Am 2. Juli 2022 versteigerte das österreichische Auktionshaus Dorotheum einmal mehr klassische Fahrzeuge im Dorotheum Fahrzeug und Technik Zentrum Wien in Vösendorf.
Das Angebot war reichhaltig und umfasset 86 Fahrzeuge, darunter sechs Motorräder, aber auch ein Traktor und einige wenige Nutzfahrzeuge aus allen Altersgruppen.
Im Schnitt waren die Fahrzeuge 56 Jahre alt, der älteste Wagen stammte von 1907, der jüngste aus dem Jahr 2005. Zusammen wurden die Fahrzeuge auf insgesamt rund EUR 6 Millionen eingeschätzt. Mehr als ein Viertel der Fahrzeuge kam ohne Mindestpreis unter den Hammer.
Kreiskys Volkswagen als Überflieger
Es war besonders rar noch besonders gut erhalten, das gelbe VW Käfer 1303 Cabriolet aus dem Jahr 1975. Aber es war eben Ende der Siebzigerjahre vom ehemaligen österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky auf seinem Ferienwohnsitz in Mallorca gefahren worden. Und das machte in Wien einen Unterschied.
Anstatt der erwarteten EUR 30’000 bis 40’000 bot der Käufer EUR 74’000, womit das Käfer Cabriolet also für EUR 85’100 einen neuen Besitzer fand, der mehr als das Doppelte des Estimates zahlte.
Damit schlug sich der Volkswagen deutlich besser als sein sportlicher Bruder, der Porsche 911 S 2.2 Litre von 1971, der einst von Mitgliedern der Familie Porsche gefahren wurde. Für jenen wollte nämlich niemand die erwarteten EUR 190’000 bis 250’000 bezahlen und so ging der durchaus interessante silbergraue 911 (Höchstgebot EUR 150’000) zurück.
Verkauft werden konnte dagegen der BMW Z1 von 1989, der als Erstbesitzer den Prinzen Ernst August von Hannover hatte. Der Z1 war wenig gelaufen und in der seltenen Farbgebung “Fungelb” lackiert. Mit EUR 76’000 wurde allerdings der untere Schätzwert nur knapp übertroffen und der Wagen für schliesslich EUR 87’400 verkauft.
Mercedes-Benz vor Porsche
40 verschiedene Herstellermarken waren vertreten in Vösendorf, an der Spitze der Markenliste standen Mercedes-Benz (11 Fahrzeuge), Porsche (7), BMW und Jaguar (je 6) sowie Volkswagen (5).
Unter den Marken fanden sich aber auch längst fast vergessene Hersteller wie LaSalle, Rovin oder Barkas.
Carrera GT für über eine Million EUR
Als letzter Wagen kam nach rund 2,5 Stunden ein Porsche Carrera GT von 2005 aus österreichischem Erstbesitz mit nur 32’000 km auf dem Tacho unter den Hammer.
Der untere Schätzwert wurde mit einem Höchstgebot von EUR 900’000 knapp untertroffen, aber die Offerte reichte trotzdem für den Kauf zum Preis von EUR 1,035 Millionen.
Damit schlug sich der Porsche besser als andere jüngere Superklassiker, die keinen neuen Besitzer fanden. Der Ferrari F355 Spider mit Sechsganghandschaltung von 1997 war keinem Bieter mehr als ein Gebot von EUR 100’000 wert, der Porsche 964 Turbo 3.3 von 1991 kam nicht über EUR 120’000 (wurde aber nach der Auktion doch noch verkauft).
Rare Kleinstwagen
Einem Rovin D4 Type C begegnet man nicht jedem Tag. 13 PS stark und 85 km/h schnell war das Cabriolet, von dem zwischen 1950 und 1953 etwa 1200 Exemplare hergestellt wurden.
Der Rovin von Dorotheum trug die Chassisnummer C 2600 und wurde im Jahr 1953 erbaut. Offenbar wurde er tüchtig genutzt (Laufleistung 99’994 km), der Motor lief aber immer noch und der Wagen schien komplett. Er zeigte aber jede Menge Patina. Ein spannendes Projekt, das auf EUR 7000 bis 10’000 eingeschätzt und schliesslich für EUR 8740 verkauft wurde.
Zu den Kleinstwagen gehören auch die drei Goggomobil, die gleich fast das ganze Spektrum der damaligen Glas-Kleinwagen-Fertigung abbildeten. Die gängigeren und günstigeren Goggomobil T250 von 1958 und TS 250 Coupé von 1969 (vermutlich eines der letzten Coupés) konnten für EUR 9430 und 11’040 vermittelt werden, während der superseltene und aufwändig restaurierte Transporter TL 600 von 1956 anstatt der erhofften EUR 60’000 bis 80’000 nur bis EUR 42’000 kam und stehen blieb.
Zu den genannten Kleinen gesellt sich auch noch ein wenig gelaufener NSU Prinz II von 1958, der mit einem Schätzwert von EUR 12’000 bis 18’000 im Katalog stand, aber nicht über EUR 8800 kam und somit zurückging.
Vorkriegs-Raritäten
Mit 12 Autos war der Vorkriegsfahrzeug-Anteil vergleichsweise gross.
Ältester Wagen war ein De Dion-Bouton Type AU 8CV von 1907, der für EUR 55’200 ein neues Heim fand.
Unter den Fahrzeuge mit Jahrgang bis 1940 gab es aber auch einen eleganten S.S. Jaguar 100 2 1/2 Litre von 1937 zu kaufen, der allerdings bei Höchstgebot EUR 255’000 unter den (hohen) Erwartungen scheiterte.
Besser erging es drei BMW-Frühwerken. Für einen BMW DA3 Typ Wartburg von 1930 zahlte der Käufer EUR 57’500, für das 309 Kabriolett-Coupé von 1935 wurden EUR 31’050 investiert, aber die grosse Überraschung war ein in der Schweiz restauriertes BMW 327 Coupé von 1940, das anstatt der erwarteten EUR 110’000 bis 170’000 immerhin EUR 287’500 brachte, fast das Doppelte des mittleren Schätzwerts.
