Vor 80 Jahren wurde die bekannte Grossglockner Hochalpenstrasse eröffnet. Nach fünf Jahren Bauzeit wurde die Nord-Südverbindung am 3. August 1935 dem Verkehr übergeben.
1935 Das erste Grossglockner Rennen
Bereits einen Tag später fiel die Startflagge zum 1. internationalen Grossglockner Rennen. Unterteilt in verschiedene Sport- und Rennwagen Kategorien gingen damals 75 Fahrer und Fahrerinnen an den Start. Auf der Starliste figurierten nicht weniger als 12 Bugatti’s, 11 Alfas, je 4 MG’s und Maserati und 5 Fiat aber nur 1 BMW. Als Startnummer 110 wird Hans von Stuck mit einem Auto Union aufgeführt. Aber wie Mercedes blieb auch Auto Union der ersten Austragung fern. Die Strecke, grösstenteils eine gewalzte Sandstrasse, war an jenem Tag 1935 zu Beginn regennass. Es wurde nur ein Lauf gefahren. Als Gewinner konnte sich Mario Tadini mit einem Alfa Romeo P3 der Scuderia Ferrari mit einer Zeit von 14:42,74 Minuten und einem Schnitt von 79,59 km/h feiern lassen. Neben Autos gingen damals auch verschiedene Motorradklassen an den Start. Gewinner in der Klasse über 500 ccm wurde der Wiener Martin Schneeweiss auf einer Austro Omega (600 ccm JAP Motor) mit einer Zeit von 15:17,57 was einem Schnitt von 76,5 km/h entspricht.
1938/1939 Grosser Bergpreis von Deutschland am Grossglockner
Die politische Lage hat sich mit dem Anschluss Österreichs ans 3. Reich grundlegend geändert. So wurde das Rennen nun in „Grosser Bergpreis von Deutschland“ umbenannt.
Das Rennen von 1938 litt unter misslichen Wetterbedingungen. Gestartet wurde nun nicht mehr in Fusch sondern weiter bergwärts bei der heutigen Mautstelle in Ferleiten. Die Werkteams von Mercedes und Auto Union traten erstmals am Grossglockner an. Sieger 1938 wurde Hans Stuck auf Auto Union C-Type in 9:32,09 was einem Schnitt von 74,4 km/h ergibt.
Ein Jahr später, 1939 war das Wetter nicht viel besser. Starker Regen, Gewitter, Nebel und Sonnenschein wechseln sich den ganzen Tag ab. Es wurden zwei Läufe gefahren und die Zeiten addiert. Sieger wurde Hermann Lang mit einem Mercedes-Benz W 125 in 20:07,90
Wenige Wochen später beendete der Ausbruch des II. Weltkrieges nicht nur die Rennserie am Grossglockner sondern auch an unzähligen anderen Orten.
Erst 73 Jahre später kehrten die Vierrad Boliden in einer Revival Veranstaltung zurück an den Grossglockner.
Jubiläums Grand Prix 2015
Der Auftakt zum 80-Jahre Jubiläums Grand Prix 2015 erfolgte am Donnerstag 24. September 2015. Im Laufe des Tages trafen Fahrer, Mechaniker und Betreuer zum Einschreiben und zur technischen Abnahme in Fusch ein. Der Ort spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte des Grossglockner Rennens, wurde doch dort am 4. August 1935 das erste Internationale Grossglockner Rennen gestartet.
Die Teilnehmerliste umfasste über 120 Fahrzeuge unterteilt in vier Klassen:
- Klasse 1, Vorkriegsfahrzeuge (Baujahr 1900 – 1939)
- Klasse 2,Sonderklasse Veritas u.ä. (Baujahr 1940 – 1955)
- Klasse 3, Rennsportwagen Baujahr (1950 – 1965)
- Klasse 4, Rennsportwagen / Gruppe B (Baujahr 1966 – 1974)
Das Hauptgewicht lag genauso wie bei den bisherigen Grossglockner Grand Prix ganz klar auf der Klasse Vorkriegsfahrzeuge mit über 80 Teilnehmern. Eigentlich hätte auch das Siegerfahrzeug von 1935, der Alfa Romeo P3 zum Jubiläums Grand Prix antreten sollen. Aber drei Tage vor Veranstaltungsbeginn zog der Besitzer die Nennung zurück.
