Die 24. Auflage der Retro Classics in Stuttgart trat wieder eine Nummer grösser auf als im Vorjahr. Bespielt wurden die Hallen 1, 3, 4, 5, 6, 7 und 9 sowie das Atrium und die Gänge drum herum, was insgesamt rund 90'000 Quadratmeter Fläche ausmachte.
Über 600 Aussteller hatten sich angemeldet und in Summe wurden über 2200 Fahrzeuge gezeigt. Dem Ruf der Oldtimermesse folgten 77'000 Besucher, um in Stuttgart Fahrkultur zu erleben.
Viele Jubiläen bei Porsche
Porsche Heritage begrüsste die Leute in der Halle 1 mit drei Jubiläen. Gefeiert wurden 25 Jahre Porsche Carrera GT, 40 Jahre Porsche 959 und 60 Jahre Porsche 911 Targa.
Natürlich gab es zu all diesen Jubiläen ein entsprechendes Exponat zu sehen. Aber vielleicht noch spannender war der Porsche LMP 2000, den man in Zuffenhausen 1998 zu bauen begann, um dann im Jahr 2000 einen weiteren Gesamtsieg anzustreben.
Als Motor nutzte man den V10, der einst für die Formel 1 entwickelt worden war; das Chassis baute man aus Kohlefaser. 882 kg schwer war der 700 PS starke Rennwagen, als er bei ersten Test im November 1999 seine Runden in Weissach zog. Für Le Mans hatten die Computer eine Rundenzeit von 3:33 erwarten lassen, doch dazu kam es nicht. Porsche stoppte das Projekt, da sich für 2000 eine schwache Beteiligung abzeichnete und da der neue Typ Cayenne Entwicklungsressourcen band. Es blieb beim einen Prototyp, während der Motor in zivilisierter Ausführung dann Eingang in den Carrera GT fand.
50 Jahre Manta B
Bei den Opel-Clubs dominierte der Manta B.
Gezeigt wurden über ein Dutzend Varianten, darunter Rallye-Ausführungen, Serienautos und Tuning-Versionen sowie Umbauten. Star der Sonderschau war natürlich das Exemplar aus dem Film “Manta, Manta”.
Gleich nebenan zeigte auch Irmscher noch weitere Versionen, darunter der i2800 mit Sechszylindermotor.
Und mit dem Manta-B-Jubiläum war er natürlich nicht getan, denn auch der Ascona B feiert den 50. Geburtstag, der Kadett B seinen Sechzigsten.
70 Jahre BMW 507
BMW überliess die prestigeträchtige Jubiläumsfeier zu 70 Jahren BMW 507 dem "BMW Club Mobile Classic".
Gezeigt wurden nicht nur vier Exemplare des inzwischen millionenschweren Luxussportwagens, sondern auch deren Vorgänger, den Ernst Loof 1954 auf Geheiss von BMW bei Baur karossieren liess und der auf einer 502-Basis mit V8-Motor stand.
Das Design überzeugte die BMW-Leute, aber vor allem die Amerikaner damals nicht, und so liess man dann Graf Goertz den Zeichenstift schwingen, woraus der 507 resultierte.
50 Jahre Dreierreihe
Auch bei BMW Classic in Halle 5 durfte gefeiert werden, nämlich 50 Jahre seit der Etablierung der Dreierreihe, die bekanntlich mit dem E21 1975 ihren Anfang nahm.
Zu jeder der sieben Generationen wurde mindestens ein Exemplar gezeigt, bei einigen handelte es sich um Einzelstücke.
So repräsentierte ein BMW 316 Cabriolet die Baureihe E21. Der Umbau von Karmann schaffte es damals trotz ansprechender Optik nicht in die Serie.
Ebenfalls ein Einzelstück blieb der BMW 328i K2 der Baureihe E36 als Glasklappdach-Cabriolet von Karmann.
Und auch der BMW M3 Touring von 2000 auf Basis der Baureihe E46 blieb ein Konzeptfahrzeug, obschon er durchaus alltagstauglich ausgerichtet war. Aber bekanntlich gibts erst von der aktuellen Baureihe, 24 Jahre später, einen M3 Kombi.
70 Jahre Citroën DS
Mit vielen verschiedenen Exemplaren des Citroën DS feierte man auf dem Clubstand des DS Clubs den 70. Geburtstag der “Göttin”.
Gezeigt wurden unter anderem Schnittmodelle und Serienfahrzeuge, welche die ganze Produktionsgeschichte von 1955 bis 1975 illustrierten. Aufgefallen sind uns auch die schönen Displays im Hintergrund.
