Innovationen sind oft die treibende Kraft eines Unternehmens. Die Vielfalt an Innovationstypen ist dabei fast grenzenlos. Wirft man aber einen genauen Blick auf die enorme Bandbreite, tauchen einige Innovationsprinzipien immer wieder auf und werden deshalb als besonders Erfolg versprechend eingestuft.
Der Macher dieses Films, Michael Shamiyeh, befasst sich beruflich mit Innovationen, genauer gesagt mit der Grundlagenschaffung, um Innovationen in Firmen überhaupt zu ermöglichen. Er studierte so etliche Erfolgsgeschichten vieler Firmen und extrahierte daraus die dahinterliegenden massgebenden Erfolgstreiber. Da die Erfolgsgeschichte rund um Porsche so vielschichtig ist, werden die wichtigsten Erfolgsrezepte für eine Firma anhand Porsche erläutert und so im Film in Bild und Ton dargestellt.
Es ist erfrischend, eine ansonsten eher abstrakte Thematik (Innovation in einer Firma ermöglichen) auf eine so unterhaltende Art und Weise serviert zu bekommen, ohne den Lernfaktor dabei zu vernachlässigen.
Von Porsche lernen
Porsche-Innovationen haben eine enorme Bandbreite: Von der ersten serienreifen Produktion von Hybridfahrzeugen über die Etablierung des weltweit grössten Automobilclubs bis hin zur Transformation zu einem der profitabelsten Automobilbauer der Welt.
Die Frage, weshalb ein Unternehmen wie Porsche so erfolgreich ist, lässt sich eben nicht in einem Satz beantworten. Die Erfolge wurden über Jahrzehnte hin erarbeitet, deren Grundsteine Jahre vor dem Durchbruch gelegt. In jahrelanger Recherche ist Michael Shamiyeh den innovativen Schritten Porsches auf den Grund gegangen und hat diese zu einem Set von 12 allgemeingültigen Innovationsprinzipien zusammengefasst.
Diese werden in 12 Kapiteln auf der DVD vorgestellt und je mit einem Porsche-Fahrzeug assoziiert.
Fast 6 Stunden Filmmaterial
Nebst dem eigentlichen Lerneffekt, diese Prinzipien erklärt zu bekommen, erhält man gleichzeitig einen umfassenden Überblick über die Geschichte Porsches, stets sachlich kommentiert und mit rarem historischen Filmmaterial ergänzt.
Interessant ist dabei, welche Porsche Fahrzeuge mit welchem Innovationsprinzip assoziiert wurden: “Visionen begreifen” mit dem VW Käfer, “Exzellentes Team” mit dem Porsche 360, “Kooperationen bilden” mit dem Porsche 356, “Fans statt Kunden” mit dem Porsche 550, “Radikale Erneuerung” mit dem Porsche 917, “Zeitloses Design” mit dem Porsche 911.
Wer alle zwölf Innovationsprinzipien im Detail kennenlernen möchte, sollte sich den Film anschauen. In dieser Filmbesprechung haben wir einfach ein paar ausgesucht und stellen diese hier vor.
Prinzip: Schöpferische Ideen - Innovationen beginnen im Kopf
Der Film beginnt um die Jahrhundertwende im Jahr 1900, mit dem ursprünglichen Schaffen Ferdinand Porsches, zeigt auf eindrücklichen bewegten Fotos und auch Filmmaterial, welche Innovationen er damals hervorbrachte. Aus einem Spengler wurde ein Elektromonteur, und jenes Wissen brachte er später bei den Lohner Werken ein, ein Kutschenfabrikant mit hohen Ansprüchen. Er experimentierte mit Elektromotoren und fuhr selbst seinen selbstgebauten vierradangetriebene Elektrorennwagen beim Exelbergrennen 1902, wo er den Sieg holte.
Die Theorie hinter diesen Veranschaulichungen: Innovation beginnt bei der Person. Bei einem Menschen, der sowohl die Fähigkeit besitzt, als auch den Willen aufbringt, Wissen aufzunehmen und in ungewohnter Weise neu zu kombinieren, bis sich die einzelnen Teile plötzlich zu neuen Ideen fügen.
Prinzip: Entdeckungen brauchen experimentellen Freiraum
Experimenteller Freiraum ist der Grundstein aller Innovationen. Dies wird anschaulich im zweiten Kapitel gezeigt, als Porsche immer wieder Autokonstruktionen vorstellte, die vom aktuellen Arbeitgeber nicht gebaut werden wollten, zu risikobehaftet, zu teuer. Ferdinand Porsche liess sich nicht ablenken, kündigte und zog mit seinen Ideen und Vorstellungen zum nächsten Auftraggeber.
Die vielen neuen Ideen und Preise, die Porsche im Zuge seiner Experimente gewonnen hatte, öffneten ihm aber rasch die Tore von neuen Auftraggebern.