Leider waren dieses Jahr keine Silberpfeile oder Auto Union Wagen am Grossglockner gemeldet. Die Geschichte wiederholt sich. Auch bei der ersten Austragung fehlten die Werkteams von Mercedes und Auto Union.
Dank guten Beziehungen und mit viel Einsatz konnte das Organisationkomitee unter der Leitung von Marcus Herfort (u.a. Classic Days Schloss Dyck) ein aussergewöhnliches Feld zusammenstellen. So figurierten Wagen wie Alfa Romeo 8C Monza, Maserati 8 CM, Bugatti T45 Grand Prix - mit 16-Zylinder-Motor! - oder Invicta S-Type Low Chassis auf der Startliste.
Die Teilnehmerfahrzeuge wurden in einer aufwendigen und schön gestalteten Broschüre publiziert. Darin enthalten ist neben der Geschichte des Grossglockner Rennens auch ein Reprint des ersten Programmheftes von 1935. Es enthält neben der vollständigen Startliste auch die damaligen Verhaltensregeln für die Besucher. Nachfolgend ein Auszug:
„Einige Ratschläge an das Publikum“.
2. „Versorgen Sie sich vor der Aufahrt mit Betriebsstoff und Kühlwasser, damit Sie nicht durch Stehenbleiben eine ganze Kolonne aufhalten. – Die Bergfahrt ist nicht sehr steil (Maximum 11 Prozent), aber lang, so dass viele Motoren zum Heisslaufen neigen werden. Fahren Sie nicht mit Vollgas, sondern lieber mit kleinerem Gange mit wenig Gas“.
4.„Parken Sie unter Vermeidung jeder Platzverschwendung und, wenn irgend möglich, in der Richtung nach abwärts. Sperren Sie den Benzinhahn unter allen Umständen ab, ziehen Sie die Bremse fester als sonst an und schalten Sie den Rückwärtsgang ein. Hierauf übergeben Sie Ihr Fahrzeug der Parkplatzwache.
Schnee am Grossglockner
Der Termin am letzten Septemberwochenende ist nicht unproblematisch. Wintereinbrüche sind zu dieser Jahreszeit auf einer Höhe von über 2000 Metern keine Seltenheit. Tatsächlich sorgten starke Schneefälle am Mittwoch für hochwinterliche Bedingungen im oberen Streckenbereich. Die Strassenbetreiber und Veranstalter hatten mit einem Grosseinsatz die Strasse vom Schnee befreit - natürlich ohne Einsatz von Salz. Dieses hätte die wertvollen Autos zu stark in Mitleidenschaft gezogen.
Am Freitagmorgen wurden die Wagen im Konvoi von Fusch zum Startplatz in Ferleiten geleitet. Die Piloten hatten nun Gelegenheiten letzte Einstellungen am Fahrzeug vorzunehmen. Der grosse Höhenunterschied von über 1200 Metern vom Start bis zum Ziel erforderte bei vielen Fahrzeugen Änderungen an der Vergasereinstellung.
Kein Rennen, sondern eine Gleichmässigkeitsfahrt
Eine Rennprüfung auf einer so langen und anspruchsvollen Strecke ist in der heutigen Zeit fast nicht mehr zu organisieren und zu finanzieren. So war auch die erstklassig organisierte Jubiläumsveranstaltung als Gleichmässigkeitsfahrt ausgeschrieben.
Gestartet wurde auch beim Jubiläums Grand Prix bei der Maustelle in Ferleiten auf 1142 Metern über Meer. Auf der Strecke hinauf zum Ziel beim Fuscher Törl sind 1280 m Steigung zu überwinden. Die Strasse weist 92 Kurven und 14 Haarnadelkurven verteilt auf fast 15 km Länge auf. Das Ziel liegt auf 2428 Metern. Zum Vergleich, der Klausenpass ist „nur“ 1948 m hoch.
