rote Renner dadurch ein besonders originales Exemplar, was man über mehrmals verunfallte und wiederaufgebaute Rennwagen weniger sagen kann. Bei seinem einzigen dokumentierten Renneinsatz – den 24 Stunden von Daytona 1966 – fiel er in Runde 429 mit einer defekten Lichtmaschine aus.
Das nach diesem inoffiziell teuersten Auto der Versteigerung offiziell teuerste Auto wird voraussichtlich ebenfalls ein Ferrari sein: Der 340 America Barchetta mit Touring-Karosserie fuhr unter anderem 1951 in Le Mans und 1953 in Sebring und soll zwischen 5'000'000 und 8'000'000 Euro bringen. Seit 1975 hatte der Wagen mit der Fahrgestellnummer 0120A in der Sammlung von Bart Rosman gestanden und kommt somit zum ersten Mal seit fast 50 Jahren wieder auf den Markt.
Französische Exoten
Bedingt durch den Austragungsort machen natürlich französische Exoten einen relativ grossen Teil des Angebots aus: Fünf Facel Vega, drei Delage, drei Salmson und zwei Rosengart aus Frankreichs goldenem Zeitalter der Luxusautomobile kommen in Paris unter den Hammer.
Teuerster unter ihnen ist ein 1938er Delage D8 120 Cabriolet mit Vanvooren-Karosserie, für den 650'000 bis 850'000 Euro angesetzt sind.
Dahinter folgt ein 1932er Delage D8S mit Cabriolet-Karosserie unbekannter Herkunft für 400'000 bis 600'000 Euro. Teuerstes Nachkriegs-Modell unter den Luxus-Franzosen ist ein Facel Vega Facel II von 1962 für 200'000 bis 300'000 Euro.
Doch auch aus dem modernen Zeitalter des Automobils finden sich noch einige französische Perlen, die allerdings gut bezahlt sein wollen. Der zweite jemals gebaute Renault 5 Turbo soll zwischen 130'000 und 180'000 Euro einbringen.
Für einen pfingstrosenroten Citroën Xantia V6 von 1999 erwartet Artcurial zwischen 25'000 und 35'000 Euro. Ebenfalls mit V6, aber etwas günstiger präsentiert sich ein 1992er Renault 25 Baccara für 15'000 bis 25'000 Euro. Allerdings hat die nachtblaue Limousine auch erst knapp 4000 Kilometer zurückgelegt.
Frankophile Achtzigerjahre-Liebhaber mit reichlich Nachwuchs könnten am Renault Espace Turbo D von 1987 Gefallen finden. Mit einer Schätzung von 6000–10'000 Euro ist die selbstzündende Grossraumlimousine das günstigste Automobil der Auktion.
Unterboten wird der Espace nur noch von einem anderen Renault: Der Reinastella wurde als “Soucoupe Volante“ 1992 anlässlich der Eröffnung des Disney-Land Paris gebaut und soll der Folklore nach das Jahr 2328 vorwegnehmen. Scherzhaft erwähnt Artcurial, dass es ein zweites Exemplar erst in 305 Jahren zu kaufen geben werde. Auf den Preis hat diese Einmaligkeit aber wohl keinen Einfluss. Nur 2000 bis 4000 Euro werden für das "Bekannte Flugobjekt" erwartet.
Mancher Exot gibt sich zunächst gar nicht zu erkennen. So sieht der 1963er Citroën DS 19 Le Caddy auf den ersten Blick aus wie ein "gewöhnliches" Werkscabriolet, ist aber mit vorgerückter Rückbank und knapperem Verdeck ein wenig schnittiger. Von 1960 bis 1968 fertigte Henri Chapron nur 34 Exemplare. Mit 120'000 bis 180'000 Euro ist der Exote trotzdem niedriger eingeschätzt als die beiden Werkscabrios, die Artcurial parallel anbietet. Ein DS 19 "Cabriolet Usine" des gleichen Modelljahres soll zwischen 190'000 und 230'000 Euro bringen; ein 1968er DS 21 mit manuellem Getriebe zwischen 170'000 und 220'000 Euro.
Jung und Alt
Sieht man einmal vom Renault aus dem Jahre 2328 ab, so ist ein Bentley Continental GT3 von 2019 das jüngste Auto der Versteigerung. Zwischen 285'000 und 360'000 Euro werden für den getigerten Rennwagen erwartet. Insgesamt stammen nur 19 Autos im Angebot von Artcurial aus dem 21. Jahrhundert.
Teuerstes unter ihnen ist ein Mercedes-Benz SLR McLaren "Stirling Moss Edition" für schätzungsweise 3'000'000 bis 4'000'000 Euro.
