Die 22. Auflage der Oldtimer-Show Berlin war gleichzeitig eine Premiere. Am 1. und 2. Oktober 2022 fand sie erstmalig auf dem Gelände des ADAC-Fahrsicherheitszentrums in Linthe statt, etwa 50 Kilometer südlich von Berlin, direkt an der A9. Dieser Standort erweiterte das Einzugsgebiet erkennbar bis Leipzig und Dresden, was dem vorherigen Standort nordwestlich von Berlin so nicht gelingen konnte. Der entscheidende Vorteil der neuen Location: Platz. Viel mehr Platz als zuvor. Ausserdem sollte sich als vorteilhaft erweisen, dass das Gelände in Linthe fast durchgängig asphaltiert ist.
Regnerischer Samstag, sonniger Sonntag
Von einer Saisonabschlussveranstaltung am ersten Oktober-Wochenende darf man, auch nach einer derart sonnenreichen Oldtimer-Saison wie 2022, nicht automatisch das schönste Wetter erwarten. Und tatsächlich war die Vorhersage für den Samstag derart regenreich, dass sich nur die wirklich wasserfesten Oldtimer-Freunde auf den Weg machten. Deren Anzahl war dennoch respektabel, so dass der Platz ordentlich gefüllt wurde.
Am zweiten Tag waren Wetter und Besucherandrang wesentlich erfreulicher. Trotz eines kurzen Schauers zum Mittag wurden die Ausstellungsflächen gut ausgelastet, und die Sonne sah nach besagtem Schauer ein buntes Feld unterschiedlichster Oldtimer. Einzige Voraussetzung für die Auffahrt auf das Gelände: das Fahrzeug musste ein H-Kennzeichen haben oder nachweislich älter als 30 Jahre sein.
Die meisten "Aussteller" waren also mit dem Einparken schon angekommen. Die Zuschauer hatten dafür erfreulich kurze Wege von den sehr grosszügigen und zudem kostenlosen Parkplätzen bis zu den Kassen. Dank routinierter Organisation gab es auch hier keine nennenswerten Staus.
Viele Amerikaner, wenig Vorkrieg
So füllte sich der Platz zügig mit historischen Fahrzeugen aus den letzten rund 100 Jahren. Was gänzlich fehlte, waren höchst kostbare Pretiosen, die nur per Trailer bewegt werden und sorgsam vor jeder zu dichten Annäherung des Publikums behütet werden: kein Bugatti, kein 300-SL-Flügeltürer, keine Vertreter der Messing-Ära. Zur Oldtimer-Show wird auf eigener Achse angereist. Ehrensache! Wahrscheinlich deshalb waren Vorkriegsfahrzeuge wie ein Horch 305 von 1926, eine Ford Model A von 1930, mehrere Vorkriegs-Mercedes-Benz, um nur einige zu nennen, zwar durchaus vorhanden, gegen die zahlreichen jüngeren Modelle, vorwiegend aus den Sechziger- bis Neunzigerjahren, aber deutlich unterrepräsentiert.
Unübersehbar hingegen schien die reichhaltige Auswahl amerikanischer Fahrzeuge, was nicht weiter verwundert, wenn man bedenkt, dass diese Szene im Raum Berlin überaus aktiv ist. Das ist sicher auch auf die regelmässig vom selben Veranstalter ausgerichteten "US Car Classics" am Schloss Diedersdorf in Großbeeren bei Berlin zurückzuführen.
Amerikaner gab es also reichlich. Gar nicht vertreten waren hingegen Japaner aus den Siebzigern und frühen Achtzigern. Dafür gab es eine erfreuliche Anzahl französischer und italienischer Klassiker zu sehen. Eine feste Grösse waren – wie immer – Mercedes-Benz-Modelle fast aller Baujahre ab den Fünfzigern und eine grosse Menge Porsche, letztere mit einem unverkennbaren Schwerpunkt bei den 911-Faltenbalg-Modellen. Einen 928 gab es in der Auktionshalle, 356er anscheinend keine.
