Grösser, moderner, praktischer, einfach besser, so wurde die Auto e Moto d’Epoca für den 26. bis 29. Oktober 2023 angekündigt. Die beliebte italienische Odltimermesse zog für ihre 40. Ausgabe von Padua nach Bolgona um. Dort steht eine deutlich modernere Messeinfrastruktur zur Verfügung, die Ausstellungsfläche wurde mit 250’000 Quadratmetern in etwa verdoppelt.
Nun sind ja Oldtimer-Fans doch eher konservative Leute und die fragten sich natürlich, ob die Auto e Moto d’Epoca mit dem Wachstum und dem Wegfall des paduanesischen “Shabby Chic” noch attraktiv sein würde …
Eine schöne Messe
Nun, es sei hier vorweggenommen. Die 40. Auto e Moto d’Epoca war eine attraktive Messe, ohne “wenn und aber”. Die modernen Hallen mit ihren sichtbaren Baustrukturen sind interessante Hintergründe für die alten Vehikel. Der zusätzliche Platz wurde gut genutzt, verhalf den Sonderausstellungen zu mehr Raum und Übersichtlichkeit.
Gut, es gab deutlich weniger Autos draussen als in vergangenen Jahren, aber das kann nicht als Nachteil gesehen werden, auch wenn die Temperaturen auch ausserhalb der Hallen angenehm waren.
Navigationsprobleme im Kleinen
Die “Fiera di Bologna” ist gut erreichbar, sei es mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder per Automobil. Das Navi führt fast direkt ab Autobahnzahlstelle zu den Messehallen. Parkplätze gibt es in grösseren Mengen und mit relativ kurzer Gehdistanz von den Messehallen entfernt.
Wenn man überhaupt Navigationsprobleme hatte, dann eher in den Hallen als ausserhalb. Tatsächlich musste man sich nach dem Eintritt erstmals zurechtfinden und den Weg durch die 12/14 Hallen erstmals planen, damit man auch nichts verpasste.
Die Messeorganisation hatte dazu extra vier Themen definiert, nämlich “Autos”, “Ersatzteile”, “Motorräder” und “Die Welt der Klassiker”. Wer sich nur für eines der Themen interessierte, konnte die entsprechenden Hallen direkt ansteuern. Erstmals gab es eine ganze Halle ausschliesslich für die Motorräder, während der Autoteil fünf (oder sechs, wenn man die “Mall” als eigene Halle zählt) Hallen umfasste.
In der “Welt der Klassiker” wurden allerdings auch primär auto-spezifische Themen abgehandelt.
Wenn man sich durch die Hallen bewegte, war es nicht ganz einfach, die Übersicht zu behalten. Mancher Besucher lief auf der Suche nach einem Thema in die falsche Richtung und fand dies halt erst dann heraus, wenn er nach einigen hundert Metern am falschen Ort angelangt war. Ein Blick auf den Plan half aber meistens weiter.
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Die Tage der Museen
An Sonderausstellungen mangelte in Bologna nicht, sogar Händler bemühten sich teilweise, thematische Kompositionen aufzubauen, etwa die beiden Hauptdarsteller des Films “The Love Bug” mit dem Käfer VW 1200 und dem Apollo GT alias Thorndyke Special.
Die flächenmässig grösste Sonderschau aber gestalteten europäische Museen, welche besondere Exponate überaus zugänglich und mit viel Raum darum zeigten.
Da konnte man etwa Ferrari 312 T5 von Gilles Villeneuve aus dem Jahr 1980 oder den Maserati 26B von 1928.
Eindrücklich auch der aerodynamisch optimierte Bugatti Type 251 von 1955, der Lancia D23 von 1953 oder die zweirumpfigen Rennsportfahrzeuge Tarf I und II.
Geschichte der Targa Florio
Eine weitere Sonderschau war der Targa Florio gewidmet. Hier wurden Sieger- und Teilnehmerfahrzeuge wie der Alfa Romeo 33 TT 12 von 1975 gezeigt, welcher die Targa mit Merzario und Vaccarella am Steuer gewannen.
Ebenfalls siegreich in Sizilien waren der Alfa Romeo RL von 1923 oder der Lancia Augusta Berlina Lusso von 1934, der 1936 gewann.
Die schön gemachte Ausstellung wurde mit vielen historischen Fotos im Hintergrund der Fahrzeuge unterstützt.
Technische und optische Extravaganzen
Bei sovielen Autos, man spricht von mehr als 4000 Fahrzeugen, gibt es natürlich an der Auto e Moto d’Epoca jedes Jahr einige Exemplare, die aus dem Rahmen fallen.
So stand da etwa ein von Colani verkleideter Ford, der mit einem Siebenliter-V8 und 1000 PS mit 470 km/h einen Geschwindigkeitsrekord einfuhr … und heute noch sehr schnell ausschaut.
Einige Schritte weiter stiess man auf den “Monaco Trossi”, einen Monoposto, der 1935 beim Grand Prix von Monza antrat. Das besondere an ihm war ein vorne montierter Zweitakt-Sechzehnzylinder-Sternmotor, dessen Zylinder in zwei Reihen angeordnet waren. Luftkühlung und Design erinnerten an einen Flugzeugmotor. Ungewöhnlich für die Zeit war auch der Frontantrieb.
Deutlich neuer war ein Fahrzeug in einer anderen Halle, ein Covini C6W Evolutione aus dem Jahr 2008 (erstmals vorgestellt 2005). Angetrieben wurde der Mittelmotorsportwagen von einem Audi-S4-V8-Motor mit 480 PS. Das besondere waren aber die vier lenkbaren Vorderräder, die mehr Komfort und eine tiefere Front ermöglichen sollten, gleichzeitig allerdings den verfügbaren Fussraum minimierten.
Auch bei den Motorrädern gab’s interessante Konstruktionen zu sehen, etwa die Henderson Four von 1914, die mit einem längs eingebauten Vierzylindermotor aufwarten konnte oder die Bianchi 500 von 1938, die einen quer eingebauten Vierzylindermotor zusätzlich noch mit einem Kompressor kombinierte.
Viele junge Autos
Wer durch alle Hallen wanderte und dabei schnell einmal vier bis zehn Kilometer zurücklegte, dem fiel an der Auto e Moto d’Epoca 2023 die starke Präsenz junger und teilweise sogar neuer Autos auf.
Dieser Trend ist nicht ganz neu, zumal ja auch an Versteigerungen immer mehr Neoklassiker angeboten werden. Trotzdem gefallen diese jungen Fahrzeuge nicht allen Besuchern einer Oldtimermesse.
Auf dem FCA-Stand wurde sogar eine Neuwagen-Vorstellungen (Alfa Romeo 33) durchgeführt, aber auch auf anderen Ständen und insbesondere bei den Händlern waren viele junge Fahrzeuge auszumachen. Und wir sprechen hier nicht von Youngtimern wie etwa einem Porsche 996 oder einem Ferrari F355, sondern von Autos, die erst vor kurzer Zeit die Fabrik verlassen haben.
Pane e Burro …
Natürlich gab’s in Bologna wie jedes Jahr an der Auto e Moto d’Epoca auch viele einstige Alltagsautos zu sehen (und zu kaufen).
Vom gerade zum Kultklassiker aufsteigenden Fiat Panda, der in mannigfachen Ausführungen und selbst als Urmodell zu bewundern war, über eine Vielzahl an Volkswagen bis zum Renault 4 oder Peugeot 203 und natürlich diversen Fiat-, Alfa-, Lancia- oder Autobianchi-Modellen war alles da, was Erinnerungen an die guten alten Zeiten weckt.
Vom eigentlich gar nicht so häufig gebauten Fiat 600 Multipla gab’s gleich eine ganze Auswahl an Versionen und Farben zu erwerben.
… und typische italienische Spezialitäten
Typisch für die italienische Automesse sind auch die vielen Spezialkarosserien, die vor 50 und mehr Jahren auf damals volkstümlichen Fahrgestellen (Fiat 500, Fiat 850, Fiat 600, etc.) entstanden.
Was die Blechkünstler damals schufen, ist auch heute noch absolut bewunderungswürdig.
