Als erste deutsche Oldtimermesse im Jahr hat die Bremen Classic Motorshow sozusagen die Pole Position im Messezyklus. Und dass die Oldtimer- und Youngtimer-Enthusiasten heiss und voll motiviert für Neues sind, das spürte man sofort, wenn man vom 31. Januar bis 2. Februar 2020 durch die Hallen in Bremen spazierte.
Gute Laune war angesagt und schon am Freitag war überraschend viel Betrieb. Es gab ja auch einiges zu sehen!
Rivalen von damals in einer grossen Sonderschau
Ein Höhepunkt der 2020er Messe war sicherlich die Sonderschau “Rivalen”, die einstige Gegner im Automarkt präsentierte. Man fühlte sich wie in einem Autoquartett im Massstab 1:1. In einem riesigen Boxring wurden einstige Rivalen einander gegenübergestellt.
Da stand der Lamborghini Miura P400 S vis-à-vis vom Ferrari 365 GTB/4 Daytona, zwei Supertrümpfe im Sportwagenquartett von damals.
Ein paar Schritte weiter konnte man den BMW 507 und den Mercedes-Benz 300 SL Roadster bewundern, auch noch dekorativ in Schwarz und Rot lackiert.
Manchen heute 60-Jährigen erinnerten das Rivalenpaar VW Golf GTI und Opel Kadett GT/E an ihre automobile Jugend.
Besucher, die bereits 10 oder 20 Jahre früher Auto fuhren, erblickten mit den damaligen Gegnern VW Käfer Export und DKW Junior vielleicht ihr erstes Fahrzeug.
Und viele Betrachter sassen vielleicht einst auf der Rückbank des Ford Taunus 15M oder des Opel Rekord 1500.
Erreichbare Traumautos der frühen Siebzigerjahre waren der Opel Manta und der Ford Capri, die sich genauso gegenüber standen, wie die Supersportwagen der Achtzigerjahre, der Ferrari F40 und der Porsche 959.
Sieben Paarungen, weise ausgewählt, fassten den Herstellerwettbewerb von vier Jahrzehnten kompakt zusammen.
Doch nicht nur die Messeveranstalter nahmen sich des Themas “Rivalen” an, auch einige der Mitaussteller. So sah man anderswo etwa die einstigen DTM-Rivalen Mercedes-Benz 190E 2.5-16 Evo und BMW M3 Evo auf einer Carrera-Bahn gegeneinander antreten.
Und beim Allgemeinen Schnauferl Club standen ein früher VW Käfer, ein Opel Kadett A und ein Fiat Topolino, alles im Prinzip Volkswagen, zusammen.
Der ADAC stellte die einstigen Rallye-Gegner Morris Cooper S und Citroën DS zusammen.
Vom Fahrrad bis zum Automobil
Rivalen waren Fahrräder und das Automobil vor 50 und mehr Jahren sicherlich nicht, zumindest weniger als heute. An der Bremen Classic Motorshow kriegen aber nicht nur Automobile eine Bühne, sondern auch Fahrräder, Motorroller, Nutzfahrzeuge oder Motorräder.
Gerade bei den Motorrädern gab es manch interessantes Fahrzeug zu entdecken, aber auch die Fahrräder, gerne von italienischen Rennradfabrikanten, sorgten für Interesse.
Die Roller-Szene vor gut 60 Jahren
Die zweite Sonderschau war denn auch einer Fahrzeugkategorie mit zwei Rädern gewidmet, den Motorrollern, wie sie in den Fünfzigerjahren vielen Deutschen erste grössere Reisen ermöglichten.
In den Nachkriegsjahren wurde viel getüftelt und entwickelt und mancher Fabrikant nutzte die Chance, um aus fast Nichts wieder eine grosse Produktion aufzubauen. So gab es damals den Glas Goggo Roller, aber auch die Lizenz-Vespas von Jakob Oswald Hoffmann.
Es gab aber auch rarere Vehikel zu bewundern, etwas das Bastert Einspurauto oder das Maicomobil-Bender-Gespann.
Und spätestens bei der Popper-Vespa mit 80 cm3 und vielen Plastikanbauteilen dürften die meisten Messebesucher gegrinst haben.
Vom Wrack bis zum toprestaurieren Fahrzeug
Typisch für Bremen, aber vielleicht auch generell für heutige Oldtimermessen, war sicherlich auch, dass nicht nur restaurierte und wie neu aussehende Klassiker gezeigt wurden, sondern auch Scheunen- und Hallenfunde.
Manches Fahrzeug sah sogar so aus, als ob es nur noch zum Kunstgegensatz taugen würde …
Teuer und günstig
Natürlich waren in Bremen einige teure Klassiker zu bewundern, das Gros aber bewegte sich eher im mittleren und unteren Preissegment.
Superklassiker wie ein Ferrari 250 GT Lusso, ein Maserati 3500 GT Vignale Spider oder ein Porsche Carrera RS 2.7 fehlten in Bremen, dafür gab’s eine schöne Auswahl an Mercedes-Benz Cabriolets, Porsche 911 und Volkswagen-Derivaten.
Drinnen und draussen
Gehandelt wurde in den Hallen und im Parkhaus, wo wie jedes Jahr ein Oldtimer-Fahrzeugmarkt eingerichtet war. Und weil das Wetter für einmal etwas freundlicher war, hielten es Kaufinteressenten auch länger auf den ungeheizten Parkebenen aus.
Es gab ja auch so einiges zu entdecken, was man nicht jeden Tag so antrifft, etwas eine Auswahl an Mercedes-Benz 190E in damals beliebten Farben, ein Mercedes-Benz 280 SE mit zwei Ärzten als Vorbesitzer, VW Käfer aus verschiedenen Jahrzehnten oder einen einmaligen Apal Corsa mit Flügeltüren.
Älter und jünger
Zwar fanden sich in Bremen kaum Neoklassiker, aber die Youngtimer waren durchaus breit vertreten. So waren in der hintersten Halle jüngere Leute in einem Ausstellungsteil zusammengefasst, in dem man nicht nur Autos kaufen, sondern auch noch einiges darüber lernen konnte.
Und auch hier standen einst exklusive Sportwagen wie der Maserati Biturbo neben kaum dreissigjährigen Brot-und-Butter-Autos wie dem Renault 5 oder dem Peugeot 305 SL.
Ein Audi TT suchte genauso einen neuen Besitzer, wie ein BMW Z3 Coupé, ein VW Scirocco II oder ein hierzulande superseltener VW Brasilia.
Einige der Jungen fanden schon am ersten Tag einen neuen Besitzer, so klebte der Verkäufer eines Mercedes-Benz 500E schon am Freitag Nachmittag ein “verkauft” auf die Windschutzscheibe und auch der Renault 5 Alpine ging schon am Tag 1 in neue Hände über.
Original und anders
Wer Originalität suchte, der konnte in Bremen glücklich werden, denn es wurden doch einige, kaum angetastete Originalfahrzeuge präsentiert, etwa ein Adler-Taxis aus Berlin oder ein Lloyd.
Aber auch die Anhänger von Restomods oder “shabby chic" kamen auf ihre Rechnung. Zudem gab’s, zum Beispiel auf dem Stand der FHR, einige Rennsportfahrzeuge zu bewundern und Autos im Aufbau.
Schöne, interessante Clubwelt
Für viele Höhepunkte sorgten einmal mehr die Clubs, die sich wiederum einiges einfallen liessen.
Das war nicht nur interessant anzuschauen, sondern auch lehrreich. So konnte man einiges zur Lloyd-Plattform-Strategie erfahren oder manches Jubiläum feiern, etwa den 50. Geburtstag der Citroën-Modelle GS und SM oder den 65. Geburtstag des Triumph TR3.
Der Isetta-Club zeigte gleich eine ganze Auswahl an Knutschkugeln, beim den DAF-Freunden konnte man schon fast bei der Reparatur eines weidwunden Gefährts mithelfen.
Besondere Auftritte
Ein grosser Auftritt sollte noch besonders erwähnt werden, jener des Museums PS.Speicher.
Gleich an mehreren Orten wurden Fahrzeuge präsentiert und damit auf die Eröffnung der Museums-Aussendepots für das Publikum aufmerksam gemacht, das nun Zugang zur vielleicht grössten Fahrzeugsammlung in ganz Deutschland erhält.
Moderate Preise
Den Eindruck, dass die Preise zu hoch angesetzt oder gar überrissen wären, bekam man in Bremen eigentlich nur selten. Die meisten Autos jedenfalls waren mit durchaus marktfähigen Euro-Beträgen beschriftet.
Einen MG TC konnte man für knapp über EUR 30’000 haben, eine in den Staaten sehr gesuchte Corvette C2 “Spit Window” für EUR 79’900. Einen Golf Rallye gab’s für weniger als EUR 20’000, einige 190 SL wurden fünfstellig gehandelt.
Aufregen musste sich also niemand in Bremen, und genau so kam auch die Stimmung hinüber: Unaufgeregt, locker und entspannt. So soll es sein!
Sollte in der Berichterstattung etwas wichtiges vergessen gegangen sein, so sind wir um Kommentare dankbar. Manch Interessantes dürfte sich allerdings auch noch in der über 230 Bilder grossen Bildergalerie verstecken …









































































































































































































































































































































































































































































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