Gooding & Co lud anlässlich der Amelia Island Woche am 8. März 2019 zur alljährlichen Versteigerung ein. Trotz 89 Autos beliess man es bei einem Tag.
Mit einem Durchschnittsalter von gerade einmal 40 Jahren waren die Autos relativ jung, was vor allem an den 17 Neoklassikern, aber auch an 11 Youngtimern lag.
Porsche in Front
Es waren vor allem Sport- und Rennwagen von Porsche, die das Geschehen dominierten. 31 Porsche und ein Kremer-Porsche repräsentierten mehr als einen Drittel des Angebots.
Da nahm sich das Ferrari-Kontingent mit zehn Autos vergleichsweise kompakt aus, BMW war mit neun, Mercedes-Benz mit sieben Autos vertreten. Die übrigen 24 Marken kamen maximal auf drei Fahrzeuge, darunter auch längst verschwundene Hersteller wie Delahaye, Hudson, Kurtis oder Osca.
Zwei bekannte Rennwagen von Porsche
Gleich zweimal nahm der Kremer Porsche 962C von 1987 in Le Mans teil, nämlich 1987 und 1988. Dabei schauten ein 4. und ein 8. Platz heraus. Nun sollte Chassis CK6-87 für USD 1 bis 1,25 Millionen einen neuen Besitzer finden.
Geboten wurde aber etwas weniger, so dass der neue Besitzer inkl. Aufpreis/Kommission “nur” USD 1’022'500 (EUR 910’025 oder CHF 1’032’725) locker machen musste.
Deutlich wertvoller eingeschätzt war der Porsche 935 von 1979, der mit Chassis 930 990 0027 einer der letzten Kunden-935 war. USD 134’963.10 kostete der Wagen damals neu, jetzt waren USD 2,55 bis 3 Millionen gefragt.
Soviel wollte aber angesichts der relativ übersichtlichen Renngeschichte niemand bieten. So reichte das Höchstgebot von USD 2 Millionen nicht für einen erfolgreichen Verkauf.
Viele Strassen-Porsche
Herrlich vielseitig war das Sportwagenangebot aus Zuffenhausen, das Gooding zusammengestellt hatte. Da finden sich nicht nur ein 356 A Speedster oder diverse 911-Modelle, sondern auch ein 914, ein überaus rarer 924 Carrera GTS Clubsport sowie ein Porsche 968, also die letzte Inkarnation des Vierzlinder-Transaxle-Themas.
Die meisten dieser Autos liessen sich verkaufen, allerdings oft deutlich unter dem mittleren Estimate. Keinen Käufer fand der 356 A Speedster von 1958, mehr als USD 172’500 wollte kein Interessent bieten.
Ähnlich erging es den beiden Porsche 911 RS 2.7 von 1973, einmal in Leicht-, einmal in Touring-Konfiguration. Trotz Geboten von USD 800’000 und 380’000 blieben beide RS stehen.
Verkauft werden konnte dafür der Porsche 924 Carrera GTS Clubsport von 1981, allerdings lag selbst der Verkauftspreis von USD 164’200 (EUR 144’536, CHF 164’024) noch deutlich unter dem Schätzwert.
Die Überraschung mit dem Ding
Sie nennen den VW 181 in den USA VW “Thing”. Angeboten war ein Exemplar aus dem Jahr 1973 und es wurden USD 25’000 bis 35’000 erwartet.
Dies sahen die Bieter anders, sie jubelten den Wagen auf USD 48’000 hoch, was einen Verkaufspreis von USD 53’760 (EUR 47’846 oder CHF 54’298) bedeutete, vielleicht ein neuer Weltrekord.
Im Windschatten des VW 181 erreichte auch ein Fiat 600 Jolly von 1959 ein sehr gutes Resultat. USD 123’200 kostete der Strandwagen. Die warme Floridasonne hatte offenbar einen Einfluss auf das Kaufverhalten.
Interessantes BMW-Aufgebot
Von den zehn angebotenen BMW stammten vier aus den Siebzigerjahren, einer aus den Sechzigerjahren. Eigentlich hatte man erwartet, dass gerade der älteste Wagen, ein seltener 1800 Ti/SA von 1965 mit Chassisnummer 995197 einen hohen Preis erzielen würde.
Doch mehr als USD 70’000 wollte niemand bieten. Trotzdem wurde der Ti/SA für USD 78’400 (EUR 69’776 oder CHF 79’184) verkauft, zum halben Schätzwert!
Über das Ziel hinaus schoss hingegen einer der BMW 2002 tii von 1974, der für USD 56’000 (EUR 49’840 oder CHF 56’560) einen neuen Besitzer fand.
Die beiden M3 E30, einmal als Limousine von 1988 und dann als Cabrioletversion von 1991, konnten für je nicht ganz USD 100’000 veräussert werden.
Rarer Abarth
Mit dem Abarth 207/A von 1957 konnte man einen ganz frühen Rennsportwagen von Carlo Abarth kaufen. Das Design stammte von Giovanni Michelotti, die technische Basis wurde damals weitgehend von Cisitalia übernommen. Nur 10 Exemplare des 207/A entstanden, das angebotene Exemplar wurde unter anderem bei Rennen in Sebring, Watkins Glen und Road America eingesetzt.
