Dies ist bereits das sechste Buch aus der Le Mans Serie von Quentin Spurring, welche als offizielle Buchreihe vom Veranstalter ACO unterstützt wurde. Nun fehlt also nur noch das Buch über die 30er Jahre vom 24-Stunden-Rennen von Le Mans, dann wäre jede Dekade bis ins letzte Detail abgedeckt, ein Meisterwerk aus unserer Sicht.
Keine andere Enzyklopädie erreicht diese Tiefe, nebst allen Fahrzeugen fehlen hier auch keine Hintergrundgeschichten der beteiligten Teams, der Organisation und der Strecke selbst. Auch technische Evolutionen werden beleuchtet und so darf behauptet werden, dass diese Le Mans Buchreihe am ausführlichsten ausfällt und deshalb nicht im Regal fehlen darf.
Alles begann 1906
Der Langstreckenklassiker wurde zwar erstmals 1923 ausgetragen in der Form, wie man ihn heute kennt, allerdings fanden Vorläufer davon schon viel früher statt, so das erste Rennen 1906 namens “Grand Prix de l’ACF”, damals auf einer Strecke nordöstlich vom heutigen Gelände und um einiges länger, nämlich 103,17 Kilometer. Der Fahrer Ferenc Szisz auf einem Renault AK gewann 1906 das Rennen und legte in den 12 Rennstunden 1283km zurück, ein Geschwindigkeitsschnitt von 101 km/h!
Die Ära der Bentley Boys
Die ersten Rennen in Le Mans wurden von französischen Marken und Fahrern dominiert, 1923 kamen zum Beispiel 220 der 287 angemeldeten Rennfahrer aus Frankreich. Der Sieg beim ersten Rennen ging mit Chenard-Walcker entsprechend auch an die Grande Nation. Das Rennen zog aber sehr schnell ausländische Marken an, vor allem die Briten kamen in den 20er Jahren zahlreich nach Le Mans. Der Sieg im Jahre 1924 ging so bereits an Bentley, obwohl das Fahrzeug leicht beschädigt wurde. Bentley gewann 1927 nochmals, wieder mit einem beschädigten Fahrzeug, 1928 sogar mit einem Fahrzeug, das zwischenzeitlich regelrecht auseinanderbrach. Auch das letzte Rennen in jener Dekade ging an Bentley, entsprechend gingen die Fahrer jener Dekade als “Bentley Boys” in die Geschichtsbücher ein.
Ursprünglich nicht als Rennen gedacht
Der ACO rief damals die Veranstaltung als “Grand Prix de l’Endurance” ins Leben und wollte den Fahrzeugherstellern lediglich eine Bühne bieten, um dem Publikum zu zeigen, dass Strassenfahrzeuge auch 24 Stunden am Stück gefahren werden können ohne grössere Schäden zu erleiden. Die Aufgabe für die Teams war damit eigentlich lediglich, die 24 Stunden durchzuhalten. Aber bereits 1923 zeichnete sich ab, dass die Fahrer nicht nur ans Ziel gelangen wollten, sondern dieses auch möglichst schnell! Und so mutierte die Veranstaltung bereits im ersten Jahr zu einem Rennen.
Technische Evolution in den 20er Jahren
Die Fahrzeuge konnten während dieser Dekade nicht nur den Geschwindigkeitsschnitt von 92km/h auf 120km/h steigern sondern genossen viele technische Neuerungen wie aerodynamische Karosserien, Frontantrieb, luftgekühlte Motoren und hydraulische Bremsen an allen vier Rädern.
Viele unveröffentlichte Fotos
Dass der ACO offiziell diese Buchreihen unterstützt wird spätestens dann als Vorteil erkannt, wenn man weiss, wieviele Fotos in diesem Buch zum ersten Mal gezeigt werden, alle aus dem ACO Archiv stammend. Die Qualität der Fotos ist durchgängig sehr gut. Dabei kommen nicht nur die Fahrzeuge zur Geltung, sondern es wird auch detailliert über die Änderungen am Streckenverlauf informiert.
Für Le Mans Fans und Vorkriegswagen-Liebhaber ein Muss
Das Buch steht gewiss in direkter Konkurrenz mit anderen Enzyklopädien über die 24 Stunden von Le Mans. Da aber hier pro Dekade ein Buch verfügbar ist, kann der Leser selber entscheiden, ob ihn wirklich jede gleichwohl interessiert. Dieses Buch über die Anfänge vom Rennklassiker ist aber auch sehr interessant für Liebhaber von Vorkriegswagen. Kein Fahrzeug, das in jener Zeit in Le Mans am Start stand wird hier ausgelassen, die Bandbreite an Vorkriegsfahrzeugmarken ist entsprechend breit. Auch wird einem wieder mal bewusst, wie archaisch die damaligen frühen Rennen waren...
Bibliografie
- Verlag: Evro Publishing
- Autor: Quentin Spurring
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- Preis: EUR 80
- ISBN: 978-1-910505-08-3
- Format: 230 x 280 mm
- Inhalt: 336 Seiten, 350 Seiten, ca. 90’000 Wörter
- Sprache: Englisch