Bereits zum dritten Mal luden Mathias Doutreleau uns sein stetig wachsendes Team zum Concours d’Elégance Suisse nach Coppet, in der Nähe von Genf gelegen, ein. Dem Ruf folgten nicht nur die Besitzer aussergewöhnlicher Automodelle, sondern auch eine Schar von Sponsoren und viele Besucher, die vom angenehm kühlen Sommerwetter profitierten.
Drei Tage für die Schönheit
Insgesamt dauerte der Anlass drei Tage, der erste Tag war der Tour d’Elégance gewidmet, einer rund 70 km langen Fahrt durch die schönen Gegenden rund um den Genfersee.
Am Samstag stellten sich dann die Fahrzeuge dann den strengen Augen der Jury, während sich die Besitzer einen gemütlichen Tag machen konnten, wurden sie nicht gerade von Punktrichtern mit Fragen zu ihrem Wagen durchlöchert.
Der Sonntag Nachmittag war dann den Siegesfeiern und der Nennung des Best of Show gewidmet.
Eingeteilt waren die knapp über 80 anwesenden Autos in 15 Klassen, die meist auf Zeitepochen und Bauweisen Bezug nahmen. Zusätzlich gab es zwei exklusive Ferrari-Frontmotor-Klassen, eine Klasse für Schweizer Karosserien und zwei Klassen, die Jubiläen von Fahrzeugtypen als Thema hatten.
Zwei Bugatti 57 Atalante
Es wurden insgesamt nur 17 Bugatti Atalante gebaut, die Wahrscheinlichkeit gleich zwei dieser überaus eleganten Modelle an einem Ort in der Öffentlichkeit zu sehen, dürften also gering sein. Aber genau dieses Zusammentreffen wurde in Coppet ermöglicht, eine gelb-schwarze Variante von 1937 traf auf ein rot-schwarzes Coupé aus dem Jahr 1936.
Die Nase vorne hatte, zumindest was die Bewertung der Judges und damit den Klassensieg anbelangte, der Jüngere der beiden aus der Schlumpf-Sammlung.
60 Jahre nach der Präsentation am Genfer Autosalon
Gleich zwei 60-Jahre-Jubiläen wurden gefeiert und beide gingen auf Präsentationen am Genfer Autosalon zurück. 1958 feierten nämlich sowohl der Aston Martin DB4 als auch der Ferrari 250 GT Pinin Farina ihr Debüt.
Und 60 Jahre später standen sechs DB4 und vier 250 GT Pinin Farina Coupés vor dem Schlossbrunnen und glänzten um die Wette.
Beide Wagen gehören heute zu den Superklassikern, umso spannender war daher die Ausmarchung der Klassensiege. In beiden Fällen gewann ein Wagen mit Jahrgang 1960.
Sechzehn Zylinder unter einer Haube
Es gibt nicht allzuviele Autos mit 16 Zylindern, die man für den Strasseneinsatz kaufen konnte. Cadillac baute einen V16, der Bugatti Veyron der Neuzeit verfügt über 16 Zylinder (in W-Form) und der Cizeta versuchte es mit einem V16. Und dann gab es noch den Marmon, hierzulande weitgehend umbekannt.
Als Type 145 von 1931 stand er mit viertüriger Cabriolet-Karosserie da und unter seinem Motorhaube schlummerte das leider durch eine defekte Benzinpumpe handikapierte 16-Zylinder-Herz. Eindrucksvoll!
Zum Klassensieg reichten auch 16 Zylinder nicht, tatsächlich genügten deren sechs dafür, denn mehr hatte der Delage D8 120 von 1937 nicht zu bieten, aber sie waren sicherlich mindestens so elegant verpackt.
Leichtgewichtige Sportlichkeit
Kaum weniger eindrucksvoll, aber deutlich kleiner präsentierte sich der Amilcar C6 von 1927. Zwischen den mächtigen Luxus-Cabriolets wirkte er fast ein wenig verloren, dabei hätte er damals mit seinen rund 100 PS, die er aus dem kompressorgeladenen Reihensechszylindermotor mit rund 1,1 Liter Hubraum schüttelte und die auf nur knapp über 600 kg Gewicht trafen, Kreise fahren können um den Hispano Suiza oder den Isotta Fraschini.
Für seine Fans gehört er sicherlich zu den elegantesten Sport-/Rennwagen überhaupt, die Punktrichter aber kürten den Hispano Suiza H6 B Dual Cowl Twin-Cockpit Open Tourer von 1926 zum Klassensieger und auch dieses Auto hatte einiges Spezialitäten vorzuweisen, etwa ein Geheimfach zum Schmuggeln von Chanel No 5 oder einen Höhenmesser für die Fondpassagiere.
