Erfolgreiches 8. Japaner Young- und Oldtimertreffen am 22. Mai 2016 auf dem Flugplatz Bleienbach im Kanton Bern. Dank des guten Wetters und dem mittlerweile recht hohen Bekanntheitsgrad kamen über 300 Nippon-Oldies und eine grosse Zahl neugieriger Zuschauer.
Langsam mausern sich Old- und Youngtimer aus Japan zu, wenn auch nicht gefragten, so doch akzeptierten Sammlerstücken. Mit Ausnahme des unbezahlbaren Toyota 2000 GT gelten höchstens der Datsun 240Z, der Honda S600/800 oder vielleicht noch der Toyota Celica als sammelnswert. Doch die Lage bessert sich, denn Nippon-Autos haben in vielen Bereichen Meilensteine gesetzt und das weltweite Marktgefüge ab den Sechzigerjahren ganz schön durcheinander gewirbelt.
Die vergleichsweise kleine Schweizer Szene traf sich deshalb letzten Sonntag auf dem Flugplatz Bleienbach im Kanton Bern zum Stelldichein, wobei der Schwerpunkt eindeutig auf den Alltagsfahrzeugen der Sechziger- und Siebzigerjahre sowie getunten Youngtimern der Neuzeit lag. Ganz frühe Modelle haben den Weg nach Europa nur in den seltensten Fällen gefunden. Ein kleiner Rückblick in die Nippon-Szene erklärt die Situation.
Schweiz ist Japan-Land
Die Schweiz ist bekanntermassen wegen mangelnder eigener Autoproduktion offener als andere Länder. Die riesige US-Car-Szene gibt davon ein beredtes Beispiel ab. Doch auch Fahrzeuge aus Japan hatten hierzulande mehr Chancen als anderswo. Ab Mitte der Sechzigerjahre ging es los. Mit robuster Technik, umfangreicher Ausstattung und einem unschlagbaren Preis eroberten sie hiesige Käufer. Insbesondere Dinge wie Fünfganggetriebe oder elektrische Fensterheber waren oft kein Luxus sondern serienmässig dabei. Nach anfänglicher Skepsis begannen immer mehr Besitzer die zuverlässigen und anspruchslosen Datsuns, Toyotas, Mazdas oder Mitsubishis zu schätzen.
Allerdings mussten auch Abstriche gemacht werden. So war das Design oft etwas barock geraten, die Ersatzteile waren eher teuer, die Fahrwerke simpel, und auch die Wahlmöglichkeiten bei Farben oder Ausstattung waren bei den vorkonfektionierten und bereits angelandeten Autos nicht sehr gross. Wollte man ein anders konfiguriertes Modell haben, musste man nicht selten auf die nächste Schiffsladung warten — und das konnte dauern. Bei Alltagsautos, die bei Regen und auf gesalzenen Winterstrassen im Einsatz standen, war der Rost der grösste Feind, was den aktuell niedrigen Bestand erklärt.
Heterogene Oldieszene
Trotz dieser Umstände erreichten einige der frühen Japaner die Neunzigerjahre als Youngtimer. An Oldietreffen waren diese Exoten lange nicht gern gesehen. Sie hatten keine Geschichte und galten als zu banal und nicht sammelwürdig — Ausnahmen siehe oben. Viele wussten nicht, dass einige japanische Autohersteller schon vor den Dreissigerjahren mit der Automobilproduktion gestartet haben. Und schliesslich war das „Europäer kaufen Europäer“ noch in vielen Köpfen drin.
Erst etwa 15 Jahre später, um 2005, sind die Alltagsautos von damals zu gern gesehenen Klassikern gereift. Denn gerade diese Autos, welche heute fast gänzlich verschwunden sind, fallen durch ihr skurriles Sixties- oder Seventies-Design auf, das sich nicht selten an amerikanischen Vorbildern orientierte. Und natürlich die knalligen Farben; aber die gab es auch auf anderen Autos jener Zeit.
Schon in den Achtzigerjahren bildeten sich Gruppen von Gleichgesinnten, meistens Markenclubs. Sie wurden über die Jahre umbenannt, aufgelöst, neu gegründet und wieder aufgelöst. Die Szene war klein, und man kannte sich. Es gab aber auch die Besitzer, die mit dem Clubleben nichts am Hut hatten und ihren Japaner in der eigenen Garage hegten und pflegten. So hat sich die Szene über die Jahre entwickelt bis Kurt Hofstetter (Mazda) und Werner Bügler (Datsun) sich darüber unterhielten, ein Japaner Young- und Oldtimertreffen ins Leben zu rufen.
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Von Uster über Gloten nach Bleienbach
Zwei Jahre später, am 5. Juli 2009 wurde das 1. Japaner Young- und Oldtimertreffen am Oldtimermarkt in Uster durchgeführt. Mit etwa 130 japanischen Klassikern war es auf Anhieb ein Erfolg. Mitgeholfen haben neben Kurt und Werner weitere Freunde japanischer Autos: Andreas Bühler, Jürg Thalmann, Thomas Pfenninger, Bruno Affeltranger und Hans Mäder.
