Nach zwei Verschiebungen konnte die beliebte Schweizer Oldtimermesse Swiss Classic World Luzern vom 1. bis 3. Oktober 2021 endlich wieder ihre Tore öffnen. Neu war der zusätzliche Besuchstag am Freitag dazugekommen, ansonsten setzte Organisator Bernd Link auf Bewährtes. Mit der 3G-Zertifikatspflicht musste man sich abfinden, dafür durften die Besucher ohne Maske zwischen den Ständen schlendern und Gespräche führen.
Einige potentielle Interessenten dürfte dies trotzdem verärgert haben, was sie dann wohl mit Nichterscheinen quittierten. Insgesamt war das Besucheraufkommen aber sicherlich mit der letzten Durchführung vergleichbar, der Strom verteilte sich aber besser dank des dazugekommenen Messetags. In der Tat lag die Besucherzahl sogar leicht höher gemäss Veranstalter.
Bunte Microcar-Sonderschau des SHVF
Dass kleine Autos gerne bunter daherkommen, das zeigten einmal mehr die in schönen Farben lackierten Microcars der Sonderschau des SHVF.
Unter den fast zwei Handvoll Kleinstwagen fand man natürlich die Klassiker BMW Isetta und Messerschmitt Kabinenroller, aber auch Raritäten, die man sonst nur selten zu Gesicht kriegt. Der rasante FMR Tg500 “Tiger” war genauso vertreten wie der Peel Trident (als Replica), ein Meadows Frisky, ein Spatz oder ein Alta A200, der auf Basis des Fuldamobils S-7 in Griechenland entstand.
Die informativen Beschreibungen zu den einzelnen Fahrzeugen erlaubten es den Besuchern, tief in die Kleinstwagenwelt einzutauchen.
Gut zu dieser Sonderschau gepasst hätten eigentlich auch die drei NSU-Fiat Weinsberg 500, die das Verkehrshaus zeigte.
Zwischen 1959 und 1963 entstanden sie in Deutschland, 4668 Limousetten und 1560 Coupés wurden produziert, etwa 40 davon sollen heute noch existieren, drei davon waren schön aufgereiht in verschiedenen Zweifarbenlackierungen in Luzern zu sehen.
Händler mit vielseitigem Angebot
Für ein breitgefächertes Portfolio an raren und interessanten Klassikern sorgten natürlich die vertretenen Händler.
Natürlich waren Fahrzeuge der deutschen Marken Porsche und Mercedes-Benz sehr präsent, aber auch Klassiker von Ferrari, Alfa Romeo, Jaguar oder Bentley waren gut vertreten.
Und dazwischen fanden sich dann immer wieder Autos fast vergessener Marken im Angebot, etwa ein Lea Francis, ein DeLorean oder ein Rover.
Insgesamt waren die Herstellerländer Deutschland, Grossbritannien, USA und Italien sicherlich am stärksten vertreten. Etwas mehr Exponate hätte sich sicherlich mancher Enthusiast von französischen Herstellern gewünscht.
Das Preisniveau war typisch schweizerisch gehoben, passend zum insgesamt auch guten Qualitätsniveau. In einem Land, in dem Diskretion zum Kulturgut gehört, mussten bei vielen Autos natürlich die Preise im Gespräch erfragt werden. Aber das gehört zum Spass einfach dazu.
Grosse Stände hatten u.a. Lutziger Classic Cars, Emil Frey Classics, Niki Hasler, Kestenholz, Franks Originale, Oldierama, Swiss Classic Car und Auto Eberhart.
Vertreten waren aber auch viele weitere Händler und Anbieter von Fahrzeugen, nicht zuletzt die Oldtimer Galerie Toffen, die auf die kommende Herbstauktion vom 16. Oktober 2021 und die Versteigerung von Gstaad am 29. Dezember 2021 aufmerksam machte. Im Jahr 2022 ist übrigens wiederum eine Toffen-Versteigerung an der Swiss Classic World geplant.
- Batterien
Breite Dienstleistungspräsentation
Viele Autos waren allerdings nicht auf den Händler-Ständer, sondern bei Dienstleistern zu finden, die natürlich auch gerne ein publikumswirksames Fahrzeug nach Luzern brachten, um auf ihren Mehrwert aufmerksam zu machen.
