“Eine Klasse für sich”, dies schrieben sich die Macher der Techno Classica in Essen, die Familien Franssen und Eck auf die Fahnen. Und sie sollten Recht behalten, denn als am Sonntag Abend nach fünf Messetagen (6. bis 10. April 2016) abgerechnet wurde, konnte mit 201’034 Gästen ein neuer Besucherrekord vermeldet werden.
Es war die 28. Auflage der inzwischen wohl weltgrössten Oldtimer- und Youngtimer-Messe und an Superlativen wurde weder an der Pressekonferenz zu Messebeginn noch in den 21 Messehallen gegeizt.
Bombastische Hersteller-Präsentationen
27 Marken präsentierten sich in Essen mit ihren Klassikerabteilungen und ihrer Tradition. Und da wurde einmal mehr mit der grossen Kelle angerichtet.
Mercedes-Benz stellte luxuriöse Cabriolets, aber auch die Sportwagen der Marke und die günstigeren, respektive besonderen offenen Wagen der Firmengeschichte ins Zentrum.
Bei Porsche wurde dem Tranxaxle-Sportwagen gedacht, den es leider heutzutage nicht mehr zu kaufen gibt. Gezeigt wurden unter anderem der 924 Prototyp und Schaumodelle der Transaxle-Modelle 944 und 928. Zudem stellten die Porsche-Leute einen frisch restaurierten gelben 911 ST 2.5 auf den Stand.
Bei BMW stand neben dem 100. Geburtstag der gesamten Firma und entsprechend Modelle aus der ganzen Firmengeschichte der 50. Geburtstag der 02-Baureihe im Fokus. Gezeigt wurden hier eines der seltenen BMW 2002 ti Diana Modelle, ein 1600 Cabriolet und natürlich ein 2002 Turbo.
Bei Mini erinnerte man sich an 25 Jahre Cabriolet-Geschichte.
Alfa Romeo stellte der neuen Giulia einige Modelle aus dem Museumsfundus zur Seite, so eine Giulia TI Super, eine Giulia Sprint GTA und einen 156 Tourenwagen aus den Neunzigerjahren.
Eine grosse Präsenz hatte auch Jaguar/Land Rover, die nicht nur Aufmerksamkeit für die unbenannte und konsolidierte Klassik-Abteilung erregen wollten, sondern auch von der Serien-Restaurierung der frühen Land-Rover-Modelle zu berichten wussten. Natürlich gab es E-Types zu sehen, aber die Land- und Range-Rover-Varianten nahmen deutlich mehr Platz ein.
Bei Lamborghini gab es den frisch restaurierten ersten Miura P400 SV zu sehen, der giftgrün wie damals am Genfer Autosalon dastand.
Volkswagen feierte 40 Jahre GTI, die Autostadt gedachte für einmal ausschliesslich der Geschichte der Konzernmarken.
Bei Audi setzte man auf Raritäten und tatsächlich gab es auf dem wie immer besonders hell beleuchteten Stand auch einiges zu bewundern, so etwa den Audi quattro Spyder, den Avus quattro, aber auch einen relativ unbekannten DKW F9, der noch vor dem Krieg als eigentlicher Vorläufer des späteren 3=6 entstanden war und ein Elektromobil namens Slaby Beringer von 1924.
Auch Skoda zeigte wieder einige schöne Exponate aus der langen Firmengeschichte, während bei Opel der GT im Zentrum stand. Neben dem GT Experimental von 1965 wurde natürlich ein Serien-Exemplar gezeigt, aber auch drei leistungsgesteigerte Rennsport-Versionen.
Die Hersteller-Stände erinnerten in ihrer Aufmachung an Museums-Besuche, nur dass man an einem Tag gleich eine ganze Reihe von Marken erkunden konnte.
Handelszentrum
Das Herz der Techno Classica sind neben den Hersteller-Präsentation die Händler, ob klein oder gross. Rund 2700 Fahrzeuge standen zum Verkauf, bei vielen klebte bereits am Preview-Tag ein “Sold”-Schildchen. Gut fasste der Niederländer Lennart Schouwenburg von Strada e Corsa seine Beweggründe für eine Messeteilnahme zusammen:
„Wir präsentieren uns bei ausschliesslich einer Messe – und das ist die Techno-Classica. Hier treffen wir nicht nur unsere deutsche Klientel, sondern auch viele Kunden aus Frankreich, England und den Benelux-Ländern. Da wir Wert darauf legen, dass Käufer unserer Autos wohlüberlegt erwerben, steht bei uns der Verkauf während der Messe nicht so sehr im Vordergrund – wir freuen uns, wenn wir noch ein halbes Jahr nach der Messe Anrufe von Kunden empfangen, die wir an der Techno-Classica kennengelernt haben.“
Der Aufwand, den die Händler leisten, ist beachtlich. Und ein billiges Vergnügen ist es nicht. Da muss schon einiges passieren, dass die durchaus sechsstellige Kostensumme, die grosse Anbieter investieren, wieder hereinkommt.
Und im Gegensatz zu anderen Messen bringen die Händler in Essen ihre beste Ware mit. Entsprechend hochkarätig war denn auch das Fahrzeugangebot, angefangen beim Ferrari 250 GT SWB, für den Axel Schuette dann auch noch den “Best of Show” einheimste, über den Lagonda LG6 bei Thiesen, der mit Pebble-Beach-Ehren ausgestattet kommt, bis zum Lancia Stratos Gruppe 4 Werkswagen, den man bei Lutziger Classic Cars entdecken konnte.
Natürlich war der Anteil der Stuttgarter Marken Mercedes-Benz und Porsche auch in Essen sehr hoch und man hatte manchmal das Gefühl, dass es kaum eine Farb-/Modellkombination geben dürfte, die man nicht auch an der Techno Classica kaufen konnte. Und wenn von 502 gebauten Mercedes-Benz 190E 2.5-16 Evo II gleich eine ganze Handvoll gemeinsam - über verschiedenen Hallen verteilt - auftaucht, dann ist das doch sehr eindrücklich. Genauso eindrücklich jedenfalls wie die Preise für dieses Auto, die langsam so gegen EUR 300’000 zu tendieren scheinen.
