Wenn drei Vauxhall, neun Land Rover, zwei Standard und vier Austin unter den Hammer kommen, dann muss es sich typischerweise um eine Versteigerung in Grossbritannien handeln. Bonhams schwang am 20. März 2021 in Bicester den Hammer über 99 Fahrzeuge von rund 50 Herstellern im Wert von insgesamt knapp £ 1,9 Millionen, nachdem immerhin fast ein Zehntel der Autos zurückgezogen worden waren.
Die Versteigerung wurde live mit Auktionator durchgeführt. Die Autos wurden, sofern sie funktionierten, vorgefahren und von zwei Moderatoren, die gerne mit Superlativen und lobenden Adjektiven hantierten, eingeführt. Dann ging das Wort an den Hammerschwinger, der mit schriftlichen Vorgeboten und Eingaben per Internet und Telefongespräch für Auktionsdynamik sorgte, was auch ohne Vorortpublikum ziemlich gut gelang.
Von den 99 Fahrzeugen, darunter ein Transportanhänger, konnten 81, also 82 % verkauft werden. Im Schnitt wurde 90% des mittleren Schätzwerts geboten, die Abweichungen waren aber auf Lotebene beträchtlich.
Der Breitbau-AMG-Mercedes
An den MPH-Versteigerungen kommen normalerweise eher günstigere Klassiker in den Verkauf, was durch den durchschnittlichen Schätzwert von rund £ 19’000 ja auch unterstrichen wurde. Zudem waren in Bicester auch viele Restaurierungsprojekte am Start, also nicht oder nur bedingt fahrbare Fahrzeuge.
Trotzdem wurde auch ein Mercedes-Benz 560 SEC AMG 6.0 Wide Body von 1989 angeboten, einer von nur etwa 26 produzierten Exemplaren, der als linksgelenktes Fahrzeuge sogar zur Auktion gefahren worden war.
Geschätzt waren £ 140’000 bis 180’000. Eröffnet wurde bei £ 80’000 und dann schraubten sich die Angebote bis £ 130’000 hoch, womit ein amerikanischer Telefonbieter schliesslich den schwarzen Breitbau-AMG für £ 146’250 (EUR 169’650 oder CHF 188’663) kaufen durfte.
Der Lotus Seven für den Concours
Nur wenige Lotus Seven haben in originaler Form überlebt, der im Werk gebaute Wagen der Serie 3 von 1969 allerdings gehörte zu diesen seltenen Exemplaren, wies er doch nicht nur eine sehr geringe Gesamtfahrleistung auf, er wurde auch noch äusserst originalgetreu restauriert und wirkte wie ein Neuwagen.
Trotzdem waren die erwarteten £ 23’000 bis 28’000 noch knapp zu hoch, geboten wurde schliesslich £ 22’000, was für den Zuschlag reichte und den Wagen samt Kommission/Aufpreis (+12,5 %) £ 24’750 (EUR 28’710 oder CHF 31’928) teuer machte.
Da schlug sich der Lotus Esprit V8 GT von 1998 allerdings noch deutlich besser, denn er wurde 40 % höher als erwartet zugeschlagen und damit £ 47’250 teuer.
Der dritte Lotus, ein umgebauter Elite von 1979, der mittels Rover-V8 zum sicherlich potenten Sportwagen konvertiert worden war, wurde für £ 11’812 unter den Erwartungen verkauft.
Überraschungen bei den Projekten
Fast 20 Projekt- und Restaurierungsfahrzeuge waren in Bicester im Angebot, darunter auch hochinteressante Autos wie der Jaguar XJC Prototyp von 1973, der schliesslich für £ 16’875 einen neuen Besitzer fand.
Auch ein fahrbarer, aber viel Liebe benötigender Triumph TR250 überflügelte die Erwartungen deutlich, als er für £ 15’750 an einen neuen Besitzer übergeben werden konnte.
Und ein Standard 9HP 111 Saloon von 1931, der vom Einlieferer mit Zustand “poor” beschrieben wurde, löste das 2,5-fache seines mittleren Schätzwerts und kam damit auf einen Verkaufspreis von £ 14’062.
Es gab aber auch Enttäuschungen bei den Restaurierungsprojekten, so zum Beispiel beim seltenen Humber Sceptre von 1976, der für nur £ 1462 verkauft wurde oder bei den beiden Lancia Aprilia von 1938, die für £ 2250 und £ 2925 in eine neue Garage fanden.
