Bereits zum 15. Mal fand vom 30. August bis 1. September 2019 vor 27'000 Zuschauern das Bergrennen Arosa ClassicCar statt. Bei weitgehend unveränderter Streckenführung zwischen Langwies und Arosa war die grösste Frage eigentlich, wie wohl das Wetter werden würde. Angesagt war es ja ziemlich sonnig, doch bereits am Samstag Nachmittag fielen erste Tropfen, die den zweiten Lauf der Rennfelder verlangsamten.
So richtig nass wurde es aber dann am Sonntag Nachmittag, so dass der letzte Rennlauf der Competition-Klasse vom Rennleiter abgebrochen werden musste, nachdem sich die Piloten fast wie in einem Boot fühlen mussten bei der Einfahrt ins Dorf Arosa.
Immerhin zwei der vier Rennläufe waren trocken und wer Glück hatte und früh fahren konnte, kam beinahe ohne Scheibenwischereinsatz durch alle sechs Läufe.
Bernd Schneider auf Abwegen
Bergrennen sind eine komplett neue Erfahrung für den DTM-Seriensieger der Neunziger- und Nullerjahre. Immerhin aber wurde ihm von einer Schweizer Uhrenfirma ein Auto mit Stern zur Verfügung gestellt. Allerdings seien die Unterschiede zwischen dem 300 SL und seinen DTM-Autos riesig, schliesslich fuhr man in der Deutschen Rennsportmeisterschaft mit ABS und schaltete sequentiell.
Spass mache es trotzdem, erklärte ein sichtlich gelassener Bernd Schneider. Er fahre hier höchstens mit 80 Prozent, es müsse niemandem was beweisen.
Allerdings, Schneider ist ein Rennfahrer und so kam es sicher nicht von ungefähr, dass er sich einige YouTube-Videos vergangener Bergfahrten anschaute, um die Strecke wenigstens ein bisschen besser zu kennen.
“Ich müsste da mindestens noch 20 Mal hochfahren, bis ich den Kurs einigermassen kennen würde”, erklärte der Deutsche unten am Start. Und sowieso sei das etwas komplett anderes, als er sich gewohnt sei.
“Die Veranstaltung ist toll”, teilte Schneider mit, “die Leute sind sehr nett und man spürt, dass alle hier Benzin im Blut haben”.
Sprach’s und donnerte den nächsten Lauf hoch. An die Zeiten des zweiten 300 SL kam er tatsächlich nicht heran, vermutlich stimmte das mit den 80 Prozent eben doch.
Die Rennpappe am Berg
Bernd Schneider war natürlich nicht der einzige in Arosa. Da gab es auch noch Martin Sievers, der zusammen mit seinen ostdeutschen Freunden einen Trabant an den Start gebracht hatte.
Und der hatte es in sich, leistete er doch über 60 PS, was dem Fliegengewicht beachtliche Fahrleistungen verlieh. Der Motor war zwar auf Standfestigkeit und Rallye-Einsatz getrimmt, aber auch so blies er ein fröhliches Lied und ein hübsches Räuchlein, wenn der Leukoplast-Bomber den Berg hochröhrte.
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Frisch restauriert
Für manchen Klassiker war das Bergrennen auch gleich die Premiere nach der Restaurierung, so etwa für einen gelben Audi 80 GTE.
Ganz fertig war das Auto (ohne mattscharze Motorhaube) zwar wohl noch nicht, aber für flotte Bergfahrten reichte es allemal und so kamen die Zuschauer in den seltenen Genuss, einen der frühen schnellen Ingolstädter beobachten zu können.
Zurück zu den Anfängen mit dem CRX
Marcel Stucki hatte seine Autokarriere mit einem Honda CRX begonnen. Und genau sein Auto wollte er wiederhaben und fand es schliesslich in den Niederlande mit über 250’000 km wieder.
Ein Überollbügel sorgte für die nötige Sicherheit, der Motor mit seiner Viertelmillion Kilometer Laufleistung aber bedurfte kaum weiterer Zuwendung und flott lief der Wagen auch so.
Bekanntes und weniger Bekanntes
Viele Arosa-Starter waren schon zum wiederholten Male dabei, was ein gutes Zeugnis für die Veranstaltung abgibt. Entsprechend kannten erfahrene Zuschauer auch manches der Autos, die den Berg hochfuhren.
Jedes Jahr kommen aber auch ein paar frische Fahrzeuge dazu, so etwa in der Demo-Klasse der BMW M3 mit den grossflächigen Bastos-Aufklebern.
