Am späteren Nachmittag des 24. Oktobers 2021 schwang Hervé Poulain einmal mehr zum ersten Mal wieder den Hammer an der Champs-Elysées in Paris vor Publikum, um insgesamt 95 Automobile zu versteigern. Die Fahrzeuge waren im Schnitt 48 Jahre alt und zusammen auf etwa EUR 8,5 Millionen geschätzt worden. Fast die Hälfte der Autos war ohne Mindestpreis angeboten, da konnte mancher Bieter auf ein Schnäppchen hoffen.
Fast drei Viertel verkauft
Mit einer Verkaufsquote von 72 Prozent gingen 68 Autos an neue Besitzer, 27 blieben stehen. Im Schnitt wurden 82 Prozent des mittleren Schätzwerts geboten, insgesamt wurde ein Umsatz von EUR 7 Millionen erzielt, was pro verkauftem Wagen EUR 103’097 ausmachte.
Citroën vor Mercedes
39 Marken kämpften um die Gunst der Bieter, den Löwenanteil nahmen Citroën (15 Autos), und Mercedes-Benz (10) sowie Alfa Romeo (7) und Jaguar (6) ein. Alle anderen Marken waren mit maximal einer Handvoll Fahrzeugen vertreten, exotische Anbieter wie Alvis, Buick, Hobbycar, Matra-Bonnet, Salmson oder Talbot mit nur mit einem Wagen.
Während die Autos von Citroën sehr gefragt waren, immerhin wurden 93 % verkauft, fehlte die Nachfrage nach Alfa Romeo, denn nur einer der sieben Wagen wurde veräussert. Die unterschiedlichen Interessen zeigten sich auch an der Höhe der Gebote, die bei Citroën im Schnitt 95 % des mittleren Estimates erreichten, bei Alfa romeo aber nur 65 %.
Umgebauter Daytona als Teuerster
EUR 475’600 liess sich der Käufer eines zum Spider umgebauten Ferrari 365 GTB/4 Daytona aus dem Jahr 1972 kosten.
Chassis 14995 war bei Richard Straman Classic Auto in Costa Mesa zum offenen Sportwagen konvertiert worden und hat bis heute gerade einmal 39’164 Meilen zurückgelegt. Im Jahr 2000 kam der Wagen nach langen US-Besitz in die Schweiz, bei Németh entstanden in der Folge Servicekosten von rund CHF 25’000. 2008 wurde der Wagen dann in Gstaad versteigert und ging nach Holland, um nachher noch zweimal verkauft zu werden.
Unterschiedlich gefragte Rallye-Autos
Der teuerste Wagen der Versteigerung wollte nicht etwa ein Maserati oder Ferrari sein, sondern ein Subaru. Dabei handelte es sich natürlich nicht um einen Impreza von der Stange, sondern den Prodrive Werksagen, der unter anderem von Ari Vatanen, Colin McRae und Richard Burns gefahren wurde. Chassis 93-004 war einer der ersten Gruppe-A-Werkswagen und entsprechend teuer sollte er mit einem Schätzwert von EUR 450’000 bis 650’000 werden.
Die Bieter zogen allerdings nicht mit, bereits bei enttäuschenden EUR 270’000 stoppten die Gebote. Unverkauft.
Komplett anders schnitt die Gruppe-B-Version des Citroën BX 4TC Evolution von 1986 ab. Hier lieferten sich ein Bieter im Internet einen erbitterten Kampf mit einem Telefonbieter, der erst bei EUR 350’000 endete, was einen Verkaufspreis von EUR 406’000 bedeutete und das Auto zum zweitteuersten Wagen der Versteigerung machte.
Auch der Nissan 240 RS Gruppe B von 1986 konnte über den Erwartungen für EUR 208’000 verkauft werden.
Dafür konnte die Werks-Alpine, eine A110 von 1973, nicht ganz brillieren. Der Wagen mit Chassis 18372 in Gruppe-4-Ausführung kam initial vor allem im Training zum Einsatz. Dank einer insgesamt trotzdem interessanten Geschichte wurden EUR 220’000 bis 280’000 erwartet, das Höchstgebot erreichte exakt den unteren Estimate, was einen Vekraufspreis von EUR 255’200 bedeutete.
Überraschend teurer Citroën C6
Die Überraschung des Nachmittags war sicherlich eine “Occasion”. Zwar hatte der Citroën C6 V6 HDI 240 Exclusive von 2012 bisher nur einen Besitzer und hat in seinem Leben bisher nur 19’076 km zurückgelegt, trotzdem überraschte der epische Bieterkampf um diesen Wagen.
EUR 27’840 zahlte der neue Besitzer schliesslich für die Diesel-Limousine, das Höchstgebot lag bei 240 % des mittleren Schätzwerts. Wer hätte so etwas erwartet?
Günstige Gelegenheiten
Es gab in Paris aber auch viele günstige Kaufgelegenheiten.
Einen Citroën 5 HP Typ C3 Trèfle von 1925 konnte man schon für EUR 7540 heimnehmen, ein Alfa Romeo 2000 Spider Touring von 1960 wechselten den Besitzer für EUR 34’800.
Eine Renault-Alpine A610 von 1991 gab’s bereits für EUR 29’000, ein seltenes Nash Healey Le Mans Coupé von 1953 für niedrige EUR 55’680.
