134 Autos im Wert von fast USD 70 Millionen kamen am 24. August 2018 bei Bonhams im Quail Lodge in Carmel anlässlich der Pebble-Beach-Woche unter den Hammer. Im Schnitt wurden USD 505’000 erwartet, geboten wurden dann durchschnittlich USD 416’000, also etwa 82 Prozent vom Erwarteten. Verkauft werden konnten 109 Autos (80,7%), 26 blieben stehen. Die gute Verkaufsquote wurde auch durch den hohen Anteil von 53 Prozent “No Reserve”-Lots gestützt.
Porsche, Ferrari und Jaguar
Mit 25 Autos war Porsche mit Abstand die bestvertretene Marke. Es folgten Ferrari (15, inkl. 1 Dino) und Jaguar. Mit 8 MG, 3 Rolls-Royce, 3 Aston Martin und 2 Lagonda Fahrzeugen zeigte Bonhams die britischen Wurzeln des Versteigerungshauses.
An exotischen Marken fehlte es nicht, wie etwa Arnolt-Bristol, Horch, Minerva, Pierce-Arrow, Ruf, Siata, Stutz oder Veritas bewiesen.
Ferrari 250 GT SWB nicht verkauft
Der Star der Versteigerung, der Ferrari 250 GT SWB von 1962 mit Chassisnummer 3337GT fand trotz intensivem Bieterkampf und einem Höchstgebot von USD 8,7 Millionen keinen neuen Besitzer.
Offenbar hatte der Einlieferer des Wagens, der einst sogar David Cronenberg, dem Filmemacher hinter “The Fly” und anderen Hollywood-Streifen, gehörte, mehr erwartet. Einen Schätzwert hatte Bonhams offiziell nicht kommuniziert, aber es dürfte vermutlich eine Stelle mehr vor der Komma gewesen sein, als der Meistbietende bereit zu zahlen war.
Gemischte Ergebnisse für Vorkriegsfahrzeuge
Mit 25 Vorkriegsfahrzeugen hatte Bonhams einen beträchtlichen Anteil der Versteigerung den richtig alten Autos gewidmet. Diese schnitten unterschiedlich gut ab.
Während etwa für einen Packard 1-25 von 1916 oder einen Stutz Series K Bearcat von 1921 Preise deutlich über dem Schätzwert bezahlt wurden, schnitten andere Autos, etwa der Minerva Type AM von 1929 oder der Lincoln K Convertible von 1935 deutlich schlechter ab als erwartet und wurden in 40 Prozent aller Lots auch nicht verkauft.
Talbot Lago mit Saoutchik-Karosserie verkauft
1950 stand auf dem Saoutchik-Stand am Pariser Autosalon ein Talbot-Lago-R26-Coupé mit eleganter weiss-blauer Karosserie. Dieser Wagen mit der Chassis-Nummer 100238 hat überlebt und hat möglicherweise noch eine grosse Concours-Karriere vor sich, denn bisher wurde er nicht oft gesehen. Erstbesitzerin war die Schweizerin Yvonne Bozdogan-Brawand.
Der neue Besitzer, der USD 962’000 (EUR 827’320, CHF 952’380) und damit rund 30 Prozent weniger als erwartet bezahlte, dürfte sich glücklich schätzen, dieses einmalige Auto ergattert zu haben.
Risikoreiches E-Type-Festival
Mit sechs Jaguar E-Types, darunter zwei Coupés war die Auswahl beim gemäss Enzo Ferrari schönsten Autos der Welt reichhaltig. Interessant war sicherlich der unrestaurierte E-Type als Coupé von 1962, aber auch die zwei Serie 1 Roadster.
Mit Höchstgeboten, die etwa 14 Prozent unter dem mittleren Schätzwert lagen, zeigten sich die E-Types robust. Den höchsten Preis erzielte ein Jaguar E-Type Series I 3.8 Roadster von 1964 (Lot 10) mit einem Verkaufspreis von USD 235’200.
Zu den sechs Sechszylinder-E-Types gesellen sich noch drei XK 120/140 und ein Mark V Drophead Coupé von 1948, die ebenfalls alle verkauft wurden, wenn auch deutlich unter den Schätzwerten. Alle Jaguar-Fahrzeuge waren ohne Mindestpreis im Angebot.
Lotus als Schnäppchen
Nur selten taucht ein Lotus Formel Junior an einer Versteigerung auf. Umso interessanter war der Lotus 20/22 von 1961, der für nur USD 50’000 bis 80’000 angeboten wurde. Es fehlt ihm zwar eine einwandfrei nachvollziehbare Renngeschichte der ersten Jahre, aber er soll sich im rennfertigen Zustand befinden und sieht sicherlich hochinteressant aus.
Mit einem Verkaufspreis von USD 78’400 zog sich der Einsitzer gut aus der Affäre, hoffentlich sieht man ihn schon bald wieder auf der Rennstrecke.
Superklassiker mit unterschiedlichen Ergebnissen
Unter den Superklassikern konnte Bonhams unter anderem einen Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer von 1955 anbieten. Mit USD 1,875 Millionen erreichte der Wagen einen Verkaufspreis, der fast 25 Prozent über dem mittleren Schätzwert lag.