Chassis 001 wurde auf USD 400’000 bis 500’000 eingeschätzt, aber für vergleichsweise günstige USD 362’500 an einen neuen Besitzer übergeben.
Der Kurtis Sports Car
Der Kurtis Sports Car ist hierzulande kaum bekannt. Kein Wunder, es wurden ja auch nur 16 Autos von Frank Kurtis gebaut. Chassis KB016 hat aber noch eine weitere Besonderheit aufzuweisen, es wurde nämlich im Film “Johnny Dark” eingesetzt, in welchem auch Tony Curtis (zufällige Namensähnlichkeit) auftrat. Restauriert wurde der Wagen vom Sohn Frank Kurtis, angetrieben wird das elegante Auto von einem Cadillac-V8-Motor. USD 275’000 bis 350’000 sind geschätzt, nicht zuviel für einen potentiellen Concours-Sieger, oder doch?
Jedenfalls konnte der neue Besitzer etwas günstiger zugreifen, USD 263’200 (EUR 234’248 oder CHF 265’832) reichten für den Kauf.
Ebenfalls aus den USA und ebenfalls interessant war der Hudson Commodore Eight als Convertible von Brougham aus dem Jahr 1949. 37 Prozent des mittleren Schätzwerts nur musste der neue Eigner bieten, was einen Kaufpreis von USD 51’520 (EUR 45’853 oder CHF 52’035) bedeutete.
Zweimal Packard - der Älteste und der Teuerste
Der angebotene Packard Twin Six 1-35 7-Passanger Touring von 1915 gehörte zu den ersten V12-Autos, die überhaupt gebaut wurden. Er sah auch ein wenig so aus, als sei er so alt, denn er wurde nie restauriert und hatte die Jahrzehnte auch nicht ganz spurlos überstanden. Immerhin war immer noch ein passender V12 installiert und vor einigen Jahrzehnten wurde er auch noch gefahren. Dies überzeugte die Interessenten allerdings nicht und so wurde der Packard für gerade USD 32’480 in eine neue Zukunft entlassen.
Deutlich teurer war allerdings ein anderer Packard, ein 734 Speedster Runabout von 1930. USD 1’765’000 (EUR 1’570’850, CHF 1’782’650) musste der neue Besitzer zahlen, womit das Auto zum Teuersten der Versteigerung wurde, knapp vor einem 85 Jahre jüngeren Porsche 918 Spyder, der für USD 1,49 Millionen verkauft wurde.
Viele günstige Autos
Bei fast einem Drittel der Fahrzeuge lag das Höchstgebot unter 60 % des mittleren Schätzwerts. Angesichts des hohen Anteils von Autos, die ohne Mindestpreis zugeschlagen wurden, wurden sie oftmals trotzdem zugeschlagen.
Wer sich zum Beispiel ein Budget von USD 40’000 bis 50’000 gesetzt hatte, konnte zwischen einem Porsche 968 von 1995, einem Porsche-Diesel Traktor von 1958, einem Ford LTD Country Squire Sation Wagon von 1974, einem Rolls-Royce Silver Cloud II Saloon von 1964 oder einem Mercedes-Benz 560 SL von 1989 auswählen. Da kann man doch nicht klagen!
Insgesamt dürfte David Gooding aber nicht ganz glücklich gewesen sein mit dem Ausgang der Versteigerung. Zwar wurden beispielweise ein Ferrari 275 GTS von 1965 für USD 1,325 Millionen und ein 250 GT Lusso für USD 1.226 Millionen verkauft, aber im Schnitt lagen die Höchstgebote an der Versteigerung auf vergleichsweise bescheidenen 77 Prozent des mittleren Schätzwerts.
Mit einem Gesamtumsatz von USD 22 Millionen wurde das angepeilte Volumen von USD 34 Millionen deutlich verfehlt. Und viele Einlieferer dürften über die erzielten Preise für ihre Wagen ziemlich unglücklich gewesen sein.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | USD Est von | USD Est bis | USD HG | USD VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
002 | Fiat 500 B Topolino | 1949 | 30'000 | 40'000 | 55'000 | 61'600 | 62'216 | 54'824 | +76%
|
V |
003 | Cadillac Sedan DeVille | 1971 | 20'000 | 30'000 | 12'000 | 13'440 | 13'574 | 11'961 | -46.24%
|
V |
004 | Porsche 930 Cabriolet | 1989 | 175'000 | 225'000 | 185'000 | 207'200 | 209'272 | 184'408 | +3.6%
|
V |
005 | Ford Shelby GT500 Convertible | 2014 | 40'000 | 50'000 | 52'000 | 58'240 | 58'822 | 51'833 | +29.42%
|
V |
006 | Mercedes-Benz 560 SEC | 1991 | 80'000 | 100'000 | 70'000 | 78'400 | 79'184 | 69'776 | -12.89%
|
V |
007 | Ferrari 512 BBi | 1982 | 275'000 | 350'000 | 230'000 | N | ||||
008 | BMW M3 | 1988 | 90'000 | 120'000 | 85'000 | 95'200 | 96'152 | 84'728 | -9.33%
|
V |
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