Peter Falk wurde am 27. November 1932 in Athen geboren. Zur Schule ging er in Schörnberg und machte sein Abitur 1952 am Humanistischen Gymnasium im nahegelegenen Pforzheim. Er entschied sich, vor dem Studium bei Daimler-Benz eine Lehre als Autoschlosser zu machen, die er vorzeitig abschloss. Danach studierte er Maschinenbau an der Technischen Hochschule Stuttgart.
Nach dem Studium direkt zu Porsche
Nach Abschluss seines Studiums bewarb sich Peter Falk 1959 bei Porsche als Ingenieur in der Versuchsabteilung. In seinem Bewerbungsschreiben begründete er seine Qualifikation mit seinen bisherigen rennsportlichen Aktivitäten und seiner Untersuchungen der Federung und der Stossdämpfer am NSU Prinz im Rahmen seiner Diplomarbeit.
Er bekam die Stelle. Seine weiteren Etappen waren ab 1964: Leiter Vor- und Rennfahrzeugentwicklung, ab 1970: Leiter Fahrversuch, ab 1973: Leiter Versuch, ab 1982: Sportchef und Leiter Rennentwicklung. Alle diese Stationen durchlief er unter Helmut Bott, der sich bis 1979 zum Vorstand für Forschung und Entwicklung hochgearbeitet hatte. Nach der Pensionierung von Bott und unter dem neuen Chef Entwicklung, Ulrich Bez, wurde die Rennabteilung 1989 unter starkem wirtschaftlichen Druck reduziert und Peter Falk ging als Leiter Fahrwerksentwicklung zurück in die Serienentwicklung. Diese Position behielt er bis zu seiner Pensionierung 1993, d.h. 33 Jahre nach seinem Eintritt in die Firma und den Fahrversuch.
Jetzt hat ihm die Porsche-Museum-Edition ein Buch gewidmet.
Zum “schwatzen” gebracht
„Der schwätzt ja nix“ hat seine Frau nach der ersten Begegnung Anfang der 60er Jahre festgestellt. Zudem ist er nach eigenem Bekunden kein Geschichtenerzähler. Das Projekt „Biographie“ bekam deshalb erst Fahrt, als ihm Wilfried Müller beigestellt wurde. Dieser hatte schon Walter Röhrl geholfen, die Erinnerungen in Buchform zu bringen. Besonders zu erwähnen ist auch sein geniales Buch „Details - Legendäre Sportwagen ganz nah: 1965-1969“ aus 2015 (ISBN: 978-3-927458-76-5).
Im Ziegelsteinformat
Herausgekommen ist ein Buch im bewährten Edition-Porsche-Museum-Ziegelstein-Format mit den Dimensionen 305x245x40 mm. Es hat knapp 400 Seiten und ca. 550 Abbildungen. Nicht wenige Fotos hat Peter Falk selbst beigesteuert und gerade diese machen das Buch speziell!
Er fasst seine grössten Erfolge, bei denen er im Rennsport in verantwortlicher Position teilhaben durfte, zum Schluss folgendermassen zusammen: Die Dakar, der erste Le-Mans-Sieg mit dem 917 1970 und der Dreifachsieg in Le Mans 1982 mit dem 956 (p. 372). Folgerichtig haben die 24-Stunden von Le Mans und die Rallye Paris-Dakar je ein eigenes Kapitel erhalten.
Insgesamt teilt sich das Buch in sechs Kapitel auf:
- 33 Jahre, drei Monate, drei Wochen und drei Tage
- Fixstern am Motorsporthimmel: Le Mans
- Weltmeister aus der Werkstattecke: die 60er-Jahre
- 917, Interpreteering und Safari, die 70er-Jahre
- Porsches grösste Motorsportzeit: die 80er-Jahre
- Rallye Paris-Dakar: herzzerreissend herzerfrischend
- Anhang: Aus Peter Falks Privatarchiv
Es verfolgt die drei Stränge im Auto-Leben des Peter Falk: der Rennfahrer, der Testfahrer und Entwickler sowie der Rennleiter.
Ein Herz für den Rennsport
Falk war schon vor seinem Beginn bei Porsche im Rennsport aktiv. Er fuhr auf seinem Motorrad Rennen und wurde ein gesuchter Navigator für Rallyes. Noch in den 50er Jahren fuhr er unter anderen die Deutschland-Rallye, Lüttich-Brescia-Lüttich, Lüttich-Sofia-Lüttich und die Rallye Monte-Carlo. 1960 wurden Walfried Winkler/Peter Falk auf einem vom Werk unterstützten Porsche 356B in der Tour d’Europe Gesamtvierte und Klassensieger, wobei Falk grosse Teile der Strecke fuhr. 1965 fuhren Herbert Linge/Peter Falk mit dem vom Werk eingesetzten Porsche 911 2.0 in der Rallye Monte Carlo auf den 5. Platz im Gesamtklassement. Es war die Renntaufe des 911er.
