Bereits zum achten Mal wurde mit am 19. bis 21. Juli 2018 Daun in der Vulkaneifel mit dem ADAC Eifel Rallye Festival zum Zentrum der historischen Rallye-Szene. Und wie die Jahre zuvor, machte auch das Wetter mit und die Zuschauer kamen in Strömen, auch wenn man den Eindruck hatte, dass es höchstens gleich viele wie in vergangenen Jahren waren.
Leicht modifizierte “Streckenführung”
Die Macher des Eifel Rallye Festivals müssen sich nicht jedes Jahr neu erfinden, der Erfolg gibt dem Grundrezept Recht. Doch kleinere Modifikationen sind durchaus willkommen, so etwas die Wahl der neuen Shakedown-Örtlichkeit in Darscheid (Maubach-Arena), die für die Zuschauer gut einsehbar war und der Veranstaltung einen positiven neuen Akzent versetzte.
Eindrückliches Fahrzeugfeld
Über 160 Fahrzeuge waren für das Festival in der Vulkaneifel gemeldet, die meisten, ausgewählt von Slowly-Sideways-Chef Reinhard Klein, traten auch tatsächlich an. Wie immer wurden sie in drei Fahrzeuggruppen aufgeteilt, nämlich in Originale, also historische Rallyefahrzeuge, “Slo1”, bei denen es sich um nachgebaute Rallyefahrzeuge nahe am historischen Original handelt, und “Slo2”, die zwar an historische Rallyefahrzeuge erinnern, aber vom Original abweichen.
Mit 55 Originalautos, 76 Slo1- und 27 Slo2-Fahrzeugen zeigte das Rallye-Festival ein sehr originalgetreues Abbild früherer Rallye-Veranstaltungen.
Am stärksten vertreten war Audi (22 Fahrzeuge), gefolgt von Ford (21), Lancia (13), Opel (12) und Mercedes-Benz sowie Peugeot (je 8). Eher untervertreten waren Volvo (1), Saab 81), Mini/Austin (1), Datsun (1), Fiat (1) oder Citroën. Immerhin haben alle diese Marken ja eine durchaus beeindruckende Rallye-Tradition.
Das Gros der Autos stammte aber mit rund 80 Prozent aus den Siebziger- und Achtzigerjahren und da dominierten eben Ford, Opel, Lancia, Peugeot und Audi das Geschehen.
Für willkommene Farbspritzer sorgten aber natürlich auch einige Alpine-Renault, Alfa Romeo und Toyotas.
Insgesamt jedenfalls zeigte das Fahrzeugfeld auf der Strecke sicherlich einen imposanten Querschnitt aus der Rallye-Historie der letzten gut 50 Jahre.
Die Zweimotorigen
Sicherlich einmalig in Daun war, dass gleich zwei VW Golf Doppelmotor-Modelle am Start waren. Zwischen 1985 und 1987 trat Volkswagen dreimal beim “Race to the Clouds” am Pikes Peak an, mit zwei Autos, einem Fahrer - Jochi Kleint - und sechs Motoren. 1985 waren es zwei 1,8-Liter-Saugmotoren, die mit zusammen 400 PS den Golf den Berg hochtrieben. Das Ergebnis war ein dritter Rang und der “Rookie of the Year”-Preis.
Im Jahr darauf wurden dann die 1,8-Liter-Sauger durch turboaufgeladene 1,3-Liter-Polo-Vierzylinder ersetzt. 500 PS reichten aber nicht für einen Spitzenplatz.
1987 wurde dann ein komplett neuer Golf aufgebaut. Mit einem Gitterrohrrahmen und zwei längs eingebauten GTI-16V-Turbomotoren, die über Hewland-F2-Getriebe geschaltet wurden, hatte man sich weit von der Serienbasis entfernt. Ein Defekt verhinderte dann allerdings einen Spitzenplatz.
Am Rallye Festival konnten die 86er- und die 87er-Version fahrend bewundert werden, am Steuer sass jeweils wieder Jochi Kleint. Die Beifahrersitze wurden versteigert. Kleint meinte allerdings: “Ich werde allerdings beide Autos auf den Festival-Prüfungen schonen, damit diese unwiederbringlichen Originale erhalten bleiben.” Und so blieb den Zuschauern die ganz grosse Show verwehrt.
Die Problematik der teuren Autos
Überhaupt ist es so, dass gerade die Besitzer von teuren Originalen natürlich vergleichsweise vorsichtig agieren. Dies ist auch verständlich, kosten doch ehemalige Werksautos der Gruppen 2, 4 oder B heute schnell EUR 200’000 oder auch noch deutlich mehr. Technische Komponenten sind vor allem bei den in minimalen Stückzahlen gebauten Gruppe-B-Autos rar und Reparaturen entsprechend teuer. Da schont mancher gerne seinen Wagen, weshalb für die grosse Rallye-Show vor allem günstigere Nachbauten mit einem Opel- oder Ford-Zeichen auf dem Bug besorgt sind.
Einige Fahrer aber liessen es tüchtig krachen, was nicht immer ganz so problemlos ausging wie erhofft und dem einen oder anderen Besitzer einiges an Reparaturaufwänden beschert haben dürfte.
Nicht alle sahen es allerdings so eng. Die Fahrer des Seat-Prototyps mit zwei Motoren war von der Veranstaltung so angetan, dass er nicht nur die Parade, sondern gleich das ganze Programm mitfuhr.
Pikes-Peak an der Parade
Ein Thema der 2018-er-Austragung des Eifel Rallye Festivals war, wie mit den Golf Bimotor-Modellen dokumentiert, die Hommage an den Pikes Peak.
Allerdings waren nicht alle erwarteten Modelle vor Ort, so fehlte etwa der Peugeot 405 T16, weil es wohl technische Probleme gab. Und der 205 T16 war nur in Daun und primär stehend zu bewundern. Andere berühmte Pikes-Peak-Autos fehlten. Trotzdem ein interessantes Thema, aber natürlich wegen fehlenden Alternativen etwas heikel in der Programmierung.
Rallye-Helden vor Ort
Wie jedes Jahr waren bekannte Rallye-Persönlichkeiten in den Autos und darum zu beobachten. Stig Blomqvist stieg in einen Ford Sierra RS Cosworth, Timo Salonen in den Peugeot 205 T16 und Harald Demuth gab dem Audi Sport Quattro die Sporen.
Jimmy McRae hatte eine Vauxhall Chevette HSR nach Daun gebracht, der Österreicher Rudi Stohl setzte sich in einen Audi 90 Quattro. Und Matthias Kahle gab im Skoda 130 RS Gas, um einige Beispiele zu nennen. Einer aber fehlte, Walter Röhrl ist schon seit 2016 nicht mehr dabei. Schade eigentlich.
Noch ein Wort zu Timo Salonen. Der finnische Rennfahrer gewann die Rallye-Weltmeisterschaft für Peugeot im Jahr 1985, ohne dem typischen Bild eines Sportlers zu entsprechen. Tatsächlich war er etwas übergewichtig, rauchte intensiv und trug eine stark korrigierende Brille. Dies alles hinderte ihn aber nicht daran, tüchtig Gas zu geben und mit sieben Siegen zum erfolgreichsten Rallye-Fahrer der Gruppe-B-Zeit zu werden.
Sieger auch ohne Bestzeiten
Obwohl das Eifel Rallye Festival ohne Zeitwertung auskommt, gab es beim Finale zur großen Rallye-Party am Samstagabend strahlende Gewinner. Sechs Preise, jeweils wunderschöne Modellauto-Dioramen wurden überreicht. Den ‚Sideways Star' als quertreibensder Vorauswagen erhielten Marcel Baldauf/Silke di Clemente im BMW 325, übergeben von Stig Blomqvist.
Den Preis als ‚Best Replication’ (Bester Nachbau) erhielten Sven und Dirk Braune für ihren Škoda 180 RS aus den Händen von Jochi Kleint. Harald Demuth überreichte an Ihle Motorsport den Preis ‚Best Original' für das beste Original an den perfekt wieder in den Originalzustand versetzten VW Golf Bi-Motor von 1986.
Der Toyota Celica TCT von Gerd Dicks und Dani Portela wurde durch die anwesenden Rallye-Stars zu ihrem Liebling erkürt und erhielt den Preis für die "Champion's Choice".
Der "Special Price" ging an den Österreicher Reini Sampl. Der Rollstuhlfahrer schaffte es, bei seinem Auftritt im Audi TT in der Vorauswagengruppe deutlich zu belegen, dass man auch als Mensch mit Handicap nicht nur viel Spass am Leben und zudem auch am aktiven Motorsport haben kann. Die Trophäe erhielt er aus den Händen von Yvonne Mehta. Als Höhepunkt des Abends folgte die Vergabe des "Rallying Ambassador".Für die Leistung der McRae-Rallye-Familie mit Jimmy, Colin und Alister nahm stellvertretend Vater Jimmy tief bewegt den Preis aus den Händen von John Davenport entgegen.
Lockere Stimmung
Weil es nicht um Bestzeiten, sondern nur um “gutes Aussehen” und fotogene Momente geht, ist die Stimmung vor Ort jeweils entsprechend locker. Das war auch 2018 wieder so, und vielleicht sogar noch mehr als in früheren Jahren. Das gute Wetter (es regnete nur gerade einmal kurz) mag dazu genauso beigetragen haben, wir die gute Organisation mit über 700 freiwilligen Helfern. Gipel-Stümer Jochi Klein jedenfalls zeigte sich begeistert: “Hier wird unser schöner Sport auf eine Art am Leben erhalten, die mehr als beeindruckend ist. Die familiäre Atmosphäre und der gigantische Auftritt mitten in der Stadt, das ist eine richtig tolle Hausnummer!”





















































































































































































































































































































































































































































































































































































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