Von den angekündigten 66 Autos kamen am 15. Oktober 2022 in Salzburg nur 65 unter den Hammer. Der Rolls-Royce Silver Cloud III mit der Losnummer 04 war kurz vor der Versteigerung vom Einlieferer zurückgezogen worden. Von den verbleibenden Fahrzeugen konnte Dorotheum immerhin 55 für insgesamt 2,7 Millionen Euro verkaufen. Der Gesamtwert aller Lose war im Vorfeld auf 3,1 bis 4,1 Millionen Euro geschätzt worden. Auffallend viele trugen die Farbe Rot oder Schwarz.
Doppelsieg für Lamborghini
Hochpreisiges ging auf der Classic Expo zumindest bei der Auktion nicht besonders gut. Von den vier Autos mit sechsstelligen Schätzpreisen konnten nur zwei verkauft werden. Immerhin konnte das am höchsten geschätzte Los die Erwartungen erfüllen und fand für EUR 460'000 inklusive Aufgeld einen neuen Besitzer. Der Prominenten-Bonus fiel damit allerdings gering aus, denn der Lamborghini Countach 25th Anniversary von 1989 stammte aus dem Vorbesitz von Mario Andretti.
Der 1934er Delage D6-11 S Coupé Brandone und der Mercedes-Benz 290 Cabriolet C aus dem gleichen Baujahr – mit jeweils EUR 260'000 bis 340'000 die am zweithöchsten geschätzten Lose – blieben mit Höchstgeboten von EUR 200'000 beziehungsweise 190'000 unverkauft.
Den Titel des zweitteuersten Autos ging somit an den zweiten Lamborghini im Sortiment: der 2005er Murciélago in ungewöhnlich dezentem Rauchsilbermetallic erreichte mit einem Höchstgebot von EUR 170'000 den unteren Rand seiner Schätzung und konnte inklusive Aufgeld für EUR 195'500 verkauft werden.
Begehrtes Achtzigerjahre-Tuning
Teuerstes Pflaster im Verhältnis zu seinem Schätzpreis war der Mercedes-Benz 560 SEC Koenig Special von 1986, der mit einem Hammerpreis von EUR 39'000 sein mittleres Estimate von EUR 25'000 um mehr als die Hälfte übertraf.
Nicht ganz so deutlich, aber immer noch merklich über Schätzwert verkaufte sich ein anderer Tuning-Benz der Achziger. Der 1983er Mercedes-Benz 190 E, der von Tuner Erich Schulz den Fünfliter-V8 der S-Klasse implantiert bekommen hatte, wurde für EUR 29'000 zugeschlagen, was immer noch 16 Prozent über dem Schätzungs-Mittel bedeutete.
Interessante Streuungen
Die Stuttgarter Sternenwagen waren allgemein sehr beliebt bei den Bietern, allerdings zeigten sich hier und da überraschende Streuungen. Während der 1979er Mercedes-Benz 200 (W123) für 11'500 zugeschlagen und mit gerade einmal 55 Prozent seines Estimates das Schnäppchen der Auktion wurde, brachte sein selbstzündender Baureihen-Bruder 200 D bei halber Motorleistung (54 statt 94 PS) mit EUR 21'000 fast das Doppelte und konnte sogar die Schätzung knapp übertreffen.
Ähnlich verhielt es sich bei den beiden Porsche 944 Targa. Wobei hier zumindest grundlegende Ansprüche an Werte-Logik erfüllt sind, da das stärkere Modell den höheren Preis erzielen konnte. Das 1984er Modell mit 163-PS-Saugmotor wurde nur bis auf EUR 11'500 geboten und für EUR 13'225 verkauft, womit es nicht teuer war als der obengenannte 200er-Benz. Auch der 220 PS starke 944 Turbo Targa konnte sein W123-Äquivalent nur knapp überbieten. Er wurde für EUR 22'000 zugeschlagen. Interessant ist, dass beide Porsche im Vorfeld niedriger geschätzt wurden als ihr jeweiliges Limousinen-Pendant aus Untertürkheim.
VW gefragter als Porsche
Auf besonders reges Interesse bei den Bietern stiess ein spätes VW 1303 Cabriolet von 1979. Innerhalb weniger Augenblicke schaukelten sich die Gebote vom Startpreis (EUR 20'000) auf den maximalen Schätzwert von EUR 38'000 empor.
Der 1970er Porsche 914/6 hingegen konnte trotz originaler GT-Verbreiterungen nur mit Mühe auf den Mindestpreis von EUR 60'000 emporgebracht werden. Damit blieb er immer noch 20 Prozent unter Schätzwert.