Nach drei Treffen in Uster kam der Zeitpunkt, den Anlass eigenständig zu organisieren, und so wurde 2012 in Gloten bei Sirnach ein neuer Standort gefunden. Weitere drei Jahre wurde das Treffen am neuen Ort erfolgreich durchgeführt, und über die Zeit entwickelte sich der Anlass zum wichtigsten markenübergreifenden Treffen für japanische Fahrzeuge. Hochkarätige und sehr seltene Raritäten liessen sich an jenen Tagen blicken. Ob Clubmensch oder Schrauber in der eigenen Garage: das unkomplizierte Treffen lockte sie alle an.
Da der Austragungsplatz 2015 nicht mehr zur Verfügung stand und sich wegen beruflichen oder persönlichen Veränderungen auch im OK einiges getan hatte, musste eine neue Organisation her. Beim 7. Treffen am 24. Mai 2015 kam schliesslich Heiko Seiler zum Zug, ein Fan der Marke Datsun.
Neuer Austragungsort wurde Bleienbach/BE, wo von März bis September bereits das bekannte Oldtimertreffen immer am letzten Sonntag im Monat stattfindet. Unterstützt wurde Heiko durch Werner Bügler, Peter Dättwyler und vielen weiteren guten Geistern. Neu entstand eine eigene Website mit allen aktuellen Daten und Infos. 2015 erschienen über 200 mindestens 20 Jahre alte japanische Klassiker in Bleienbach; also wieder ein grosser Erfolg.
350 Japaner, alles kostenlos
Doch dieses Jahr sollte alles noch übertroffen werden. Eine Nachfrage bei der „Eingangskontrolle“ ergab, dass man bei 300 Autos aufgehört hat zu zählen. Etwa 350 dürften es gewesen sein. Und erneut wurden weder Zuschauer noch Teilnehmer von der wirklich hochkarätigen Mischung aus Alltagsklassikern und Preziosen enttäuscht. Dazu wurde jede halbe Stunde ein besonderes oder auch ganz alltägliches Auto ausführlich vorgestellt.
Viele Teilnehmer kamen mit teilweise erstaunlich gut erhaltenen Fahrzeugen, nicht selten im unrestaurierten Originalzustand oder auch mit Gebrauchsspuren. Mancher Besucher hatte ein Aha-Erlebnis der besonderen Art, wenn er ein Auto sah, das er aus seinem Gedächtnis schon längst gelöscht hatte. Wann hat man beispielsweise den letzten Datsun Cherry 100A gesehen oder den Toyota Corona Mark II oder etwa einen Mitsubishi Galant Sapporo mit seinen feinen plüschigen Sitzen?
Überraschenderweise fand sich eine grosse Zahl von Honda S800 ein, und auch der Toyota Sports 800 ist eine wirkliche Seltenheit. Und schliesslich war der vermutlich allererste in der Schweiz zugelassene Subaru da. Er kam 1974 in einer Charge von wenigen Autos in die Schweiz. Doch die Marke hatte zunächst keinen Erfolg. Das änderte sich später, wie wir heute wissen. Leider gefehlt haben Autos aus der Zeit zwischen den Dreissigerjahren und den Beginn der Sechziger. Bei wirklich alten japanischen Fahrzeugen scheint noch eine „Sammellücke“ zu bestehen. Solche Autos zu bekommen, dürfte schliesslich auch nicht allzu einfach sein. Aber was noch nicht ist…
Ein Teil der Exponate machen Youngtimer aus neuester Zeit aus, die meist nicht in Originalzustand sondern getunt, beklebt und aufgepeppt antraten; meist mit jugendlicher Besatzung. Das ist eine Besonderheit dieser Szene und sollte Sammler, die Wert auf höchste Authentizität legen, nicht befremden.
Der Anlass wird übrigens rein durch Sponsoring finanziert; weder Teilnehmer noch Zuschauer müssen Eintritt bezahlen. Deshalb an dieser Stelle ein grosses Dankeschön an Sponsoren, OK, Teilnehmer und natürlich auch die zahlreichen Besucher, die diesen Anlass erst wirklich erlebenswert machten. Das 9. Treffen am 21. Mai 2017 müssen sich Oldtimerfans deshalb schon mal rot im Kalender markieren, denn so viele Nippon-Klassiker auf engstem Raum finden sich so schnell nicht wieder.














































































































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