Der Bertone-SWB
Ein Höhepunkt des Concours im Schlosspark war sicherlich der Ferrari 250 GT SWB als Berlinetta Speciale von 1962, ein Einzelstück, das Giorgetto Giugiaro in jungen Jahren entwarf und das einer der wenigen nicht von Pininfarina entworfenen Sportwagen der Sechzigerjahre ist.
Der Wagen erhielt einen Spezialpreis, musste sich aber dem sicherlich beeindruckenden Ferrari 342 America von 1953 beugen, was die Klassenehren anbelangte.
Gefeierte Schweizer Karosserien
Typisch und sinnstiftend für den Concours in Coppet ist die Klasse der Schweizer Karosserien, die 2018 vor allem durch Graber-Aufbauten dominiert wurde. Herrmann Graber hatte sicherlich ein Händchen für elegante Karosserieformen und der Alfa Romeo 6C 2300 BMM von 1939 wurde denn auch zum Klassensieger und “Best of Show” bestimmten.
Eindrücklich war aber sicherlich auch der Mercedes-Benz 500 K von 1934 mit Graber-Aufbau, der den zweiten Preis in der Klasse und einen Sonderpreis gewann.
Nicht in die engere Auswahl kamen der hübsche Lancia Augusta von 1937 mit Gangloff-Karosserie und die beiden Nachkriegs-Alvis mit Graber-Karosseriekleid, obwohl sie es allesamt nicht an Eleganz vermissen liessen.
Vielfalt bei den Nachkriegsfahrzeugen
Über zwei Drittel der für den Concours akzeptierten Autos stammten aus der Nachkriegszeit. Zwei Klassen waren ausschliesslich den Frontmotor-Ferrari-Sportwagen gewidmet.
Bei den Autos bis 1964 siegte wie bereits erwähnt der 342 America von 1953, bei den späteren Autos von 1965 bis 1971 erhielt der gelbe 365 GTB/4 Daytona von 1971 die Klassensieger-Trophäe.
In der Klasse der sportlichen Coupés von 1940 bis 1959 wurde ein Alfa Romeo 6C 2500 SS Villa d’Este von 1949 zum Besten auserkoren, bei den Frontmotor-Coupés der Jahre 1960 bis 1975 ging diese Ehre an den Salon-1961-Jaguar E-Type.
Die Heckmotorklasse war mit fünf Fahrzeugen zwar so stark besetzt wie andere Klassen, mancher Besucher hätte aber sicherlich jedem der fünf Sportwagen etwas abgewinnen können.
Doch es machten nicht die beiden Dino 206/246 GT das Rennen und auch nicht der sicherlich besondere Porsche 911 S/H von 1970, sondern der Lamborghini Countach LP400 aus dem Jahr 1977, der in seiner violetten Lackierung mit weissem Interieur polarisierte, während der daneben stehende Miura P400 SV von 1972 in seiner braunen Farbgebung fast ein wenig zu unauffällig wirkte.
Klassenbester bei den offenen Sportwagen mit Jahrgängen zwischen 1956 und 1975 wurde der Aston Martin DB5 aus dem Jahr 1964, der in seinen hellblauen Touringhaut auch wirklich gar zu attraktiv aussah und sogar dem senfgelben 300 SL aus dem Jahr 1960 die Show stahl.
Und dann gab es noch drei Limousinenklassen, die jeweils mit der Bestbewertung des Rolls-Royce Silver Wraith von 1952, des Monteverdi 375/4 von 1972 und des Rolls-Royce Silver Spur von 1984 endeten. Insbesondere die beiden letzten Klassen sind interessant, wurden hier doch zukünftige Klassiker benotet und verglichen.
Aufwändige Jurierung
30 Punktrichter nahmen sich die knapp über 80 Autos vor und prüften sie unter der Leitung von Adolfo Orsi nach den Regeln der Chief Judge Advisory Group. Dabei werden die Fahrzeuge auf Funktionsfähigkeit, Originalität und Authentizität geprüft. Ein nicht funktionierender Blinker gibt genauso einen Punktabzug wie ein falscher Motor oder unsachgemäss ausgeführte Restaurierungsarbeiten. Dies in kurzer Zeit zu überprüfen, es stand nur der Samstag dafür zur Verfügung, war eine Mammutaufgabe, die auch einiger Vorbereitung verlangt.