Da gab’s dann Autos in unrestauriertem und halbrestauriertem Zustand zu sehen, wie etwa einen raren Porsche 901 bei Porsche Classic Partner Zürich.
Aufgefallen dürfte manchem Besucher auch das elegante Fiat 1500 Touring Superleggera Coupé sein, das in Grün sehr appetitlich aussah.
Restaurierer, Versicherer, Sattler, Wartungsdienstleister, Zubehöranbieter und andere Firmengattungen waren alle sehr gesprächsbereit und nutzten die Gunst der Stunde, um mit neuen und alten Kunden in Kontakt zu kommen.
Nicht jeder ging dabei so weit, ein komplett ausgebranntes Autowrack zu zeigen. Bei der Autowelt Bachmann aber sorgte ein von Flammen fast komplett zerstörter Audi quattro aber immer wieder für staunende Besucher, zumal man dabei auch Einblicke in die Konstruktion erhielt, die sonst meist durch Abdeckungen unmöglich gemacht werden.
Vorkriegsklassiker von Alfa Romeo und Bugatti
Mit zu den rarsten und attraktivsten Automobilen der Messe gehörten sicherlich die an verschiedenen Ständen anzutreffenden Vorkriegs-Sportwagen von Bugatti und Alfa Romeo.
Sie entstanden in einer Zeit, als man auch unter der Motorhaube für attraktive Optik sorgte und als Fahrer wissen musste, was man tat, weil einem niemand kritische Handgriffe abnahm.
Ob Alfa Romeo P3, Alfa Romeo 6C 1750 GS Zagato, Bugatti Typ 35 oder 51, sie standen alle da und mancher Besucher wünschte sich sicherlich sehnlichst, dass sie losbrüllen würden. Doch ausser dem V8 einer Cobra blieben die Motoren ruhig …
Autos aus der Schweiz
Die Schweiz gehört gewiss nicht zu den grossen Autohersteller-Ländern. Doch immer wieder wurden auch in der Alpendemokratie nach dem Zweiten Weltkrieg Fahrzeuge produziert oder montiert. Einige wurden hierzulande sogar konstruiert.
Auf dem Weg durch die Hallen konnte man zum Beispiel am SMVC/SHVF-Stand einen Geissmann von 1943 bewundern. Diesen Kleinstwagen mit JAP-350-cm3-Motor baute Hans Geissmann, um damit zur Arbeit zu fahren.
75 Jahre feierte übrigens das Automobil von Rapid, einem Unternehmen, das man eher von Landmaschinen kennt. Das in der Nachkriegszeit entstandene Kleinstfahrzeug von Konstrukteur Joseph Ganz war auf Aerodynamik getrimmt und bot zwei Personen Platz.
Das Swiss Car Register zeigte eine Auswahl von Automobilen, bei denen Schweizer Handwerker einen massgeblichen Anteil an der Produktion hatten, sei es nun durch Montage vorgefertigter Komponenten oder durch Aufsetzen der Karosserie auf ein geliefertes Fahrwerk.
Nur wenige dürften noch wissen, dass auch der Opel Manta einst in der Schweiz montiert wurde, dass Hermann Graber schöne Aufbauten für Alvis-Chassis kreierte, ist da schon eher bekannt.
Montiert wurde nicht nur Biel durch General Motors, sondern auch in Schinznach durch die AMAG. So entstanden zwischen 1957 und 1960 1098 VW Karmann-Ghia, auch der Plymouth Barracuda wurde von 1967 bis 1969 216 mal von Schweizer Händen montiert. Daneben produzierten die Leute in Schinznach auch noch Fahrzeuge von Chrysler, DeSoto und Dodge.
Die Welt der Amerikaner
Womit wir gleich bei den Amerikanern angelangt wären und diese fanden sich an der Messe in Luzern wie bereits die letzten Jahre in der Halle 4, sozusagen unterhalt der Halle 3, die jeweils vor allem Teile- und Zubehörhändlern zur Verfügung steht.
Wer auf Chevrolet Corvette, Hot Rods, elegante Continentals oder jugendliche Ford Mustang stand, der fand in Halle 4 einiges zum ansehen.
Dazu gesellten sich noch Veranstaltungen wie der Oldtimer GP Brugger Schachen oder das Michaelskreuzrennen, sowie Clubs wie der Datsun-Club. Es ging wie immer musikalisch und “relaxed” zu, schliesslich durfte “the american way of live” gelebt werden.