Beim 911 von Anfang an dabei
Eine Konstante in seiner Tätigkeit bei Porsche war die Entwicklung der luftgekühlten 911. Falk fuhr ihn schon als 901 (1963) und war später an der Entwicklung des 911 Carrera RS 2.7 (1972), des 911 Turbo (1973) sowie des Typs 993 mit Doppel-Querlenker-Hinterachse (1990) engagiert. Auch bei den Transaxle-Modellen 914 und 928 und anderen Serien- und Kundenprojekten war er massgeblich beteiligt.
Le-Mans-Serienteilnehmer
Peter Falk war 1964 zum ersten Mal als Mitglied der Porsche-Mannschaft beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Seine Aufgabe: Zeitnehmer. Bis 1992 hat er 29 Mal an diesem Rennen in unterschiedlichen Funktionen teilgenommen. Den Sieg 1977 von Jacky Ickx/Hurley Haywood/Jürgen Barth auf 5 Zylindern nimmt er auf seine Kappe, denn er entschied, den waidwunden Porsche 936 mit Barth am Steuer am Schluss noch 2 Runden fahren zu lassen. In seiner Zeit als Rennleiter gewannen die Porsche 956 und 962 von 1982-1987 jedes Mal das Rennen, das er als das grösste bezeichnet. 1982 stehen die eingesetzten Werkswagen auf den ersten drei Plätzen.
Die Herausforderung Paris-Dakar
Jacky Ickx fragte Porsche 1983 an, ob ein Interesse bestehe, an der Rallye Paris-Dakar teilzunehmen. Bott beauftragte Peter Falk und Roland Kussmaul, den Typ 953 (911 Carrera 3.2 4x4) fitzumachen. Sie bekamen dafür Botts Dienstwagen. René Metge/Dominique Lemoyne gewannen sensationell auf Anhieb. Jacky Ickx/Claude Brasseur wurden sechste und Roland Kussmaul/Erich Lerner 26. im Gesamtklassement. Es kamen alle eingesetzten 911er ins Ziel.
1985 kam die Ernüchterung: Totalausfall. Falk wollte das nicht so auf Porsche sitzen lassen und drängte auf eine Revanche. Mit dem 959 erzielten Metge/Lemoyne und Ickx/Brasseur 1986 einen Doppelsieg.
In allen diesen Einsätzen war Peter Falk vor Ort und leitete das Team. Die lange Dauer, die Bedingungen, der Stress, die Müdigkeit, körperliche Schwächen als Folge von Durchfall und Erkältung nannte er später als die grossen Herausforderungen für jedes einzelne Teammitglied.
Teil der Sport-Prototypen-Entwicklung
Zwischen diesen beiden sportlichen Eckpfeilern finden sich die drei Kapitel mit dem „Tagesgeschäft“, eingeteilt in die drei Jahrzehnte seines Wirkens: die 60er-, 70er- und 80er Jahre. Peter Falk war vom 904 GTS bis zum TAG-Turbo und 2708 CART-Rennwagen ganz vorne mit dabei.
Er war insbesondere dabei, als Ferdinand Piëch mit dem Carrera 6 eine neue Ära zündete und Gesamtsiege in den grossen Sportwagenrennen ins Visier genommen wurden.
Auch bei der Mise-au-point des 917 war er dabei. Insbesondere am 14.-17. Oktober 1969 in Zeltweg, als die Testfahrer zum ersten meldeten, er fahre sich wie ein Rennwagen. John Horsman klopfte sich in seiner Biographie „Racing in the Rain“ (2006, EAN: 978-1-893618-71-8, pp. 194-202) selbst auf die Schulter und spricht von Horsman-tail (Horsman-Heck). In der Lesart von Falk tönt es anders: „Nicht Wyer hat’s gemacht, nicht Porsche hat’s gemacht. Die Idee, warum das Auto nicht ging, hatten wir [John Horsman, Helmut Flegl, Peter Falk] in derselben Sekunde“ (p. 228). Ferdinand Piëch hat zum Buch zwei Seiten beigesteuert und er sagt dort aus, dass aus diesen Versuchen klar hervorging, dass der 917 keine Fehlkonstruktion war. Aber es war notwendig, sein Ziel, den geringstmöglichen aerodynamischen Spitzenwert [cw-Wert] zu erreichen, zugunsten von mehr Abtrieb aufzugeben (p. 248). Einen ausführlichen Bericht zu diesen Tests inklusive der Veränderung der Front und den Reifentests liefert Walter Näher in seinem Buch über den 917 (2009, ISBN 978-3-7688-2651-8, pp. 216-222).