Die Ergebnisse, soweit nicht bereits erwähnt, sind in der Liste am Schluss dokumentiert. Für den “Best of Show”, für den nur Klassensieger in Erwägung gezogen werden, wurden neben den Bewertungsmassstäben, die innerhalb der Klasse angesetzt wurden, auch zusätzlich Eleganzkriterien berücksichtigt. Man kann dem Alfa Romeo 6C 2300 BMM Graber von 1939 eine eindrucksvolle Eleganz sicherlich nicht absprechen.
Man darf dem Concours in Coppet sicherlich ein Kränzchen winden. Die Fahrzeugauswahl stand kaum hinter den grossen Schönheitskonkurrenzen von Cernobbio oder Amelia Island zurück und der Sieg einer Schweizer Karosserie gab dem Anlass den willkommenen besonderen Geschmack. Weiter so!
Die Fahrzeuge und die Preise
Klasse | Nr | Marke | Typ | Jahr | Preise/Kommentare |
---|---|---|---|---|---|
A-1 | 1 | Hispano Suiza | H6 B Dual Cowl Twin-Cockpit Open Tourer | 1926 | Klassensieg |
A-1 | 2 | Amilcar | C6 | 1927 | |
A-1 | 3 | Isotto Fraschini | Type 8 A | 1927 | |
A-1 | 4 | Bugatti | Type 43 A | 1931 | Klassenzweiter |
A-2 | 1 | Cadillac | V12 Fleetfwood | 1931 | |
A-2 | 2 | Marmon | Type 145 | 1931 | |
A-2 | 3 | Alvis | Speed 20SC | 1934 | |
A-2 | 4 | Mercedes-Benz | 500K | 1935 | Prix de l’Elégance sur-mesure présenté par Berence Genève |
A-2 | 5 | Cord | 810 | 1937 | Klassenzweiter |
A-2 | 6 | Delage | D8 120 | 1937 | Klassensieg |
A-2 | 7 | Rolls-Royce | Wraith | 1939 | |
A-3 | 1 | Hispano Suiza | T49 "Weyman" Sport Saloon | 1927 | Klassenzweiter, Prix de la Meilleure Préservation |
A-3 | 2 | Bugatti | Type 57 S Atalante | 1936 | |
A-3 | 3 | Bugatti | Type 57 S Atalante | 1937 | Klassensieg |
A-3 | 4 | Delage | D8 120 S | 1938 | |
C-1 | 1 | Ferrari | 250 Europa | 1953 | |
C-1 | 2 | Ferrari | 342 America | 1953 | Klassensieg |
C-1 | 3 | Ferrari | 250 GT SWB Berlinetta Speciale Bertone | 1962 | Prix du Jury Honoraire – Prix de l’automobile du Salon de l’Automobile de Genève |
C-1 | 4 | Ferrari | 250 GT Lusso | 1963 | |
C-1 | 5 | Ferrari | 330 GT America | 1963 | Klassenzweiter |
C-1 | 6 | Ferrari | 330 GT 2+2 | 1964 | |
C-2 | 1 | Ferrari | 275 GTB Competizione | 1965 | nicht vor Ort |
C-2 | 2 | Ferrari | 275 GTB/4 | 1966 | |
C-2 | 3 | Ferrari | 330 GTC | 1967 | |
C-2 | 4 | Ferrari | 275 GTB/4 | 1967 | Klassenzweiter |
C-2 | 5 | Ferrari | 330 GTC | 1967 | |
C-2 | 6 | Ferrari | 365 GTC | 1969 | |
C-2 | 7 | Ferrari | 365 GTB/4 Daytona | 1971 | Klassensieg |
D-1 | 1 | Mercedes-Benz | 500K Graber | 1934 | Klassenzweiter, Prix du Cercle des Passionnées |
D-1 | 2 | Lancia | Augusta Gangloff | 1937 | |
D-1 | 3 | Bugatti | T57 Graber |
1937 |
|
D-1 | 4 | Alfa Romeo | 6C 2300 BMM Graber | 1939 | Klassensieg, Best of Show |
D-1 | 5 | Alvis | TC21-100 Super Graber | 1955 | |
D-1 | 6 | Alvis | TE 21 Super Graber | 1963 | |
E-1 | 1 | Aston Martin | DB4 Series 1 | 1958 | |
E-1 | 2 | Aston Martin | DB4 Series 1 | 1959 | |
E-1 | 3 | Aston Martin | DB4 Series II | 1960 | Klassensieg |
E-1 | 4 | Aston Martin | DB4 Lightweight | 1961 | |
E-1 | 5 | Aston Martin | DB4 Series I | 1960 | |
E-1 | 6 | Aston Martin | DB4 Vantage Series IV | 1962 | Klassenzweiter |
E-2 | 1 | Ferrari | 250 GT Coupé Pinin Farina | 1958 | Klassenzweiter |
E-2 | 2 | Ferrari | 250 GT Coupé Pinin Farina | 1959 | |
E-2 | 3 | Ferrari | 250 GT Coupé Pinin Farina | 1960 | Klassensieg |
E-2 | 4 | Ferrari | 250 GT Coupé Pinin Farina | 1960 | |
G-1 | 1 | Alfa Romeo | 6C 2500 Super Sport Coupé Villa d'Este | 1949 | Klassensieg, 2. Platz Best of Show |
G-1 | 2 | Fiat | 8V Rappi Corsa | 1953 | |
G-1 | 3 | Peugeot | 203 P3V | 1953 | |
G-1 | 4 | Autobleu | 4CV | 1955 | |
G-1 | 5 | Mercedes-Benz | 300 SL | 1955 | Klassenzweiter |
G-1 | 6 | Alfa Romeo | Giulietta Sprint Veloce | 1957 | |
G-1 | 7 | Plymouth | Fury Hardtop Coupé | 1959 | |
G-2 | 1 | Triumph | Italia 2000 | 1960 | |
G-2 | 2 | Jaguar | E-Type Series 1 FHC | 1961 | Klassensieg |
G-2 | 3 | Lancia | Flaminia Super Sport Zagato | 1966 | Klassenzweiter |
G-2 | 4 | Cadillac | Eldorado Coupe | 1967 | |
G-3 | 1 | Dino | 206 GT | 1968 | |
G-3 | 2 | Dino | 246 GT | 1969 | |
G-3 | 3 | Porsche | 911 S/H | 1970 | |
G-3 | 4 | Lamborghini | Miura P400 SV | 1972 | Klassenzweiter |
G-3 | 5 | Lamborghini | Countach LP400 | 1977 | Klassensieg |
G-4 | 1 | Lancia | Aurelia B24S | 1958 | |
G-4 | 2 | Ferrari | 250 GT SWB California Spider | 1960 | Prix du Président du Jury Honoraire |
G-4 | 3 | Mercedes-Benz | 300 SL | 1960 | Klassenzweiter |
G-4 | 4 | Mercedes-Benz | 190 SL | 1962 | |
G-4 | 5 | Jaguar | E-Type Series 1 | 1963 | |
G-4 | 6 | Jaguar | E-Type Series 1 | 1963 | |
G-4 | 7 | Aston Martin | DB5 Volante | 1964 | Klassensieg |
G-4 | 8 | Chevrolet | Corvette Stingray | 1965 | |
G-4 | 9 | Chevrolet | Corvette Stingray | 1965 | |
G-4 | 10 | Triumph | Stag | 1975 | |
G-5 | 1 | Jaguar | MK V | 1949 | |
G-5 | 2 | Rolls-Royce | Silver Wraith Mulliner | 1952 | Klassensieg |
G-5 | 3 | Rolls-Royce | Silver Wraith Mulliner | 1953 | |
G-5 | 4 | Bentley | Type R Freestone & Webb | 1958 | |
G-5 | 5 | Rolls-Royce | Silver Wraith Long Wheelbase Touring Mulliner | 1954 | Klassenzweiter |
H-1 | 1 | Mercedes-Benz | 600 | 1969 | nicht vor Ort |
H-1 | 2 | Mercedes-Benz | 300 SEL 6.3 | 1972 | nicht vor Ort |
H-1 | 3 | Monteverdi | 375/4 | 1972 | Klassensieg |
H-1 | 4 | BMW | 3.3 Li E3 | 1975 | nicht vor Ort |
H-1 | 5 | Mercedes-Benz | 450 SEL 6.9 | 1977 | Prix de l’Equipage présenté par The Rake Magazine |
H-1 | 6 | Mercedes-Benz | 450 SEL 6.9 | 1979 | Klassenzweiter |
H-2 | 1 | Rolls-Royce | Silver Wraith II | 1980 | Klassenzweiter |
H-2 | 2 | Aston Martin | Lagonda | 1982 | |
H-2 | 3 | BMW | Alpina B7 Turbo S | 1982 | |
H-2 | 4 | BMW | Alpina B9 E28 | 1984 | |
H-2 | 5 | Rolls-Royce | Silver Spur | 1984 | Klassensieg |
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Beat Roos