Es braucht schon ein glückliches Händchen oder ein wachsames Auge, um das vermutlich erste Buch, das zum Thema “Jaguar” überhaupt geschrieben wurde, zu entdecken. Und es braucht Ausdauer und Enthusiasmus, um das Buch aus dem Jahre 1954 nochmals neu aufzulegen, zu übersetzen und zu ergänzen. An Mut und “Passion” hat es Christoph Meier-Siem offensichtlich nicht gefehlt, als er sich an dieses Projekt herangewagt hat und es durchgezogen hat.
Herausgekommen ist ein fast 150 Seiten starkes und nur in 500 Exemplaren gedrucktes Büchlein, das in seiner Aufmachung an die über sechzigjährige Originalausgabe erinnert, dem Leser aber einiges an Mehrwert bietet.
Ein Reisetagebuch
Das Buch, das Amos Ball 1954 via den Verlag Jaguar Press in Washington publizierte, handelt von seiner Reise in einem Jaguar MK VII durch Europa. Es schildert seine Eindrücke von den Städten und Landschaften einer Fahrt, die durch England, Frankreich, die Schweiz und Italien führte.
Interessant daran ist neben den meist nebensächlichen Erwähnungen des Jaguars vor allem die Wahrnehmung des damals 77-jährigen Amos Balls. Er beschreibt das Nachkriegs-Europa aus seinen amerikanisch gefärbten Augen.
Die Reise hatte der Anwalt Amos Ball von seinen Söhnen geschenkt erhalten und diese begleiteten ihn auch auf der Rundfahrt. George Ball, der als Fahrer figurierte, wurde später zum stellvertretenden Aussenminister der amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson.
Illustriert
Einen Teil des Reizes des Buchs machen die Illustrationen aus, Einerseits gibt es von Hand gezeichnete Skizzen von Orten und Gegebenheiten, andererseits, und dies ist sicher speziell, wurden separat vervielfältigte Fotos von Hand im Buch eingeklebt. Diese zeigen Orte, Personen und ab und zu einmal ein Auto.
Das Buch wurde mit den Mitteln der Fünfzigerjahre gedruckt, d.h. man griff auf altes Papier zurück, wählte einen Textileinband und verwandte Blattgold für die Schrift auf dem Titelblatt. Ein veritables Kleinod ist so entstanden.
Mit zusätzlichen Hintergrundinformationen
Christoph Meier-Siem hat sich nicht damit begnügt, das Originalwerk zu übersetzen und neu aufzulegen. Er setzte viel Zeit ein, um die Hintergründe zu erforschen, mit noch lebenden Zeitzeugen oder deren Nachkommen zu sprechen und dem Buch damit mehr Tiefe zu geben. Die einzelnen Personen, die im Jaguar sassen, werden umfassend beschrieben. Zudem machte sich Meier-Siem auch noch die Mühe, die im Buch erwähnten Hotels ausfindig zu machen und mit heutigen Telefonnummern aufzuführen. Für jemanden, der die Reise nachfahren möchte, ist dies sicher hilfreich.
Für breit interessierte Leser
Dem reinen Jaguar-Fan, der sich nur für Technik und Stückzahlen interessiert, dürfte das Buch “Reisen mit dem Jaguar” kaum die richtige Wahl sein. Es ist eher eine spannende Lektüre für Leute, die ein breites Geschichtsinteresse haben und mit Reiseeindrücken der Vergangenheit etwas anfangen können. Mit Euro 99.00 ist das Büchlein sicher nicht billig, aber angesichts der wertvollen Aufmachung und der Beschränkung auf 500 Exemplare sicher eine erwägenswerte Anschaffung oder ein raffiniertes Geschenk für diejenigen, die schon (fast) alles haben.
Bibliografische Angaben
- Titel: Reisen mit dem Jaguar (Travels with a Jaguar)
- Autor: Amos Ball / Christoph Meier-Siem
- Sprache: Deutsch (englische Version verfügbar)
- Verlag: Eigenverlag Christoph Meier-Siem
- Auflage: 1. und einzige Auflage 2015 - 500 Exemplare je in Deutsch und Englisch
- Umfang: 148 Seiten, ca. 40 Abbildungen (Fotos und Zeichnungen)
- Format: Gebunden, ca. 19 x 24 cm
- ISBN: keine
- Preis: Euro 99 (Deutsche Version, plus Versand)
- Kaufen/bestellen: Online auf der Buch-Website






















































































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