Im Mittel sind die angebotenen Fahrzeuge 49 Jahre alt. Das einzige Auto, das genau diesem Alter entspricht, ist ein Jaguar E-Type V12 Convertible von 1974. Für das manuell zu schaltende, silbergraue Cabriolet werden 80'000 bis 120'000 Euro erwartet. Methusalem der Auktion ist ein "Omnibus" von Felix Barreyre aus dem Jahr 1880, für den 25'000 bis 35'000 Euro angesetzt sind. Ä
lteste selbstfahrende Wagen sind ein Sima Violet MV5 Torpédo Sport Special und ein Salmson Grand Sport Special, beide von 1925. Allerdings ist "selbstfahrend" zumindest im zweiten Fall eher theoretischer Natur, da der Wagen in Einzelteilen verkauft wird. Trotzdem stehen 60'000 bis 100'000 Euro im Raum.
Der Sima ist mit 40'000 bis 60'000 Euro deutlich günstiger.
Sechs Marken, 115 Autos
Die grösste Auswahl haben aber wie immer die Liebhaber der gängigen "Versteigerungsmarken". Porsche (39 Autos) und Ferrari (22) bilden klar die Mehrheit vor Mercedes-Benz (15) und Jaguar (14). Allerdings folgen bereits dahinter Citroën (13) und Renault (12).
Das Porsche-Angebot reicht altersmässig vom 1951er 356 Coupé für 280'000 bis 380'000 Euro bis zum 2013er 911 GT3 Cup für 90'000 bis 120'000 Euro. Die markeninterne Preisspanne erstreckt sich von mindestens 25'000 Euro für ein 968-Cabriolet von 1992 bis zu höchstens 1'300'000 Euro für einen 911 S/T als Werks-Rallyewagen.
Von den 14 angebotenen Jaguar sind die Hälfte XK-Modelle aus den Fünfzigern: zwei XK 120, vier XK 140 und ein XK 150 für Schätzpreise zwischen 35'000 Euro für einen XK 140 FHC von 1956 und 225'000 Euro für einen XK 120 OTS von 1950 mit Aluminium-Karosserie. Vergleichsweise günstig erscheint ein 1961er Jaguar E-Type Roadster mit "Flat Floor" und "Matching Numbers" für 100'000 bis 150'000 Euro. Sicherlich liegt es daran, dass er nach der 25 Jahre zurückliegenden Restaurierung bereits wieder etwas Patina angesetzt hat.
Das Sortiment an Mercedes-Benz besteht neben zwei 190 SL (1955 und 1962, je 100'000–150'000) und zwei "Adenauer" (1956 und 1962, je 30'000–50'000) aus vier W126 als Tuning-Extreme der Achziger: Koenig Special, AMG-Breibau, SGS Gullwing und Carat 1000 SEC.
Entgegen des royalen Anspruchs ist der 500 SEL Koenig Special von 1985 mit 80'000 bis 140'000 Euro Schätzwert noch der Günstigste. Darüber liegt der 1000 SEC von 1984 für 120'000 bis 180'000 Euro, gefolgt vom hüftbreiten 1989er 560 SEC AMG für 200'000 bis 300'000 Euro. Teuerster der vier ist in bester Flügeltürer-Tradition der 500 SEC SGS Gullwing, der auf 400'000 bis 600'000 Euro geschätzt wurde.
Reizvolle Rallye-Klassiker
Ebenfalls aus den Achtziger, aber in den Augen der meisten sicher etwas geschmackssicherer ist eine Sammlung von Rallye-Wagen der Gruppen A, B und N. Sie beginnt preislich mit dem 1990er Renault 5 GT Turbo Gr. N von Alain Oreille für 60'000 bis 80'000 Euro und endet bei einem 1989er Lancia Delta Integrale 16V Gr. A für 400'000 bis 600'000 Euro.
Dazwischen liegen zwei Homologationsmodelle für die Strasse, die erst eingelöst wurden, als die Gruppe B schon verboten war: Der 1987er Citroën BX 4TC mit nur 37'000 Kilometern soll zwischen 80'000 und 120'000 Euro einbringen; der 1987er Peugeot 205 Turbo 16 mit 25'000 Kilometern zwischen 350'000 und 400'000 Euro. In diesem Bereich (300'000–400'000 Euro) bewegt sich auch der Ford Focus WRC, mit dem Colin McRae in der Saison 1999 seinen Spitznamen "Rollin McCrah" festigte.
Die Versteigerung beginnt an beiden Tagen jeweils um 14:00 Uhr. Der "unschätzbare" Ferrari 250 LM wird am Samstag unter den Hammer kommen. Wir werden berichten, wie sehr wir mit unserer Schätzung danebenlagen.
