Das Prototyp Automuseum in Hamburg beschreibt sich selber als “Personen. Kraft. Wagen.” Hier will man kein verstaubtes Museum sein, sondern Geschichte erlebbar machen.
Viel Begeisterung
Man spürt sie sofort, die Begeisterung und Passion der Museumsmacher und der dahinterstehenden Gründer Oliver Schmidt und Thomas König. 2008 wurde das Museum in einem historischen Fabrikgebäude im Hafenquartier von Hamburg eröffnet.
Und seither besuchen jedes Jahr 50’000 Leute die übersichtliche Ausstellung.
Personen.
Begeht man die verschiedenen Ausstellungsräume, wird schnell klar, dass es hier nicht nur um Autos geht, sondern vor allem auch um die Menschen dahinter. Autokonstrukteure, Rennfahrer, Grafiker, Techniker begegnen einem auf Schritt und Tritt.
Liebevoll sind unzählige Vitrinen mit Erinnerungsstücken, Schriftwechseln und Fotos ausgestattet, um einem das Leben und Werk vielleicht wenig bekannter, aber umso interessanter Persönlichkeiten näherzubringen.
Kraft.
Die Geschichte des Automobils ist voller Herausforderungen, Erfolge und Tragödien. Im Museum werden sie erzählt, auf Fotos und in Form der Fahrzeuge greifbar gemacht. Alleine schon das Holzmodell, auf denen die Karosserien der Auto Union Rennwagen in den Dreissigerjahren geklopft wurden, lässt einen spüren, mit wieviel Kraft der Automobilbau früher zu tun hatte. Da gab es weder Presswerkzeuge noch Roboter, da war die Kraft des Karossiers gefragt.
Das Museum strotzt aber auch sonst nur so von Kraft, es macht Geschichte erlebbar und nachvollziehbar. In jedem Winkel und in jeder Ecke findet man Ausstellungsobjekte aus der Vergangenheit, da wird jeder Besucher zum Entdecker.
Wagen.
Natürlich stehen die Autos im Mittelpunkt, auch im Prototyp Museum. Aber es sind deutlich weniger, dafür besonders ausgesuchte Exemplare als in anderen Museen. Hier geht es nicht darum, die ganze Automobilgeschichte zu erzählen, sondern besondere Epochen und Geschichten zu beleuchten.
Es sind nicht nur Prototypen, also Einzelstücke oder Rennwagen, die ausgestellt sind, sondern vor allem auch besondere Rennwagen der Nachkriegszeit. Dass die Marke Porsche besonders präsent ist, hängt sicher mit der Sammlung von Schmidt und König zusammen, welche die Basis für das Museum bietet.
Es sind natürlich besonders die Einzelstücke, auf die das Auge des Kenners zuerst fällt. Etwa das Borgward Hansa 1500 Sportcoupé, der Berlin-Rom-Wagen, der die Basis für den Porsche 356 bildete oder der Jordan 191, mit dem Michael Schumacher seinen ersten Formel-1-Grand Prix fuhr und nur gerade 500 Meter weit kam damit.
Weniger spektakulär aber nicht minder interessant sind die verschiedenen Rekord- und Kleinstrennwagen, die einen Einblick in die Welt der Nachkriegsjahre ermöglichen und zeigen, mit welchen primitiven Mitteln man damals Rennsport betreiben musste.
Und man kann nahe heran an die Ausstellungsobjekte, denn es gibt keine Zäune und keine Bewegungsmelder, die einen daran hindern würden, sich einen Porsche Formel-1-Rennwagen aus den Sechzigerjahren oder den Rekordwagen von Petermax Müller genauestens zu betrachten.
Mehr als nur ruhende Autos
Man kann die Autos allerdings nicht nur ansehen, sondern auch akustisch geniessen. Dazu wurde eigens eine Audiobox eingerichtet, in der die Geräusche verschiedener Rennwagen vom 16-Zylinder-BRM bis zum Porsche 904 abrufbar sind. Bei vielen Exponaten laden kurze Filmsequenzen dazu ein, die Wagen auch in Fahrt zu sehen. Und in der gläsernen Werkstatt kann man dem Mechaniker bei der Arbeit zusehen. Man hat sich viel Mühe gegeben, die Autogeschichte multimedial aufzubereiten, das Museum in Hamburg ist auch in dieser Beziehung ein Prototyp für das ganze Genre.
Auf drei Ebenen
Das privat organisierte und selbstragend geführte Museum ist auf mehreren Ebenen angeordnet, die einerseits die Dauerausstellung, von der die Fotos in diesem Bericht stammen, beherbergen, andererseits den ein- bis zweimal pro Jahr dargebotenen Sonderausstellungen Platz bieten. Darüber hinaus gibt es Räumlichkeiten für Veranstaltungen und ein eigenes Kaffee.
Wer es eilig hat, kann in knapp 60 Minuten durch die Räume eilen, es seien aber schon des öfteren Leute beobachtet worden, die von morgens früh bis abends spät durch die Ausstellung tigerten, um ja nichts zu verpassen. Und eine gute Portion Zeit ist sicher nötig, will man beispielsweise die schönen Brett- und Geschicklichkeitsspiele aus dem Automobilumfeld nicht verpassen oder einen tieferen Blick in Motorenmodelle und Technikteile werfen.
Führung empfohlen
Die Exponate und Memorabilia sind kompetent und ausführlich beschriftet. Man kann sich das Museum also durchaus im Alleingang anschauen. Noch mehr profitiert man aber, wenn man das Vergnügen einer Führung geniessen kann. Es gibt derartig viele Facetten zu beleuchten, soviele Details zu erklären, dass z.B. Historiker Simon Braker die Geschichten der Fahrzeuge und Leute immer wieder auf neue Weisen erzählen kann, was nicht nur dem Besucher, sondern auch ihm grossen Spass bereitet.
Aussergewöhnliche Sonderausstellungen
Besonders stolz sind die Prototyp-Leute natürlich auf ihre Sonderausstellungen, die immer wieder spannende Fahrzeuge und Gesichter zusammenbringen. Die Wintersonderschau 2015/2016 ist beispielsweise dem Porsche 356 gewidmet und zeigt eine beindruckende Auswahl an frühen 356-Modellen, wie sie vielleicht noch nie auf so engem Raum zusammen zu sehen waren.
Weitere Informationen sowie Öffnungszeiten und Eintrittspreise (Erwachsene: Euro 10, Kinder Euro 4.50) finden sich auf der Website des Museums .