Motorworld-Messe in der Messe
1500 Quadratmeter nah der Motorworld-Stand in der Halle 1 ein, dabei ist der Zusatzstand im Flur, der auf die baldige Eröffnung der Motorworld Mallorca hinwies, noch nicht mitgezählt.
Auf dem Hauptstand wurden viele Automobile unterschiedlichster Epochen ausgestellt, u. a. zwei Mercedes-Benz 300 SL, ein Aston Martin DB5, aber auch BMW CSL Coupé.
Beliebt war das Motorworld Inn, wo schmackhafte Maultaschen serviert wurden. Und natürlich fehlte auch die anderen Elemente des Motorworld-Ökosystems, von der Solitude bis zum Tatoo-Studio nicht.
Mercedes-Benz in mehreren Hallen
Während Mercedes-Benz Heritage in der Halle 1 auf kompakter Fläche nochmals nach Paris die Rohkarosse eines 300-SL-Flügeltürers zeigte, begleitet von einem W124-Kombi, zogen die Mercedes-Clubs in der Halle 3 mit einer grossen Breite an Fahrzeuge die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich.
Beeindruckt haben die vielen Fahrzeuge in unterschiedlichen Restaurierungsstadien, aber auch Exponate von Technik-Komponenten, eingebettet in eine Garagenkulisse.
Die Baureihen W123 und W124 waren besonders stark präsent, gezeigt wurde aber auch einer der zwei überlebenden Monteverdi Tiara auf W126-Basis.
Raritäten bei den Clubs, Spezialisten und Händlern
Manche Rarität konnte man abseits der Herstellerstände finden, sei es bei Clubs oder auch bei Händlern und Spezialisten/Verlagen.
So passierte man etwa einen Skoda 110 R, die aerodamische Limousine von Leichtbau Maier oder den Dino 206 S Spyder.
Beim Jaguar-Club konnte man einen der ältesten Jaguar XJ-S bewundern: 50 Jahre alt ist dieses Modell geworden, welches übrigens eines der erfolgreichsten und am längsten gebauten Jaguar-Fahrzeuge überhaupt ist.
Der "British Corner" war wie immer voll mit volksümlichen, aber auch kaum je gezeigten Automobilen vergangener britischer Marken.
Bei Rare.Sphere wurden derweil seltene Porsche-911-Modelle auf Sockeln in Szene gesetzt, vom Carrera RSR Turbo bis zum "Wüstenfuchs". Präsentiert wurde ein Sondermodell zum Thema 60 Jahre Pepita.
"Lara's Garage" zeigte verschiedene AMG-Modelle, teilweise umfangreich restauriert und schön in Szene gesetzt. Vertreter Ruoff meinte zwar, dass es noch ein bisschen an Nachfrage in Deutschland mangle, verwies aber auf die grosse AMG-Begeisterung in den Staaten, die ja vielleicht schon bald auch auf Europa überschwappt.
Die "Klima-Lounge" zeigte ein farblich assortiertes Duett aus Bugatti Veyron und Type 13, ergänzt um einen ebenfalls farblich passenden Lamborghini-Traktor.
Amerikaner-Vielfalt
Ein Teil der Halle 3 wurde zum “Epizentrum” des “Way of Drive”. Tatsächlich zeigten "GeigerCars" und andere Spezialisten eindrücklich, wie vielfältig das Fahrzeugangebot aus den Staaten war und ist.
Ob original präsentierte Chevrolet oder Cadillac, umgebaute Ami-Strassenkreuzer oder jüngere Klassiker wie der Plymouth Prowler – es hatte für jeden etwas dabei, der gerne einen V8-Motor hört oder üppige und ausladende Formen mag.
Die ganz Grossen
In der Halle 6 breiteten sich die ganz grossen Fahrzeuge aus und luden zum Erkunden ein.
Ob Feuerwehrautos, Nutzfahrzeuge oder Reisebusse, es gab hier viel Nostalgisches zu entdecken, das gewiss nicht in die Normgarage passt.
Breites Fahrzeugverkaufsangebot
Wer nach Stuttgart gekommen war, um etwas zu kaufen, dem bot sich eine grosse Auswahl, die vom privat angebotenen jungen Klassiker bis zum wertvollen Ferrari oder Porsche reichte. Autos jenseits einer Million waren sehr dünn gesät, aber dies störte wohl nur jene Besucher, die mehr oder weniger direkt von der Rétromobile in Paris angereist waren.
An Autos der Marken Mercedes-Benz oder Porsche fehlte es dank der Nähe zu den Werken in Stuttgart sicherlich nicht, schliesslich traten ja auch dedizierte Händler dieser Marken wie "Boxer Motor" im grossen Stil auf.