Auch die beiden Renault Kleinwagen R5 und Clio waren erfreuliche Ergänzungen des Demo-Feldes.
Die am stärksten vertretene Marke war nicht ganz unerwartet Porsche, auch wenn der frühere Seriensieger Zumwinkel mit seinem Carrera 6 leider schon einige Jahre nicht mehr nach Langwies gekommen ist. Dafür waren die 911- und 356-Modelle in vielen Varianten vertreten und auch die Transaxle-Coupés 924/944 fehlten nicht.
Eine Augen- und Ohrenweide war natürlich der Ferrari 512M von 1971, ein Auto, das man eigentlich eher in Le Mans erwarten würde als an einem Bergrennen in den Bündner Alpen.
Neuer Rekord für Thomas Amweg
Einen neuen Streckenrekord konnte Thomas Amweg, Sohn des Schweizer Bergkönigs Fredi Amweg, auf seinem Martini-Formel-2-Wagen einfahren.
Nur gerade 4 Minuten und 6 Sekunden benötigte er für die 7.3 Kilometer lange Rennstrecke mit 76 Kurven und einer Höhendifferenz von 422 Metern. Das ergibt einen Schnitt von fast 110 km/h in der Stunde und dies trotz mehreren Spitzkehren und engen Passagen. Natürlich war ihm mit dieser Leistung der Sieg in der Klasse “Competition Formula" nicht mehr zu nehmen.
Roger Moser verlor mit seinem einige Jahre älteren Formel-2-Martini rund 20 Sekunden auf Amweg.
Ferrari 308 GTB fast so schnell wie die Formel-Autos
Den Siegerpokal in der Klasse “Competition” ging an Bruno Staub, der seinen Ferrari 308 GTB der Gruppe 4 fast so schnell den Hang hochtrieb wie die leichten Formel-Autos.
Seine Bestzeit betrug 4:33.67, war also gerade einmal gut 25 Sekunden langsamer als Amwegs schnellste Fahrt.
Platz 2 ging an Urs Beck, der im Schnitt pro Fahrt nur drei Sekunden auf Staub verlor, keine schlechte Leistung in einem Auto, das einige Jahre älter ist als der Ferrari.
Mit einem Ford Escort RS 2000 holte Bernhard Diego den dritten Rang.
Einmal mehr atemberaubend anzusehen waren die dreirädigen Morgan aus den Zwanzigerjahren, die es bezüglich Zeiten aber nachwievor mit deutlich jüngeren Konkurrenten aufnehmen können.
Schawalder als Gleichmässigkeitskönig
Einen La France aus dem Jahr 1917 den Berg von Langwies nach Arosa hochzuwuchen fordert den ganzen Mann. Da bleibt keine Zeit mehr, auf die Uhr zu schauen.
Und trotzdem schaffte es Ruedi Schwalder, zwei Läufe mit nur gerade 0,02 Sekunden Zeitdifferenz zu fahren. Er dürfte wohl von allen am meisten überrascht gewesen sein und wurde als Arosa-Vielstarter zum Sieger der Klasse “Arosa Classic Trophy” zum Sieger gekürt.
In der Klasse “Arosa Sport Trophy” siegte Andreas Portmann auf einem wild aussehenden Lancia Delta HF Integrale von 1995 mit einer Differenz von 0,04 zwischen den beiden gewählten Laufzeiten.
Zweiter wurde hier Reto Toscan auf einem Porsche 911 Carrera RS 3.0 IROC.
Dem Damenpreis erhielt Martina Garovi auf dem Lotus Elan S2, der mit ihrem Vater Schweizer Renngeschichte schrieb.
Mit 0,16 Sekunden Zeitdifferenz lag sie auf Platz 5 der Klasse “Arosa Classic Trophy”.
Und die Motorräder und die Taxis
Neben den Rennläufen, die am Samstag und Sonntag stattfanden, gab es am Freitag noch je zwei Trainingsläufe und am Donnerstag Abend einen Corso durch Arosa.
Zwischen den Rennfeldern beeindruckten jeweils die Motorradfahrer im Pulk das Publikum und wer selber einmal erfahren wollte, wie sich 7,3 Kilometer mit einem Rennfahrer an der Seite anfühlen, der konnte sich zum Beispiel zu Marcel Fässler oder Marco Werner in einen schnellen Audi setzen und seine Magennerven prüfen lassen.
Langeweile kam also kaum auf, zumal die Streckensprecher viele spannende Geschichten aus über 100 Jahren Rennsport zu erzählen wussten. Einzig diesen Platzregen, den hätte man am Schluss wirklich nicht gebraucht.
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