Eigentlich wollte RM/Sotheby’s anlässlich des London-Brighton-Rennens am Wochenende des 31. Oktober 2020 eine klassische Versteigerung durchführen, doch nach Absage der Veranstaltung blieb nur die Flucht nach vorne.
RM entschied sich für eine Online-Versteigerung. 69 Fahrzeuge, darunter zwei Traktoren sowie ein Boot, kamen neben einigen Automobilia zwischen dem 26. und 31. Oktober 2020 unter den virtuellen Hammer.
Schlechtes Abschneiden von Jaguar, Aston und Porsche
Das Durchschnittsalter der Fahrzeuge lag bei jungen 42,5 Jahren, der gesamte Wert wurde auf £ 17,2 Millionen oder £ 249’167 pro Lot geschätzt. 16 Prozent der Fahrzeuge (11) wurden ohne Mindestgebot aufgerufen.
25 Auto-Marken waren vertreten, am stärksten Ferrari (mit 12 Wagen), Mercedes-Benz (8), Porsche (5), Jaguar (5) Aston Martin (5) und Maserati sowie Lamborghini mit je 4 Fahrzeugen.
Während Ferrari mit einer Verkaufsquote von 58 Prozent relativ gut abschnitt und Mercedes-Benz mit 88 Prozent sogar positiv überraschen konnte, lief es für Aston Martin, Jaguar und Porsche schlecht, denn nur gerade 20 Prozent (jeweils einer von fünf) Wagen konnte an einen neuen Besitzer vermittelt werden.
Am anderen Ende des Spektrums gibt es dann Marken wie AC, Jensen oder Renault, die nur mit einem Wagen angetreten waren.
Kein Herz für Einzelstücke
Auf das Abschneiden von zwei Fahrzeuge waren die Liebhaber rarer oder einmaliger Automobile besonders gespannt. Da war einmal das Jensen C-V8 Drophead Coupé von 1965. Es handelt sich hier um ein Einzelstück, das auf dem verlängerten Radstand des C-V8 Mk II aufgebaut wurde, aber nie in Serie ging. Der Wagen wurde dann als Einzelstück verkauft und hat überlebt.
Erwartet wurden für Chassis JM-EXP-108 £ 150’000 bis 180’000, mehr als £ 130’000 wollte aber niemand bieten. Der Wagen blieb unverkauft.
Der Lancia Fulvia HF Competizione wurde von Ghia am Genfer Autosalon 1969 gezeigt. Als Besonderheit verfügt er über ein ausfahrbares Leitblech auf dem Heck. Die keilförmige Karosserie, gestaltet von Tom Tjaarda, hatte nichts mit der normalen Fulvia gemein.
Als Estimate für das Einzelstück wurden £ 140’000 bis 180’000 angegeben, geboten aber wurde nur £ 110’000. Auch der Lancia blieb stehen.
Zu hoch gepokert mit dem E-Type?
Frühe E-Types sind besonders begehrt. Bei Chassis 860010 handelte es sich um den zehnten produzierten Serienwagen, damit also um ein Flat Floor 3,8-Liter Coupé von 1961. Der Wagen diente als Pressefahrzeug und wurde unter anderem von Fritz B. Busch damals für Auto Motor und Sport gefahren.
Jetzt sollte der bei JD Classics komplett restaurierte Wagen eindrückliche £ 395’000 bis 495’000 kosten, aber bei £ 315’000 ging den Interessenten die Luft aus. Der E-Type ging zurück.
Der erfolgreiche Rallye-Fiat
Erfolgreicher konnte sich der Fiat 131 Abarth Rally von 1980 in Szene setzen, gestützt auf einen Palmares, wie ihn nur wenige Rallyeautos vorweisen können. Walter Röhrl hatte mit Chassis 0388232 die Sanremo Rallye gewonnen im Jahr 1980. Der Ex-Werkswagen war vermutlich auch ausschlaggebend dafür, dass Röhrl für Fiat die Rallye Weltmeisterschaft gewinnen konnte in dem Jahr.
Nun kam der komplett restaurierte Wagen auf einen Verkaufspreis von £ 297’000.
Im Fahrwasser des Fiat 131 konnte auch ein Lancia Delta HF Integrale Evoluzione II von 1993 brillieren. Mit £ 84’700 überschritt der Verkaufspreis sogar noch den oberen Schätzwert.
Viele Superklassiker
Die 12 am teuersten eingeschätzten Klassiker blieben allesamt stehen, darunter der Ferrari F40 von Gerhard Berger (Höchstgebot £ 840’000), ein Porsche 356 Carrera 1500 GS Speedster von 1955 (£ 850’000), ein Porsche 911 Carrera RS 3.0 von 1974 (£ 750’000), ein Mercedes-Benz 300 S Roadster von 1953 (£ 450’000), ein Ferrari 330 GTC von 1968 (£ 350’000) und ein Lamborghini Countach LP400 S von 1979 (£ 375’000).
So wurde dann ein Restaurierungsobjekt zum teuersten Wagen der Versteigerung. Dabei handelte es sich um einen Aston Martin DB5 von 1965, der für £ 407’000 einen neuen Besitzer fand.
Viele weitere Superklassiker erreichten die Mindestpreise nicht, dazu gehörte auch der BMW Z8 von 2002, für den immerhin £ 220’000 geboten wurde, was dem Einlieferer aber offensichtlich nicht reichte.
Ob es der drohende Lockdown war, der die Bieter vorsichtig agieren liess, oder die hohen Mindestpreise, welche die Einlieferer wohl verlangt hatten, sei dahingestellt. Eine Verkaufsquote von nur 45 Prozent dürfte an der Ehre von RM/Sotheby’s kratzen und ein Gesamtumsatz von nicht einmal ganz £ 3 Millionen sicherlich eine grosse Enttäuschung gewesen sein.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | £ Est von | £ Est bis | £ HG | £ VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
118 | Lamborghini DL25 | 1956 | 25'000 | 40'000 | 19'000 | 22'800 | 27'132 | 25'308 | -29.85%
|
V |
119 | Lamborghini 2R | 1966 | 20'000 | 35'000 | 19'000 | 22'800 | 27'132 | 25'308 | -17.09%
|
V |
120 | Austin Mini Cooper Mk II | 1969 | 25'000 | 35'000 | 19'500 | 21'450 | 25'525 | 23'809 | -28.5%
|
V |
121 | Mercedes-Benz SL 55 AMG | 2005 | 25'000 | 30'000 | 19'500 | 21'450 | 25'525 | 23'809 | -22%
|
V |
122 | Renault Sport Spider | 1997 | 25'000 | 35'000 | 21'500 | 23'650 | 28'143 | 26'251 | -21.17%
|
V |
123 | Ferrari 612 Scaglietti | 2005 | 120'000 | 160'000 | 97'000 | 106'700 | 126'973 | 118'437 | -23.79%
|
V |
124 | Mercedes-Benz 600 Sedan | 1970 | 75'000 | 110'000 | 66'000 | 72'600 | 86'394 | 80'586 | -21.51%
|
V |
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