So dominierten deutsche Marken zwar im Angebot, aber auch importierte Fahrzeuge aus Italien, Frankreich, Grossbritannien, den USA oder Japan standen zum Verkauf.
An exotischen Offerten fehlte es nicht. Wer hat schon in den letzten Jahren einen Honda Quintet an einer Oldtimermesse gesehen?
Auch einige Vorkriegsfahrzeuge suchten neue Besitzer, aufgefallen ist uns unter anderem ein weisser BMW 328, ein rotes Ford Model T und ein Buick mit Sechszylindermotor.
Immer wieder wurde man auch nachdenklich, wenn man an den Reihen der angebotenen Fahrzeuge vorbeischlenderte.
So stand da z. B. ein Lancia Stratos mit Baujahr 1980, also eigentlich nach dem offiziellen Produktionsende. Und auch ein Aston Martin DB5 mit Baujahr 1957 brachte uns zum Grübeln.
Dafür freuten wir uns an einem VW Buggy Deserter, an einem Ford Model Y aus Kölner Fertigung oder an einem Alfa Romeo Alfa 6 mit Zweilitermotor.
Nachwuchsangebot
Selbst wer nur vierstellige Summen für einen Klassiker ausgeben will oder kann, wurde fündig. In der Nähe des Atriums fand sich sogar eine ganze Gruppe solcher erschwinglicher Old- und Youngtimer.
Selbst einen BMW 750i fand sich in der deutsch geprägten Gruppe. Auch ein Audi Coupé GT 5S, ein Ford Sierra XR4i oder ein BMW Z3 waren zu entdecken.
Auch einen VW Käfer oder eine Mercedes-Benz S-Klasse konnte man da kaufen. Vielleicht fanden hier junge Enthusiasten den Einstieg ins Oldtimer-Hobby?
Alles gut in Stuttgart?
Nach rund fünf bis sieben zurückgelegten Kilometern fragt sich der Besucher natürlich, ob ihn die Messe überzeugt hat. Gesehen hat er gewiss vieles, allerdings kamen doch auch ganze Fahrzeugepochen wie die Vorkriegszeit etwas zu kurz.
Anstelle der vielen Werksausstellern, an die wir uns vor einigen Jahren noch gewöhnt hatten, holten nun die Clubs für manche Marken die Kohlen aus dem Feuer. Aber diese tun dies ja auch aus Überzeugung und mit viel Enthusiasmus, auch wenn sich der eine oder andere Club aufgrund der erheblichen Flächenpreise etwas abgezockt fühlte. Aber die vielen guten Gespräche und das Interesse am gemeinsamen Hobby entschädigen sicher für vieles.
Der Handel zeigte sich Ende Februar 2025 in Stuttgart vorsichtiger als man dies von früheren Austragungen der Messe in Erinnerung hatte.
Mancher erinnerte sich noch an die komplett gefüllten Privatmarkthallen der Vor-Corona-Jahre und an manchen internationeln Händler, der bei der 42. Austragung nicht mehr dabei war.
Ob es für die Altauto-Freunde eine Bereicherung ist, wenn moderne Fahrzeuge wie die Atrium-Aston-Martin-Neuwagenshow oder der Tesla Cybertruck gezeigt werden, bleibe dahingestellt. Mancher mag sich daran stören, andere empfinden dies vermutlich sogar als Bereicherung.
Ähnliches gilt auch für Ausstellungsthemen etwas abseits des automobilen Kerngebiets (z. B. Flugzeuge, Modelleisenbahnen, Strandkörbe).
Insgesamt war die Retro Classics Stuttgart eine solide Messe, an der man mit etwas Ausdauer einiges neu entdecken und manches lernen konnte, wenn man denn dazu bereit war.
P.S. Unsere Bildergalerie mit 211 Fotos bietet sich als virtuellen Besuch an, ohne dass man einen einzigen Kilometer zurücklegen muss.


































































































































































































































































































































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