Das neue Auktionsjahr eröffnen traditionell die Versteigerungen von Scottsdale. Bonhams brachte am 27. Januar 2023 im Westin Kierland Resort & Spa ab 10 Uhr morgens 123 Automobile, einen Camping-Trailer und ein Vespa-Gespann sowie einige Tretautos unter den Hammer. Die Fahrzeuge wurden dabei auf einer grossen Bühne vorgefahren und von den erfahrenen Auktionatoren Maarten ten Holder und Rupert Banner versteigert.
Insgesamt repräsentierten die Fahrzeuge einen Wert von rund USD 35 Millionen. 84 Prozent der Fahrzeug-Lots konnten verkauft werden, im Schnitt für USD 241’167 (CHF/EUR 221’874). Im Mittel wurden 88 % des Schätzmittelwerts geboten. 59 Prozent der Wagen waren ohne Mindestpreis angeboten worden. Der Totalumsatz für die Fahrzeuge belief sich auf USD 30,4 Millionen (EUR/CHF 28 Millionen).
Porsche und die anderen
Im Schnitt waren die 126 Fahrzeuge 54 Jahre alt. Die Marken-Liste wurde klar von Porsche mit 27 Wagen angeführt, es folgten Aston Martin (10), Jaguar (8), Chrysler, Ferrari, Mercedes-Benz und Rolls-Royce mit je 6 Fahrzeugen.
Während Chrysler, Mercedes-Benz, Rolls-Royce und Aston Martin mit einer Verkaufsquote von 100 % brillieren konnten, wurden nur 71 % der Porsche, 50 % der Jaguar und gar nur 33 % der Ferrari verkauft.
An exotischen Marken mangelte es nicht, so waren u.a. Allard, Griffith, Minerva oder Osca im Katalog zu finden. Die Exoten schlugen sich im Mittel sogar besser als die grossen Marken nur zwei der 24 Fahrzeuge mit meist vergessenen Markennamen konnten nicht vermittelt werden.
Überraschung Simplex
Die grösse Überraschung der Versteigerung war sicherlich der Simplex 50 HP 5 Passenger Torpedo Tourer aus dem Jahr 1912, mit rund 110 Altersjahren gemeinsam mit einem Maxwell der älteste Wagen.
Mit USD 2,5 bis 3,5 Millionen war dieser von JM Quinby and Company eingekleidete Wagen hoch eingeschätzt worden, was sicherlich mit seiner Seltenheit und der Tatsache zu tun hatte, dass Harold Vanderbilt diesen offenen Tourer einst der in den USA sehr bekannten Multi-Sportlerin Eleonora Sears schenkte. Der Simplex entsprach damals wohl einem heutigen McLaren P1 oder Bugatti Chiron.
Die Kaufinteressenten lieferten sich einen lange erbitterten Kampf, der bei USD 1,5 Millionen begann und erst bei USD 4,4 Millionen endete. Somit fand der Simplex für USD 4,845 Millionen (EUR/CHF 4,457 Millionen) einen neuen Besitzer.
Der Maxwell Special Touring aus dem gleichen Jahr wurde übrigens für USD 28’000 (EUR/CHF 25’760) veräussert.
Weitere Vorkriegsfahrzeuge wurden mit Ausnahme eines Packard Twelve unter den Erwartungen oder gar nicht (BMW 327 Cabriolet, Invicta 4 1/2 Litre S-Type) verkauft.
Die John White Ramshead Collection
Lot 110 bis 123 waren Höhepunkte dieser Versteigerung. Sie stammten aus dem Besitz des verstorbenen John White, der von Kindesbeinen an ein Autoenthusiast gewesen war. Sein Geld verdiente White mit Büromaschinen, seine Passion aber galt dem amerikanischen Automobil. In seiner Ramshead Sammlung fanden sich viele rare und besondere US-Klassiker, einige davon waren Einzelstücke und fast alle hatten eine ganz besondere Geschichte zu erzählen, wie Donald Osborne in der Einführung der Sammlung ausführte.
Nicht alle diese Autos waren extrem wertvoll, aber gerade jene, die vielleicht nicht auf sechsstellige Preise kamen, hatten ihren besonderen Charme, so wie etwa der Ford Mainline Ranch Wagon von 1953 oder der Dodge Wayfarer Roadster von 1949.
Eines der Prunkstücke war ganz eindeutig der Chrysler Ghia Super Dart 400 von 1957, der für USD 819’000 (EUR/CHF 753’480) an einen neuen Enthusiasten ging.
Für das Chrysler Ghia GS-1 Coupé von 1954 wurden USD 802’500 (EUR/CHF 738’300) bezahlt, während der Chrysler Ghia L6.4 von 1962 auf USD 577’000 (EUR/CHF 530’840) kam.
