Das British Classic Car Meeting in St. Moritz gehört zu den Traditionsveranstaltungen. Von 5. bis 7. Juli 2024 fand das BCCM bereits zum 30. Male statt. Ausgangspunkt ist jeweils der mondäne Sommer- und Winterkurort St. Moritz.
Am Samstag wird eine Rallye durch die schöne Bergwelt des Engadins und des nahen Auslands organisiert, am Sonntag geht es anlässlich des Concours um Eleganz und Zustand.
Das besondere Motto
Seit einigen Jahren gibt sich das BCCM jedes Jahr ein Motto, 2024 lautete die Zusatzbezeichnung des Anlasses “Safari Edition”. Der Beiname war Programm, denn nicht nur waren besonders viele Land Rover und Range Rover mit von Partie, anlässlich des Gala Dinners wurde auch alternativ zum “Black Tie”-Dresscode ein “elegant safari outfit” zugelassen.
Und tatsächlich kleidete sich ein erheblicher Teil der Gäste in beige und wüstentaugliche Anzüge.
Ehrengast des Meetings war Rauno Aaltonen, der Rennfahrer, der 1967 die Rallye Monte Carlo gewann, aber vor allem auch unzählige Male an der Safari Rallye teilnahm und mehrfach vordere Plätze errang. Der “Rallye Professor”, wie Rauno auch genannt wird, fuhr auch die Rallye mit.
Breites Fahrzeugspektrum
Nicht nur die Land Rover und Range Rover sorgten für ein breites Spektrum an britischen Fahrzeugen, auch eine kleine Horde von jungen Aston Martin zeigte, dass dem BCCM auch in Zukunft elegante und interessante Autos nicht fehlen dürften.
Die Aufmerksamkeit der Besucher zogen derweil einige Raritäten auf sich, wie man sie nicht jeden Tag sieht. So machten gleich zwei der schnellen und seltenen Bentley R-Type der Fünfzigerjahre in St. Moritz ihre Aufwartung.
Während das eine Fahrzeug mit der Werkskarosserie die Fabrik verliess, wurde der zweite Wagen als linksgelenktes Chassis nach Frankreich geliefert und dort von Franay karossiert, ein Einzelstück notabene.
Rar sind auch die Aston Martin DB4 GT, nur 75 dieser Alu-Coupés mit kurzem Radstand entstanden ab 1959.
Das andere Ende des Fahrzeugsspektrums verkörperte der Riley Elf Mark II aus dem Jahr 1965. Selten ist bei uns zwar auch diese Mini-Variante mit angebautem Kofferraum, aber dieser Kleinwagen gehörte damals wie heute einer komplett anderen Preiskategorie an als die erwähnten Bentley und der Aston.
Rallye über 200 km
Die Rundfahrt am Samstag führte via Zernez, Ofenpass und Umbrail nach Validentro, wo das Mittagessen eingenommen wurde. Am Nachmittag fuhr der Rallyetross via Passo del Foscagno, den Forcola di Livigno Pass sowie den Berninapass zurück nach St. Moritz. Rund fünf Stunden Fahrzeit wurden unterbrochen durch mehrere Gleichmässigkeitssonderprüfungen.
Am wenigsten Strafpunkte mussten sich Marco Biroli und Luise Guenzani auf ihrem 66er Austin-Healey 3000 Mk III aufschreiben lassen, gefolgt vom Damenteam Arlette Högliger und Christina von Flüe im Aston Martin DB2/4 Mark 3 aus dem Jahr 1958.
Dritte wurden Werner und Regula Berger in einem Rolls-Royce Silver Shadow aus dem Jahr 1972.
Einen Spezialpreis erhielten die Pechvögel Julia Gut und Yara Ochoa, deren MGB GT in Italien schlappmachte. Immerhin schafften sie es rechtzeitig zum Gala Dinner wieder in die Schweiz zurück.
Spannender Quarter Mile Test
Als besonderen Höhepunkt wurde während der Rallye ein “Quarter Mile Test” auf dem Flughafen von Samedan organisiert. Mit möglichst geringer Abweichung zur Sollzeit musste dabei eine Strecke von 750 m zurückgelegt werden.
Dies gelang Nello Wiedendanger mit seinem Beifahrer Sandro Wiesendanger im Jaguar XK 140 DHC von 1956 besonders gut. Zweite wurden in diesem Spezialwettbewerb Arlette Höflinger und Christina von Flüe mit dem Aston Martin DB 2/4 Mk III von 1958, Dritte Urs Barmettler und Patrick Mohler Barmettler im Bentley S Mulliner 4 Door Sports Saloon aus dem jahr 1957.
Dahinter folgte ein gewisser Christian Jott Jenni im Jaguar XJ6. Bei Jenni handelte es sich immerhin um den Gemeindepräsident von St. Moritz, der das Publikum anlässlich des Galadinners gegen Schluss noch mit einer sehr launischen Ansprache unterhielt, welche sich an die “British Cars” richtete.
Konkurrenz Fussball
Der Zeitplan des Samstag Abends wurde durch das Fussball-EM-Viertelfinalspiel Schweiz gegen England etwas durcheinander gebracht. Natürlich wartete man mit dem Gala Dinner bis zum Ende des Fussballspiels, das sich aber wegen der nötigen Verlängerung und des Penalty-Schiessens zusätzlich in die Länge zog. Dass der Match dann mit einer Niederlage der Schweizer endete, konnte die Stimmung nicht nachhaltig trüben, schliesslich hatten ja mit den Engländern jene Nation gewonnen, die Geburtsort der meisten Autos an der Veranstaltung war.
So gestaltete sich auch die Aufgabe von James Squire, dem britischen Botschafter in der Schweiz, die Gäste des BCCMs zu begrüssen, nicht sehr viel schwieriger. Hauptsache sei doch, dass es ein faires Spiel gewesen sei, meinte Squire in seiner Rede.
Kamele im Luxushotel
Wurden nur wenige der Rallye-Fahrer am Samstag vom Regen geplagt, schlug das Wetter danach unerbittlich zu. Es hörte gar nicht mehr auf zu regnen, eine Durchführung des Concours d'Elégance auf dem Rasen des Survretta Houses war unmöglich. So musste improvisiert werden und die Autos rund um das Hotel geparkt werden. Dass bereits einige Teilnehmer verfrüht nach Hause fuhren, sorgte für zusätzliche Unsicherheit. Die Arbeit der Jury, welche die Concours-Fahrzeuge zu bewerten hatte, wurde dadurch sicherlich nicht einfacher.
Da man aber bereits die Tage vorher dazu genutzt hatte, die einzelnen Fahrzeuge zu betrachten und zu vergleichen, konnten die Sieger trotzdem in der verkürzten Zeit am Sonntag eruiert werden.
Prämiert wurden Fahrzeuge schliesslich im Salon Festivo des Hotels, notabene unter Anwesenheit von zwei Kamelen, die eigentlich hätten draussen zwischen den Concours-Fahrzeugen flanieren sollen. Die beiden Wüstentiere nahmen die Pflicht und die ungewohnte Umgebung allerdings nicht krumm.
Jury-Präsident Marco Makaus nannte derweilen die Sieger in den drei Kategorien Pre War/Vorkrieg (bis 1945), Classic Cars (1945-1980) und Young Classics (ab 1980).
Bei den ältesten Autos konnte der SS 100 2,5 Litre aus dem Jahr 1937 den ersten Platz erringen, gefolgt von einem Bentley Open Tourer von 1927 und einem Rolls-Royce 40/50 HP Piccadilly Roadster von 1922.
Die grösste Kategorie mit Autos von 1945 bis 1980 konnte ein Aston Martin DB4 Convertible aus dem Jahr 1963 für sich entscheiden. Auf Platz 2 landete mit dem Range Rover von 1976 ein für eine Schönheitskonkurrenz ungewohnten Auto, allerdings repräsentierte der elfenbeinfarbene Range Rover das Motto gut und es handelte sich um ein sehr sympathisch restauriertes Auto, wie Makaus ausführt.
Platz 3 ging an den Jaguar XK 120 OTS von 1950, deren Besitzer bereits bei der ersten Ausgabe des BCCMs dabeigewesen waren.
In der Klasse “Young Classics” wurde ein Daimler Double Six aus dem Jahr 1986 mit dem ersten Preis geehrt, gefolgt von einem Rolls-Royce Corniche II DHC von 1986 und einem Aston Martin Virage Volante au sdem Jahr 1995.
Als "Best of Show" wurde der SS 100 von Peter Kappeler und Felicitas Caviezel gekürt.
Einen Sonderpreis erhielt der Land Rover Series III 88 von 1973, der das Motto besonders schön illustrierte.
Und für den Trident Venturer V8 aus dem Jahr 1971 gab es die Spezialauszeichnung für “British Excentricity”. Der nur wenigen Leuten bekannte Sportwagen, der ursprünglich als TVR Trident entstand, wurde nur in wenigen Dutzend Exemplaren mit Kunststoffkarosserie gebaut und setzte sich sicherlich auch durch sein Äusseres von den meisten Autos jener Zeit ab.
Einen weiteren Sonderpreis erhielt das “best dressed team”. Diese Trophäe ging an Niklas Thierfelder und Sebastian Fath aus Deutschland.
Für Nachwuchs ist gesorgt
Besonders gefeiert wurde am Ende des Concours nochmals das Nachwuchsteam Julia Gut und Yara Ochoa, die im MGB GT teilgenommen hatten. Anlässlich der 60. Austragung des BCCMs werden diese beiden Damen immer noch jünger sein, als viele der Teilnehmer des 30. BCCMs.
Peter Egli, der Leiter des Suvretta Houses und gleichzeitig der Cheforganisator des British Classic Car Meetings jedenfalls hatte zusammen mit seinem Team einmal mehr ein ausserordentlich attraktiven Anlass vorbereitet, dem auch die widrigen Witterungsbedingungen am letzten Tag nichts anhaben konnten. Über drei Tage genossen die Gäste die Gastfreundschaft St. Moritz und seiner schönen Hotels. Viele werden sicher wiederkehren im nächsten Jahr.
Bei den Teilnehmern kam das zentrale Motto einmal mehr gut an. In der Vergangenheit lauteten diese u.a. “The Italian Job” oder “The Royal Edition”. Sollten die Organisatoren noch Input benötigen, könnte man vielleicht einmal über “Lawrence of Arabia” nachdenken und auch klassische britische Motorräder einladen. Für gute Sujets könnte auch der Antonioni-Film “Blow Up” sorgen, aber vermutlich benötigen Peter Egli und seine Mitorganisatoren da keinen externen Input und kommen sicher selber mit einer kreativen Idee, wenn dann 2025 zum 31. BCCM begrüsst wird.








































































































































































































































































































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