Ein Mercedes-Benz 300 SE Coupé von 1963 wurd efür nur EUR 46’400 verkauft, einen Porsche 911 3,2 Liter Jubilé von 1989 konnte für EUR 63’800 ersteigert werden.
Und auch die bezahlten EUR 34’800 für einen der seltenen Matra-Bonnet Djet V von 1965 mit Chassis MB8-10025 und bekannter Geschichte lagen doch deutlich unter dem Schätzwert.
Superklassiker mit gemischten Ergebnissen
Unterschiedlich gefragt waren auch die Superklassiker, die fast die Hälfte des Angebots ausmachten.
Für einen Aston Martin DB6 von 1967 wurden EUR 255’200 und damit mehr als erwartet bezahlt, während etwa ein Jaguar E-Type Cabriolet mit 4,2-Liter-Maschine von 1968 nur knapp über den halben Schätzwert kam und stehen blieb.
Auch ein Alfa Romeo Montreal, ein Austin-Healey 3000 oder eine Mercedes-Benz 230 SL Pagode von 1967 kamen nicht auf Gebote, die einen Verkauf erlaubten.
Besser, zumindest im Vergleich zum Schätzwert, schnitten andere Superklassiker ab, etwa ein Citroën SM von 1971 mit Vergasermotor (EUR 32’480), ein Mercedes-Benz 190 SL von 1957 (EUR 104’400) oder ein Facel Vega HK500 von 1959 (EUR 146’160).
Für einen Aston Martin DB4 von 1960 wurden EUR 382’800 bezahlt, ein Lamborghini Espda 400 GT von 1975 kam auf EUR 92’800.
Besondere Raritäten
Den Hobbycar B612 kennt vermutlich nicht jeder. Es handelt sich um ein geländegängiges Cabriolet mit vier Sitzen und vier Rädern, das an Land von einem Peugeot Diesel-1,9-Liter angetrieben wird, im Wasser aber via Hydrojets vorwärtskommt. Nur etwa 60 dieser Fahrzeuge wurden gebaut, der angebotene Wagen aus dem Jahr 2002 sollte EUR 30’000 bis 40’000 kosten.
Es wurden dann EUR 29’000 daraus.
Selten war auch der Talbot T14 America Barquette von 1958, bei dem es sich um eine interessante Rekonstruktion handelt, die an die Autos erinnert, die in Le Mans fuhren. EUR 80’000 bis 110’000 wurden hier geschätzt, mehr als EUR 60’000 wollte aber niemand bieten. Unverkauft.
Mit einer etwas sperrigen Bezeichnung kam ein De Dion Bouton Vis-à-Vis Type L recarrossé en cabriolet 2 places aus dem Jahr 1902 daher. Dies lag daran, dass die Karosserie einmal geändert hat. Jetzt verlangte dieses Projekt sicherlich nach einem sehr enthusiastischen neuen Besitzer, der etwa EUR 30’000 bis 50’000 für die Restaurierungsbasis anlegen sollte. Mit einem Verkaufspreis von EUR 34’800 erfüllte der De Dion das Soll knapp.
Das Team um Hervé Poulain durfte mit dem Ergebnis von Paris zufrieden sein, war blieben immerhin 26 Autos unverkauft, die übrigen aber erzielten gute Preise, so dass sich der Gesamtumsatz nur 18 Prozent unter den Erwartungen aufsummierte.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
| Lot | Fahrzeug | Jahr | EUR Est von | EUR Est bis | EUR HG | EUR VP | CHF VP | % Est | S |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 01 | Citroën Méhari | 1969 | 6000 | 10'000 | 10'000 | 11'600 | 12'412 | +45%
|
V |
| 02 | Citroën DS20 Pallas | 1971 | 10'000 | 15'000 | 9000 | 10'440 | 11'170 | -16.48%
|
V |
| 03 | Citroën SM Carburateurs | 1971 | 20'000 | 30'000 | 28'000 | 32'480 | 34'753 | +29.92%
|
V |
| 04 | Citroën Traction 11BL | 1951 | 7000 | 10'000 | 7000 | 8120 | 8688 | -4.47%
|
V |
| 05 | Citroën 5HP Type C3 "Trèfle" | 1925 | 10'000 | 15'000 | 6500 | 7540 | 8067 | -39.68%
|
V |
| 06 | Citroën B14 F Torpédo | 1926 | 5000 | 8000 | 5000 | 5800 | 6206 | -10.77%
|
V |
| 07 | Citroën Rosalie 8A Berline Luxe | 1933 | 7000 | 10'000 | 6500 | 7540 | 8067 | -11.29%
|
V |
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Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis







































































































































































































































































































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