Generell schien auch dieses Jahr das Preisniveau recht hoch, was aber die Interessenten offensichtlich nicht davon abhielt, zu kaufen. Und wer zögerte, der hatte oftmals das Einsehen, weil ein anderer schneller oder spendierfreudiger war.
Was aber gefiel, war der insgesamt doch recht überzeugende Mix aus frühen und späten Fahrzeugen, aus Serienautos und Spezialkarosserien, aus Renn- und Strassenwagen.
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Alfa Romeo, Fiat
Besondere Exoten - die Stecknadel-Suche im Heuhaufen
Auch wer das Besondere suchte, konnte an der Techno Classica fündig werden. So zeigte Hyman einen herrlichen Delahaye 135 Ghia von 1949, der durch eine futuristische Karosserie zu gefallen wusste.
Zwischen roten Autos aus Maranello konnte man bei einem Händler einen komplett restaurierten silbernen Toyota Sports 800 entdecken. Dieser Sportwagen wurde nie offiziell in die hiesigen Breitengrade importiert, entsprechend selten ist er geblieben.
Fast jeder kennt den Jaguar XK 120, aber die Version mit Mistral-Kunststoff-Karosserie dürfte kaum jemanden ein Begriff gewesen sein. Zwar mag der dunkelgrüne Roadster, den man auf dem Lukas-Hüni-Stand betrachten konnte, nicht alle ästhetischen Kriterien erfüllt haben, im Rennsport war er aber durchaus konkurrenzfähig und er behielt seine Gestalt bis heute.
Optisch deutlich attraktiver gelang es den Schöpfern des Tojeiro-Bristol Sportwagens von 1953, einen rasanten Roadster auf die Beine zu stellen. Das Resultat überzeugte auch die Macher von AC, die daraus kurzum den AC Ace entwickelten.
Der Ursprung dieser Baureihe gab es aber in Essen zu kaufen, sofern man knapp 700’000 Euro aufwenden wollte.
Die Mille-Miglia-Sonderschau
Echte Raritäten zeigte auch die Sonderschau der SIHA, die 2016 dem Mille-Miglia-Jahrgang 1955 gewidmet war. Natürlich war der Sieger Mercedes-Benz 300 SLR dabei, aber auch ein Ferrari 750 Monza war zu bewundern, ein Fiat 8V Zagato, ein Maserati 300 S und A6GCS etwa oder ein Porsche 550 Spyder.
Liebevoll eingerichtete Clubstände
Unter den 1250 Ausstellern sind es Jahr für Jahr die Clubs, die den grössten Sympathie-Bonus bei den Besuchern geniessen. Dies ist auch kein Wunder, denn man gibt sich bei den 220 ausstellenden Clubs viel Mühe, jedes Jahr etwas Besonderes auf die Beine zu stellen und sei es nur, einen VW 1600 TL in eine Badewanne zu setzen oder Borgward-Personenwagen in einer Spielecke zu platzieren.
Alleine schon die liebevoll eingerichtete Szenerie hinter einem Vorkriegs-Wolseley war doch eigentlich schon die Anreise nach Essen wert.
Wer für Kleinstautos oder Brot- und Butter-Autos der Fünfziger- bis Achtzigerjahre schwärmt, der bekam an der Techno Classica bei den Clubs jedenfalls einiges geboten.
Herausheben möchten wir die wie immer aufwändige und fahrzeugreiche Präsentation der Ford-Clubs, die unter anderem den 1-2-3-Finish der Ford GT40 bei den 24 Stunden von Le Mans nachbildeten, eine ganze Reihe von raren Ford Fiesta in der Halle zusammenbrachten und auch sonst noch einige Seltenheiten aus der langen Ford-Geschichte zu organisieren wussten. Von den beliebten Ford-Waffeln einmal ganz abgesehen.
Ist allzu viel ungesund?
Man muss sich nach der Hatz durch die 127’000 über 21 Hallen verteilten Quadratmeter schon die Frage stellen, ob man soviel Vielfalt überhaupt verarbeiten kann. Kaum jemand dürfte in der Lage sein, sich nach einem anstrengenden Ausstellungstag noch an alle wesentlichen Exponate zu erinnern. Und das Wachstum soll gemäss Franssen/Eck noch lange nicht zu Ende sein, denn in wenigen Jahren werden weitere Ausstellungsflächen dazukommen in Essen.



































































































































































































































































































































































































































































































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