140 Automobile, darunter drei Miniaturfahrzeuge, versteigerte Bonhams am 7. Februar 2019 im Grand Palais von Paris anlässlich der Rétromobile-Woche. Der Gesamtwert der in einmaliger Umgebung präsentierten Fahrzeuge betrug knapp EUR 31,1 Millionen (CHF 35,2 Millionen), so dass pro Lot Gebote um EUR 222’332 (CHF 251’235) erwartet wurden.
So ganz wie erwartet lief die Auktion allerdings nicht ab, weil insbesondere teurere Fahrzeuge Mühe zeigten, die Bieterschaft zu begeistern. Am Schluss waren 68 Prozent der Autos verkauft, im Schnitt für EUR 120’105 (CHF 135’718). Der Totalumsatz betrug EUR 11.4 Millionen oder CHF 12,9 Millionen. Vor wenigen Jahren wäre dies noch ein Rekordumsatz gewesen.
Starker Vorkiegsanteil
Über ein Drittel der Fahrzeuge stammten aus der Vorkriegszeit, ganz junge Autos waren dagegen nur in kleiner Anzahl vertreten. 31 Prozent der Wagen wurden ohne Mindestpreis angeboten.
Immerhin 63 Marken waren im Grand Palais vertreten, grosse Konzentrationen waren mit Ausnahme von Mercedes-Benz (13 Autos) und Citroën (12) nicht vorhanden, dafür wurde manche fast vergessene Marke wie Darracq, FN, Hanomag, Hupmobile, Paige oder Sears wieder einmal gefeiert.
Die Vorkriegsepoche schlug sich allerdings unterdurchschnittlich in Paris, nur 58 Prozent der Autos mit Jahrgang bis 1939 konnten verkauft werden. Im Schnitt lagen die Gebote bei 75 Prozent des mittleren Schätzwerts, während das dieser Wert für das Gesamtangebot bei 77 Prozent lag.
Wertmässige Höhepunkte waren ein Bentley 6 1/2 Litre von 1928, der für EUR 1,15 Millionen verkauft wurde, und ein Mercedes-Benz 540K Cabriolet A von 1939, der dem neuen Besitzer EUR 1,58 Millionen wert war.
Hanomag Kommissbrot deutlich über den Erwartungen
Die Überraschung des über sechsstündigen Versteigerungsmarathon bei Bonhams in Paris war sicherlich der Hanomag 2/10 PS ‘Kommissbrot’ von 1928, geschätzt auf EUR 15’000 bis 20’000. Offenbar hatten Bieter aus Deutschland die feste Absicht, den kleinen “Volkswagen” wieder nach Deutschland zurückzuholen und so setzte ein erbitterter Kampf um den knapp 60 km/h schnellen Zweisitzer ein.
Erst bei EUR 51’000 gewann ein Interessent die Oberhand, EUR 58650 oder CHF 66’275 bezahlte er inklusive Aufpreis und Kommission für den Vorkriegskleinwagen, also über das Dreifache des erwarteten Werts.
Damit blieb er nicht der einzige kleine Wagen, der vom Publikum mit hohen Preisen geadelt wurde. Schon das erste Auto-Lot, ein Kinderauto im Stil des Bugatti 35 erzielte einen Verkaufspreis von EUR 13’800 und auch der moderne Fiat 500 Jollycar von 2015 wurde um rund einen Drittel höher zugeschlagen als erwartet.
100 Jahre Citroën bei Bonhams
Zum 100. Geburtstag von Citroën hatten die Bonhams-Spezialisten 12 Wagen mit dem Doppelwinkel zusammengetragen, die sich bis auf eine Ausnahme, nämlich ein DS19 Cabriolet von 1963) auch alle verkaufen liessen, wenn auch die Preise fast in allen Fällen unter den gesetzten Erwartungen lagen.
Aber wenn EUR 87’400 (CHF 98’762) für einen Citroën 2 CV Sahara von 1962 oder CHF 18’400 (EUR 20’792) für einen Citroën Ami 6 von 1963 bezahlt werden, kann man eigentlich nicht klagen. Zumal der Citroën DS19 von 1961 mit EUR 51’750 (CHF 58’478) sogar 50 Prozent über dem Schätzwert zugeschlagen wurde.
Mini-Auswahl zum 60. Geburtstag
Auch vier Minis hatte Bonhams zum 60. Geburtstag des britischen Winzlings im Grand Palais. Sie wurden alle ohne Mindestpreise angeboten, allzu viele Mini-Fans waren aber nicht zur richtigen Zeit im Bieterraum.
Jedenfalls landeten die Höchstgebote im Schnitt beim halben Schätzwert, so dass man einen Morris Mini Cooper Mk 1 von 1963 für EUR 18’400 (oder CHF 20’792) oder einen Austin Mini Countryman von 1963 für EUR 16’100 (oder CHF 18’193) kaufen konnte.
Dass selbst grosse Namen nicht für grosse Preise garantieren, bewies der Vanden Plas Princess 1100 Saloon von 1966, einst gefahren von Charles Aznavour.
Gerade einmal EUR 10’350 (CHF 11’696) reichten, um zum kleinen Schmuckstück aus berühmtem Vorbesitz zu kommen. Allerings wartet auf den Käufer doch noch einiges an Arbeit, möchte er mit dem Wagen zum Concours fahren.
Spezialkarosserien in schwierigem Fahrwasser
Bonhams brachte deutlich über ein Dutzend Spezialkarosserien nach Paris, nicht alle entsprachen offensichtlich dem Geschmack des Publikums.
Einige blieben gar unverkauft, etwa das Fiat 100-103 Derby Cabriolet von 1954 (Höchstgebot EUR 45’000), der OSCA 1600 GT als Maina Cabriolet von 1964 (EUR 130’000) oder das Delahaye 135MS ‘Alpin’ Coupé von Giulloré aus dem Jahr 1949 (EUR 140’000).
Andere hatten mehr Erfolg und fanden in eine neue Garage, wenn auch zu Preisen unter den Erwartungen, so etwas das Delahaye 135MS Coupé Ghia-Aigle von 1949 mit atemberaubender Linienführung, das für gerade einmal EUR 212’500 (CHF 240’125) gekauft werden konnte.
Günstig waren auch die beiden Rolls-Royce Silver Spirit Umbauten aus den Jahren 1984 und 1987 zu haben.
Nur ein Viertel der teuersten Wagen verkauft
Dass die Versteigerung deutlich weniger einspielte als erwartet, lag vor allem daran, dass gerade die teuersten Autos schlecht abschnitten.