Millionenwerte eher unter den Erwartungen
Neben dem Simplex, der seinen Schätzwert deutlich übertraf, konnten andere Millionenwerte weniger überzeugen.
Für den Maserati MC12 Corsa von 2006, ein praktisch ungefahrenes Exemplar, wurden USD 4,115 Millionen bezahlt gemäss Bonhams, allerdings lag der aus dem Höchstgebot errechnete Verkaufspreis etwas tiefer.
Der BMW 507 von 1958, ein Serie II Exemplar, wechselte für USD 2’067’500 (EUR/CHF 1’902’100) den Besitzer.
Für den Ferrari 275 GTS von 1965 mussten USD 1,59 Millionen (EUR/CHF 1’459’350) bezahlt werden.
Der Siata 208 S Spder von 1953 fand für USD 1,57 Millionen (EUR/CHF 1’446’700) in eine neue Garage.
Der Porsche Carrera GT von 2005 schliesslich wurde mit USD 1’033’500 (EUR/CH 950’820) bewertet.
Britische Traditionsklassiker mit gemischten Ergebnissen
Gross war der Anteil an Klassikern von der Insel. Zwei Aston Martin DB6 konnten ihre Schätzwerte deutlich hinter sich lassen, während andere Astons eher unter den Erwartungen verkauft wurden.
Alle Jaguar E-Type blieben stehen, während zwei der drei XK120 teurer vermittelt werden konnten als es ihr Schätzwert erwarten liess.
Die sechs Rolls fanden alle neue Besitzer, im Mittel waren die Höchstgebote fast auf dem Niveau des durchschnittlichen Schätzwerts.
Exoten stiessen auf wenig Interesse
Neben vielen Superklassikern gab es im Bonhams-Angebot auch einige ziemlich selten gehandelte Autos.
Der superseltene Griffith Series 600 als Coupé von 1967, einem Verläufer des Intermeccanica Italia und Torino wurde für nur USD 80’640 verkauft.
Der Allard J2X von 1952, den einst Masten Gregory besass, scheitere bei USD 360’000.
Günstig verkauft wurde auch der Mistral-Chevrolet von 1955. Die Barchetta-Karosserie stammt aus den USA und besteht aus Kunststoff, darunter findet sich ein Rohrrahmen und ein Chevrolet-Motor. Statt der geschätzten USD 90’000 bis 120’000 musste der Käufer nur USD 62’720 anlegen.
Für Amerikaner exotisch war sicherlich ach der Citroën CX 2400 aus dem Jahr 1977 in Pallas-Ausstattung. Die frühe Limousine mit klassischem Lupen-Tacho hätte allerdings vermutlich in Europa mehr als die erzielten USD 11’200 gebracht.
Ähnliches kann man auch von zwei Facel Vega Coupés sagen, die für USD 69’440 und 123’200 vermittelt wurden.
Und auch der Ford Anglia von 1966 erreichte mit USD 14’560 nur gerade die Hälfte des erwarteten Preisniveaus.
Da lief es für einen VW Karmann Ghia von 1961 deutlich besser, denn er wurde für USD 70’000 (EUR/CHF 64’400 verkauft. Und ein Piaggo Vespa 150 Super mit Seitenwagen kam auf USD 41’440 (EUR/CHF 38’125).
Richtig teuer verkauft werden konnte auch eine BMW Isetta 300 von 1957, die mit USD 84’000 (EUR/CHF 77’280) bewertet wurde.
Insgesamt aber zeigten sich die Verantwortlichen von Bonhams sehr zufrieden, schliesslich konnten vor allem die teureren Autos gut verkauft werden und ein Umsatz von über 30 Millionen erwirtschaftet werden.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | USD Est von | USD Est bis | USD HG | USD VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
101 | Piaggio Vespa 150 Super w/ Sidecar | 1968 | 10'000 | 20'000 | 37'000 | 41'440 | 38'124 | 38'124 | +176.27%
|
V |
102 | MG TF 1250 Roadster | 1955 | 25'000 | 35'000 | 19'000 | 21'280 | 19'577 | 19'577 | -29.07%
|
V |
103 | Porsche 911 'Type 993' Turbo Coupe | 1997 | 260'000 | 300'000 | 230'000 | N | ||||
104 | Dodge Viper GTS | 1996 | 80'000 | 120'000 | 87'500 | 98'000 | 90'160 | 90'160 | -2%
|
V |
105 | Porsche 928 | 1978 | 50'000 | 75'000 | 77'500 | 86'800 | 79'856 | 79'856 | +38.88%
|
V |
106 | Chrysler Imperial Series 80L Roadster | 1930 | 75'000 | 125'000 | 95'000 | 106'400 | 97'888 | 97'888 | +6.4%
|
V |
107 | Austin-Healey 100M Le Mans Conversion Roadster | 1955 | 70'000 | 100'000 | 60'000 | N |
Alle Angaben ohne Gewähr
Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis
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