Viele Unterbrechungen bestimmten auch dieses Jahr wieder den Zeitplan der Arosa Classic Car. Ungereimtheiten am Funk führten ab und an gar zu unfreiwillig komischen Momenten. So etwa die Aufforderung der Rennleitung: "Das stehende Auto soll bitte wenden und bergauf zurückfahren." Leider stand es in dem kurzen Bergabstück, was natürlich falsch verstanden werden konnte. So wollte man den Fahrer erst wieder zum Start zurückschicken. Gemeint aber war bergauf Richtung Arosa weiterfahren. Oberstes Gebot: Niemals gegen die Rennrichtung fahren, ausser in Begleitung der Streckensicherung.
Gestartet wurde das Bergrennen wie bereits vor 20 Jahren in Langwies auf 1374 Metern über dem Meer, um nach 7,3 Kilometern und 76 Kurven das Ziel in Arosa auf 1738 Metern zu erreichen. Thomas Amweg, der Sohn des Bergkönigs Fredy Amweg, war auch im March 752 von Herbert Müller einmal mehr der Schnellste Mann. Amweg gewann bereits zum achten Mal in Arosa. So ist und bleibt der Gesamtzweite der Schweizer Bergmeisterschaft der "König von Arosa". Nach dem ersten Lauf in 4:20 Minuten meinte der 39-jährige Familienvater aus Ammerswil: "Da geht noch mehr, aber den Rekord von 4:06 Minuten werde ich mit diesem Auto nicht schlagen. Dafür ist auch die Strecke an einigen Stellen viel zu wellig."
Nach einer Zeit von 4:16 Minuten im zweiten Durchgang verbesserte Amweg die Bestzeit um weitere fünf Sekunden im dritten Lauf. In der Addition der drei schnellsten Läufe lag er damit mit 12:47 Minuten klar auf Platz 1. "Im vierten und letzten Lauf war ich im Nassen mit Slicks unterwegs." Spannend war der Kampf um Platz 2 in der Kategorie "Competition" zwischen Florian Feustel auf Porsche Carrera RSR und dem Einheimischen Roger Moser auf seinem BMW-Martini Mk 28. Letztem fehlten am Ende 1,5 Sekunden.
Einer, der in der Addition der drei schnellsten Läufe vermutlich auch noch die 14-Minuten-Marke geknackt hätte, musste am Samstag von der Comeptition- in die Demo-Klasse wechseln: Fabio Scherer. Der LMP2-Sieger der 24 Stunden von Le Mans 2023 entstieg am Freitag im Trainingslauf einem Flammenmeer. Sein Porsche Carrera RSR von 1974 erlitt in der Zielkurve einen Motorschaden, der das Auto in Brand setzte. Bis auf einen teuren Materialschaden ist aber nichts Schlimmeres passiert. Natürlich war der Schaden über Nacht nicht mehr reparabel, und so musste Scherer auf einen Carrera RS in die Demo-Klasse umsteigen, was ihm die Chance auf den Sieg nahm.
Bester in der Gleichmässigkeitsklasse war Oliver Philip Kreyden auf Alfa Romeo Giulietta. Der Muttenzer war um eine Tausendstelsekunde (!) präziser als der Zweitplatzierte Felix Lindenmüller auf Austin Healey 3000. Überhaupt ist es erstaunlich, wie gleichmässig diese beiden Felder die 7,3 Kilometer lange Strecke von Langwies nach Arosa zurücklegten: Bis einschliesslich Platz 30 wichen die zwei besten Zeiten bei keinem Fahrer um mehr als eine Sekunde voneinander ab.
Ähnlich knapp verhielt es sich in der Kategorie "Sport Trophy". Hier fuhr der Sieger, Sandro Rüegg auf Alfa Romeo Giulia, seine beiden besten Zeiten innerhalb von sieben Tausendstelsekunden. Platz 2 ging an Urs Rahm (Opel Kadett C, 52 Tausendstelsekunden); Dritter wurde Pius Erni (ebenfalls Opel Kadett C, 55 Tausendstelsekunden).
Porsche zeigte bei Passagierfahrten mit diversen aktuellen Autos, was in ihnen steckt – sofern der Fahrer so gut wie das Auto war. Eines der aufregendsten Fahrzeuge der rund 200 Teilnehmer war der unscheinbare Lotus Elan S4R aus dem Jahre 1969 von Edi Schorno. Mit nur 680 kg Lehrgewicht und 240 PS Leistung konnte man die Kraft der kleinen, aber genialen Chapman-Konstruktion förmlich sehen und spüren.
Das Wetter war, bis auf den letzten Lauf am Sonntag, so wie man es sich wünscht: sonnig, ohne Regen oder gar Schneefall, was es doch auch schon einmal gegeben hat.
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