Es gibt keinen anderen Fotografen im Rennsport, ausser dem deutschen Horst H. Baumann, der mit seinen Bildern aus nur 10 Rennen in gut 4 Jahren (1961-64) zwei erstklassige Bücher machen konnte. "Die neuen Matadore" erschien 1965 im Bucher Verlag in Luzern und ist natürlich längst nicht mehr erhältlich und auch nur extrem selten antiquarisch auffindbar. Es zeigte bereits zu jener Zeit eine komplett andere Betrachtungsweise der Momente aus dem Rennsport. Für viele Motorsport-Fans waren die Bilder damals zu abstrakt und das Buch wurde daher auch kein Bestseller.
Nun hat der Delius Klasing Verlag eine neue Ausgabe der Matadore unter dem Titel "Lichtjahre" herausgebracht. Natürlich sind viele der Bilder in beiden Publikationen vorhanden, was jedoch kein Problem darstellt, da heute kaum noch jemand das alte Buch kennt.
Malen mit Licht
Im Editorial der "Lichtjahre" schreibt Dr. Andreas Kaufmann (Vorsitzender des Aufsichtsrats der Leica): "Fotografieren wird oft als das "Einfangen des Lichts" oder als das "Malen mit Licht" beschrieben. Ich glaube, dass dieser Gedanke Horst H. Baumann Zeit seines Lebens als Künstler intensiv umgetrieben hat und ihn veranlasste, das "Lichtmalen" mit unterschiedlichen Medien umzusetzen. Die intensive Beschäftigung mit dem Phänomen Laser in seinen späteren Lebensjahren ist für mich eigentlich nur eine Erweiterung dieses Lichtmalens - mit einem neuen Medium, das Licht in eine andere Struktur zwingt."
Schön, so lange es währte
"Lichtjahre" ist auf 254 Seiten, gefüllt mit 149 Farb- und 6 Schwarz-Weiss Aufnahmen. Bunt war das Leben von Horst H. Baumann und er verstand es sich vom Rest abzusetzen. Mit viel buntem, unscharfem und grosszügig vorhandenem Vordergrund machte er Bilder, die vom Ausschnitt und ihrer fremden Bildsprache bis anhin so kaum zu sehen waren. Mit einem Porsche 356 fuhr er zu den Rennen und belichtete das Geschehen auf Agfacolor CN17 Farbnegativfilme. Er war nicht nur Anwender dieses Filmmaterials, nein er leistete sogar selbst viel Entwicklungshilfe im Hause Agfa. 1965 krönte das Buch der Matadore den Höhepunkt seiner fotografischen Tätigkeit, doch leider widmete er sich fortan fast nur noch der Laserkunst.
Extrem schade, dass er die Leica schon mit 31 Lebensjahren, nach nur knapp 5 Motorsportsaisons an den berühmten Nagel hängte. Er war erstklassig und anders wie alle seine Mitstreiter. Was für ein wahnsinns Buch könnte heute auf dem Tisch liegen wäre er dem Rennsport weitere 10 Jahre treu geblieben.
Leider kommt "Lichtjahre" mit sehr wenig fotografischer Information daher, zeigt dafür die Bilder aber sehr grossflächig. Textlich wäre gerade bei solch künstlerisch hochstehenden Aufnahmen der fotografische Hintergrund von grossem Interesse gewesen. Ein Buch welches ja nur gerade mal fünf Rennen (Le Mans, 2x Nürburgring (F1 und 1000km), Zandvoort und Spa) beinhaltet, ist nicht wirklich umfangreich, was den Sport betrifft, daher wäre der fotografische Aspekt sicher spannend gewesen.
Über Horst H. Baumann
Horst H. Baumann wurde am 19. Juni 1934 geboren, studierte dann ab 1954 drei Jahre lang Hüttenwesen (Herstellung und Verarbeitung von Stahl) an der TH in Aachen. Vom Amateurfotograf zum Profi und präsentiert 1965 sein Buch "Die neuen Matadore" beim Bucher Verlag in Luzern. 1979 kam dann seine erste permanente Laserskulptur in Kassel. 1982 dann die grösste Dezimaluhr der Welt am Rheinturm in Düsseldorf und am 24. Mai 2019 verstarb er in Düsseldorf.
Bibliographische Angaben
- Titel: Lichtjahre
- Autor: Horst H. Baumann
- Sprache: Deutsch
- Verlag: Delius Klasing Verlag
- Auflage: 1. Auflage 2020
- Format: Gebunden mit Umschlag
- Umfang: 254 Seiten
- ISBN: 978-3-667-11847-9
- Preis: 98.- Euro
- Kaufen/bestellen: Online bei amazon.de , online beim Delius Klasing Verlag oder im Buchhandel
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