Bereits zum 30. Mal öffneten am 24. Oktober die Tore der viertätigen Messe “Auto e Moto d’epoca” in Padova. Es ist die wichtigste Oldtimer-Ausstellung in Italien und über 60.000 Besucher aus ganz Europa pilgern jedes Jahr nach Padua. Auf über 90.000 qm Ausstellungsfläche präsentierten sich mehr als 3'000 klassische Fahrzeuge. Das Angebot in den Messehallen war beeindruckend, “bellissimo” würden Italophile es nennen.
50 Jahre Porsche 911
Imposant war auch der Stand von Porsche. 2013 hat das 50-jährige Jubiläum des 911 Italiens grösste Oldtimer-Messe bestimmt. Der neue Porsche 911 50-Jahre-Edition feierte in Padua seine Italien-Premiere. Und weil die Ur-Elfer-Weltpremiere auf der IAA im Jahr 1963 stattfand, ist diese Jubiläumsedition des 911 Typ 991 auf exakt 1.963 Exemplare limitiert.

Zu sehen gab es auch einen 1973 Renn-Porsche 911 RSR des Porsche Museum, sowie den zweitältesten Porsche 356 aus Stuttgart sowie einen wunderschönen VW-Porsche 914. Unter dessen Windschutzscheibe konnte man eine italienische Zeitschrift mit dem folgenden Artikel «Di VW ne aveva soltanto il nome» («Von VW hatte er nur den Namen…») lesen!
Riesiger Jubiläumscorso

Ein Corso der von Porsche Italia organisierten «Italian Tour», an der mehr als 1500 911-er teilnahmen, fuhr der Messe vorbei. Die schönsten Exemplare, darunter zwei wunderschönen Ur-Elfer, durften sogar vor der Messe parkieren. Insgesamt wurden mehr als 820.000 Porsche 911 gebaut, 38.300 davon fahren heute in Italien, kommunizierte auf der «Auto e Moto d‘Epoca» die Porsche Italia AG.
Grosses Fahrzeug- und Markengemisch
Von den mehr als 2.000 ausgestellten Fahrzeuge war alles dabei: vom brandneuen Mercedes S-Klasse (Mercedes-Benz zeigte in Padua die ganze Geschichte Oberklassen-Baureihen) über Youngtimer wie der Nissan Figaro bis zu einem seltenen Fiat Cinquecento Cabrio der 90er-Jahren oder raren Vorkriegs-Lancia. Viele einheimische Wagen waren ausgestellt, speziell die Kleinwagen wie Fiat 500 und 600 (darunter viele 600 Multipla sowohl in der normalen Ausführung als in der Kombi-Version).

Kaum Billigangebote
Schnäppchen waren eher die Ausnahme. Bei den Porsche 356 gab es in Padua im Schnitt höhere Preise als nördlich des Gotthards. Ur-Porsche-Modelle standen auf der «Auto e Moto d’Epoca» gleich dutzendfach zum Verkauf. Für einen Porsche 356 1500 Pre-A Coupe mit 1,6 Liter Motor verlangte zum Beispiel ein Aussteller aus Österreich 159.000 Euro.
Günstiger fuhr man da mit einem Alfa Romeo RZ von 1993 (für den 22. von 286 gebauten Roadster Zagato verlangte ein Händler 39.000 Euro).

Vergleichsweise tief war auch das Preisschild auf einem Fiat 850 Lucciola des Carrozziere Francis Lombard aus dem Jahr 1968. Der Fiat 850 Lucciola ist für den Fiat 850, was der Renault 7 für den R5 oder der VW Santana für den Passat und der Jetta für den Golf ist: eine viertürige Stufenheckvariante. Im Falle des Fiat konnte man diese Variante aber nur beim Spezialkarossier kaufen.
Einzelteile und Restaurierungsobjekte
Auch Karosserieteile konnte man kaufen, sogar ausserordentlich seltene, nämlich die Kunststoffverkleidungen eines seltenen 40-jährigen Formel 1-Marlboro-BRM-Rennwagen, der von Clay Regazzoni, Niki Lauda und Jean-Pierre Beltoise im Jahr 1973 typgleich gefahren wurde. Immerhin 12’000 Euro musste man dafür anlegen, sicher etwas für die Ikea-Möbel Fans…

Auch sehr selten aber zehn Mal günstiger stand ein von Alfa Romeo unter Renault-Lizenz montierte Renault 4 für 1.200 Euro in allerdings stark “patiniertem” Zustand zum Verkauf.