Auch anglophile Oldtimerfreunde bekamen schmale Kost. Jaguar E-Type? Ja, vorhanden. Einige Triumph-Modelle auch, Rolls-Royce und Bentley eher in Form der "Massenmodelle", einige Minis. Aber schon MG waren dünn gesät, von englischen Alltagsfahrzeugen ganz zu schweigen.
Dafür gab es eine breite Auswahl an Ostblech. Mit Wartburg, Barkas, Trabant, IFA, Skoda, Tatra, Tschaika, Wolga – um nur die häufigstvertretenen zu nennen – war der damalige sozialistische Teil der Autowelt sehr gut repräsentiert. Heimlicher Star des Chronisten war ein vom Publikum weitgehend unbeobachteter Zastava 1100 in regelrechtem Concours-Zustand. Die Restaurierung in einen Viel-besser-als-neu-Zustand spricht von einem Enthusiasmus des Besitzers, den man bei diesem, aber auch bei nicht wenigen anderen Fahrzeugen bemerken konnte.
Die meisten Teilnehmer nutzten den Tag wohl für eine Spritztour, um Gleichgesinnte zu treffen. Andere zelebrierten ihren Auftritt mit (mal mehr, mal weniger) zum Auto passendem zeitgenössischen Outfit. Sei es der wollene Nadelstreifenanzug zum Horch oder der Petticoat zum Chevy Bel Air.
«Seit 1984 ist die Oldtimer Galerie in Toffen (bei Bern) der Handelsplatz für Sammler und Liebhaber von klassischen Fahrzeugen auf zwei und vier Rädern, aber auch Ausflugsziel für die ganze Familie.»
3125 Toffen, Schweiz
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Anmoderation, Clubs und Teilemarkt
Neben dem Sehen-und-gesehen-werden auf dem weitläufigen Gelände bot der Veranstalter eine professionelle Moderation mit kurzen Interviews der Fahrer bei der Vorbeifahrt der Fahrzeuge vor der Bühne.
Ein paar Schritte weiter wurde ein eigenes Areal für die Club-Szene eingerichtet. Der Alfa-Romeo-Club war hier mit einer kleinen, aber schönen Auswahl aus den Sechzigern und Siebzigern vertreten. Auch die W123-Freunde und die Corvette-Szene stellten einige Autos von Mitgliedern aus.
Der traditionelle Teilemarkt verlor sich etwas in den Parkreihen vor dem Hauptgebäude. Da war auf jeden Fall noch einiges an Raum und anscheinend auch noch Luft nach oben, was das Angebot anging. Ausser einem breiten Spektrum an Ost-Teilen, in dem eine systematische Suche sicher gelohnt hätte, lud der Markt eher zu Zufallsfunden ein.
Oldtimer-Versteigerung
Nichts dem Zufall überlassen wollte der Veranstalter der Auktion. Zum inzwischen dritten Mal gab es im Rahmen der Oldtimer Show eine Versteigerung, in diesem Fall von 13 Fahrzeugen der Baujahre 1920 bis 1997, vom Citroën C3 bis zum Fiat Barchetta. Der Veranstalter zeigte sich sehr zufrieden mit dem Angebot, spiegelte es doch die offenkundigen Interessenschwerpunkte der Besucher wider, die sich in der Eingangshalle des ADAC um die Fahrzeuge drängten. Alle Fahrzeuge gingen zu moderaten Eintrittspreisen in die Versteigerung. Mit den meisten Losen erkaufte sich der erfolgreiche Bieter ein mehr oder weniger intensives Schraubererlebnis im Nachgang. Zur Fairness: die Beschreibung der Fahrzeuge war in allen Fällen nachvollziehbar und transparent.
Zurückblickend darf man feststellen, dass die Oldtimer-Show Berlin den Umzug nach Linthe ausgezeichnet überstanden hat. Anfängliche Bedenken, das Publikum könnte sich auf dem riesigen Areal verlaufen, waren unbegründet. Im Gegenteil: das Mehr an Platz entspannte die Besucherströme wobei die familiäre Atmosphäre zweifellos erhalten geblieben ist.
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