Im Kapitel erfährt man während dieser Lektion einige Details des frühen Rennwagens namens Sascha, welcher Ferdinand Porsche dank finanzieller Unterstützung des passionierten Autoliebhabers Graf Sascha Kolorath konstruieren und bauen konnte. Mit 50PS und 500kg Gewicht erreichte dieser Wagen 140km/h und bestritt als PR-Aktion die Targa Florio 1923.
Prinzip: Radikale Erneuerung
Wie begegnet man Herausforderungen in stürmischen Zeiten? Viele etablierte Unternehmen machen den Fehler, eine gute Idee schrittweise zu erneuern, um sie für neue Herausforderungen bestmöglich anzupassen. Das aber birgt die Gefahr, in einer Innovations-Sackgasse zu enden. Die erfolgversprechendere Methode ist es, jede Herausforderung von Grund auf neu zu denken. Wenn man den Idealzustand für ein Produkt anstrebt, wird der Boden für radikale Neuerungen bereitet.
1965 wollte Ferdinand Piëch die Markenweltmeisterschaft gewinnen. Doch die Optimierungsversuche des ersten modernen Porsche-Sportwagens, des Typs 904, scheiterten.
Piëch gab nun die Weisung aus, den Sportwagen komplett neu zu denken. Er formte dazu sein eigenes Team aus Designern und Ingenieuren, das mit der Vergangenheit nichts zu tun hatte. Am Ende der Entwicklungen stand 1969 der Typ 917, einer der erfolgreichsten Rennsportwagen der Geschichte. Mehrere Gesamtsiege konnten mit ihm errungen werden, darunter 1970 erstmals das 24-Stunden-Rennen von Le Mans.
Prinzip: Fans statt Kunden
Wenn ein Unternehmen als Marke positioniert wird, ist das ein unschätzbarer Wettbewerbsvorteil. Kunden identifizieren sich mit »ihrer« Marke, empfehlen sie von sich aus weiter. Sie fühlen sich dem Unternehmen emotional verbunden und sind deutlich loyaler.
Der Sportwagenmanufaktur Porsche ist es bereits in jungen Jahren gelungen, eine treue und in der Autowelt einzigartige Markengemeinschaft aufzubauen. Wichtige Eckpfeiler dieser Entwicklung waren die Unverwechselbarkeit des Produktes, die gezielte Pflege von Traditionen und Ritualen, aber auch das von der Familie Porsche aufgebrachte moralische Verantwortungsgefühl ihren Kunden gegenüber. Ein einzigartiges Zusammengehörigkeitsgefühl war die Folge, das sich bis heute in einem ausgeprägten »Wir«-Gefühl zeigt.
Ein Dutzend spannender Interviews
Die zweite DVD enthält 12 sehr spannende Interviews und geben Einblicke in das Schaffen Porsches:
- Wolfgang Porsche: Sohn von Ferry Porsche und Enkel von Ferdinand Porsche
- Klaus Bischof: Direktor des «Rollenden Museums»
- Walter Röhrl: Deutscher Profirallye- und Versuchsfahrer von Porsche
- Sabine Schmitz: Deutsche Autorennfahrerin und Fernsehmoderatorin
- Hans Herrmann: Rennfahrer für Porsche und Teilnehmer bei Le-Mans und Langstreckenrennen
- Willi Kauhsen: Einer der erfolgreichsten Porsche-Piloten seiner Zeit
- Hans Mezger: Ehemaliger Chef der Motorsportabteilung von Porsche
- Nobert Singer: Porsche-Renningenieur. Mit dem Preis «Spirit of Le Mans» geehrt.
- Georg Ledert: Langjähriger Werbechef von Porsche
- Herbert Linge: Porsche-Rennfahrer und Aufbauer des Porsche-Kundendienst-Netzwerks in den USA
- Heinz Rabe: Sohn des langjährigen Porsche-Chefkonstrukteurs Karl Rabe
- Peter Reimspiess: Sohn des langjährigen Porschemitarbeiters Franz Xavier Reimspiess
Fazit
Der Film hat eine interessante Balance gefunden zwischen der Vermittlung von Theorie und Praxis von Innovationen in einem Unternehmen, verwoben mit der Historie der wohl ruhmreichsten Sportwagen-Automarke Deutschlands. Obwohl man sich zwischendurch ein bisschen weniger Fotos und mehr bewegte Filmsequenzen wünscht, bleibt der Film trotzdem bis zum Schluss interessant. Der Film selber darf als «innovativ» beschrieben werden, denn Innovation anhand unterschiedlicher Episoden eines Unternehmens zu beleuchten ist schon ein innovatives Unterfangen. Ein empfehlenswerter Film für alle, die sich für das unternehmerische Thema interessieren und für solche, die gerne die Geschichte Porsches mit Lerneffekt nochmals auffrischen wollen.
Technische Informationen
- DVD bei Amazon bestellen
- Sprache: Deutsch
- Untertitel: Englisch
- 2 DVDs
- Herausgeber: Shamiyeh Associates
- Spieldauer: 348 Minuten