Weitere Informatoinen und viele Bilder zur Auktion gibt es auf der Website von Artcurial.
Angebotene Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen Fahrzeuge mit Schätzpreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum bei der Veröffentlichung aktuellen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | NoR | EUR Est von | EUR Est bis | CHF Est von | CHF Est bis |
---|---|---|---|---|---|---|---|
001 | M274 Truck, Platform, Utility, 1/2 ton | 1964 | Ja | 8000 | 14'000 | 8000 | 14'000 |
002 | Land Rover Discovery 300 TDi Camel Trophy Mongolie | 1997 | Ja | 30'000 | 50'000 | 30'000 | 50'000 |
003 | Citroën DS 23ie Pallas | 1972 | Ja | 50'000 | 80'000 | 50'000 | 80'000 |
004 | Citroën 2 CV Sahara 4x4 | 1961 | Ja | 80'000 | 120'000 | 80'000 | 120'000 |
005 | Mercedes-Benz 508D Camping-Car par Notin | 1977 | Ja | 10'000 | 20'000 | 10'000 | 20'000 |
006 | SIMA Violet Type MV5 torpédo sport spécial | 1925 | Ja | 40'000 | 60'000 | 40'000 | 60'000 |
007 | Citroën Traction 7C berline | 1935 | Ja | 15'000 | 25'000 | 15'000 | 25'000 |
008 | Rosengart LR539 Supertraction Cabriolet | 1939 | Ja | 40'000 | 60'000 | 40'000 | 60'000 |
009 | Rosengart LR539 Supertraction Cabriolet | 1939 | Ja | 40'000 | 60'000 | 40'000 | 60'000 |
010 | Facel Vega Facellia Coupé 4 places (F2) | 1961 | Ja | 40'000 | 60'000 | 40'000 | 60'000 |
011 | Facel Vega Facellia Cabriolet (FA) | 1960 | Ja | 60'000 | 90'000 | 60'000 | 90'000 |
012 | Facel Vega HK II | 1962 | Ja | 200'000 | 300'000 | 200'000 | 300'000 |
013 | Facel Vega Excellence (EX1) | 1960 | Ja | 80'000 | 120'000 | 80'000 | 120'000 |
014 | Facel Vega HK 500 (HK1) | 1960 | Ja | 120'000 | 160'000 | 120'000 | 160'000 |
015 | Delage D6 3L Olympic cabriolet par Dens | 1946 | Ja | 60'000 | 90'000 | 60'000 | 90'000 |
016 | Cadillac convertible coupé V12 370A par Fleetwood | 1931 | 90'000 | 130'000 | 90'000 | 130'000 | |
017 | Renault Viva Grand Sport Cabriolet (BDV1) | 1939 | Ja | 80'000 | 120'000 | 80'000 | 120'000 |
018 | Citroën DS 19 Cabriolet " Le Caddy " par Chapron | 1962 | 120'000 | 180'000 | 120'000 | 180'000 | |
019 | Delage D8 120 Cabriolet par Vanvooren | 1938 | 650'000 | 850'000 | 650'000 | 850'000 | |
020 | Triumph TR3 A | 1960 | Ja | 25'000 | 35'000 | 25'000 | 35'000 |
021 | Jaguar XK140 FHC | 1956 | Ja | 35'000 | 45'000 | 35'000 | 45'000 |
022 | Ferrari 330 GT 2+2 | 1967 | 250'000 | 300'000 | 250'000 | 300'000 | |
023 | Sunbeam Alpine Tiger V8 260 MK I avec hard-top | 1967 | Ja | 65'000 | 85'000 | 65'000 | 85'000 |
024 | Rover P6 3500 S Mk I | 1973 | Ja | 25'000 | 35'000 | 25'000 | 35'000 |
025 | Aston Martin DB4 Série 2 | 1960 | 350'000 | 500'000 | 350'000 | 500'000 | |
026 | Lancia Aurelia B 24 S Cabriolet 3e Série | 1958 | 300'000 | 350'000 | 300'000 | 350'000 | |
027 | AC Ace Bristol | 1962 | 280'000 | 340'000 | 280'000 | 340'000 | |
028 | Lancia Aurelia B20 | 1953 | 140'000 | 180'000 | 140'000 | 180'000 | |
029 | Rolls-Royce Corniche Coupé | 1975 | 60'000 | 90'000 | 60'000 | 90'000 | |
030 | Mercedes-Benz 280 SL | 1968 | 90'000 | 130'000 | 90'000 | 130'000 | |
031 | Jaguar Type E Série 1 3,8L coupé préparation "lightweight" | 1963 |