Zurückgezogene Museumsautos
Interessant für die Freunde skurriler Wagen wären sicherlich die diversen Museumsfahrzeuge, die Bonhams anbieten wollte, gewesen. So gab es darunter eine Replica des Mr. Bean Minis, ein nachgebautes Batmobile und einen VW Käfer im Herbie-Stil, aber auch den ETV, ein relativ junges Auto namens Extra Terrestrial Vehicle. Doch diese Fahrzeuge wurden “en block” zurückgezogen und nicht versteigert. Schade!
Drei Vauxhall 4/90
Gleich für drei Vauxhall 4/90 Limousinen, die allesamt aus der Sammlung eines “Gentleman and Racing Enthusiast” kamen, könnte während der über 4,5 Stunden dauernden Versteigerung geboten werden.
Während die beiden Strassenautos mit Jahrgang 1963 und 1968 deutlich höhere Preise als erwartet bezahlt wurden, kam die Werks-Rallye-Version, die 1963 an der Monte Carlo Rallye und im selben Jahr auch an der RAC-Rallye teilgenommen hatte, nicht auf die erwarteten £ 50’000 bis 60’000 und dies trotz über £ 100’000 Investitionen und eindrücklicher Dokumentation.
Mehr als £ 38’000 wollte kein Bieter zahlen, der Wagen blieb unverkauft als eines der wenigen Fahrzeugen der Sammlung.
Der Riley Kestrel Sprite als Limousine
Vorkriegslimousinen können selten auf viel Goodwill beim Auktionspublikum hoffen. Nichtsdestotrotz aber schaffte es ein Riley 12/4 Kestrel Sprite von 1936, seinen Schätzwert fast zu verdoppeln.
Der Käufer zahlte £ 18’000 für den interessant geformten Viertürer mit Vierzylindermotor und Vorwählgetriebe, der allerdings während einiger Jahre nicht mehr gefahren worden war.
Insgesamt war das Interesse an den angebotenen Fahrzeugen beträchtlich, die Verkaufspreise wichen teilweise aber beträchtlich von den Erwartungen ab. So kam der nachgemeldete Rolls-Royce Silver Shadow von 1971 nur auf £ 10’125, während ein London Taxi 2003 mit immerhin £ 14’625 bewertet wurde.
Sehr günstig verkauft wurde ein attraktiv aussehender Matra Murena 2.2 von 1983 mit Linkslenkung. Ein Gebot von gerade einmal £ 4600 reichte für den Zuschlag. Während bei manchen Angeboten ellenlange Bieterkämpfe stattfanden, reichte bei anderen Fahrzeugen ein einziges Angebot, wie jenes eines französischen Bieter, der einen halbfertiges Studebaker Commander Coupé als Rennwagen von 1956 für gerade einmal £ 5625 erstehen konnte.
Aber derartige Abweichungen gehören halt zum Geschäft.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | £ Est von | £ Est bis | £ HG | £ VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
002 | Riley 12/4 Kestrel Sprite | 1936 | 7000 | 10'000 | 16'000 | 18'000 | 23'220 | 20'880 | +111.76%
|
V |
003 | Vauxhall VX Four-Ninety | 1968 | 2000 | 3000 | 3500 | 3937 | 5078 | 4566 | +57.48%
|
V |
004 | Austin A35 | 1958 | 3000 | 5000 | 3200 | 3600 | 4644 | 4176 | -10%
|
V |
005 | Vauxhall VX Four-Ninety Saloon | 1963 | 2000 | 3000 | 6000 | 6750 | 8707 | 7829 | +170%
|
V |
006 | Triumph TR250 | 1968 | 5000 | 8000 | 14'000 | 15'750 | 20'317 | 18'270 | +142.31%
|
V |
007 | Jaguar XJC Prototype | 1973 | 8000 | 12'000 | 15'000 | 16'875 | 21'768 | 19'575 | +68.75%
|
V |
008 | Studebaker Commander Coupe Competition Project | 1956 | 10'000 | 15'000 | 5000 | 5625 | 7256 | 6525 | -55%
|
V |
Möchten Sie alle Auktions-Ergebnisse sehen?
Oder anmelden via soziale Netzwerke
Sie haben schon einen Login?
Alle Angaben ohne Gewähr
Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis