Zum siebten Mal fand in edler Umgebung in Bergisch Gladbach vom 17. bis 19. Juli 2015 die Schloss Bensberg Classics statt und wie bereits gut eingeführt, konnten die Teilnehmer am Samstag eine Rallye Historique fahren und am Sonntag ihren Wagen am Concours d’Elégance zeigen.
Auf historischen Pfaden durch das Bergische Land
Die Rallye führe über kleinere und grössere Strässchen durch die hügeligen Landschaften des Rheinisch-Bergischen Kreises. Mittagsrast war im malerischen Schlosshotel Ehreshoven angesagt, wo sich die Besatzungen für eine knappe Stunde verwöhnen lassen konnten. Am Vor- und Nachmittag galt es neben rund 180 km Wegstrecke zehn Gleichmässigkeitsprüfungen und zwei Gymkhana-Übungen zu bewältigen. Da waren dann nicht nur die Fahrer sondern auch deren Beifahrer gefordert, die ansonsten nur sicherstellen mussten, dass man nicht vom richtigen Weg abkam.
An der Strasse hatten sich immer wieder Oldtimer-Fahrer aufgestellt, die das Treiben fotografisch dokumentierten oder einfach zum Plausch mitverfolgten. Der Karmann-Ghia Typ 34, den wir auf Einladung von Volkswagen fahren durften, erregte dabei viel Aufmerksamkeit, verfügte er doch anders als das in Serie produzierte Coupé über ein Fliessheck und eng zusammengerückte Scheinwerfer vorne.
Rund fünf Stunden dauerte die flotte Ausfahrt, die der rund fünfzig Jahre alte, aber bestens vorbereitete Karmann mit Wandler-Automatik klaglos meisterte, Schön war, dass sich auch einige Concours-Teilnehmer an der Rallye teilnahmen und ihrem edlen Gefährt auch die standesgemässe Bewegungsfreiheit gaben. So startete etwa auch der Lancia Aurelia B10, der am Sonntag zu Lorbeeren kam, am Samstag zur Rallye Historique.
Ein Wort gilt es noch zum Fahrzeugfeld zu sagen. Natürlich dominierten Fahrzeuge der Volkswagen-Gruppe das Geschehen, mit 13 Konzernmarken hat man ja auch einiges zu bieten. Und wenn die Delegation so bunt und vielfältig daherkommt wie in Bensberg, dann kann man hier eigentlich nicht meckern. Umso mehr fielen dann zwischen den VW, Audi, Porsche, Skoda oder Lamborghini dann auch der Ford Capri oder der Alfa Romeo GTV, der schliesslich die Rallye siegreich beendete, auf. Das Team Schleicher/Schmitt im GTV fuhr mit elektronischer Hilfe. Sieger bei den neuzeitlicheren Autos mit mechanischen Uhren wurden die Hahns auf einer Alpine-Renault A110 1600 S von 1969. Die Vorkriegsklasse mit Elektronikunterstützung gewannen die Riesenbecks auf einem Riley Brooklands 9 HP von 1933, während das Siegerteam Horsthemke/Zinken bei den Fahrzeugen bis 1945 und mechanischen Uhren einen Lagonda M45 Rapide von 1934 fuhr.
Die brachialen Rallye-Fahrzeuge der Gruppe B
Die diesjährige Sonderausstellung widmeten die Organisatoren der Schloss Bensberg Classics den Gruppe-B-Rallye-Fahrzeugen der Jahre 1983 bis 1986. Acht dieser optisch wie technisch kompromisslosen Rennwagen waren zusammengetragen worden und boten dem Publikum viel Unterhaltung. Bis 600 PS waren damals die Rallye-Autos stark, Allrad-Antrieb war nur in Ausnahmefällen nicht an Bord, die erfolgreicheren Fahrzeuge setzten auf vergleichsweise kleinvolumige Turbo-Motoren.
