Komplett ausverkauft war die 2019-er Ausgabe der Passione Engadina, mehr als 100 Fahrzeuge wollen die Veranstalter nicht aufnehmen. Drei Tage, vom 23. bis 25. August 2019, dauerte die Oldtimer-Rallye, die in ihrer achten Austragung der Marke Lamborghini gewidmet war.
Im Zeichen des Stiers
Lamborghini trat damit bereits zum zweiten Mal als Partner der Passione auf. Und diese Marke passt auch sehr gut zur Essenz dieser besonderen Klassikerveranstaltung.
Bereits 1963 hatte Ferruccio Lamborghin seine Sportwagenmarke gegründet und noch im selben Jahr wurde mit dem 350 GTV der erste Sportwagen vorgestellt. Aus diesem Prototypen entstand dann die Frontmotor-Baureihe, die mit 350 GT, 400 GT, Islero, Jarama, usw. immer weitere Modelle beinhaltete, begründete.
Für noch mehr Aufsehen sorgte Lamborghini mit der Vorstellung des Miura, bei dem der V12-Motor quer im Heck untergebracht war. Für viele ist der Miura der erste Supersportwagen, der Countach, der den Miura 1974 ablöste, stand ihm kaum nach. Inzwischen war der Motor im Heck längs anstatt quer eingebaut, aber das Styling wirkte wie schon beim Miura wie von einem anderen Stern.
Heute gehören beide Modelle zu den gesuchtesten Klassikern überhaupt und schon einer alleine kann fast für einen Volksauflauf sorgen.
An der Passione aber war gleich ein halbes Dutzend dieser Mittelmotor-Sportwagen vertreten, je zur Hälfte Miura- und Countach-Modelle. Was für ein Anblick!
Dazu gestellten sich weitere Lamborghini-Modelle wie 350 GT, Islero, Espada oder Jarama. Und sogar ein LM002 fand Eingang ins spektakuläre Fahrzeugfeld.
Dabei hatte die Startliste noch weitere Rosinen zu nennen, etwa mehrere rare Ferrari-Modelle, elegante Maserati Granturismo und seltene Fiat-, Lancia-, Alfa-Romeo sowie Osca-Sportwagen.
Und dass sich dann auch noch ein VW Käfer in das Feld schmuggelte, machte die Rallye noch reizvoller.
Fahren …
Die Passione ist keine Rallye für Leute, die nur autofahren wollen, obschon durchaus einige Kilometer abgespult werden. Am Samstag beispielsweise stand die Julius Bär Rallye auf dem Programm, die über rund 220 km durch die schöne Bergwelt des Kantons Graubünden führte.
Mit zwei grossen Pässen, dem Flüela und dem Julius, wurde den Autos Gelegenheit gegeben, ihre Pferdchen laufen zu lassen. Die Routenführung (St. Moritz - Zernez - Sent - Flüelapass - Davos - Tiefencastel - Juilerpass - St. Moritz) stellte sicher, dass die Strassen zu den Autos passten, schliesslich will man mit einem Lamborghini Miura SVJ nicht über Feldwege fahren. Der samstägliche Verkehr und einige Baustellen stellten aber durchaus Ansprüche an die Kühlsysteme und die Beinmuskulatur der einkuppelnden Unterschenkel.
Am Sonntag stand dann der Plozza Challenge Cup und der Concours d’Elégance in Tirano auf dem Programm. Das Publikum durfte den Sieger der Schönheitskonkurrenz wählen, die Ehre ging an den silberfarbenen Fiat 8V Rapi aus dem Jahr 1954 (De Sanctis).
Bei der Julius-Bär-Rallye, bei der einige Sonderprüfungen zu bestehen war, lag am Schluss der Lancia Flaminia Sport Zagato von 1960 (Valente/Pelluchi), gefolgt vom Fiat 8V (De Sanctis/De Sanctis) und dem Lancia Astura Pininfarina von 1938 (Sole/Sole).
Dieselben Teams lagen auch beim Plozza Challenge Cup vorne.
… und geniessen
Es wurde aber nicht nur gefahren und Hundertstel gezählt, sondern es wurde auch gefeiert, getafelt und genossen, wie es sich seit jeher bei der Passione Engadina gehört. Paolo Spalluto stellte einmal mehr sicher, dass sich seine Teilnehmer im Kreise der Passione-Familie wohl fühlten
Kein Wunder, kommen die Teams immer wieder zurück, nehmen immer wieder teil. Immer häufiger aber fährt auch der Nachwuchs bei der Engadina mit, was von Julius Bär und Spalluto besonders gefördert wird.
Wettermässig hatte man es 2019 perfekt getroffen und auch die Qualität des Fahrzeugparks hatte Ausnahmestatus. Man muss sich wohl keine Sorgen machen, dass auch die neunte Ausgabe der Passione Engadina wieder der Treffpunkt der Italien-Freunde mit ihren schönen Klassikern werden wird.