Ein Freund rustikaler Roadster kam beim MG J2 Midget von 1932 zum Zug, er zahlte EUR 29’900 für den sportlichen Vorkriegs-MG.
Mehr und weniger gefragte Brot-und-Butter-Autos
Autos, die früher den Strassenverkehr prägten, heute aber nur noch selten zu sehen sind, fanden sich zahlreich im Dorotheum-Angebot.
Gut in Szene setzen konnte sich ein Volkswagen 1200 L von 1981, der anstatt für EUR 8000 bis 12’000 für immerhin EUR 17’825 verkauft werden konnte.
Für einen Morris Minor 1000 von 1962 reichten dafür bereits EUR 6210 zum kaufen, während der Volvo P 122 S von 1970 für EUR 23’000 in eine neue Garage fand.
Etwas zu exotisch war offenbar vielen Bietern ein heute überaus seltener Simca 1100 LS von 1972 als Kombi, der einst an eine Wiener Kunstmöbel-Tischlerei ausgeliefert wurde. Der unrestaurierte und weniger als 40’000 km gelaufene Wagen wurde für EUR 7820 vermittelt.
Superklassiker mit wechselndem Erfolg
Im Angebot von Dorotheum gibt es eine ansehnliche Zahl an Superklassiker. Dominierend waren verschiedene Mercedes-SL-Modelle, unter anderem zwei 190 SL und zwei Pagoden.
Die beiden 190 SL fanden knapp über den Erwartungen in neue Hände, während einer der beiden Pagoden stehen blieb, die andere unter dem Estimate verkauft wurde.
Einen frühen Mercedes-Benz 600 von 1964 konnte man für EUR 80’500 erstehen, für einen Jaguar E-Type 4,2 Litre als 2+2-Coupé von 1967 reichten (nach einem zweiten Durchgang) EUR 52’900, für einen XK140 SE DHC von 1957 EUR 103’500.
Besser lief es jüngeren Autos. Immerhin EUR 155’250 wurden für einen Mercedes-Benz 500 E von 1991 mit AMG-6.0-Liter-Motor bezahlt, während der BMW M635 CSI von 1985 mit EUR 92’000 bewertet wurde.
Für einen der seltenen Sunbeam Tiger Mk II von 1967 zahlte der neue Besitzer EUR 92’000, während ein Bentley Mark VI von 1949 auf immerhin EUR 48’300 kam.
Zunächst sah es so aus, als ob ein Dino 246 GT von 1970, ein Wagen der frühen L-Serie mit Ferrari-Zertifikat, keinen neuen Besitzer kriegen würde, doch kurz nach Ende der Versteigerung konnte der Verkauf für EUR 350’000 verkündet werden. Auch der offene Fiat-Bruder Dino Spider von 1967 fand für EUR 94’300 in neue Hände.
Nicht verkauft werden konnte eine wenig gelaufene Chrysler Viper RT/10 von 1994, aber auch für den interessanten Iso Lele von 1974 wollte niemand genug bieten (er konnte aber nach Ende der Versteigerung doch noch vermittelt werden).
Mit einer Verkaufsquote von 86 Prozent (nach Nachverkäufen 88,5 %) konnte das Dorotheum-Team sicherlich zufrieden sein, zumal das durchschnittliche Höchstgebot mit 89 % nur wenig vom gemittelten Schätzwert abwick. Insgesamt wurden rund EUR 4,6 Millionen (nach Nachverkäufen 4,8 Millionen) eingespielt, ganz grosse Enttäuschungen blieben aus, obschon ein Käufer beim Rolls-Royce 20 HP Drophead Coupé von 1928 mit EUR 42’550 sicherlich sehr günstig zum Zuge kam.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
| Lot | Fahrzeug | Jahr | EUR Est von | EUR Est bis | EUR HG | EUR VP | CHF VP | % Est | S |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 01 | Steyr 30 Typ 45 Taxameter | 1930 | 5000 | 10'000 | 14'000 | 16'100 | 16'100 | +114.67%
|
V |
| 02 | Steyr Typ 80 (Jg. Ca.) | 1952 | 4000 | 6000 | 6000 | 6900 | 6900 | +38%
|
V |
| 03 | Hanomag Typ 20B leichter geländegängiger Einheits-PKW | 1940 | 25'000 | 35'000 | 40'000 | 46'000 | 46'000 | +53.33%
|
V |
| 04 | Mini Cooper | 1991 | 14'000 | 20'000 | 16'000 | 18'400 | 18'400 | +8.24%
|
V |
| 05 | Citroën 2CV6 Special | 1987 | 14'000 | 20'000 | 18'000 | 20'700 | 20'700 | +21.76%
|
V |
| 06 | Volkswagen 1200 L | 1981 | 8000 | 12'000 | 15'500 | 17'825 | 17'825 | +78.25%
|
V |
| 07 | HMW SL 50 (Jg. Ca.) | 1956 | 2000 | 3000 | 2000 | 2300 | 2300 | -8%
|
V |
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Alle Angaben ohne Gewähr
Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis





























































































































































































































































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