Viele glauben, der Alfasud sei das erste Alfa Romeo unterhalb der heute als Mittelklasse bezeichneten Fahrzeuggrösse gewesen. Doch bereits 1959 baute Alfa Romeo in Pomigliano d’Arco (Süditalien) die Dauphine und den R4 (ab 1962) für den italienischen Markt in Lizenz. Die Alfa Romeo Dauphine und Alfa Romeo R4 waren mit italienischen Zubehörteilen ausgerüstet, präsentierten sich aber ansonsten technisch und äusserlich wie die Dauphine und R4 von Renault.
Einzelstücke von früher und später
Ausserordentlich selten ist auch der Stola GTS, ein vom italienischen Designer Alfredo Stola modifizierter Porsche Boxster. Es gibt den Wagen genau ein Mal und er feierte seine Weltpremiere auf dem Genfer Autosalon im Jahr 2003.

Ein anderes Coupé, das es nur ein einziges Mal gibt, war in Padua ausgestellet. Es handelt sich um der Lancia Flaminia “Speciale”. Dieses Coupé feierte seine Premiere auf der Salone di Torino von 1963. Es wurde dann auf der Motorshow de Bruxelles von 1964 ausgestellt und nahm 1965 an den Concours d’Elégance von Alassio und Cortina d’Ampezzo teil, bevor Battista Pininfarina, ein Jahr vor seinem Tod, dieses wunderschönen Coupé zu seinem persönlichen Dienstwagen adelte. Später gelangte der Lancia Flaminia Speciale nach Japan in die Matsuda Collection. Seit 2011 befindet er sich wieder in Italien.

Ein anderes Einzelstück in Padua zu bewundern war das 959 Cabriolet. Auch wenn er in dieser Form nie die Werkshallen verlassen hat, so gibt es doch ein Exemplar als Cabriolet. Laut Wikipedia erfolgte die Erstauslieferung des als Coupé ausgelieferten Wagens an den Rennfahrer Jürgen Lässig. Dieser wurde auf der Autobahn in der Nähe von Singen in einen Auffahrunfall mit einem Audi 80 verwickelt, bei welchem der 959 rechts vorne und an der Seite stark beschädigt wurde. Das Wrack ging an Auto Becker, wo es zum Cabrio umgebaut und dann auf der IAA in Frankfurt gezeigt wurde. Neben den notwendigen neu eingeschweissten Stabilisierungen kann der Wagen jederzeit sowohl zum normalen Cabriolet, zum Speedster und mit dem erhalten gebliebenen Originaldach zum Hardtop-Coupé umgebaut werden - durch wenige Handgriffe und den Tausch von Frontscheibe und Verdeck.
Natürlich auch Ferrari und Maserati
Last but not least zeigten Ferrari und Maserati auf der Messe eine Auswahl wunderschöner Fahrzeuge (288 GTO, F40, Gilles Villeneuves F1 126 C, F1 90, F1 2000 bzw. Maserati 3500 GT Vignale Spyder, Ghibli SS Coupé und der Maserati 6CM).
Fast unermesslich war schliesslich das Angebot an hochpreisigen Fahrzeugen bei den einschlägigen Händlern und Restaurateuren. Und auch das Angebot der Teilehändler, Automobiliaanbieter und Buchhändler liess manchen länger auf der Messe verweilen als geplant. Und dann gab es auch noch das ausgezeichnete italienische Essen und himmlischen Kaffee ....
Padua war auf jeden Fall eine Reise wert!
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