Vom Lancia Rallye 037 mit Heckantrieb und Mittelmotor, über den Audi Sport quattro S1, den Porsche 959, den Citroën BX 4TC , den Ford RS 200, den MG Metro 6R4, den Lancia Delta S4 bis zumToyota Celica Turbo (mit Hinterradantrieb) zeigten die Rallye-Fahrzeuge, wie damals mit extremer Technik und optisch wenig eleganter, aber aerodynamisch umso wirksamerer Beflügelung gearbeitet wurde, um sowohl auf Schotter wie Asphalt in deutlich unter drei Sekunden auf 100 km/h zu beschleunigen und Steigungen glattzubügeln. Das muss fahrerisch sehr anspruchsvoll gewesen sein, denn sonst hätte Walter Röhrl wohl kaum gesagt, dass der Audi Sport quattro das irrste Auto seiner Rallyegeschichte gewesen sei.
Skoda feiert
Skoda feiert im Jahr 2015 den 120. Geburtstag, wobei man hier natürlich grosszügig die Vorgeschichte mit Laurin & Klement mitrechnet.
Zu diesem Anlass brachten die Skoda-Leute einige interessante Ausstellungsstücke mit nach Bensberg, unter anderem das Stromlinienfahrzeug Skoda 935 von 1935 mit Heckmotor und einer Form, die nicht wenig an die Tatra-Fahrzeuge jener Zeit erinnert. Zu sehen waren aber auch ein Rapid Cabriolet von 1937 und ein Laurin & Klement Voiturette A von 1905 sowie ein Superb 3000 OHV aus dem Jahr 1939, von dem vor und nach dem Krieg rund 300 Exemplare enstanden.
Concours mit Wasserüberschuss
Wie bereits letztes Jahr begann der Sonntagmorgen mit Regenfällen und beim Blick nach oben zeigte sich ein grau-verhangener Himmel. Da überlegte sich wohl mancher Concours-Teilnehmer noch ein wenig länger zu schlafen und den Wagen so spät wie möglich auf den Schlosshof zu stellen. Und diese Taktik lohnte sich, denn tatsächlich liess der Regen nach und von Zeit zu Zeit zeigte sich sogar die Sonne. Die Abdeckungen, welche zu Beginn die Autos verhüllten und vor dem Regen schützten, konnten verschwinden, die Cabriolets geöffnet werden, als dass sie in ihrer ganzen Pracht glänzen konnten.
Die Besucher erhielten die Gelegenheit, 42 Fahrzeuge in acht Kategorien zu besichtigen. Nur der Talbot AV 105, der aber immerhin zur Rallye am Samstag gestartet war, hatte nicht rechtzeitig auf seinen Standplatz gefunden. Schade, denn man sieht nicht jeden Tag einen ehemaligen Werkswagen, der die Alpen-Rallye mitgefahren ist.
Ansonsten waren alle Kategorien vollständig, sogar die üblicherweise als prätentiös geltenden Rennsportwagen liessen die Tortur des Einparkens und des Startens für die Jury erfolgreich über sich ergehen.
Auch 2015 hatten sich die Organisatoren des Concours, welcher den FIVA-A-Status trägt, einige besondere Kategorien ausgedacht. So buhlten in der Klasse “Small, but Sporty” (klein, aber sportlich) einige europäische Klein- und Kleinstsportwagen um den Sieg, den schliesslich der Goliath Sport GP 700 S von 1952 mit Einspritzmotor (!) verdientermassen holte. Sehenswert waren aber auch das AWZ Sachsenring P 70 Coupé von 1957 und das hübsche Rometsch Beeskow Coupé von 1955 mit Volkswagen-Mechanik. Sympathisch wirkten aber auch der FMR TG 500 “Tiger” von 1959 und das Goggomobil TS 400 Coupé von 1964 sowie der NSU Sport Prinz von 1965. Diese Autos hätten eigentlich gute Chancen für den Publikumspreis haben müssen, doch auch die Besucher gaben ihre Stimme lieber dem spektakulären Bentley Speed Six Blue Train von 1930.