Elektrifizierung, Restomods und die Treibstoffzukunft
Natürlich fehlte auch in Luzern die Fortbewegungstechnik der Zukunft nicht. Elektrifizierte Oldtimer, ob nun unter Jaguar-, Citroën- oder VW-Käfer-Schale soll emissionsfreies Altautofahren ermöglichen. Ob dabei nicht gerade die Seele des alten Wagens auf der Strecke bleibt, darüber diskutieren die Enthusiasten auf der ganzen Welt.
Mit synthetischen Treibstoffen könnte dem Oldtimer und Youngtimer vielleicht auch ein weiteres Leben gegeben werden, darüber sprachen am Kongress am Freitag Experten aus dem In- und Ausland.
Und als Zwischending zwischen Klassiker und modernem Fahrzeug präsentierten sich auch an der Swiss Classic World sogenannte Restomods, also Autos, die zwar aussehen wie früher, aber modernere (und oftmals auch sportlichere) Technik unter dem Blech haben.
Selbst Neuwagen fehlten in Luzern nicht, immerhin sahen sie aber nostalgisch aus, etwas was man sicherlich vom Sofort-Klassiker Morgan sagen kann.
Vielfalt auf dem Fahrzeugmarkt draussen
Zwischen Halle 2 und 3 war wie in den vergangenen Jahren der “private” Fahrzeugmarkt angesiedelt. Verkaufswillige Oldtimerbesitzer konnten ihre Autos für ein, zwei oder drei Tage auf den Platz stellen und mit interessierten Käufern verhandeln. Das Spektrum an Autos war eindrücklich.
Da gab es Superklassiker wie den Fiat Dino als Coupé oder den VW Bus T1, aber auch fast vergessene Kompaktsportler wie den Talbot Sunbeam Lotus.
Amerikaner wurden genauso angeboten wie Franzosen, neben einem Studebaker der Fünfzigerjahre stand ein VW Scirocco der jüngeren Vergangenheit.
Reihten sich auf der einen Seite Audi an Audi, standen auf der anderen Seite Porsche 356 und Mercedes-Klassiker der Sechzigerjahre in Reih’ und Glied.
Es wurde intensiv gefeilscht und manches Auto fand schliesslich einen neuen Besitzer.
Edle Motorräder
Zwar dominierten an der Swiss Classic World wie gewohnt die vierrädrigen Fortbewegungsmittel, doch auch Motorräder waren ausgestellt.
Diese stammten einerseits bei Händler, wo Exoten von Ducati, Vincent oder MV Agusta auf Käufer warteten, andererseits bei den Freunden alter Motorräder”, einer Vereinigung von Zweiradenthusiasten, die einige rare Motorräder in einer Sonderschau zeigten, die sich mit italienischen Klassikern beschäftigte.
Landmaschinen von damals
Etwas abseits der Messe schliesslich hatten sich die Freunde der Traktoren und Landmaschinen aufgestellt.
Sie zeigten nicht nur Traktorentechnik vergangener Jahrzehnte sondern auch Anwendungsbeispiele, wie man in der Vergangenheit Motorentechnik dazu nutzte, sich das Leben auch abseits vom Fahren leichter zu machen. Eindrücklich!
























































































































































































































































































































































































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