Der VW Typ 2 Samba mit 21 Fenstern von 1966 wurde zwar verkauft, aber er erzielte mit USD 100’800 nur gerade knapp halb so viel wie erwartet.
Die beiden Lancia Aurelia, ein Coupé von 1958 und ein B24 Spider America, konnten beide nicht verkauft werden, obschon die Höchstgebote mit USD 120’000 und 900’000 nicht komplett vom Schätzwert abwichen.
Ein Dino 246 GT von 1972 überflügelte seinen Schätzwert mit einem Verkaufspreis von USD 373’500 (EUR 321’210, CHF 369’765), während ein 512 BBI für USD 180’000 (EUR 154’800, CHF 178’200) rund 20 Prozent unter dem Estimate veräussert wurde. Beide Ferrari F355 Spider erzielten Preise deutlich unter dem Schätzwert.
Der Aston Martin DB4 von 1961 landete mit USD 434’000 ziemlich genau auf Ebene Estimate.
MG TC mit sensationellem Ergebnis
Normalerweise liegen gut erhaltenen MG TC bei USD 30’000 bis vielleicht 50’000.
Warum also konnte Lot 126, geschätzt auf USD 30’000 bis 40’000, einen Verkaufspreis von USD 112’000 (EUR 96’320, CHF110’880) erreichen? Vermutlich war es dem Umstand zu verdanken, dass der Wagen weitgehend original geblieben war, nur 28’000 Meilen zurückgelegt hatte und aus 51-jährigem Vorbesitz kam. Und natürlich spielte die Auktionsdynamik mit, denn wiederholen dürfte sich dieses Ergebnis kaum lassen, zumal die anderen drei TCs alle im üblichen Bereich landete, selbst wenn es sich um Specials oder Rennwagen handelte.
Alle Porsche bis auf drei verkauft
Von den 25 angebotenen Porsche, die Autos mit Jahrgängen zwischen 191955 und 1997 umfassten, konnten 22 verkauft werden. Keinen neuen Besitzer fanden ein Porsche 356 Pre-A Cabriolet von 1955 (Höchstgebot USD 250’000), der rare 356B Carrera 2 von 1963 (USD 580’000) und der 944 Turbo von 1986 (USD 58’000).
Die übrigen Autos gingen teilweise zu überraschenden Preisen an neue Besitzer über. So bezahlte der Meistbietende für einen violett-metallisierten 911 Carrera 4 (964) von 1991 mit 4830 Meilen auf dem Tacho USD 156’800 (geschätzt waren für Lot 81 USD 50’000 bis 75’000), ein 930 Turbo mit flacher Schnauze von 1989 erzielte USD 456’000 statt der geschätzten USD 200’000 bis 250’000.
Es geschah aber auch das Gegenteil. Der 911 GT2 Club Sport von 1996 wurde für USD 1,1 Millionen verkauft, erwartet waren USD 1,5 bis 2 Millionen. Ein 911 T 2.4 von 1973 wurde für günstige USD 58’800 in neue Hände überführt.
Insgesamt kann man aber von einem soliden Ergebnis mit auffälligen Ausschlägen nach unten und oben sprechen. Wie immer hingen die Resultate halt stark von den anwesenden Bietern und deren Interesse ab, anders sind die Preise wohl nicht zu erklären.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Umrechnung erfolgte zum Tageskurs (1 USD = 0.86 EUR, 1 USD = 0.99 CHF). Die Spalte “NoR” kennzeichnet ohne Mindestpreis angebotene Fahrzeuge mit “ja”. Alle Angaben ohne Gewähr.
Die Liste kann durch Klicken auf die Spaltenüberschriften nach Belieben sortiert werden.
Lot | Fahrzeug | Jahr | USD Est von | USD Est bis | USD HG | USD VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
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001 | Ford Mustang GT 289 Hardtop | 1966 | 20'000 | 25'000 | 24'000 | 26'880 | 26'611 | 23'116 | +19.47%
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V |
002 | Detroit Deluxe Special Midget Racecar (Jg. Ca.) | 1938 | 20'000 | 30'000 | 11'000 | 12'320 | 12'196 | 10'595 | -50.72%
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V |
003 | Mercedes-Benz 560 SL | 1989 | 45'000 | 65'000 | 40'000 | 44'800 | 44'352 | 38'528 | -18.55%
|
V |
004 | Chevrolet Bel Air Nomad Sport Wagon | 1956 | 55'000 | 75'000 | 56'000 | 62'720 | 62'092 | 53'939 | -3.51%
|
V |
005 | Aston Martin DBS Vantage | 1969 | 150'000 | 200'000 | 137'500 | 154'000 | 152'460 | 132'440 | -12%
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V |
006 | VW Typ 2 Samba 21 Window Bus | 1966 | 140'000 | 180'000 | 90'000 | 100'800 | 99'792 | 86'688 | -37%
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V |
007 | Dino 246 GT | 1972 | 275'000 | 350'000 | 335'000 | 373'500 | 369'765 | 321'210 | +19.52%
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V |
Spalte S = Status:
V = Verkauft, N = Nicht verkauft
Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt