Der VW Käfer gehört, gerade auch als Cabriolet, zu den beliebtesten Oldtimern überhaupt. Es ist daher kein Zufall, dass sich in vielen Ländern Clubs und Interessengemeinschaften gebildet haben, die ausschliesslich diesem Automobil frönen. Eher ungewöhnlich ist es, dass jährlich auch ein internationales Treffen stattfinden, bei dem Käfer-Cabrio-Fahrer an immer wieder neuen Orten zusammenfinden. Dieses internationale Treffen entstand eher aus Zufall und entwickelte sich organisch zu einer Veranstaltung, die abwechslungsweise von Clubs in Deutschland, Belgien, Niederlande, Grossbritannien und der Schweiz organisiert werden.
Vom 15. bis 17. August fand das Internationale Käfer Cabrio Treffen, organisiert von der Cabrio-Interessen-Gemeinschaft Deutschland (CIG), mit rund 100 Fahrzeugen in Oberhausen, nordwestlich von Essen statt.
Im Käfer zum Käfer-Treffen
Die Schweizerische AMAG/AMAG Classic stellte Zwischengas dankenswerterweise einen VW 1303 als Cabrio zur Verfügung, um am Treffen in Deutschland teilzunehmen. Dass bereits die Anreise eine echte Mammut-Etappe sein würde, zeigte sich erst bei der Reiseplanung, denn welcher Schweizer kennt schon Oberhausen?
So wurde denn der Veranstaltungsbesuch zu einer umfangreichen Deutschlandfahrt, auch wenn die 2000 km in der Überschrift etwas übertrieben sind. Tatsächlich wurden bei Hin- und Rückreise je rund 700 km zurückgelegt, dazu kam der Ausflug rund um Oberhausen am Samstag.
Nun kriegt man ja nicht jeden Tag die Gelegenheit, die mehr als doppelte durchschnittliche Jahresfahrleistung eines Oldtimers an einem Wochenende zu absolvieren und das entsprechende Fahrzeug relativ gut kennenzulernen. Entsprechend soll in diesem Beitrag denn auch nicht nur das Treffen charakterisiert werden, sondern auch der Frage nachgegangen werden, weshalb der Käfer als Cabriolet so beliebt ist und was ihn gegenüber anderen Klassikern auszeichnet.
Minimalismus im Guten
Wer sich in den Käfer der Generation 1303 setzt, egal ob in ein Cabriolet oder die Limousine, staunt ob der Einfachheit des Interieurs. Es gibt gerade einmal einen Tachometer mit integrierter Benzinstand-Anzeige (immerhin!) und einer separaten Uhr. Öldruck oder Öltemperatur? Fehlanzeige, der Käferfahrer soll sich offensichtlich nicht von solchen “Nett-zu-Wissen”-Infos ablenken lassen. Er kann sich auf das Wechseln der vier Gänge und die Bedienung der drei Pedale konzentrieren.
Assistenzsysteme? Ja, die hat der Käfer auch. Eine Warnleuchte weist den Fahrer auf das eingeschaltete Fernlicht, eine andere auf fehlenden Öldruck hin. Und eine grössere Leuchte erinnert den Käfer-Piloten an die angezogene Handbremse. Ja, der 1303-Lenker hat die volle Kontrolle. Und er sollte nicht rauchen, denn einen Zigarettenanzünder gibt's zumindest in der gefahrenen Variante nicht. Was auch das portable Tomtom-Navi gleich nutzlos werden liess.
Ein guter Kumpel
Die Fahrt im Käfer ist stressfrei, dabei ist man aber nicht zwangsläufig langsam unterwegs. Bis 60 km/h kann er gut mit dem Verkehrsstrom mithalten, Beschleunigungsversuche an Steigungen bei höherer Geschwindigkeit erinnern dann aber schnell daran, dass beim 1303 Cabriolet inklusive Fahrer über eine Tonne Gewicht auf die gebotenen 50 DIN-PS kommen. Und die Aerodynamik hilft gerade bei geöffnetem Verdeck auch nicht wirklich mit, schnell Strecke zu machen.
80 bis 100 km/h sind sehr angenehm zu fahren, 120 km/h gehen auch, darüber wird's zäh.
Bei der Hinfahrt sorgt allerdings nicht die fehlende Spitzengeschwindigkeit für eine lange Reisezeit, sondern eher die zahlreichen Staus auf deutschen Autobahnen. Mit einem Porsche 911 jedenfalls hätte man die Strecke aufgrund vieler Baustellen und Geschwindigkeitsbeschränkungen kaum schneller geschafft. Über zehn Stunden im offenen Käfer waren dann aber schon eine Ansage, zumal er bei offenen (und geschlossenem) Dach relativ laut wird bei höheren Tempi.
Dafür glänzt er mit anderen Vorteilen. Der Käfer ist als 1303 immer noch ein sehr kompaktes Fahrzeug, 411 cm Länge und 158.5 cm Breite sind seine Ausmasse. Selbst die früher viel gerügte fehlende Übersichtlichkeit lässt sich heute im Zeitalter riesiger SUVs mit kleinen Fenstern kaum mehr nachvollziehen. Damals war die Konkurrenz natürlich deutlich transparenter, ein Opel Kadett A oder ein Audi 80 erlaubten eine fast unbehinderte 360-Grad-Sicht inkl. Blick auf die Karosserieecken. Aber, wo gibt es denn heute noch ein Auto, bei dem man (fast) die Räder sehen kann, wenn man aus der Seitenscheibe guckt?
Das Dach türmt sich deutlich weniger auf, als man es sich hätte vorstellen können und so hat man eigentlich alles immer gut im Griff.
A propos Dach: Rund 3,5 Minuten braucht der wenig geübte Käfer-Cabriolet-Fahrer zum Runterklappen des Verdecks und Aufschnallen der Persenning. Der umgekehrte Prozess geht etwas schneller und mit mehr Übung könnte man wohl noch einige Sekunden einsparen.
Fährt und fährt und fährt …
Seine Tugenden, stets problemlos anzulaufen und pannenfrei Tausende von Kilometern problemlos zurückzulegen, hat der Käfer bis heute nicht abgelegt. Entsprechend vollzieht sich denn auch die Fahrt nach Oberhausen und zurück ohne Probleme. Dabei rollt er ganz komfortabel ab, dabei helfen ihm natürlich die für die damalige Zeit grossen 15-Zoll-Räder mit 80er-Reifen. Und mit den Fahrwerksverbesserungen, die man dem Käfer über die Jahrzehnte angedeihen liess, macht der 1303 auch in Kurven und beim Bremsen keine Sorgen.
Natürlich kann gerade der offene Käfer kein Kostverächter sein. Exakt 9,11 Liter (Zufall?) genehmigte sich das 1303 Cabriolet über die ganze Fahrtstrecke.
Einfach sympathisch
Was den Käfer aber aus der Masse an wählbaren Oldtimern heraushebt ist seine Form und seinen Status bei den Mitmenschen. Nur in wenigen Autos dürfte man auf deutschen Autobahnen häufiger fröhlich angehupt werden. Die Anzahl der nach oben gestreckten Daumen lässt sich kaum zählen und die anderen Verkehrsteilnehmer haben stets ein freundliches Lachen für den Käfer übrig.
Im Pulk am Cabrio-Treffen wurde dies noch deutlicher, denn dann lassen andere Autofahrer tatsächlich der ganzen Kolonne am Kreisen den Vortritt!
Zusammengefasst ist es also kein Wunder, dass das Käfer Cabriolet trotz der inzwischen doch recht ansehnlichen Preise ein überaus beliebter und begehrter Oldtimer ist. Und dass Käfer-Fahrer ihre Zuneigung zum Volkswagen gerne mit Gleichgesinnten gemeinsam geniessen, ist der Schüssel zum Erfolg für die Cabrio-Treffen.