Klassensieger wurden zudem ein Lancia Astura von 1939, ein Mercedes--Benz 300 SL von 1957, der bereits erwähnte Lancia Aurelia B10 von 1951, ein Alfa Romeo 1900 Supersprint als touring Cabriolet von 1955, ein Bentley S1 Continental Flying Spur von 1958 sowie der ebenso schnelle wie schöne Ferrari 330 P3.
Die Jury, darunter der unermüdliche Jacky Ickx, hatte es gerade mit der Kategorie “Racing Sixties” nicht leicht, denn mit dem Alfa Romeo Tipo 33 Daytona stand dem Ferrari eine ebenso hübsche wie auch erfolgreiche und technisch fortschrittliche Alternative gegenüber.
Dieser Alfa hätte sicher auch einen Preis verdient gehabt, aber man wird ihn sicher schon bald wieder an einem anderen Concours sehen, genauso wie den Ford GT40 Mk II aus dem Jahr 1968. Die Fahrzeuge waren vom Publikum stets umlagert und die Besitzer hätten sich wohl heiser reden können bei Beantworten der vielen Fragen des Publikums. Schade eigentlich, konnte man diese Rennwagen nicht auch fahrend und mit voller Klangkulisse geniessen, das concours-übliche Starten und Stoppen des Motors war da natürlich nur die halbe Freude. Wer aber einen Blick in die Motorräume werfen konnte, dem sah man dies nachher an seinen glänzenden Augen sofort an.
Erwähnt werden sollen auch noch ein paar weitere Fahrzeuge, die das Übliche, was man an Concours so zu sehen kriegt, sprengten, etwa den Ford Taunus 12M “Weltkugel”, der Alfa Romeo 2600 als OSI-Limousine und natürlich der Lancia Flaminia Loraymo von 1960 mit einer Karosserie von Raymond Loewy. die mit ihren extravagenten Details schon vor 55 Jahren in Paris für Aufsehen sorgte.
Tatsächlich hatte Loewy, der unter anderem später auch den Studebaker Avanti schuf, auf dem Dach einen Spoiler angebracht und auch sonst gab es überall an der Karosserie Ausbuchtungen und Kanten, wie man sie bei anderen Herstellern erst viel später sah.
Als “Best of Show” wählten Jury und Publikum den Bentley Speed Six Blue Train von 1930, ein für die Zeit im Dachbereich ultraflach gehaltenes Gurney Nutting Coupé, dem nachgesagt worden war, dass es ein Rennen gegen den berühmten Zug “Blue Train” gewonnen haben solle, was aber später widerlegt wurde. Der Bentley konnte sich gegen den Austro-Daimler ADR Bergmeister von 1932 durchsetzen, der 2011 in Pebble Beach glatte 100 Punkte erreicht hatte und mit seiner Armbruster-Cabriolet-Karosserie noch heute sagenhaft elegant aussieht. Immerhin gestand ihm die Jury den Sonderpreis “Best restored car” zu.
Die Fahrzeuge und Preise im Concours d’Elégance
Die folgende Liste zeigt alle zum Concours gemeldeten Fahrzeuge und die Preise, die sie erhalten haben. Anmerkung: Museumsfahrzeuge liefen ausserhalb des Wettbewerbs und konnten nicht ausgezeichnet werden.
Kategorie | Nr. | Marke | Typ | Jahr | Preise/Kommentar |
---|---|---|---|---|---|
Touch of Elegance | A1 | Rolls-Royce | Phantom I | 1927 | |
Touch of Elegance | A2 | Mercedes-Benz | 290 Cabriolet A | 1935 | Preis Longest Journey to Bensberg |
Touch of Elegance | A3 | Horch | 853 Cabriolet | 1935 | |
Touch of Elegance | A4 | Opel | Adrimal Sport Cabriolet | 1938 | |
Touch of Elegance | A5 | Lancia | Astura Pinin Farna | 1939 | Klassensieger, Preis Pre-war open |
The Style of Speed | B1 | Bentley | Speed Six Blue Train | 1930 | Klassensieger, Best of Show Jury, Best of Show Publikum, Preis Pre-war closed |
The Style of Speed | B2 | Austro-Daimler | ADR Bergmeister | 1932 | Preis Best restored condition |
The Style of Speed | B3 | Talbot | AV 105 Team Car BGH 23 | 1934 | nur an der Rallye |
The Style of Speed | B4 | Mercedes-Benz | 500 K Cabriolet C | 1935 | |
The Style of Speed | B5 | Lagonda | LG6 DHC | 1938 | |
The Style of Speed | B6 | Bugatti | Typ 57 Stelvio | 1938 | |
Small, but sporty | C1 | Goliath | Sport GP 700 S | 1952 | Klassensieger |
Small, but sporty | C2 | Rometsch | Beeskow Coupé | 1955 | |
Small, but sporty | C3 | AWZ | Sachsenring P 70 Coupé | 1957 | |
Small, but sporty | C4 | FMR | TG 500 Tiger | 1959 | |
Small, but sporty | C5 | Glas | Goggomobil TS 400 Coupé | 1964 | |
Small, but sporty | C6 | NSU | Sport Prinz | 1965 | |
Elegance meets Extravagane | D1 | Ferrari | 250 MM Pinin Farina Berlinetta | 1953 | |
Elegance meets Extravagane | D2 | Mercedes-Benz | 300 SL | 1957 | Klassensieger |
Elegance meets Extravagane | D3 | Lancia | Flaminia Loraymo | 1960 | |
Elegance meets Extravagane | D4 | Ghia | L6.4 | 1962 | |
Elegance meets Extravagane | D5 | Bizzarrini | 1900 GT Europa | 1969 | |
We are Familiy | E1 | Borgward | 1500 | 1952 | |
We are Familiy | E2 | Lancia | Aurelia B10 | 1951 | Klassensieger |
We are Familiy | E3 | Opel | Kapitän | 1951 | |
We are Familiy | E4 | Ford | Taunus 12M Weltkugel | 1952 | |
We are Familiy | E5 | Alfa Romeo | 1900 Super | 1954 | |
We are Familiy | E6 | Mercedes-Benz | 220 A | 1955 | |
Sunset for two | F1 | Delahaye | GFA 135 MS | 1949 | |
Sunset for two | F2 | Alfa Romeo | 1900 Supersprint Touring Cabriolet | 1955 | Klassensieger |
Sunset for two | F3 | Cadillac | Series 62 Convertible | 1958 | |
Sunset for two | F4 | Mercedes-Benz | 300 SE Cabriolet | 1963 | |
Sunset for two | F5 | Bentley | S3 Continental DHC | 1964 | |
Driving out in Style | G1 | Bentley | S1 Continential Flying Spur | 1958 | Klassensieger |
Driving out in Style | G2 | Facel Vega | Excellence | 1959 | |
Driving out in Style | G3 | Alfa Romeo | 2600 OSI | 1967 | Preis Best unrestored condition |
Driving out in Style | G4 | Iso Rivolta | Fidia | 1969 | |
Driving out in Style | G5 | De Tomaso | Deauville | 1979 | |
Racing Sixties | H1 | Maserati | Tipo 60/61 Streamliner | 1959 | Preis Post-war open |
Racing Sixties | H2 | Ford | GT40 Mk II | 1968 | |
Racing Sixties | H3 | Ferrari | 330 P3 | 1966 | Klassensieger, Preis Post-war closed |
Racing Sixties | H4 | Alfa Romeo | Tipo 33 Daytona | 1968 | |
Racing Sixties | H5 | Porsche | 908 LH | 1969 | Museumsfahrzeug |
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