Die Wettervorhersage für den 1. Mai war schon lange vorher schlecht, sehr schlecht und es kam genau so, wie vorhergesagt. Kalte fünf Grad zeigte das Autothermometer morgens um 6:30 Uhr an. Zu allem Elend sollte es auch gar nicht viel wärmer werden.
Wolkenverhangen und nass zeigte sich die Landschaft auf der Fahrt aus der Innerschweiz in den Kanton Aargau. Ein düsteres Bild für einen sehnsüchtig erwarteten Tag.
Kaum Absagen!
Es war klar, dass unter solchen Umständen nicht alle anreisen würden. Trotz allem hielten sich die Absagen in Grenzen. So standen zum Schluss nur die folgenden elf Autos nicht am Start: Lotus Elan, Austin Healey BN1, Alfa Giulia Ti Super, Lancia Fulvia Zagato Sport, De Tomaso Pantera GT3, Enzmann 506, Jaguar E-Type Lightweight, Cooper T77 F1, Martini F2, GRD F2, Amweg BMW AW276 und der Centenari MAC3-02. Ob Lungenentzündung, starke Verkühlung, oder einfach das Fehlen von Regenreifen - es gab sicherlich vernünftige Gründe für ein Fernbleiben und natürlich wurde darüber im Fahrerlager viel getuschelt.
Pure Leidenschaft
Der Pfarrer sprach bei der Messe viel von Leidenschaft und genau diese war bitter nötig, um an einem Tag wie diesem um vier Uhr in der Früh aufzustehen und mit einem offenen Vorkriegsrennwagen in Richtung Mutschellen loszufahren mit der Aussicht, einen Tag in Kälte und Regen zu verbringen
Auf die Frage nach dem Weihwasser für die Segnung der Fahrzeuge verwies der Pfarrer lässig auf den Regen und sprach: "Ich glaub da kommt schon genug von oben!”
Wider die Witterung
So jetzt aber zum positiven Teil der Veranstaltung, die, abgesehen vom Wetter, zu einhundert Prozent positiv verlief. Für einen Tag wurde die Zone 30 aufgehoben und den Rennwagen freien Lauf gewährt.
Mit Rauch und Flammen wurde mit viel Enthusiasmus der Hügel gestürmt.
Die Strecke präsentierte sich unverändert, wie man sie auch in den vergangenen sechs Jahren vorgefunden hatte. Nur war die Oberfläche deutlich rutschiger. Dies jedoch freute die echten Racer, so auch die beiden Maserati-Piloten Kurt Hasler und Georg Kaufmann.
Egal ob im Vor- oder Nachkriegs-Grand-Prix-Monoposto mit dem berühmten Dreizack, die Fahrer hatten ihren Spass.
Sifferts Sohn im Siffert-Lotus
Peter Studer überliess sein Lotus-Cockpit, wenn auch nicht ganz freiwillig, für einmal dem Sohn seines berühmten Vorbesitzers. 1962 sass Trevor Taylor im Auto, 1963 übernahm der Friburger Jo Siffert das Lenkrad und für einmal konnte nun sein Sohn Philipe im Monoposto Platz nehmen.
Dass ihm sein Vater auch Talent mit in die Wiege legte, konnte er schon früher mehrmals unter Beweis stellen und so verschaffte er einmal mehr auch im Lotus seinem berühmten Namen alle Ehre.
Das Bild vom britisch-racing-grünen Monoposto mit dem gelben Streifen, dazu der knallrote Helm mit dem Schweizer-Kreuz in der vom Regen getränkten grünen Landschaft mit dem gelben Raps im Hintergrund ergab ein wunderschönes Bild, wie man es kaum besser komponieren könnte.
Regentest
Rennleiter Sepp Ludin, ausgestattet mit der nagelneuen schwarzen ACS-Reitnau-Regenjacke hätte sich gerne noch wesentlich mehr Regen gewünscht, nur um die Jacke einem wirklichen Test zu unterziehen, denn ihm wurde versprochen, dass diese im Minimum einen ganzen Tag keinen einzigen Tropfen durchlassen würde.
Feuerteufel
Der einzige Teilnehmer mit Gefahr von Brandblasen war am Sonntag Louis Frey aus Muri. Denn mit seinem Gaggenau-Rolls 27 von 1934 und unglaublichen 27000 ccm und satten 1000 PS hatte er als einziger so richtig Feuer unter dem Dach, besser gesagt unter der Haube!
Mit speienden Flammen und brachialem Sound röhrte er durch die verhangene Landschaft. Der Feuerteufel aus Muri mauserte sich ganz schnell zum Publikumsliebling.
Ungebremste Begeisterung
Angesichts des Wetters hätte man einen deutlich gedämpften Zuschauerzustrom erwarten können. Doch sie kamen trotzdem und wurden zwar nass und schmutzig, aber ganz sicher nicht enttäuscht.
Begeisterung zeigte sich auf allen Gesichtern, ob unter Mützen oder Kapuzen versteckt und ganz egal ob alt oder jung.