Am späten Freitagnachmittag wurde die Strasse gesperrt und der Start zur 1. Zeit-Fahrt erfolgte. Mehr oder weniger die ganze Strecke war nass vom Schmelzwasser. Zusätzlich behinderte Nebel die Piloten im oberen Streckenteil. Während in Ferleiten bei ca. 10 Grad Celsius gestartet wurde, sackte die Temperatur im Zielbereich nahe zum Gefrierpunkt ab.
Am Samstagmorgen hiess es um 9 Uhr “Start frei zur 1. Bestätigungsfahrt”. Der Strassenzustand war unverändert, also nasser Asphalt und Nebel im oberen Drittel. Der finale Bestätigungslauf wurde um 16 Uhr freigegeben. In der Zwischenzeit hatte die Strasse unten abgetrocknet, der Nebel war geblieben und zusätzlich war ab Kehre 9 die Strecke, vermutlich durch Eisbildung, extrem rutschig. Die Piloten zügelten aber ihr Rennfieber, so dass von kleinen Ausrutschern abgesehen die ganze Veranstaltung unfallfrei blieb.
Aussergewöhnliche Fahrzeuge
Anziehungspunkte waren am Jubiläums-Grand-Prix Wagen, die man so noch kaum an Oldtimeranlässen gesehen hatte. Eines dieser Fahrzeuge kam aus der Schweiz. Oldtimerliebhaber Rolf Engler hatte in zweijähriger aufwendiger Arbeit einen Riley Big Four zum Supercharged aufgebaut. Der 4-Zylinder-2,5 Liter-Langhubmotor überzeugt mit seinem gewaltigen Drehmoment. Der Wagem wurde erst wenige Tage vor dem Grossglockner Grand Prix 2015 fertiggestellt und befand sich noch in der Einfahrphase.
Ein weiteres aussergewöhnliches Rennfahrzeug brachte Thomas Trapp mit der Neumann Neander Fahrmaschine an den Start. Das Fahrzeug war schon 1939 am Grossglockner am Start. Es belegte damals mit Paul Weyres am Steuer den 6. Platz in seiner Klasse. Angetrieben wird das leichtgewichtige Fahrzeug von einem 1000 ccm Harley Davidson Triebwerk.
Für kontroverse Diskussionen sorgte der Porsche 356 Pre-A „Alaska“. Der Porsche wurde 1956 von einem in Deutschland stationierten, amerikanischen Jagdpiloten erworben und gefahren. Einige Jahre später wurde der Pilot (und mit ihm der Porsche) nach Alaska verlegt. Nun wurde der 356er auf Alaskas Schotterpisten bewegt. Letztes Einsatzgebiet waren Eissee-Rennnen, bevor der 356er in einer Scheune in einen langjährigen Dornröschen Schlaf fiel. Der belgische Porsche Enthusiast Mike Tempels hatte das Fahrzeug im Internet aufgestöbert und in Einzelteilen aus Alaska importiert. Der Motor war fest, das gesamte Interieur fehlte, Heck und Front waren verbeult und das Chassis war völlig verrostet. Mike Tempeles revidierte den Motor und brachte die Carrosserie wieder in Form.
Unweit vom Grossglockner liegt übrigens Gmünden, das als die Geburtsstätte des Porsche 356 gilt. So war für Tempels klar: Der Wagen musste am Grossglockner fahren. Mit sehr viel Patina zog der Porsche alle Augen auf sich.
Hoffentlich auch 2016 ein Grossglockner Grand Prix
Wechselnde Wetterbedingungen spielten in der Geschichte der Grossglocknerrennen eine zentrale Rolle. Auch an der Jubiläumsveranstaltung war die Witterung nicht optimal, trotzdem kann der Event sicher als voller Erfolg gefeiert werden. Wie der Veranstalter Marcus Herfort verlauten liess, ist auch für nächstes Jahr wieder ein Grossglockner Grand Prix geplant. Fahrer und Zuschauer freuen sich jetzt schon auf 2016!
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