Im Turnus alle fünf Jahre in Deutschland
Natürlich gibt es Ausnahmen von der Regel, aber im Grundsatz findet das internationale Käfer-Cabrio-Treffen jedes fünfte Mal in Deutschland statt. Die Zusammenkunft in Oberhausen hat das Ehepaar Marion und J. Hans-Dieter Seewald organisiert. Oberhausen ist eine Stadt mit rund 210'00 Einwohnern und liegt im Ruhrgebiet, das früher vor allem für Kohle und Stahlproduktion bekannt war. Heute ziehen allerdings eher Einkaufszentren und Freizeiteinrichtungen die Leute nach Oberhausen.
Begrüsst wurden die im zentral gelegenen Parkhotel untergebrachten Käfer-Teams am Freitag von einem Chor, einem Briefing und einem Barbecue-Abend.
Am Samstag fand dann bei leicht feuchten Wetterbedingungen eine kleine Ausfahrt statt, welche vom Stekrader Tor via Rheinfähre zu einem Biergarten am Rhein und dann zum Flugplatz “Schwarze Heide” führte. Zurück beim Hotel zeigte der der Zähler rund 70 km mehr an.
Am Abend konnten die Teilnehmer an der “White Night Lounge Party” zeigen, dass sie noch nicht zu alt waren, um zu rockig-poppiger Musik das Tanzbein zu schwingen.
Am Sonntag dann klang das Cabrio-Treffen dann beim Gecko-Torhaus bei der Ausstellung “Das Käfer Cabrio in der Werbung” aus. Viele Teilnehmer, vor allem jene mit langen Anreisen, hängten allerdings vor- oder nachher noch weitere Tage in Oberhausen an, um noch mehr von der inzwischen überaus grünen Landschaft und der kaum bekannten Stadt mitzubekommen.
Geselligkeit und gleiche Interessen
Das die Käfer-Cabrio-Fahrer eine Gemeinschaft mit einem grossen gemeinsamen Interesse bilden, spürt man sofort. Viele der Teilnehmer besitzen ihren Käfer schon seit vielen Jahren oder gar Jahrzehnten, nahmen auch schon mehrfach an diesen internationalen Zusammenkünften in Deutschland, Belgien, Niederlande, Grossbritannien oder in der Schweiz teil.
Man ist mit den Autos älter geworden, entsprechend wandelte sich auch die Natur der Treffen. Es wird natürlich viel über den Käfer und dessen kleine Wehwehchen gesprochen, aber auch über Reisen, Arbeit und das Rentenalter.
Bei den teilnehmenden Käfern in Oberhausen handelte sich grossteils um später Cabrios der 1302- und 1303-Generation, typischerweise in den Siebzigerjahren gebaut. Ein Käfer 1200 Cabrio von 1962 reiste aus Belgien an, war aber bereits die grosse Ausnahme und das älteste Auto der Veranstaltung. Viele der Cabrios waren im Detail modifiziert, vor allem andere Lenkräder, zusätzliche Anzeigen und zeitgenössische Accessoires gehören zu den umgesetzten Personalisierungsoptionen.
Grössere Pannen gab es keine, wenn man von einem gerissenen Kupplungsseil absieht. Der Käfer läuft und läuft und läuft …eben.
Nächstes Treffen in der Schweiz
Vom 7. bis 9. August 2026 soll das nächste internationale Käfer-Cabrio-Treffen dann in Biel stattfinden. Organisator André Bartholdi konnte den Käferbesatzungen in Oberhausen schon einige spannende Programmpunkte rund um die Uhrenstadt Biel bekanntgeben, darunter natürlich Ausfahrten durch die schönsten Strecken im Jura, den Besuch des VolksWrecks-Musuems mit 100 augemusterten Käern und ein Abstecher zu den Asphaltminen bei der Grünen Fee.
Infos sind auf der Website des Schweizerischen Käfer-Cabrio-Clubs zu finden. Viele Teilnehmer von Oberhausen werden wohl auch beim nächsten Mal in Biel wieder dabei sein.



























































































































































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