Und Falk war Rennleiter, als Porsche mit den 956 und 962 die Langstreckenrennen in den 80er-Jahren beherrschte.
Insider-Stories
Er spricht von Langstreckenrennen, Bergrennen, Rallyes inkl. Safari Rallye, Can-Am, CART, die Targa Florio, Daytona, Sebring, Nürburgring, Siffert, Herrmann, Mitter, Stommelen, Ickx, Barth, Stuck, Haywood, Bell, Bott, Piëch, Fuhrmann, Ferry Porsche, etc., etc. Auch beim Weltrekord von Siffert, Spörry, Steinemann, Vögele in Monza 1967 war er vor Ort.
Es ist Porsche-Renngeschichte von Innen. Er war Insider und erzählt aus dem Nähkästchen. Er scheut sich auch nicht, die jeweiligen Meinungen und die zugehörigen Namen zu nennen. Dazu kommt, dass Peter Falk die frühen Autos noch selbst gefahren hat, weil auch die Rennautos im Fahrversuch für den Einsatz bereit gemacht wurden. Bis am 25. Juli 1969, als ihm auf dem Hockenheimring bei hoher Geschwindigkeit im 908/02 ein Reh vor das Auto läuft. Er kommt trotz Totalschaden glimpflich davon und Piëch verordnet ihm ein Fahrverbot für Rennsportwagen.
Bei aller auferlegten Verantwortung war Peter Falk immer Teamplayer. Das merkt man dann, wenn er die Geschichten vom Nordkap, aus der Wüste, aus Teloché, den USA, aus Turrach oder von den Wolfsburg-Wochenenden erzählt. Sein Führungsprinzip: harte Arbeit und nachher eine tolle Feier. Für alle obligatorisch!
Archiv- und Lesebuch
Die Dokumente aus seinem Privatarchiv zeigen einen sehr überlegten, systematischen Techniker. Die kleine Wortkunde für Fahrwerker oder seine Gebrauchsanweisung für ein Langstreckenrennen beweisen, dass er seine Erfahrungen in klare Worte fassen konnte. Basis war das ständige Messen. Auch dafür gibt es Beispiele im Anhang: der Leistungsvergleich der Porsche 911 und seine Fahreranalyse.
Trotz des Umfangs liest sich das Buch hervorragend. Das Layout ist angenehm und der Text angenehm geschrieben. Es ist in relativ kurze Abschnitte unterteilt, die jeweils eine Episode behandeln. Damit lässt sich der Stoff bequem portionieren. Das ist auch nötig, denn es handelt sich um eine dichte Packung an Informationen. Es ist deshalb etwas schade, dass man auf einen Index verzichtet hat, der dem Leser eine gezielte Suche erlaubt hätte. Manchmal bekommt man das Gefühl, als könnten nur wirkliche Insider den Gehalt in der ganzen Tiefe erfassen.
Dafür aber erhält man einen fast sensationellen Bilderfundus, der alleine schon den Kauf des Buchs lohnt.
Für Porsche-Fans, aber nicht nur
Nach Hans Mezger (2011, ISBN 978-1-906712-08-2) und Norbert Singer (2006, ISBN 978-1-902351-30-8) hat nun auch Peter Falk seine Memoiren veröffentlich: Motorentwicklung, Fahrgestellentwicklung und Versuch. Da sich die Perioden überschneiden, reizt ein Vergleich. Aber die 800 Seiten, die zu bearbeiten wären (allerdings mit vielen Bildern), schrecken davon eher ab.
Das Buch ist primär für Fans der Marke Porsche gedacht. Es ist aber auch ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der Gruppe C in den 80er-Jahren. Peter Falk thematisiert es sehr vorsichtig am Beispiel von Huschke von Hanstein: die Periode ab Mitte der 60er Jahre war auch geprägt von einer Professionalisierung, die bezüglich Leuten und Strukturen neue Anforderungen stellte. Es ist ein vielschichtiges Buch.
Bibliografische Angaben
- Titel: Peter Falk - 33 Jahre Porsche Rennsport und Entwicklung - Menschen, Autos, Geschichten
- Autoren: Peter Falk, Wilfried Müller
- Sprache: Deutsch oder Englisch
- Verlag: McKlein Publishing
- Auflage: 1. Auflage 2016
- Format: Gebunden, 305x245mm,
- Umfang: 407 Seiten, ca. 345 Fotos und Grafiken in Farbe und 196 in Schwarzweiss
- ISBN-Nummer: 978-3-927458-87-1
- Preis: EUR 69.90 (ohne Porto/Verpackung)
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