Wenig unter 10'000
Die beiden Traktoren im Angebot – ein Allgaier A 122 von 1955 und ein Hofherr-Schrantz Austro Junior von 1963 – wurden für EUR 7200 und EUR 8200 zugeschlagen, wobei sie jeweils um rund ein Viertel vom Estimate abwichen; einmal nach unten und einmal nach oben.
Einziges Auto, das inklusive Aufgeld unter der 10'000er-Grenze blieb, war der Hotchkiss 686 von 1948. Auf EUR 6200 geboten und somit für EUR 7130 verkauft, war er das günstigste Los der Versteigerung. Allerdings wird die Restaurierung wohl noch den einen oder anderen Tausender verschlingen.
Günstigstes fahrbereites Automobil war der Citroën CX 2000 Pallas von 1978, der für EUR 11'270 verkauft werden konnte.
Kuriositäten wie der Austro-Fiat-Feuerwehrwagen von 1930 oder das Perl-Fahrgestell von 1925 liessen sich nicht verkaufen. Die gebotenen EUR 18'000 beziehungsweise EUR 9400 übertrafen nur knapp die Hälfte des jeweiligen Schätzwertes und waren dem Einlieferer nicht genug.
Unerwartete Ladenhüter
Bei anderen Losen hingegen wunderte man sich über das geringe Interesse. So kam auch der Alfa Romeo 2600 Sprint nicht über ein maximalgebot von EUR 50'000 (immerhin 77 Prozent des Estimates) hinaus und blieb ebenso stehen wie der Ferrari 348 ts, der den Bietern maximal EUR 56'000 wert war.
Selbst vermeintliche Publikumslieblinge wie der Jaguar Mark II, der hier sogar von 3,4 auf den beliebteren 3,8-Liter-Motor umgebaut worden war, fanden keinen Käufer. Bei EUR 23'000 endete hier das Bieter-Interesse.
Kleine Erfolge, solides Mittelfeld
Auf der anderen Seite verkauften sich Autos mit scheinbar kleiner Zielgruppe überraschend gut. Der 1949er Peugeot 202 BH erreichte mit einem Höchstgebot von EUR 20'000 ebenso die Obergrenze des Schätzwertes wie der Steyr-Fiat Panda 4x4 "Country Club" für EUR 12'000.
Englische Roadster wie MGA und Triumph TR 250 hielten für EUR 21'000 beziehungsweise EUR 29'000 keine grossen Überraschungen bereit, enttäuschten dafür aber auch nicht. Ebenso der einzige Ami im Feld: der 1961er Chevrolet Corvette wurde für EUR 62'000 zugeschlagen.
Mit einer Verkaufsquote von insgesamt 85 Prozent und einem durchschnittlichen Höchstgebot von 92 Prozent des mittleren Schätzwertes verlief der Samstag in Salzburg für Dorotheum insgesamt erfolgreich.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
| Lot | Fahrzeug | Jahr | EUR Est von | EUR Est bis | EUR HG | EUR VP | CHF VP | % Est | S |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 01 | Volkswagen Typ 11 Export | 1964 | 16'000 | 24'000 | 17'000 | 19'550 | 19'159 | -2.25%
|
V |
| 02 | Allgaier Porsche-Diesel A 122 | 1955 | 8000 | 12'000 | 7200 | 8280 | 8114 | -17.2%
|
V |
| 03 | Hofherr-Schrantz Austro Junior System Porsche | 1963 | 5000 | 8000 | 8200 | 9430 | 9241 | +45.08%
|
V |
| 04 | Rolls-Royce Silver Cloud III | 1965 | 20'000 | 30'000 | Z | ||||
| 05 | Porsche 928 S | 1985 | 18'000 | 26'000 | 23'000 | 26'450 | 25'921 | +20.23%
|
V |
| 06 | Volkswagen Type 251 Kastenwagen “Coca Cola” | 1986 | 10'000 | 15'000 | 13'500 | 15'525 | 15'214 | +24.2%
|
V |
| 07 | Steyr-Fiat Panda 4x4 “Country Club” | 1993 | 8000 | 12'000 | 12'000 | 13'800 | 13'524 | +38%
|
V |
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Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis











































































































































































































































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