K(l)eine Preise?
Angesichts steigender Zinsen, riesiger Kreditvolumina und globalen Krisen würde man annehmen, dass die Oldtimerpreise sichtlich zu sinken beginnen. Diesen Eindruck erhielt man allerdings in Bologna nicht, denn manches war schon fast astronomisch teuer, während vor allem die rareren und spezielleren Autos in vielen Fällen ohne Preisangabe ausgestellt wurden. Dies mag dem Händler mehr Manövrierraum geben, für den Besucher ist es ärgerlich, gestaltet es seine Erkundungstouren doch deutlich aufwändiger.
Jedenfalls, wer sich schnell einen Überblick verschaffen wollte, wie teuer denn eine bestimmte Fahrzeugkategorie heute ist, der kam an der Auto e Moto d’Epoca nicht effizient ans Ziel. Schade eigentlich.
Mit Liebe zum Detail
Aber man geht ja nicht nur an eine Oldtimermesse, um Preisforschung zu betreiben.
Für viele Besucher ist es einfach wichtig, einen Blick auf die automobile Vergangenheit zu werfen. Und hier waren es dann vor allem die vielen attraktiv gestalteten Clubstände, die zusammen ein fast universales Museum der italienischen Autogeschichte (und darüber hinaus) boten.
Im ASI Village etwa waren viele Clubs vereinigt und wer besser verstehen wollte, was uns an klassischen Marken in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen ist, der bekam hier einiges zu sehen.
Neue Marken
Das Motor Valley, sozusagen die Auto-Region in der Emilia-Romagna, erhielt am neuen Standort der Messe eine eigene Fläche und bot einen interessanten Querschnitt des lokalen Schaffens.
Zum ersten Mal zu sehen waren etwas die Fahrzeuge von Horacio Pagani, dessen Supersportwagen inzwischen auch in Richtung Youngtimeralter streben.
Beim Polo Storico von Lamborghini wurden ein restaurierter früher Countach und ein Espada in Arbeit gezeigt.
Aber auch anderswo traten neue Marken, die man bisher kaum gesehen hat in Italien, gehäuft auf. Subaru etwa war mit einer ganzen Horde an Rallye-Derivativen vertreten.
Pure Italianità bei der Verpflegung
Spätestens aber dann, wenn man Hunger oder Durst bekam, war man wieder ganz in Italien. Guter Kaffee, feiner Rohschinken, tolle Süssigkeiten und manches typische Gericht machten den Messebesuch auch zu einem kulinarischen Ereignis, die Wartezeiten waren, zumindest am Donnerstag, erträglich.
Müde, voller Eindrücke
Über 17’000 Schritte wies der Mobiltelefonzähler am Schluss aus, über zehn Kilometer Laufstrecke kann man als Besucher also an einem Messetag zurücklegen. Man ist fast ein wenig überfordert ob so vielen Klassikern auf einem Haufen.
Drei Dino 246 GT/GTS in einer Reihe? Keine Ausnahme in Bologna. Eine halbe Halle mit dem Angebot eines Händlers und wohl über 150 Fahrzeugen, kein Problem für “Ruote da Sogno”.
Am Schluss fällt es einem schwer, etwas herauszugreifen, was einen besonders beeindruckt hat.
Waren das nun die beiden frühen Alfa Romeo Alfasud, die dem Rostteufel wie durch ein Wunder entgangen waren?
Oder war es der hierzulande praktisch ungekannte Buckler DD2 von 1960 mit Coventy-Climax-Motor mit Rohrrahmenchassis aus England, dessen Karosserie aus Kunststoff bestand und grössenteils von Microplas gefertigt wurde?
Oder waren es die herrlichen Autos von Cisitalia oder die vielen Alfa Romeo 6C 2300/2600? Oder der elegante Osca?
Oder waren es der Lancias Aurelia B20 GT mit Rennpatina? Oder der Fiat 600 als Monterosa Coupé?
Wir lassen die Wahl unseren Lesern und zeigen in unserer umfassenden Bildergalerie mit über 300 Fotos , was uns so alles beim Spazieren durch die Hallen aufgefallen ist.
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